Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 29 -



Jules Verne Zitate sind wie gewohnt in blau dargestellt.


Beispielbuch:




Buch oben: © 1984 Pawlak Taschenbuchverlag, Berlin, Herrsching; Nachdruck mit Genehmigung des Verlages A. Hartleben, Wien. Druck gemeinsam mit Erzählung Frritt - Flacc! ISBN 3-8224-1052-7, Pawlaks Collection Verne Band 52 (CF /2901/)

/1/ ebenda, Zitat Seite 120

/2/ ebenda, Zitat Seite 47

/3/ Ein Lotterie-Loos bei A. Hartleben's Verlag Wien, Pest, Leipzig 1888; 192 Seiten; Bekannte und unbekannte Welten Band 51 – CF /2902/

/4/ Goldene Bibliothek der Bildung und des Wissens, Buch: Kulturgeschichte der Neuzeit; Bilz Verlag Leipzig 1905; Bildzitat von Seite 101, Norwegisches Mädchen im Brautstaat.

/5/ Verne / Hetzel / Mace: Magasin d'Éducation et de Récréation Band 43 – 1. Halbjahr 1886; Bildzitat von Seite 3 (CF /6605/)

/6/ Un billet de loterie. (Le numéro 9672) bei Pierre-Jules Hetzel in Paris, 11.11.1886; Bildzitat zwischen Seite 24 und 25; CF /2903/

/7/ HETZEL Katalog 1887 / Etrennes 1887 J. Hetzel Editeurs; 12 Seiten; Bildzitat von Seite 7 (Ausschnitt); CF /7204/. Hintergrund: Die Erstauflage in Frankreich war zwar wie ganz oben genannt von 1886, diese war aber kleinformatig und unillustriert. Hier wird Werbung für die verstärkt 1887 zu verkaufende vollillustrierte Version gemacht. Siehe dazu auch mein Buch /6/.

/8/ Zeitgenössische Postkarte aus Norwegen "Brevkort fra Norge" Tinfos - Telemarken um 1905; CF /21403/






Ein Lotterie-Loos, auch: Ein Lotterie-Los oder Ein Lotterielos (1886)

deutschsprachige VersionHuldaDie Originalausgabe erschien am 4. November 1886 unter dem Titel Un billet de loterie. (Le numéro 9672) bei Pierre-Jules Hetzel in Paris, gemeinsam mit der Kurzerzählung Frritt-Flacc. Der Roman Ein Lotterie-Los entstand in einer Phase des Lebens Vernes, die auf Rückbesinnung, Anlehnung an Vorbilder aus der Romanwelt seiner Favoriten oder Schilderung historischer Ereignisse und geographischer Gegebenheiten beruhte. Seine vorangegangene jahrelang auf Hochtouren arbeitende Produktivität hatte Spuren hinterlassen. Der vorliegende Roman liest sich wie eine ausgeschmückte Reisebeschreibung mit einem geschickt eingewobenen spannungsgeladenen Handlungsfaden. Dieser beginnt leider erst sehr spät und das Thema gebende Lotterielos kommt erst in der Mitte des Romans zum ersten Male zur Sprache. Wie im Roman zu lesen ist, konnte der Autor auch auf eigene Erlebnisse vom Ort der Handlung zurückgreifen. Damit hatte er eine gute Basis, alle Details umfangreich zu beschreiben ... Vielleicht ein besonderer Genuss für Skandinavienfreunde. Oben links ein deutschsprachiges Frontispiz von 1888 /3/ rechts die weibliche Hauptakteurin Hulda auf einer Chromotypografie, die leider damals nur in Frankreich zum Buschschmuck gehörte /6/.

Wir machen gemeinsam mit dem Autor eine gedankliche Reise nach Norwegen, in die Region Telemarken (siehe dazu das Postkartenmotiv weiter unten links). Hier lernen wir die rührige Witwe Frau Hansen kennen, die gemeinsam mit ihren Kinder Hulda und Joël eine Gastwirtschaft im Bergland bewirtschaftet. Während die junge Hulda der Mutter zur Hand geht, verdingt sich Joël als Berg- und Reiseführer für Touristen. Als wir in die Geschichte eindringen ist Hulda voller Hoffnung: Wartet sie doch auf die Rückkehr des Fischers Ole Kamp, ihrem Verlobten. Nach einer erfolgreichen Fischereikampagne vor Neufundland soll bei der Rückkehr Hochzeit der Beiden sein. Voller Spannung erwartet sie die spärlich eintreffende Post, aber demnächst ist ihr Ole ja wieder zurück!

TelemarkenBild links: Die malerische Region Telemarken, hier der Wasserfall von Tinfos /8/

In die ländliche Idylle dringt ein Gast ein, der sich völlig unfreundlich benimmt. Ein Herr Sandgoist, der zur Verwunderung der Kinder in der Lage ist, auf ihre Mutter Druck auszuüben. Welches Geheimnis verbindet die Beiden? Aber die Mutter schweigt (Bild weiter unten im Text links: Hulda und ihre Mutter /5/)

Inzwischen laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren (siehe unten „Hulda als Braut“), denn die Ankunft des Viken, dem Schiff Oles, steht unmittelbar bevor. Aber Tag um Tag vergeht, der Viken ist immer noch nicht zurück im heimatlichen Hafen. Hulda wird zunehmend ängstlicher und trauriger. Kommt Ole nicht wieder zurück?

Illustration aus dem Magasin4Um seine Schwester abzulenken, nimmt Joël sie mit auf eine Tour, die ihn zu einem Touristen führen soll. Unterwegs an einem großen Wasserfall retten sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens einen Mann, dem der Absturz in die tosende Tiefe drohte. Es ist der liebenswerte Professor der Rechtswissenschaft und Abgeordneter des Storthing (norwegisches Abgeordnetenhaus) Sylvius Hog. Dieser wird verletzt in das Gasthaus der Mutter gebracht, wobei sich herausstellt, dass Hog eigentlich auch das Ziel der Kinder war. Voller Dankbarkeit für seine Retter nimmt er sich, nachdem er die missliche Lage Huldas erkannt hat, der Nachforschung des Verbleibs von Ole an. Ergebnis intensivster Suche ist eine Flaschenpost, die ein Däne aus dem Wasser gefischt hat. Der Inhalt ist ein Lotterielos mit der Nummer 9672, auf dessen Rückseite vermerkt ist: „3. Mai – Teuerste Hulda! Der >Viken< ist im versinken! Mein ganzes Vermögen besteht nur in diesem Lotterielos. Ich kann es nur Gott anvertrauen, um es dir zukommen zu lassen, und da ich nicht mehr dabei sein kann, bitte ich dich, der Ziehung beizuwohnen. Nimm es hin mit meinem letzten Lebewohl an Dich! ... Vergiß mich nicht in Deinen Gebeten, meine Hulda ...! Leb' wohl, geliebte Braut, Gott sei mit Dir! - Ole Kamp“ /1/ Diese niederschmetternde Nachricht wirft Hulda auf das Krankenbett.

q7204 Katalog Hetzel 1887Bild links: Werbung für das Buch aus dem Hetzel-Katalog 1887 /7/

Durch die Publikation der Geschichte in den Tageszeitungen der „ganzen“ Welt wird jetzt aber eine Lawine von Angeboten losgetreten: Ein Los mit diesem schicksalshaften Weg muss Gewinnchancen haben! Kaufangebote überhäufen sich. Hulda bleibt standhaft. Es ist für sie kein Los, es ist Oles letzte Nachricht. Da tritt Sandgoist mit der Forderung zur Übergabe des Loses auf. Inzwischen ist er als Wucherer demaskiert, denn er hat die Mutter Huldas durch Schuldscheine auf ihr Haus in der Hand. Um den Familienbesitz zu retten löst Hulda die Schuld durch das Los aus.

Aber Sandgoist will nicht in der Lotterie gewinnen. Diese Chance ist ihm zu gering. Er will das Los meistbietend verkaufen. Aber die Öffentlichkeit ist so erbost über dieses Ansinnen, dass Angebote ausbleiben.

Schließlich ist der Tag der Verlosung. Dem letzten Wunsche Oles folgend, nehmen die Geschwister an der Verlosung in Begleitung Sylvius Hogs teil. Mit der Zunahme der Gewinnsummen steigt auch die Spannung zunehmend. Als der höchste Gewinn verlost wird, gewinnt die Nummer 9672! Sollte Sandgoist doch gewonnen haben? - Da tritt Ole Kamp mit dem Los in der Hand vor, um seinen Gewinn einzulösen. Hulda bricht zusammen.

BrautschmuckWas war passiert? Sylvius Suchaktion war doch noch erfolgreich verlaufen. Ole konnte sich auf einen Eisberg retten. Nachdem der dankbare Sylvius vorher dem Wucherer das Los abkaufen konnte stand jetzt dem Glück der jungen Brautleute nichts mehr im Wege ...

Bild im Text rechts: In meinen Buchbeständen habe ich eine alte Fotografie gefunden (Quelle /4/ links), die Hulda als Braut darstellen könnte. Wenn dieses Mädchen noch lange Haare hätte, würde es sich fast um ein Bild von Hulda handeln können: „So sieht man z.B. stets wieder das goldgestickte Leibchen, den Sammetgürtel, ....die goldene Halskette und die Brautkrone – jene berühmte skandinavische Krone, die in der besten Truhe sorgsam aufbewahrt wird, eine prächtige, vergoldete Papparbeit von ziemlicher Höhe, welche dicht mit Sternen besetzt und mit Blätterschmuck verziert ist...“/2/

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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus.

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© Andreas Fehrmann 10/2000, letzte Aktualisierung 12. Febr. 2021