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Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

 Band VE 14: Der Kurier des Zaren – Detailseite 1: Fiktives Interview-


Da meine Seite über Jules Verne vor allem auch unterhalten soll, habe ich nachfolgend einen etwas ungewöhnlichen Ansatz gewählt. Warum nicht auch einmal spielerisch an das Thema herangehen? So folgte ich einer Anregung von Clemens Birkert aus Stuttgart, der im Rahmen einer Belegarbeit im Jahre 2001 den nachfolgenden Text schuf.

Er ließ die im Roman agierenden Reportern Alcide Jolivet und Harry Blount noch nachträglich ein Interview mit Strogoff durchführen, welches in dieser Form im Roman nicht existiert. Da Clemens' Interview phantasiereich viele Details des Romans wiedergibt, möchte ich ihn hier zitieren:

Jolivet: Bonjour Monsieur Strogoff, haben sie vielleicht etwas Zeit für uns? Mister Blount und ich arbeiten zusammen an einem Bericht für unsere Zeitungen mit dem Titel: Der Kurier des Zaren, der Retter Russlands. Sind sie bereit einige Fragen zu beantworten?

Strogoff: Aber natürlich, fangen sie an.

Blount: Zuerst die wichtigste Frage: Wieso haben sie so viele Strapazen auf sich genommen und ihren Kopf riskiert um den Großfürsten und damit Irkutsk zu retten?

Strogoff: Als Kurier des Zaren sehe ich es als meine Pflicht an, dem Zaren und vor allem Russland zu dienen. Ich könnte nie so ein erbärmlicher Vaterlandsverräter werden wie Iwan Ogareff.

Jolivet: Was für ein Mann! Das ist die richtige Einstellung Monsieur Stro...

Blount: Mister Jolivet, könnten wir bitte mit dem Interview fortfahren!

Jolivet: Jawohl. - Monsieur Strogoff, was war denn ihre Belohnung für diese äußerst tapfere und mutige Tat?

Strogoff: Naja, ich erhielt eine Schatulle mit dem Großkreuz des Heiligen Georgs und eine Beförderung, was natürlich total übertrieben war für eine so selbstverständliche Aktion.

Jolivet: Wie bescheiden sie doch s....

Blount: Bitte, sie können sich nachher ihre Autogrammkarte holen, aber zuerst gilt es diesen Bericht fertig zu stellen.

Jolivet: D'accord!

Die Journalisten bei NLBlount: So, Mister Strogoff, ich hörte, sie haben ihre mutige Begleiterin Nadja Wassili in Irkutsk geheiratet, is that right?

Strogoff: Ja, das ist richtig. Während unserer Reise kamen wir uns immer näher, ich denke das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Jolivet: Welche Situation kam ihnen am ausweglosesten vor?

Strogoff: Tja, das war wohl als wir zu dritt versuchten den Fluss Irtytsch zu überqueren. Ein Lanzenstoß durchbohrte unseren Jemschik (Kutschenfahrer) und ich wurde ins Wasser gestoßen. Ich hatte furchtbare Angst um Nadja, die den Tataren total ausgeliefert war. Man hört nicht gerade Gutes darüber, was Tataren mit hilflosen Frauen anstellen.

Blount: Und wie kamen sie aus dem Fluss wieder heraus, sie waren doch nicht bei Besinnung, not?

Strogoff: Ich hatte wirklich einen guten Schutzengel. Dann wurde ich väterlich von einem armen hilfsbereiten Bauern versorgt, der keine Mühe scheute um mich wieder auf die Beine zu bringen – was mich jedoch drei Tage kostete. Ein großer Vorsprung für den Verräter Iwan Ogareff.

Blount: Ich hätte noch gern gewusst, was in ihnen vorging, als sie ihre eigene Mutter verleugnen mussten, um unentdeckt zu bleiben.

Strogoff: Oh, das war fürchterlich für mich! Endlich sah ich meine Mutter nach langer Zeit wieder und dann durfte ich sie nicht einmal mehr umarmen. Aber Befehl ist Befehl.

Jolivet: Sie sind ein wahrer Held, ich glaube das....

Blount: Wie hielten sie es aus, sich so demütigen zu lassen indem sie einen Schlag mit der Peitsche nicht erwiderten?

Strogoff: Das war beinahe so schlimm, wie die Begegnung mit meiner Mutter. Was in mir vorging möchte ich an dieser Stelle jetzt nicht preisgeben.

Jolivet: C'est bon, das akzeptieren wir natürlich vollkommen.

Blount: Zum Schluss noch eine Frage: Wie stellen sie sich ihre Zukunft mit ihrer Frau Nadja vor? Bleiben sie in Moskau oder kehren sie nach Irkutsk zurück?

Jolivet: Ja, das würde mich auch interessieren!

Strogoff: Wahrscheinlich werden wir in Moskau bleiben und nie wieder eine Tarantaß besteigen. Ein gemütliches Heim und ein paar Kinder wäre unser Traum. Aber selbstverständlich werde ich weiter als Kurier des Zaren arbeiten und meinem Vaterland Russland dienen.

Jolivet: Ersteres haben sie sich wirklich verdient. Vielen Dank für ihre Auskünfte. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder. - Bonjour.

Blount: Vielen Dank Mister Strogoff. Ich hoffe ihr Zukunftstraum wird war, salute.

Strogoff: Auf Wiedersehen meine Herren!


Text: © Clemens Birkert 03/2001. Er stellte mir diese Ausarbeitung zur Veröffentlichung zur Verfügung. Illustration im Text: Strogoff erhält die Depesche, links unten Jolivet, rechts unten Blount. Illustration von Harry Jürgens in © Verlag Neues Leben, Berlin 1983, CF /1403/



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