Da
meine Seite über Jules Verne vor allem auch unterhalten soll, habe ich
nachfolgend einen etwas ungewöhnlichen Ansatz gewählt. Warum nicht auch
einmal spielerisch an das Thema herangehen? So folgte ich einer
Anregung von Clemens Birkert aus Stuttgart, der im Rahmen
einer Belegarbeit im Jahre 2001 den nachfolgenden Text schuf.
Er
ließ die im Roman agierenden Reportern Alcide Jolivet und
Harry Blount noch nachträglich ein Interview mit Strogoff durchführen,
welches in dieser Form im Roman nicht existiert. Da Clemens' Interview
phantasiereich viele Details des Romans wiedergibt, möchte ich
ihn hier zitieren:
Jolivet:
Bonjour Monsieur Strogoff, haben sie vielleicht etwas Zeit für uns?
Mister Blount und ich arbeiten zusammen an einem Bericht für unsere
Zeitungen mit dem Titel: Der
Kurier des Zaren, der Retter Russlands. Sind sie bereit
einige Fragen zu beantworten?
Strogoff:
Aber natürlich, fangen sie an.
Blount:
Zuerst die wichtigste Frage: Wieso haben sie so viele Strapazen auf
sich genommen und ihren Kopf riskiert um den Großfürsten und damit
Irkutsk zu retten?
Strogoff:
Als Kurier des Zaren sehe ich es als meine Pflicht an, dem Zaren und
vor allem Russland zu dienen. Ich könnte nie so ein erbärmlicher
Vaterlandsverräter werden wie Iwan Ogareff.
Jolivet:
Was für ein Mann! Das ist die richtige Einstellung
Monsieur Stro...
Blount:
Mister Jolivet, könnten wir bitte mit dem Interview fortfahren!
Jolivet:
Jawohl. - Monsieur Strogoff, was war denn ihre Belohnung für diese
äußerst tapfere und mutige Tat?
Strogoff:
Naja, ich erhielt eine Schatulle mit dem Großkreuz des Heiligen Georgs
und eine Beförderung, was natürlich total übertrieben war für eine so
selbstverständliche Aktion.
Jolivet:
Wie bescheiden sie doch s....
Blount:
Bitte, sie können sich nachher ihre Autogrammkarte holen, aber zuerst
gilt es diesen Bericht fertig zu stellen.
Jolivet:
D'accord!
Blount:
So, Mister Strogoff, ich hörte, sie haben ihre mutige Begleiterin Nadja
Wassili in Irkutsk geheiratet, is that right? Strogoff: Ja, das ist richtig.
Während unserer Reise kamen wir uns immer näher, ich denke das beruhte
auf Gegenseitigkeit. Jolivet: Welche Situation kam
ihnen am ausweglosesten vor? Strogoff: Tja, das war wohl als
wir zu dritt versuchten den Fluss Irtytsch zu überqueren. Ein
Lanzenstoß durchbohrte unseren Jemschik (Kutschenfahrer) und ich wurde
ins Wasser gestoßen. Ich hatte furchtbare Angst um Nadja, die den
Tataren total ausgeliefert war. Man hört nicht gerade Gutes darüber,
was Tataren mit hilflosen Frauen anstellen. Blount: Und wie kamen sie aus
dem Fluss wieder heraus, sie waren doch nicht bei Besinnung, not? Strogoff: Ich hatte wirklich
einen guten Schutzengel. Dann wurde ich väterlich von einem armen
hilfsbereiten Bauern versorgt, der keine Mühe scheute um mich wieder
auf die Beine zu bringen – was mich jedoch drei Tage kostete. Ein
großer Vorsprung für den Verräter Iwan Ogareff. Blount: Ich hätte noch gern
gewusst, was in ihnen vorging, als sie ihre eigene Mutter verleugnen
mussten, um unentdeckt zu bleiben. Strogoff: Oh, das war
fürchterlich für mich! Endlich sah ich meine Mutter nach langer Zeit
wieder und dann durfte ich sie nicht einmal mehr umarmen. Aber Befehl
ist Befehl. Jolivet: Sie sind ein wahrer
Held, ich glaube das.... Blount: Wie hielten sie es aus,
sich so demütigen zu lassen indem sie einen Schlag mit der Peitsche
nicht erwiderten?
Strogoff:
Das war beinahe so schlimm, wie die Begegnung mit
meiner Mutter. Was in mir vorging möchte ich an dieser Stelle jetzt
nicht preisgeben.
Jolivet:
C'est bon, das akzeptieren wir natürlich vollkommen.
Blount:
Zum Schluss noch eine Frage: Wie stellen sie sich ihre Zukunft mit
ihrer Frau Nadja vor? Bleiben sie in Moskau oder kehren sie nach
Irkutsk zurück?
Jolivet:
Ja, das würde mich auch interessieren!
Strogoff:
Wahrscheinlich werden wir in Moskau bleiben und nie wieder eine
Tarantaß besteigen. Ein gemütliches Heim und ein paar Kinder wäre unser
Traum. Aber selbstverständlich werde ich weiter als Kurier des Zaren
arbeiten und meinem Vaterland Russland dienen.
Jolivet:
Ersteres haben sie sich wirklich verdient. Vielen
Dank für ihre Auskünfte. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder. -
Bonjour.
Blount:
Vielen Dank Mister Strogoff. Ich hoffe ihr
Zukunftstraum wird war, salute.
Strogoff:
Auf Wiedersehen meine Herren!
Text: © Clemens Birkert
03/2001. Er stellte mir diese Ausarbeitung zur Veröffentlichung zur
Verfügung. Illustration im Text: Strogoff erhält die Depesche, links
unten Jolivet, rechts unten Blount. Illustration von Harry Jürgens in ©
Verlag Neues Leben, Berlin 1983, CF /1403/
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