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Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 19: Die Leiden eines Chines in China - VERFILMUNGEN Film und Bilder: © UNIVERSUM FILM (UFA) |
FILM 2
DVD © BLACK HILL PICTURES GmbH und Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung /TRANSIT Filmgesellschaft mbH |
Die Leiden
eines Chinesen in China: Verfilmung: D 1931 Filmtitel Der Mann der seinen
Mörder sucht
Andere Titel: Jim, der Mann mit der Narbe oder Der Mann mit der Narbe (englisch: Looking for His Murderer). Regie: Curt Siodmak, Buch: Ludwig Hirschfeld, Ernst Neubach, Curt Siodmak und Billy Wilder; Musik: Friedrich Holländer; Produktion: Universum-Film AG (Ufa), Berlin; Produzent: Erich Pommer; Darsteller: Heinz Rühmann (Hans Herfort), Lien Deyers (Kitty), Raimund Janitschek (Otto Kuttlapp, ein Einbrecher), Hans Leibelt (Generaldirektor Adamowski), Hermann Speelmans (ein Ganove), Friedrich Hollaender (Vorsitzender der 'Weißen Weste'), Gerhard Bienert (Schupo) u.a. Die nachfolgende Verfilmung ist eine Variante von Jules Verne's Les Tribulations d'un Chinois en Chine, welche aber bereits in einem Theaterstück von Hans Neubach verfremdet wurde. Die Fabel des lebensmüden Herrn Kin-Fo aus dem Verne-Roman wurde in das Berlin der zwanziger Jahre transformiert. Der Film wurde unter dem Titel Jim, der Mann mit der Narbe produziert und in den Vertrieb gebracht, ist aber aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen unter dem Titel Der Mann der seinen Mörder sucht digital überarbeitet worden und als DVD im Handel. Die Drehzeit des Films war von Oktober bis Dezember 1930 und die Uraufführung war am 05.02.1931. Von den im Original 90 Minuten langen Film sind allerdings über 30 Minuten verschollen (siehe dazu auch unten bei ZENSUR: Längenangaben des Films).
Der Ganove Kuttlapp ist Mitglied im Verein "Weiße Weste", einem Syndikat, ähnlich den in den 20er Jahren sich in Berliner Vereinslokalen organisierten Verbrechern, hier im Film allerdings völlig verharmlost und satirisch überspitzt dargestellt. Da Hans die Adresse des Clubs durch ein Telefonat des Ganoven kannte, landen hier unter der Führung Kitty’s die Freunde von Hans gemeinsam mit diesem, um die Sache zu unterbinden. Da Kuttlapp aber die Rache der Suchenden fürchtete, ergreift er bei Eintreffen des Opfers und seiner Freunde die Flucht. Nach einer wilden Verfolgungsjagd wird er von Hans gestellt, muss diesem aber mitteilen, dass er das Geschäft an Jim, dem Mann mit der Narbe, abgetreten hat. Dieser soll ein absoluter Profi seines Faches sein. Daraufhin lässt sich Hans voller Angst nach Beamtenbeleidigung eines Polizisten sicherheitshalber in Haft nehmen. Was er nicht ahnen kann: Sein Zellengenosse ist der gefürchtete Jim. Der hat gerade seine Flucht vorbereitet um seine "Aufgabe" zu erledigen. Jetzt muss sein Zellengenosse Hans aber mit raus, damit er ihn nicht „verpfeift“. Jim der seinen „Kunden“ zu Hause wähnt, schleift Hans zu seiner eigenen Wohnung. Als dieser dann vor seinem eigenen Fenster zusammen mit Jim eine Begegnung zwischen Kitty und Generaldirektor Adamowski beobachtet, kommt es zu einer folgenschweren Fehleinschätzung. Er nimmt nämlich an, dass diese ihn betrügt. Jetzt offenbart er sich Jim. Da aber noch einige Minuten bis zur 12:00 Uhr Frist verbleiben, erhält Hans die "Chance", sich an Adamowski zu rächen. Im nachfolgenden „Drunter-und-Drüber“ klärt sich dann die Sachlage. Adamowski, der zufälliger Weise Chef der Versicherungsagentur von Hans Herfort ist, kauft den Vertrag für einen Aufpreis von Jim zurück, um noch größere Auszahlungen durch die Police zu vermeiden. Letzte Szene: Im trauten Kreis der Gauner findet die Trauung zwischen Kitty und Hans statt... Nachtrag: Dieser Film ist ein Zeitdokument im doppelten Sinne. Dies zeigt sich nicht nur in der inhaltlichen Umsetzung und der Bildsprache, sondern vor allem auch durch seine bewegte Geschichte. Denn im Datenbestand des Deutschen Filminstituts fand ich nachfolgende Informationen: Der Film „Jim, der Mann mit der Narbe“ (D 1930) wurde wie folgt von der ZENSUR beschnitten: 07.01.1931 Vorgang B.27849, 9 Akte mit 2672 m -> Jugendverbot – 28.10.1933 Vorgang B.34859, 5 Akte mit 1455 m -> Jugendverbot - 01.10.1937 Vorgang O.7884, 5 Akte mit 1455 m -> Verbot Dazu
dieses Zeitdokument (©
DEUTSCHES FILMINSTITUT): Die Gründe konnte ich nicht „erlesen“, ich vermute aber, sie liegen beim anfänglichen Jugendverbot in der Milieudarstellung des Berliner Nachtlebens (Jazzkeller, Nachtbar „Knockout“), den Suizidversuchen und der Darstellung der damaligen „Unterwelt“. Das spätere totale Verbot ist sicher der Rassenhysterie Nazideutschlands zuzuschreiben. So war die weibliche Hauptrolle des Films mit Lien Deyers besetzt, die mit dem jüdischen Regisseur und Produzent Alfred Zeisler verheiratet war. Im Februar 1933 flieht Friedrich Holländer, der als jüdischer Filmschaffender auf der 'Schwarzen Liste' steht mit seiner Familie vor den Nazis nach Paris, dann in die USA. 1933 war Curt Siodmak nach London emigriert, schließlich siedelte er 1938 in die USA über. Billy (Billie) Wilder (eigentlich Samuel Wilder) emigrierte nach dem Reichstagsbrand ebenfalls über Paris in die USA. |
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Copyright © Andreas Fehrmann - 10/01, letzte Aktualisierung 13. Januar 2016