FILM
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Beispiel-VHS / -DVD:


Bild oben: VHS © Columbia Broadcasting System (CBS-
USA 1975), unten DVD © GT Media Group USA 2006
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Zwei Jahre Ferien:
Verfilmung
Australien 1969: Strange
Holiday, später vertrieben unter Boys of Lost Island
Regie: Mende
Brown; Darsteller: Jaeme Hamilton als Briant; Mark Healey als Doniphan;
Jaime Massang als Moco; Van Alexander als Gordon; Ross Williams als
Jacob; Simon Asprey als Iverson; Peter Alexander (nicht der an den Ihr
denkt ...) als Garnett; Michael Barry als Service; Mark Lee als Costar;
Larry Crane als Wilcox und Carmen Duncan als Kate u.v.a.m. Laufzeit ca.
68 Minuten. Die 1969 in Australien gedrehte
Fernsehproduktion wurde auch dort zuerst ausgestrahlt, gelangte unter
dem ursprünglichen Titel Strange
Holiday dann über einen Schwedischen
Vertrieb als VHS in Umlauf und wurde später auch in den Staaten
vertrieben (siehe links). Ab 2006 wurde die Produktion dort als DVD
unter
dem Titel Boys
of Lost Island neu aufgelegt (ebenfalls links).
Vorab die Bemerkung,
dass
sich die Produzenten an die Vorlage des Buches halten wollten. So sehen
wir die die Kinder-Crew eines Seglers auf hoher See in Not und parallel
dazu die sich ängstigenden Eltern, die am Kai stehend von der Sloughi
nur noch das Namensschild des Schiffes, geborgen durch die Küstenwache,
vorfinden. Die Geschichte Verne wurde in die 60er Jahre Australiens
transferiert und so passt es auch aus Sicht des Films, dass nach den
verschwundenen Schiff und damit nach den Kindern mit allen technisch
zur Verfügung stehenden Mitteln gefahndet wird. Publikumswirksam
starten die Schiffe der Küstenwache und selbst Erkundungsflugzeuge
werden mobilisiert. Inzwischen sind die Jungs
mit einer billig inszenierten Strandung auf eine einsame Insel geworfen
worden. Die zehn Jungs sind übrigens namentlich komplett identisch mit
der Romanvorlage, so dass es für Kenner des Buches kein Umdenken bedarf
(Szenenbild links: Briant mit Doniphan)
Voller
Optimismus gehen
die Jungs daran, sich ein Camp einzurichten. Dazu können die
umfangreichen Ausrüstungsgegenstände des Schiffes genutzt werden, in
der Anwendung ist man erfinderisch. Selbst umfangreiche Tiergehege
werden
angelegt. Wie in der Romanvorlage gibt es Gruppenbildungen mit einigen
Spannungen und Verwirrungen, die Geschichte plätschert so dahin, dann
kommt es zu einer wirklichen Trennung – die Charaktere harmonieren
nicht mehr. Doniphan will mit seinen Getreuen mit dem Boot über den
Binnensee zur Jagd gehen und die andere Inselseite erkunden (siehe
Szenenbild rechts). Kurz nachdem sich die Gruppe getrennt hat, kommt es
zu einem schweren Unwetter. Nach Wetterbesserung erkundet Doniphan die
umliegende Gegend. Am dortigen Strand finden sie ein gestrandetes
Rettungsboot mit vier leblos daliegenden männlichen Gestalten. Als sie
diese untersuchen, müssen sie feststellen, dass alle tot sind!
Niedergeschlagen verlassen sie das Ufer. Kaum vom Rettungsboot
entfernt, muss der Zuschauer feststellen, dass es eine komplette
Fehldiagnose war. Alle vier Männer „erwachen“ wieder zu leben – wie
blöd sollen die Jungs gewesen sein? Nun stellt sich auch noch heraus,
dass die Neuen schlechte Absichten hegen. Gerade noch Scheintod,
verfolgen sie jetzt die Jungen, denen dies aber nicht entgangen ist.
Finten schlagend vereinigt man sich wieder mit der anderen
Gruppe.
Aber es gibt noch Zuwachs:
Die ebenfalls gestrandete Krankenschwester Kate die plötzlich
auftaucht, schließt sich den Kindern an, zuerst nicht begreifend, wieso
diese ohne Eltern auf der Insel sind. Kate berichtet, dass auf ihrem
ursprünglichen Schiff eine Meuterei stattfand, das gestrandete Boot war
der Rest der Besatzung. Aber die Gruppierungen werden nochmals
verändert. Der Vierte im Bunde der „Piraten“, war eigentlich ein Guter,
und als er von den schändlichen Absichten der restlichen Gruppe
erfährt, begehrt er auf. Den Gewalt-Attacken der Anderen ausgesetzt,
kann sich nach einigen Wirrungen ebenfalls der Kindergruppe
anschließen.
Die jetzt beginnende
direkte Konfrontation der Kindergruppe mit den gewaltbereiten „Piraten“
ist eine der schwächsten Umsetzungen des (Dreh-) Buches. Die Verfolgung
der Jungs wird als lustiges „Räuber und Gendarmen-Spiel“ dargestellt,
wobei die „Bösen“ in mehreren Szenen einfach an die im Gebüsch
sitzenden Kinder vorbeigehen. Damit kann man keine Spannung erzeugen,
wenn von vornherein die Gefahr verniedlicht wird. Als es dann zur
endgültigen Zusammenstoß zwischen den Gruppen kommt, die auch im Roman
sehr dramatisch dargestellt ist, entgleist die Geschichte im Film
komplett. Moko übernimmt die Aktivitäten der Verteidigung, wobei in der
Geheimniskrämerei und dem Tun so etwas wie Voodoo durchschimmert. Mit
Schüssel- und Tellergerassel werden die im Busch befindlichen drei
Gangster so genervt, dass sich zwei von ihnen gegenseitig vor den Augen
der Kinder erschießen. Der Dritte landet in einer von den Kindern
aufgestellten Großwildfalle, wobei auf seinen weiteren Verbleib nicht
weiter eingegangen wird. Oh große Freude: Der männliche Zugewinn in der
Gruppe entpuppte sich als guter Bootsbauer und Fahrensmann. (Szenenbild
links: Während des Bootsbaus ist Kate bei der Kontrolle von Mokos
Kochkünsten) Das Beiboot in dem die Schurken ankamen wird wieder flott
gemacht und die ganze Gruppe segelt nach Hause, denn dies soll nicht
sehr weit sein...
Nachtrag:
Eine preiswert erstellte Fernsehproduktion, die trotz aller Bemühungen
zum Handlungsfaden des Originals in der Umsetzung etwas holprig
daherkommt. Für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche bestimmt recht
unterhaltsam – in der damaligen Drehzeit. Ich glaube bei einer heutigen
Ausstrahlung könnte man mit dem Streifen nur noch bei den Jüngsten
punkten. Die Strandung wird launig erzählt, der Überlebenskampf
erinnert an einen Ausflug der Pfadfinder oder wie Kate beim Eintreffen
bei den Jungs in den Mund gelegt wird: „… Just like a camping weekend!“
Als dann im Finale die Gangster die Jungen attackieren, ist das
Drehbuch völlig überfordert. Sollte man die Brutalität der
Eindringlinge beschreiben? Wie macht man das Kind gerecht? Der
eigentliche dramatische Höhepunkt des Romans verflacht zu einer
Slappstick-Einlage. Als sich dann zum Schluss noch herausstellte, dass
man nur wenige Meilen von zu Hause entfernt gestrandet war, erscheint
die anfänglich Suche per Flugzeug vollends sinnlos. Seit Jules Verne
sind eben doch einige Jahre ins Land gegangen, da müsste man schon
szenische Einfälle modifizieren … Schade - es ging so gut los ....
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