|
Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 38 - |
Quellenangaben: /1/ Fakten aus: Neue Geschichte der Fotografie Hrsg. Michel Frizot; Könemann Verlagsgesellschaft mbH Köln 1998; ISBN 3-8290-1327-2 /2/ mobil Das Magazin der Bahn, Nr. 11 / 2006, Seite 50; hier zu lesen (Datei 111 KB): /3/ © Mediatheque Patrimoine Culture: Voyage de Paul Nadar au Turkestan russe en 1890, Ouzbékistan, Samarcande, Médersa Chir Dar. /4/ Claudius Bombarnac bei A. Hartleben's Verlag Wien, Pest, Leipzig 1894; 280 Seiten – CF /3803/ /5/ Bildzitate aus /4/: Oben von Seite 136 und unten von Seite 128 /6/ Jules Verne: Claudius Bombarnac aus der Reihe Les Voyages Extraordinaires bei Pierre-Jules Hetzel in Paris; 1890 (CF /3806/) mit 286 Seiten, 2 farbigen Karten und 55 Illustrationen von L. Benett, darunter auch 6 farbige Ganztafeln (Chromotyphografien). Bildzitat zwischen Seite 128/129 des Buches
|
Claudius
Bombarnac (1892)
Dieser Roman ist ein typischer Vertreter der so genannten Reiseromane. Bereist wird diesmal Mittelasien und Nordchina. Aber noch interessanter als der eigentliche Handlungsfaden, ist aus meiner Sicht dessen Entstehungsgeschichte. Der Sohn eines Freundes von Jules Vernes, Paul Nadar, soll die Idee zum Buch geliefert haben. Paul, Sohn des Fotografen Félix Tournachon, genannt Nadar, hatte nämlich die Chance zu einer außergewöhnlichen Reise. Die Einladung zur „Jungfernfahrt“ der Bahnverbindung des Orientexpress' von Konstantinopel über die transkaukasischen Strecke bis zum heutigen Usbekistan, damals Teil des Russischen Reiches, hinterließ einen tiefen Eindruck bei Nadar Junior. Aber es waren nicht nur die Erinnerungen an die Erlebnisse seiner Reise von August bis September 1890, sondern auch die Chance, entlang seiner Reiseroute Menschen auf Basaren und Märkten zu fotografieren, in Wüsten, in Moscheen und Mausoleen. Zwar wurden auch schon vorher an exponierten Stellen Fotos gemacht, aber eben keine sporadischen Reiseeindrücke oder Schnappschüsse. Das wurde nämlich erst mit der Alternative zu den herkömmlichen Plattenkameras möglich, der Erfindung des Rollfilms auf Basis von Bromgelantine (international auch „flexible film“ genannt) und der dazu gehörigen Kompaktkamera (Kodak-Box). Erfunden wurde das System vom Amerikaner George Eastman. Mit dieser Ausrüstung bewaffnet, erkundete Paul den Orient. Nach seinen eigenen erfolgreichen Versuchen, wurde er 1893 offizieller Vertreter der George Eastman Dry Plate & Film Company in Frankreich, deren Produkte dann unter dem Namen Kodak vertrieben wurden. /1/ Weitere Informationen bitte ich dem Artikel, den ich links unter /2/ zum vertiefenden Lesen anbiete, zu entnehmen. Die beiden Bildbeispiele sind aus: „Samarkand, Medrese Chir Dar“ der Sammlung der französischen Mediatheque Patrimoine Culture /3/.
Bild
Links: Paul Nadar, eigentlich
Paul Tournachon (1856 - 1939); Selbstbildnis 1888,
Mitte und Rechts: Beispiele aus /3/.
Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das
Eigentlich wollte Claudius Bombarnac, Reporter der angesehenen französischen Zeitung „Das XX. Jahrhundert“, nur drei Wochen lang Georgien bereisen. Als Ergebnis sollte es dann eine beschauliche Beschreibung der Schönheiten des Landes geben. Aber es kam anders: Ein Telegramm jagt ihn nach Usun-Ada, an das Ostufer des Kaspischen Meeres. Er soll mit dem Zug der großen Trans-Asien-Eisenbahn bis nach Peking fahren und von den Erlebnissen während der Fahrt berichten. Für den Leser seiner Zeitung erschient dies vielleicht attraktiv, aber Bombarnac ist nicht begeistert. Er fügt sich seinem Schicksal und eher missmutig tritt er die Reise an.
|
![]() |
![]() Dafür hab ich das Buch aber unter einem ganz anderem Aspekt gelesen und dann lieb gewonnen, denn überraschender Weise erstand ich 1981 das oben links abgebildete Buch aus dem Verlag Neues Leben, also unmittelbar nach dem ersten Erscheinen, in einem internationalen Buchladen in Samarkand, einem der Reiseziele Claudius Bombarnacs. Und so konnte ich während des Lesens gleichzeitig einige Details mit der Realität vergleichen. Aber lassen wir durch Jules Verne Claudius Bombarnac zu Worte kommen: „Das Khanat Bucharei und das von Samarkand bildeten ehemals die persische Statthalterschaft Sogdiano, die von den Tadschiks bewohnt wurde, in der sich aber am Ende des 15. Jahrhunderts die Usbeken festsetzten. .... Buchara, die Hauptstadt des Khanats, war das Rom des Islams, die edle Stadt, die Stadt der Tempel, der göttlich verehrte Mittelpunkt des mohammedanischen Glaubens. ... Das alles berichtete mir Major Noltitz, und schliesslich rät er mir, diese Metropole des Ostens zu besuchen.“ So schließen wir uns kurz der Idee Bombarnacs an:
Rechts eine Aufnahme aus Samarkand: Ein Teil des so genannten Shadi Singar Komplexes, im Bild ein Eingang zu eine der vielen Medresen, einer islamische Schule. Fotos: © Fehrmann 07/1981
|
|
Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. |
|
©
Andreas Fehrmann 07/2000, letzte Aktualsierung 29. April 2021