
© 1984 Pawlak Taschenbuchverlag, Berlin,
Herrsching. ISBN: 3-8224-1064-0 - Nachdruck v. Verlag A. Hartleben,
Inh. Dr. W. Rob, Wien I. Ungekürzte, nur orthographisch angepasste
Ausgabe. Pawlaks Collection Jules Verne Band 64 und 65 Band 2, ISBN
3-8224-1065-9 (CF /3901/ und /3902/).

Quellenangaben
(Die
Systematisierung bezieht sich nur auf die Nutzung für diesen Beitrag)
/1/
Verne / Hetzel / Mace: Magasin d'Éducation et de Récréation Band
57 und 58 – 1. und 2. Halbjahr 1893; Bildzitat von Léon Benett Seite
236; CF /6618/
/2/ ebenda, Chromotypgraphie
von Seite 113
Die
weiter unten gezeigten Illustrationen von Benett wurden im Format
beschnitten und optimiert.
/3/
Harms: Länderkunde von Europa; List &
Bressendorf Leipzig 1922; Bildzitat von Seite 310 (Der obere
Killarney-See in Südwest-Irland)
/4/ Interview in
der Pittsburgh Gazette (1902); gefunden in Volker Dehs: Jules
Verne Rowohlt Taschenbuch
Verlag GmbH 1986; Seite 109; CF /5501/
/5/ Handcolorierte Postkarte von Galway aus der Zeit von 1890 bis 1900, Straßenszene vor Lynch's Mansion, ungelaufen
alles aus Collection Fehrmann
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Der Findling (1893)
Die Originalausgaben erschienen im Jahre 1893; Band
I am 2. Oktober und Band II am 20. November , beide unter dem Titel P'tit
Bonhomme bei Pierre-Jules Hetzel in Paris. Die Bände wurden
von Léon Benett illustriert. Eine Vorabveröffentlichung erfolgte im Magasin
d'Éducation et de Récréation im Band 57 und 58 vom 1. Januar
bis zum 15. Dezember 1893 (siehe auch Illustrationen weiter unten).
Rechts eine deutschsprachige Ausgabe von 1895 bei Hartleben (CF /3903/).
Schauplatz der Handlung
ist das ausgehende 19. Jahrhundert in Irland, der grünen Insel, dem
Smaragd im Meer. Damals aber ein Ort der Armut, der Menschenverachtung
und der Willkür der Landbesitzer. Wer den Roman liest ohne den Autoren
zu kennen, der vermutet einen Charles Dickens Roman oder einen der
irischen Schriftsteller wie die McCourts, die ausschmückend von ihrer
grausamen Jugend im kalten und armseligen Irland berichten. Es ist die
Geschichte eines ausgesetzten Kindes, welches nach einer grausamen
Jugend, langsam aber kontinuierlich besseren Zeiten entgegen geht. Das
Heranwachsen des Hauptakteurs wird als eine Odyssee des Leidens
beschrieben. Die Geschichte beginnt in einem kleinen Ort, in dem sich
der reisende Papiertheater-Schausteller Thornpipe mit seinem Wägelchen
seine Darbietungen zeigt.
Bild links /1/: Die Hard bei der
„Erziehungsarbeit"
Doch die Zuschauer merkten bald, dass sich
hinter der automatischen Bewegung der Puppen ein Geheimnis verbarg,
welches im Inneren des Wagens verborgen sein musste. Der Neugier der
Betrachter war es zu verdanken, dass aus dem Kasten unter dem Wagen ein
halb verhungerter, mit Peitschenstriemen gezeichneter, zirka drei
jähriger Junge befreit werden konnte. Nach seinen Namen gefragt
antwortet er, dass er Findling heißt. Man entreißt ihm zwar den
brutalen Händen des Schaustellers, aber seine Zukunftsaussichten haben
sich damit nicht verbessert.
Rückblickend wird erzählt,
wie Findlings schmerzvolles Leben begann. Nachdem er von seiner Mutter
ausgesetzt wurde, landete er im Armenhaus von Donegal. Von dort zur
Pflege an die Trinkerin Hard in Rindock „vermietet“ lernt er aber auch
das erste Mal einen Menschen kennen, der freundlich zu ihm ist: Seine
Pflegeschwester Sissy (eigentlich Cecilie).
Diese ist mehrere Jahre
älter und sie gibt ihm etwas Wärme. Als eines der drei Pflegekinder an
unterlassener Hilfe und an Auszehrung stirbt, kann er vor der Megäre
Hard fliehen, landete aber, wie schon erzählt, bei Thornpipe dem
Schinder. Vor Thornpipe gerettet kommt Findling in das
Kinder-Waisenhaus, der so genannten Ragged-School von Galway. Die dort
untergebrachten Kinder vegetieren dahin, werden nur vor der
Öffentlichkeit weggeschlossen und müssen für ihr Auskommen und Essen
selbst aufkommen. Zum Betteln und Stehlen angehalten ist es nicht
leicht für den kleinen Findling unter den herzlosen Anstaltsleiter O’
Bodkin und den gewalttätigen Jugendlichen unter Führung des halbstarken
Carker seine Person und seine Achtung vor sich selbst zu schützen. Aber
in der Einrichtung gewinnt er den 16-jährigen Grip als Freund und
Beschützer. Nach einem Zechgelage brennt die Ragged-School nieder und
nur dem todesmutigem Einsatz Grips ist es zu verdanken, dass Findling
mit dem Leben davon kam.
Farbige Illustration rechts: Der Löscheinsatz /2/
Der Löscheinsatz wird von einer durch Zufall vorbei reisenden
Schauspielerin beobachtet, die Findling als „Spielzeug“ in ihre Obhut
nimmt. Ausstaffiert wie eine Puppe hat er jetzt keine existentiellen
Nöte mehr. Aber seinen Freund Grip hat er verloren! Der Laune der
Schauspielerin folgend wird Findling in der Rolle als Waisenkind
publikums- und werbewirksam in ein Schauspiel integriert.
Da der
vierjährige aber Probleme hat, Schauspiel und Realität zu
unterscheiden, wird die Vorstellung ein Fiasko. In seinem Kostüm als
Armenjunge verlässt er dass Theater um draußen auf der Straße die
Freiheit zu suchen. Durchfroren und hilflos wird er von der gerade bei
einer Versorgungsfahrt befindlichen Farmerfamilie McCarthy mitgenommen,
um dann in der Farm von Kerwan ein zu Hause zu finden. Das
Farmerehepaar Martin und Martine, ihre Söhne Pat, der Seemann ist und
Murdock und Sim die auf der Farm arbeiten und deren Großmutter, sind
jetzt auch seine Familie.
Bild links: Zeitgenössische Aufnahme um 1890 in Galway /5/
Aber Findling gibt die ihm
entgegengebrachte Wärme auch zurück. So hilft er bei leichten Arbeiten,
hütet die Schafe und führt über alle Tätigkeiten, vor allem aber über
alle zählbaren Dinge der Farm Buch. Als Lohn für seine Hilfe hat er
sich je Tag einen Kieselstein ausbedungen, den er wie einen Schatz in
einer Tonkruke unter seinem Bett sammelt. Als er mit sieben Jahren als
Taufpate für das Patenkind Jenny fungieren soll, tauft man ihn selbst
kurz vorher, um den Ansprüchen der Kirche zu genügen. Dabei erhält er
den Namen Edit, der sich aber nicht durchsetzt, auch später wird er von
allen immer Findling genannt.
Doch nach etwas über drei
Jahren ist die bis dato schönste Zeit seines Lebens vorbei. Nach
Missernte und Naturgewalten kann die Familie McCarthy nicht mehr die
Pachtzins für die Farm zahlen. In der Zeit als Findling von seinem
eigenen letzten „Notgroschen“ aus dem Nachbarort eine heilsame Tinktur
für die um das Leben ringende Großmutter holen will, stirbt die diese
und zeitgleich wird die Familie vom Hof gejagt und das gesamte Anwesen
wird von den Häschern des Landlords unbewohnbar gemacht. Als Findling
zurückkommt steht er fassungslos vor den leeren Ruinen der Farm. Als er
über Land zieht um die McCarthys zu finden, schlägt er leider die
falsche Richtung ein, er verliert sie vollends aus den Augen.
Durch einen wertvollen
Fund den er seinem Besitzer Lord Piborne zurückgibt, wird er als Groom,
eine Art niederer Bursche, auf Trelingar Castle eingestellt. Den
Schikanen des Verwalters und seines direkten „Herrn“, dem dümmlich
arroganten Sohn des Hauses, Graf Asthon ausgesetzt, hat er auch hier
wieder eine schwere Zeit. Nur die Freundschaft zu Kat, der Wäscherin
und Kammerfrau auf dem Schloss, lässt die Zeit erträglich werden. Eine
Abwechslung im tristen Alltag war die Ausflugsreise der Herrschaften
zum Killarneysee (Bild links /3/). Als es nicht mehr auszuhalten ist,
verlässt er das Schloss mit dem Ersparten seiner Dienstzeit.
Während er den Weg in die
nächst größere Stadt, nach Cork einschlägt, rettet er beherzt den
siebenjährigen (!) Bob, der sein jammervolles Leben in einem Fluss
beenden wollte. Die beiden tun sich zusammen und Findling wird der
Beschützer Bobs.
Bob und Findling beginnen
in Cork mit einem kleinen Hausiererhandel, so dass beide nicht betteln
müssen. Aber es kommt noch besser: Findling trifft Grip, seinen Retter
aus der Ragged-School wieder. Dieser ist inzwischen Seemann geworden
und er freut sich über die Beiden. (Bild rechts: Grip trifft Findling
und Bob im Hafen /1/) Er gibt auch den Tipp nach Dublin weiter zu
ziehen um dort als Hausierer bessere Geschäfte machen. Die beiden
pfiffigen Jungen nutzen die Reise dorthin, um unterwegs noch mehr Waren
zu verkaufen. So haben sie in Dublin so viel „Stammkapital“, dass sie
sich bei dem alten Kaufmann O’Brien sogar ein Ladenlokal mieten können.
Unter dem Namen ZUM KLEINEN GELDBEUTEL – Little Boy & Co, wobei
Bob für „Co“ steht, machen sie gute Geschäfte.
Jetzt hat sich das Blatt
für Findling gewendet. Er kann expandieren.
Dadurch kann er sich Kat
als Haushälterin in das Geschäft holen und als er durch Zufall Sissy
wieder trifft, kommt auch sie zu ihm. Wie der Zufall so spielt, gelingt
es Findling seinen Freund Grip mit Sissy zu verheiraten. Durch einen
klugen kaufmännischen Schachzug kann er preiswert eine gesamte
Schiffsladung erwerben, die ihm später das Mehrfache seines Einsatzes
bringen soll. Bei der Überführung des Schiffes wäre er aber beinahe
mit der gesamten Ladung untergegangen, als das Schiff schon von der
Besatzung verlasen wurde.
Der Schluss ist schnell
erzählt: Findling hat die Familie McCarthy ausfindig gemacht. Nach
erfolgloser Ausreise nach Australien sind sie mit dem letzten Geld nach
Irland zurückgekommen (wobei mir diese Lösung als die Unglaublichste
erschien ...). Findling bestellt sie zur ehemaligen Farm und als Dank
zahlt er ihnen für jeden Kieselstein den er erhielt als Gegenleistung
ein Pfund. Damit kann sich die Familie eine Farm kaufen und alles ist
zum guten Ende gekommen.
Nachbemerkungen:
Sprach ich schon oben die Ähnlichkeit zu den Romanen
von
Charles Dickens an, so scheint diese nicht zufällig entstanden zu sein.
Offensichtlich hat Verne den dramatischen Stil des von ihm verehrten
Schriftstellers nachempfunden. Den Namen des Autoren finden wir in
mehreren Romanen Vernes wieder, selbst im Findling wird er
erwähnt,
als es um die Sprechweise des aristokratischen Lord Pibornes geht.
Weitere Erwähnungen von Charles Dickens fand ich in der Reise nach
Schottland, in Claudius Bombarnac und
in Reisestipendien.
Und er sagt selbst von sich: „Wie Sie wissen, bin ich ein
leidenschaftlicher Bewunderer von Dickens. Ich finde, daß er alles hat:
den Geist von Sterne, den ich ebenso oft lese und von dem ich auch ein
großer Bewunderer bin; die Erhabenheit und Gefühle von echtem Schrot
und Korn, und Personen, Personen, Personen, Personen, daß man um den
Verstand kommt! Kolossal, einfach kolossal, wie unser Balzac war er
....“ /4/
Der
Roman Findling wurde von
Jules Verne in seiner Phase der Rückbesinnung geschrieben. So wie er in
diesem Roman einen Hommage an Dickens schreibt, setzt er später mit der
Eissphinx Edgar Allan Poe, und mit dem Zweiten
Vaterland Johann David Wyss ein Denkmal. Zur Besinnung auf
seine Lieblingsschriftsteller kommt aber auch sein inzwischen bekannter
und ausgefeilter Schreibstil, den er bereits in anderen Romanen
erprobte. Davon kann er sich auch nicht mehr lösen. Er schreibt mit dem
Findling zwar einen sozialkritischen Roman,
aber
trotz Bemühen bleibt es eine Schilderung, die plakativ ist und in der
selbst die Armut nur als stilistisches Element erscheint. Zwischen den
Zeilen ist immer heraus zu lesen: Es wird schon gut gehen. Trotzdem bin
ich froh, dass der Roman von Jules Verne geschrieben wurde, rundet er
doch damit sein Gesamtschaffen mit einer Beschreibung der
Schattenseiten des Lebens ab
|
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Quellenangaben
zu den Zitaten:
Jules Verne: Der
Findling; A. Hartleben's Verlag Wien Pest Leipzig 1895;
424 Seiten; CF /3903/; von dort in Originalschreibweise zitiert:
/21/ ebenda S. 95
/22/ ebenda S. 116
/23/ ebenda S. 7
/24/ ebenda S. 28
/25/ ebenda S. 37
/26/
ebenda S. 100
/27/
ebenda S. 246
/28/ ebenda S.
250
/29/ ebenda
S. 317
/30/
ebenda S. 326
/31/ ebenda S. 334
Alle
Fotos © Fehrmann 10/2013
|
Unterwegs
mit Jules Verne in Irland
 Getreu seinem Anliegen, mit
seinen Romanen den Lesern
gleichzeitig eine Region nahezubringen, liest sich der Roman, gefiltert
von der
eigentlichen Handlung, wie eine Reisebeschreibung durch die
attraktivsten
Regionen und Städte Mittel- und Südirlands. Als ich 2013 gemeinsam mit
meiner
Frau eine Irland-Rundreise machte, fanden sich viele der im Roman
erwähnten
Orte in unserer von einem Reisebüro organisierten Reise wieder.
Nachfolgend
möchte ich einige Orte und Landschaften im Spiegel der Jetztzeit und
eben als
„Schauplatz der Literatur“ vorstellen.
 Als Einstimmung vielleicht eine
Detailbeschreibung, die wir
genauso in der Realität wiedererkennen konnten. Eine der ersten
positiven
Eindrücke im Leben des Romanhelden Findling erhielt er auf der Farm von
Kerwan.
Jules Verne legte diese in den Nordosten der Grafschaft Kerry. Und
genau dort
besuchten wir das Kerry Bog Village heritage museum. Es ist ein kleines
Museumsdorf, mehr eine Anhäufung von typischen Hütten und Ställen des
19.
Jahrhunderts, welches in seinen Details die direkte bildliche Umsetzung
der
Romanbeschreibung der
kleinen Fram von
Kerwan darstellte: „ Das Hauptgebäude, das aus
Mauerwerk mit Strohdach bestand,
enthielt nur ein Erdgeschoß (Siehe
Bild oben links), worin die Großmutter, Martin und Martine
Mac
Carthy und Murdock mit seiner Frau je
ein Zimmerchen bewohnten. Dazu kam ein größerer Raum mit weitem Kamin,
der die
Insassen des Hauses bei den Mahlzeiten vereinigte. Darüber lag,
zwischen
Kornböden, eine von zwei Fensterchen erhellte Mansarde (Siehe Bild oben rechts),
wo Sim und auch Pat,
wenn dieser einmal da war, Unterkunft fanden.“/21/
Natürlich waren auch die
beschriebenen typischen Stallgebäude und selbst das davorstehende
Eselchen
vorhanden. Nur das Letztgenannter nicht wie im Roman Disteln sondern
Heu kaute. Und im Haus? Da brannte das beschriebene Torffeuer: „ Man würde nicht glauben,
daß solche
Eulennester menschlichen Wesen zur Wohnung dienen, ohne den bläulichen
Rauch,
der aus der Blumendecke hervorwirbelt. Holz oder Steinkohle erzeugen
diesen
Rauch freilich nicht, nur Torf aus den benachbarten Sümpfen, der »Bog«
von
rostbrauner Farbe, den sich die Bewohner von Rindok nach Bedarf aus der
nassen
Erde schneiden.“/22/ Genau dieser hatte dem Museumsdorf
den Namen gegeben.
Verwundert es da, dass mir manches wie ein Dejavu vorkam?
 Aber
begeben wir uns auf eine kleine Irlandrundreise mit
Findling. Gleich zu Beginn der
Erzählung wandert der Schausteller mit
Findling von Richtung Castlebar in die Berge. „Hierauf war der Mann die
gefährlichen Schluchten des Hochlandes von Connemara
hinabgestiegen
in der Richtung nach den Seen Mask und Corril, die einen
Ausfluß nach der Clew-Bai haben."/23/ Diese Region ist
typisch mit seinen Bergen,
Seen (Siehe dazu das Bild links),
Hochmooren und geschichtsträchtigen Baudenkmälern. Dazu zählt unbedingt
das
Areal von Kylemore Abbey. Ein prachtvoller Herrschaftssitz aus dem
frühen 19. Jahrhundert wurde im 20. Jahrhundert in zu einer
Abbey
umfunktioniert. Ein Bild davon wäre hier zwar sehr attraktiv in der
Darstellung, aber ich wollte mich ja auf Romanbezüge beschränken. Also
wieder zurück zu Findling.
Eine
Stadt die als ungeliebter Hintergrund unseres
Romanheldens diente war Galway. Hier kam Findling
in der „Lumpen-Schule“ unter. „O'Bodkins war
der Director der »Ragged-School« von Galway,
einer Kleinstadt an der Bai und in der Grafschaft gleichen Namens, im
Südwesten
der Provinz Connaught. Nur hier dürfen die Katholiken Grundeigenthum
besitzen,
und hierher (und nach Munster) befleißigt sich England, das nicht
protestantische Irland zurückzudrängen.“/24/ Heute ist
Galway, im Irischen Gaillimh
genannt, die
Hauptstadt der
Provinz Connacht und sie steht bei allen Touristen auf der
Pflicht-Besuchsliste (siehe Bild oben rechts: Die alte Brücke, die von
der
neuen Kathedrale in die Fußgängerzone der Altstadt führt).
 Eine weitere Perle der landschaftlichen
Schönheiten wird im
folgenden Abschnitt beschrieben, denn die Handlung verlegt sich zu den
bekanntesten Steilküsten Irlands: „Von hier aus kann man die
ganze Bai
überblicken, die zu den schönsten Irlands gehört. Da sieht man die drei
Inseln
Aran, die sich am Eingange erheben, wie die drei Felskegel von Vigo -
eine
weitere Aehnlichkeit mit Spanien - und rückwärts die wilden Bergmassen
des
Burren und des Clare, sowie die steilen Uferklippen
von Moher."/25/ - Siehe Bild links. Uns fiel
spontan noch ein anderer Vergleich ein:
Denn erst vor ein paar Monaten standen wir
an der französischen Steilküste rund um Etretat (siehe dazu Meister
Antifer). Beides
Landschaften, die einem Besucher ein ehrfürchtiges Staunen abringen.
Ein
weiteres Muss bei Irland-Besuchern ist die nachfolgende
Region: „Im Ganzen
bildet diese Grafschaft Kerry
ein merkwürdiges Land, das die Aufmerksamkeit der Touristen mit seinen
Amphitheatern bewaldeter Höhen, seinen überraschenden Fernsichten, die
durch
die hyperboräischen Nebeldünste eher verfeinert erscheinen, entschieden
mehr
verdiente, als bisher.“/26/ Dies könnte eine Beschreibung
aus heutigen Prospekten
sein. Denn der „Ring of Kerry“, eine fast 180 Km lange malerische
Küstenstraße
um die Halbinsel des County Kerry überbietet sich in vielen Abschnitten
an
ständig neuen überraschenden Aussichten und eindrucksvollen Kulissen
(Bild oben rechts). Für mich
eine der langanhaltendsten schönen Erinnerungen der Reise.
Wer Kerry als Ziel hatte, der kann die Region
nicht
verlassen ohne einen Besuch im heutigen Nationalpark von Killarney
zu machen. Namensgeber ist der Ort Killarney, der
heutzutage mehr als dreizehntausend Einwohner zählt. „Für diesen kleinen Ort ist
es ein von manchen Städten
Europas empfundener Vorzug, am Ufer eines schönen Binnensees zu liegen,
und
Killarney verdankt sein glückliches Gedeihen ohne Zweifel der Kette von
Wasserflächen, die sich von seinem Fuße aus hinzieht.“/27/
Zu diesem Ziel zog es im
Roman Lord und Lady Piborne, die gemeinsam mit ihrem Sproß und Findling
die dortigen
Seen besuchen wollten. „Die Seen von Killarney
bedecken eine Fläche von
einundzwanzig Quadratkilometern. Es sind ihrer drei: der Obere See, der
aus der
Umgebung die Flüsse Grenshorn und Doogary aufnimmt; der Muckroß oder
Toresee,
in den sich nach einem Verlaufe längs des schmalen Lough-Range-Canals
die
Gewässer des Owengariffe ergießen, und der Untere See, der Lough-
Leane, der
durch die Lawne und einige kleinere Wasseradern am Meeresufer in die
Bai von
Dingle ausmündet. Die Strömung in den Seen verläuft von Süden nach
Norden, so
daß der Untere See also der nördlichste ist. Das Gesammtbild
der drei Wasserbecken ähnelt
etwa einem gewaltigen Schwimmvogel, einem Pelikan oder dergleichen,
dessen Füße
der Lough-Range, dessen Beine der Obere See und dessen Rumpf der
Muckroß und
der Lough-Leane darstellten.“/28/ Diese wie eine
Perlenkette gereihten Seen sind im rechten Bild zu sehen.
 Als Findling mit seinem
Hunde-gezogenen Verkaufswagen auf
die Reise ging, wählte er (vielleicht weil der Autor einen Reiseführer
zu Rate
zog?), eine ebenfalls bei Besuchern beliebte Region: „Als Weg sollte der längs
der Küste gewählt werden, weil dieser über mehrere, nicht unwichtige
Städte,
Waterford, Wexford, Wicklow, und
auch durch verschiedene, zu dieser Zeit stark besuchte Badeorte hinführt.“/29/
Die
Route führt durch die Wicklow Mountains, die heute einer
der Nationalparks Irlands sind. Siehe dazu das Bild oben links: In
einem Hochmoor von Wicklow. Die Berge sind zwar nicht sehr hoch, aber
hier
wurde Geschichte geschrieben und die Gegend ist absolut reizvoll. Ein
beliebter
Halt ist Glendalough. Hier liegt an zwei Bergseen ein altes
Klosterdorf, dessen
Wurzeln sich bis in das frühe Mittelalter verfolgen lassen. Diese
Region sieht
sich heute als das spirituelle Zentrum des Landes an.
Und
so klingt die
Beschreibung bei Jules Verne: „Da und
dort streben Berge empor, die mit denen von Donegal und Kerry
wetteifern
können, schimmern herrliche Seen, wie die von Bray und von Dan, deren
klares
Wasser die Alterthümer an ihren Ufern wiederspiegelt. Ferner dehnt sich
hier,
längs des Ovocabettes, das Thal von Glendalough
aus mit seinen epheuumrankten Thürmen, seinen alten Kapellen am Rande
eines mit
glitzernden Moränen besetzten Sees
(siehe dazu das Bild oben rechts), und das Heilige Thal
mit den sieben Kirchen
von Saint-Kevin, wo die Wallfahrer aus dem ganzen Erin zusammenströmen."/30/
Wie an der gleichen Stelle im Bild rechts zu sehen ist.
  Das Ziel
der Odyssee von Findling ist ein Ort, in dem er
sich mit seinem Geschäft niederlassen will. Während der Roman dort
endet, beginnen die
Besucher Irlands meist dort ihre Reise auf die Insel:
„ Dublin,
die Hauptstadt Irlands, hat eine Bevölkerung
von dreihundertfünfundzwanzigtausend
Seelen. Verwaltet von einem Lordmajor, der gleichzeitig Chef des
Militärwesens
und damit überhaupt der zweithöchste Beamte der Insel ist, während ihm
vierundzwanzig Aldermen, zwei Sheriffs und hundertvierundvierzig Räthe
zur
Seite stehen, gehört Dublin mit zu den bedeutendsten Städten des
britischen
Inselreichs.“/31/ Heute
hat Dublin fast
530.000 Einwohner. Ab 1922 war Dublin die Hauptstadt des Freistaates
Irland, heute
der Republik Irland. Anbei Bilder von der Half Penny Bridge, einem
beliebten Ziel für Einheimische und Besucher, sowie ein Motiv aus dem
Trinity College, der renommiertesten Universität Irlands. Dort hat mich
als Bücherfreund natürlich besonders die alte Bibliothek
beeindruckt.
Was bleibt ist wieder
einmal der Eindruck, das
unser Autor belastbare geografische Details in seinem Roman einfließen
ließ. Aber während für die meisten Leser im 19. Jahrhundert, außer
denen aus Irland, die beschriebenen Ziele nie erreichbar waren, können
wir heutzutage diese nach einem kurzen Flug recht leicht besuchen. Wer
es noch nicht getan hat, dem sei es mit diesem Beitrag empfohlen.
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