Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 45 -




Beispielbuch:


Deutscher Bücherbund Stuttgart – Hamburg, Mit Genehmigung des Hoch-Verlages, Düsseldorf © 1969 by HOCH-Verlag Düsseldorf – 0120/6- ; Übersetzung und freie Nacherzählung von Wilhelm P. Becker (CF /4501/)

Bildmaterial:

/1/ Le Superbe Orénoque Collection Hetzel; Les Voyages Extraordinaires; J. Hetzel et cie. Paris; 24. 11. 1898, Großformatig, teilweise mit Chromotypografien (siehe Beispiel /3/); CF /4505/

/2/ Ausschnitt aus Samuel Mitchels Worldatlas von 1846 (By David Rumsay Collection). Das Orinokodelta und der Unterlauf des Flusses. Hinweis: Die dort noch eingetragene 1820 gegründete Ansiedlung ANGOSTURA, ist bereits zur Zeit unserer Geschichte in CIUDAD BOLIVAR umbenannt worden. Dort startet die gemeinsame Flussfahrt.

/3/ Bildzitat aus /1/ von Seite 73

/4/ Ausschnitt aus dem coloriertem Stich: Humboldt und Bonpland beim Orinoco (1877); aus Karen Farrington Atlas der Expeditionen © Tosa Verlag Wien 2001

/5/ Zeitgenössische Postkarte der UNION POSTAL UNIVERSAL DE VENEZUELA um 1890 (ungelaufen); CF /21401/

/6/ Beispielbild, nicht authentisch mit dem Originalschauplatz des Romans. Während der Orinoko zwischen 2° bis 4° N in Lateinamerika fließt, haben wir hier in ähnlicher Breite bei 4° N den Tembling River in Malaysia. Aufgenommen im Gebiet Taman Negara, dem ältesten Regenwald der Welt. Foto © Fehrmann, 2023

Alle Quellen aus meiner Sammlung

Der stolze Orinoko (1898)

Frontispiz

Die Originalausgabe erschien mit dem ersten Teil 23. Juni 1898 und der zweite Teil am 14. November 1898 unter dem Titel Le superbe Orénoque bei Pierre-Jules Hetzel in Paris. Eine Vorabveröffentlichung erfolgte im Magasin d'Éducation et de Récréation der neuen Serie Band 7 und 8 vom 1. Januar bis zum 15. Dezember 1897 (Bild links oben Frontispiz aus /1/)

Dieses Werk, in der Spätphase Vernes entstanden, ist stilistisch eine Rückerinnerung vergangener Werke. So sind auch einige inhaltliche Einfälle versierteren Verne-Lesern stilistisch bekannt und dadurch ist die Handlung weitestgehend vorhersehbar.

OrinokokarteBild links: Kartenausschnitt /2/

Der Schauplatz dieses Romans ist diesmal das ferne Venezuela, konkreter der Orinoko von der Mündung bis fast zur Quelle. Genau dieses Thema, nämlich die Klärung des exakten Verlaufes und besonders die Festlegung des „richtigen“ Quellflusses ist Streitpunkt dreier Gelehrter. Um die Frage verbindlich zu beantworten, machen sie sich auf den Weg, um dies in der Praxis zu erkunden. Ausgangspunkt der Schiffsreise zum Oberlauf des Flusses ist die Provinzhauptstadt Bolivar. Gleich zu Beginn ihrer Forschungsreise kreuzen sich die Wege mit zwei Reisenden aus Frankreich: Der alte Berufssoldat, Feldwebel i.R. Martial, mit seinen Neffen Jean. Hinter diesen, das wird schnell aufgedeckt, verbirgt sich die junge Frau Jeanne, die aus Sicherheitsgründen in Männersachen gesteckt wurde. So soll die Reise in die wilden Gebiete Venezuelas sicherer sein. Ihr Ziel ist die Suche eines vor Jahren verschwundenen Offiziers, dem Oberst von Kermor. Der Mann, den sie suchen hat vor Jahren seine Heimat verlassen, nachdem er bei einem Schiffsunglück seine Frau und, wie er meint, seine Tochter verloren hat.

Indios am OrinokoBild rechts: Postkarte - Indios am Orinoko /5/

Während der Schiffsreise zum Oberlauf des Flusses (siehe dazu die obige Karte) gesellen sich noch zwei französische Landsleute zu dieser Gesellschaft. Es handelt sich um die Forscher Germain Paterne und Jaques Helloch. Diese wollen eigentlich die botanischen Besonderheiten eines Orinokonebenflusses erkunden, aber zuerst aus Sicherheitsgründen und dann aus Neugier, die später zu einer Beziehung wird, schließen sie sich der Gruppe an. Immer weiter den gewaltigen Strom hinauf geht die Reise, mitten hinein in ein von gefährlichen Schurken und wilden Indianern unsicher gemachten Gebiet. Dabei folgt man unter anderem den Spuren Humboldts, der ebenfalls schon in dieser Region forschend tätig war (farbiges Bild rechts oben: Originalillustration von George Roux

Tembeling River Rainforest

Die HumboldtexpeditionBild oben: Flussfahrt durch den Regenwald /6/. Bild links: Eine ähnliche Situation bei Humboldt /4/, ergänzend dazu siehe auch die Originalillustration ganz oben rechts /1/

Einher mit der Darstellung der Flussfahrt , die von einigen Hindernissen begleitet wird, geht eine Bildungsreise a la Jules Verne mit umfangreichen Reihungen von Zahlen und Fakten der Region.

Während sich bald die Wege der Orinoko-Dreier-Expedition von der übrigen Gruppe trennt, bleiben Onkel Martial, Jean/Jeanne, Germain und Jaques zusammen. Ziel ist eine weiter flussaufwärts liegende Missionsstation - Santa Juana. Der dort lebende Pater Esperante, der um sich ein blühendes Gemeinwesen entwickelt hat, soll Auskunft über den verschollenen Oberst geben können.

Da taucht eine zwielichtige Gestalt auf, die sich den Reisenden anschließt. Jorres, so wird der Spanier genannt, will ebenfalls zur Missionsstation. Der Leser erkennt aber sofort das Schlechte in Jorres, und ihm wird klar, dass es sich um dem im gesamten Gebiet gesuchten Schurken Alfaniz handeln muss. So wird die weitere Reise eine Parallele zur bekannten Australiendurchquerung der  Kinder des Kapitän Grants, die ebenfalls der Gewalt eines Schurken ausgesetzt waren. Überhaupt will in der Schilderung nicht die gewohnte Spannung früherer Werke auftauchen. Viel mehr als eine illustre Reisebeschreibung ist nicht zu erkennen.

Aber weiter in der Geschichte – Jetzt trennt sich Jorres über Nacht von der Gruppe und nicht lange danach wird es zur Gewissheit: Er hat auf seinem Weg, der ihn offensichtlich zu den räuberischen Indianern der Quivas führt, gemordet. Da gerät unsere Gruppe in seinen Hinterhalt und wird von den in Überzahl vorhandenen Quivas gefangen genommen. Der Indiojunge Gomo, der sich unseren Freunden kurz vorher angeschlossen hatte, konnte jedoch entwischen und in der naheliegenden Missionsstation Alarm geben. Pater Esperante, der in der Mission und den umliegenden Dörfern – nach Verne Beschreibung idealisiert - Bildung, Glauben und Wohlstand gebracht hat, lässt seine Schutztruppe zu den Waffen greifen (!) um dem räuberischen Spuk ein Ende zu machen. Wem wunder es da noch, dass sich hinter dem Padre der gesuchte Oberst verbirgt?

Film 1

Der stolze Orinoko, Filmtitel:  1888 The Extraordinary Voyage of Jules Verne (Venezuela 2005)

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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus.

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Copyright © Andreas Fehrmann - 07/2000, letzte Aktualisierung 26. April 2023