FILM 9

Beispiel-DVDs:

Oben:
DVD-Cover
USA 2008 © RHI Entertainment. - Unten: Deutschsprachige Version ab 2010
von SUNFILM ENTERTAINMENT Handels- und Vertriebs GmbH
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Journey
to the Center of the Earth (Reise zum Mittelpunkt der
Erde):
Verfilmung TV USA 2008
Originaltitel: Journey to the Center of the
Earth, Länge: 90 Min; Regie: T.C. Scott;
Drehbuch: Thomas Baum und William Gray; Darsteller: Rick Schroder als
Geologe Jonathan Brock (angelehnt an Prof. Lidenbrock); Steven Grayhm
als junger Journalist und Neffe des Geologen, hier unter Abel Brock
(also der Axel im Buch) ; Elyse Levesque als Abels Verlobte Emily
(Gräuben oder Gretchen lässt grüßen); Victoria Pratt als suchende
Ehefrau Martha Dennison und dessen Mann Edward Dennison, der von Peter
Fonda dargestellt wird. Die Rolle des im Buch wirkenden Führers Hans
übernimmt Mike Dopud als Russe Sergei Petkov. Richard Side ist Solomon
Smith ... u.v.a.m
Das
Jahr 2008 brachte insgesamt drei Verfilmungen zum Thema Reise zum
Mittelpunkt der Erde in den USA auf den Markt. Der
nachfolgende Film,
der am 27. Januar 2008 im Fernsehen uraufgeführt wurde (daher wird er
auch mehrfach mit dem Produktionsjahr 2007 vorgestellt) unter der Regie
von T.C. Scott machte den Anfang. Dann folgte die größte Anmaßung unter
der Angabe, eine Verfilmung eines Verne-Werkes zu sein: Die
Fernsehproduktion
Journey
to the Center of the Earth, die auch unter Journey to Middle
Earth in den Staaten lief. Ein Machwerk unter der Regie
von David
Jones und Scott Wheeler. Am 11. Juli 2008 wurde dann der Kinofilm Journey
to the Center of the Earth
unter der Regie von
Eric Brevig erstaufgeführt, der auch als 3D-Version den Kinofreunden
angeboten wurde. Die nachfolgende Rezension schrieb ich auf
Basis der originalen US-DVD.
Der
im Erfolgsschatten
seines toten Vaters stehende Geologe Jonathan Brock erhält ein
interessantes Angebot: Die reiche Geschäftsfrau Martha Dennison möchte
ihn gewinnen, den seit einigen Jahren verschollenen Ehemann wieder zu
finden. Dieser war auf den Spuren eines Saknussem seit langem in Kanada
verschwunden. Angeblich suchte er den Weg zum Mittelpunkt der Erde. Der
anfänglich zögernde Brock wird durch die Vorlage der
Original-Wegbeschreibung dann doch umgestimmt. Hat er doch bei einer
Zusage noch den Nebeneffekt, seine wissenschaftliche Reputation
aufzuwerten. Sein Neffe Abel, der kurz vor der Verheiratung mit Emily
steht, ist ebenfalls Feuer und Flamme: Der Druck eines zünftigen
Exeditionstagebuches würde auch seiner Popularität helfen. Emily ist
entsetzt! Kurz darauf macht sich das Dreiergespann Onkel, Neffe und
Strohwitwe Dennison per Schiff auf den Weg nach Kanada. Gleich nach der
Ankunft am Ausgangsort des weiteren Landweges passiert das erste
Missgeschick: Neffen Abel wird die Geldbörse mit dem Expeditionsgeld
gestohlen. Jonathan Brock der sich sofort an die Verfolgung macht,
gerät in einen Hinterhalt. Ohne das rechtzeitige Eingreifen des Russen
Sergei wäre er getötet worden. Sergei lebt zurückgezogen im Wald - vor
russischen Repressalien geflüchtet. Jetzt nach dem Verkauf
Alaskas
durch die Russen an die Amerikaner hat er
eigentlich keine offizielle Aufenthaltsberechtigung. Als
Jonathan sich bedankt, hat er die Idee, Sergei als Führer zu gewinnen
(der in der mir vorliegenden US-DVD-Version übrigens ein gräuliches
Russisch spricht). Unterstützt wird dies durch den Fakt, dass Sergei
seinen Leidensgefährten aus russischer Gefangenschaft, den er wie
seinen Bruder liebte, ebenfalls vermisst. Er war vor einigen
Jahren mit einem Gewissen
Dennison zu einer Expedition aufgebrochen ...
Jetzt sind die
Teilnehmer komplett
– die Tour geht zu viert weiter. Als nach einem
beschwerlichem Ritt kommt man
endlich zum Ausgangspunkt eines ortbaren Eingangs in die Unterwelt.
Sozusagen mit dem letzten Sonnenstrahl kann ein Höhleneingang bestimmt
werden. Als Zweifel über den richtigen Weg aufkommen, findet Sergei die
letzten Reste seines verstorbenen Bruders. Betroffen geht es weiter.
Übrigens: Nachdem die Höhle betreten wurde, sah ich eine alte Bekannte
wieder: Die Teilnehmer nutzten (die im Film aber nicht weiter
besprochenen) Ruhmkorff-Lampe (siehe Szenenbild links © RHI
Entertainment, vertiefend dazu
meinen Beitrag
Die
Ruhmkorff-Lampe bei Jule Verne), die in
den Schlussszenen sogar
unter Wasser leuchtete. Nach
einigen senkrechten Schloten die durch Abseilen überwunden werden
müssen, kommt es wie nicht anders zu erwarten, nach einen weiteren Gang
durch einen Stollen zur Entdeckung des unterirdischen Meeres. In dieser
Verfilmung allerdings ein überschaubarer (kanadischer) Binnensee. An
dieser Stelle kam
die unvermeidbare Prise Erotik, als die einzige Dame der
Runde, Baden wollte.
Als
man sich per Floß auf den weiteren Weg begibt, merken die Teilnehmer
aber, dass die Welt hier unten doch etwas anders ist. Sie werden von
Flugsauriern angegriffen und müssen sich den Verfolgungen eines im
Tiefwasser lebenden Riesensauriers aussetzen. Glücklich dem Schrecken
entronnen können die Vier am anderen Ufer landen.
Dann
entdeckt Abel
Eingeborene. Den Spuren der Leute folgend, werden sie kurz darauf mit
sanfter Gewalt in ein Lager verbracht. Für jeden Zuschauer zu erahnen:
Hier herrschte gottgleich der vermisste Edward Dennison. Dieser hatte
sich, die schon vor langer Zeit von der Oberfläche eingedrungenen
Eingeborenen, zu seine Untertanen gemacht. Einen Trost hatte er nach
der Trennung von seiner Frau auch schon gefunden.
Die restliche Geschichte ist schnell erzählt: Bei Auseinandersetzungen
mit
einem Nachbarstamm wird ein junger Mann verletzt. Edward erschießt den
Hilflosen ohne zu zögern, nur um seine Macht zu demonstrieren. Aber
schon vorher hat sich dessen Ehefrau gefragt, warum sie eigentlich den
beschwerlichen Weg nach hier unten gegangen ist. Sie will nur noch weg.
Doch die Situation eskaliert, es kommt durch Eingeborere zu einem
Angriff auf die Herrschergruppe und deren Getreuen. Die
Vierer-Expedition entschließt sich zu fliehen - sie sucht den Weg nach
oben. In dieser bedrohlichen Lage schließt sich
Edward der Gruppe an. Während der Verfolgung zum einzig zur
Verfügung stehenden
Weg durch eine kleine Höhle, hat man sich ein etwas pathetisch
dargestelltes "Finale furioso" einfallen lassen. Edward
sprengt
den Höhleneingang mit seiner letzten Dynamitpatrone, um die Verfolger
abzuschütteln. Die Explosion trennt ihn von der Gruppe. Dabei bleibt
offen, ob er nur in der Unterwelt verbleiben muss, oder ob er
verschüttet wurde.
Aber der Weg der Anderen ist frei. In der nun von einer Seite
zugesprengten
Höhle kommt es zum Wassereinbruch und die Vierergruppe wird durch die
Wassermassen nach oben getragen. Über die technische Machbarkeit will
ich mich nicht weiter auslassen, zumal man von unten in einen an der
Oberfläche Kanadas liegenden See gespühlt wurde. Nun ja .... aber die
Auf- oder Ausstiegsvarianten aus der "Unterwelt" waren in der
Romanvorlage, wie auch in den unterschiedlichsten Verfilmungen, schon
immer eine gewisse Zumutung für die Logik. Happy-End:
Während die Teilnehmer der Gruppe beschließen, die Reise geheim zu
halten, was den jungen Journalisten Abel sehr betrübt, passiert das,
was die Zuschauer schon lange erwartet hatten: Martha und Jonathan
liegen sich in den Armen ...
Nachbemerkung:
Endlich mal wieder eine Verfilmung, die sich in der Grundfabel am Werk
Jules Vernes anlehnt. Anerkennenswert ist auch das Ambiente des Films,
strahlen doch die Szenen in ihrer Gestaltung das Flair des 19.
Jahrhunderts aus. Aber die Umsetzung ist auch nicht so neu: Die
suchende Ehefrau und dem vermissten Ehegatten unter Erde hatten wir
schon in der 1999er Verfilmung des US-TV-Zweiteilers Die
Reise zum Mittelpunkt der Erde. Der
Drehbuchschreiber Thomas Baum
hat sich einfach bei seinem eigenen Vorgängerwerk Orientierung geholt.
Denn auch in diesem Film hatte er schon seine „lockere“ Hand angelegt.
Aus meiner Sicht war es ärgerlich, das dem oben vorgestellten Film etwa
in der Mitte „die Luft ausging“. Die dann folgenden Eingeborenenszenen
wirkten sehr blass, die Figuren waren schematisch und die Lösung des
Film in Indianer-Jones-Weise ließ die anfängliche Eigenständigkeit des
Werkes dahinschwinden. Die schwach ausgeprägte Rolle Peter Fondas
schien nur eine werbewirksame Idee gewesen zu sein. Fast hätte der Film
das Zeug gehabt, in die Reihe meiner Lieblingsverfilmungen aufgenommen
zu werden .... eigentlich schade ... aber auf jeden Fall ein Schritt in
die richtige Richtung.
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