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Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 4: Von der Erde zum Mond / Band VE 7: Die Reise um den Mond -

VERFILMUNGEN

© Film & Bildmaterial: WARNER BROS.

FILM 5










Oben: US-Plakat aus den 50er Jahren - unten die deutschsprachige DVD aus dem Jahre 2010 aus dem Vertrieb der © SchröderMedia 

deutschsprachige DVD

Von der Erde zum Mond: Verfilmung USA 1958: From The Earth To The Moon

Regie: Byron Haskin; Buch: Robert Blees und James Leicester nach Jules Vernes De la Terre à la Lune und Autour de la Lune; Produktion: Benedict Bogeaus; Musik: Louis Forbes; Bauten: Hal Wilson Cox und Spezialeffekte: Lee Zavitz - Darsteller: Joseph Cotten als Victor Barbicane; George Sanders als Stuyvesant Nicholl; Debra Paget als Virginia Nicholl; Don Dubbins als Ben Sharpe; Patric Knowles als Josef Cartier; Carl Esmond als Jules Verne; Henry Daniell als Morgana; Melville Cooper als Bancroft; Ludwig Stössel als Von Metz und Morris Ankrum als Präsident Ulysses Grant (Bild rechts: Ein zeitgenössisches Filmplakat aus Spanien © Warner Bros.)

HINWEIS: Basis meiner Rezension war das amerikanische Original.

Die USA im Jahre 1868: Victor Barbicane als erfolgreicher Waffenproduzent und Vorsitzender des Gun-Clubs läd zu einer Clubsitzung ein. Was tun, wenn es keine kriegerischen Auseinandersetzungen gibt und eine neue Herausforderung gesucht wird? Barbicane stellt ein kühnes Projekt vor: Um die Schlagkraft der amerikanischen Waffen, vor allem die seines neu erfundenen Sprengstoffes zu beweisen, will er den Mond beschießen. Dieses Projekt sollte allen Staaten beweisen, dass es theoretisch möglich ist, jeden Ort der Welt zu treffen. Begeistert vom Club aufgenommen stellt Barbicane sein Projekt dem Kongress vor. Doch sein Widersacher, der Stahlproduzent Nicholl, stellt sich dem Projekt entgegen. Vor allem glaubt er nicht an die Schlagkraft des neuen Sprengstoffes. In einem Feldversuch, Nicholl stellt eine Stahlplatte und Barbicane den Sprengstoff, wird er eines Besseren belehrt: Das kleine Geschoss fegt nicht nur die Stahlplatte sondern auch noch den Felsen des Schießplatzes hinweg. Die Vorbereitungen des Großprojektes laufen. Zur materiellen Absicherung des Vorhabens wurden amerikaweit Anleihen aufgenommen, versprechen sich die die Anleger nach erfolgreicher Demonstration des Mondschusses ein sicheres Geschäft. Mitten in den Vorbereitungen erhält Barbicane eine Einladung zu einem Gespräch mit dem damaligen Präsidenten der USA, Ulysses Grant. Dieser macht dem Waffenkönig klar, dass die Welt über das Projekt der Riesenkanone sehr beunruhigt ist. Es liegen schon viele Protestnoten vor. Grant sieht sich in internationaler Erklärungsnot, kann er doch nicht einen friedlichen Hintergrund des Experimentes erklären. Aufgrund des Gespräches beschließt Barbicane das Projekt einzustellen. Jetzt hagelt es aber Proteststürme durch die Anleger, die sich jetzt ihrerseits betrogen fühlen.

Aber der kreative Barbicane hat schon wieder eine Idee. Dazu begibt er sich zu seinen Wettbewerber Nicholl, der auch eine Reihe von interessanten Erfindungen gemacht hat. Diesem stellt er eine Zusammenarbeit in Aussicht, die eine völlig neue Dimension des Projektes ermöglicht: Ein bemanntes Projektil, welches zu Mond fliegen soll. Nicholl soll seinen Beitrag durch Lieferung des Projektilwerkstoffes liefern, wobei eine gläserne Außenhaut über den Stahl das Problem der Reibungswärme beim Wiedereintritt in die Atmosphäre lösen soll. Dies wäre je die Bedingung, wenn man auch wieder die Rückreise vom Mond antreten will. Nicholl stimmt zu. Seine Tochter Virginia ist allerdings nicht so begeistert von dem Vorschlag, ist doch der Assistent Barbicans, Ben Sharpe, ihr große Liebe. Und der soll zum Mond fliegen! So wird umgehend das Vorhaben Mondflug zum Leben erweckt. Die Menge ist begeistert und die Mannschaft der Columbiade, so darf Virginia Nicholl die „Rakete“ taufen, hat sich formiert: Barbican, Nicholl und Sharpe. Was die Drei nicht mitbekommen: Kurz vor dem Start schmuggelt sich Virginia an Bord der Columbiade. In einer Art Raum- oder Taucheranzug versteckt sie sich im „Materiallager“. Die letzten Startvorbereitungen laufen … (siehe Szenenbild weiter unten links). Während sich die drei Offiziellen Mondfahrer in eigens geschaffene Behälter begeben, hängt Virginia in einem Anzug „an der Wand“. Im Gegensatz zur Romanvorlage ist die Columbiade übrigens kein Geschoß in einer Riesenkanone, sondern wirklich eine freistehende Rakete auf einer Abschussbasis. Der Start erfolgt planmäßig, aber kurz nachdem die Drei ihre Startbehälter verlassen haben, kommt es zu einem Problem: Der Stabilisierungkreisel fällt aus. Bei einem Reparaturversuch stellt Barbican fest, dass an den Leitungen manipuliert wurde. Wer ist der Verursacher? Der stellt sich selbst: Es ist Nicholls, der in der Erfindung des Supersprengstoffes (der sich eigentlich als riesige Energiequelle entpuppte) eine Gefahr für die gesamte Menschheit sieht. Lieber wollte er sich samt dem Erfinder selber in den Weltraum katapultieren. Noch während Barbcane Nicholl klarmacht, das mit ihm nicht die Erfindung verloren geht, findet Ben seine Virginia. Ihr Vater ist entsetzt, wollt er doch nur sich selbst opfern. Inzwischen droht neues Ungemach von draußen: Ein Himmelkörper nähert sich der Columbiade und streift diese. Die Beobachter auf der Erde sehen nur noch einen Meteorschauer und halten die Columbiade als verloren. Im All gibt es in Auswirkung der Kollision aber ein anderes Ergebnis: Die Rakete dreht sich und statt des eben noch sichtbaren Mondes, erscheint die Erde voraus.

Die RaketePlötzlich bleiben in der Columbiade alle Uhren stehen! Ursache sind mehrere Reaktordurchschläge im Kraftraum. Barbicane versucht die auch am Reaktor vorhandene Sabotage zu beheben. Ansonsten würde sein geheimnisvoller Treibstoff dafür sorgen, dass die Columbiade kurzzeitig der hellste Stern am Firmament sein würde. In haarsträubenden Filmszenen zur Bändigung der Elektrizität wird ein Reparaturversuch unternommen. Dieser schlägt aber fehl und so kommen die beiden Alten zu einer neuen Variante: Da die Columbiade zweistufig ist (!) begeben sie sich in die Hauptstufe und die jungen Leute werden kurzerhand in die Spitze des Projektils verfrachtet. Die Stufen trennen sich und während sich Barbicane und Nicholls dem Mond nähern und kurz darauf einschlagen - eine Art Explosion ist bis auf der Erde zu beobachten -, fliegen Ben und Virginia mit Hilfe des Hilfsantriebes (!) zurück in Richtung Erde. Aber es wird noch haarsträubender: Vom Mond gibt es Lichtsignale. Offensichtlich für die Beiden in der Columbiade gedacht! Die Beobachter auf der Erde haben den Lichtblitz auf dem Mond beobachtet. Die Mondreisenden scheinen verloren. Während dies nüchtern ein Astronom den Mitstreitern mitteilt, stellt einer der Anwesenden fest, dass die Wissenschaftler sich immer nur von Fakten orientieren. Nach der Rückfrage womit er denn handle, erwidert der Gefragte: Mit der Phantasie. Diese Worte wurden sozusagen als Schlusswort dem in der auf einmal in der Szene anwesenden Jules Verne in den Mund gelegt.

Bemerkungen: In der ergänzenden Literatur ist die Aussage zu finden, dass der Film mit geringem Budget gedreht wurde. Die ist zwar eine Erklärung für die recht spärlichen Kulissen und die sehr billig produzierten Spezialeffekte - selbst die Rauchentwicklung der Triebwerke war entgegen der Flugrichtung -, es kann aber inhaltliche Schwächen und Logikfehler nicht entschuldigen. Der ganze Film ist sehr dialog-lastig, was dazu führt, dass viele Szenen wie aus einem Fernsehspiel wirken, zumal die Szenen recht statisch gedreht sind. Am überzeugendsten ist die Person des Fabrikanten Nicholls herausgearbeitet, während der ständig überheblich lächelnde Waffen-Lobbyist Barbicane sehr schablonenhaft wirkt. Die technische Vision des Buches und die Umsetzung im Film gehen stark auseinander. Das der Gun-Club mehr oder weniger auf seine Kanone verzichtete, lasse ich ja als Filmansatz gelten. Was aber weh tut, ist die Ignoranz der Filmemacher in Fragen der Physik und Technik. Während es selbst bei Jules Verne im Projektil eine Schwerelosigkeit gab, auch wenn diese an einer falsch definierten Stelle auftrat, ist in der Film-Columbiade immer eine Gravitation vorhanden – es gibt keine Szene mit Schwerelosigkeit. In einer Drehzeit, als die US-Bemühungen in der Raumfahrtvorbereitung auf Hochtouren liefen und die Army verstärkt Stratosphärenflüge durchführte, sollte man von diesem Problem schon gehört haben. Während sich Verne über die Sicherheit der „Fluggäste“ Gedanken machte, sehen wir im Film offene Kerzen und Zigarre rauchende Fluggäste im All. Das dann ein Reparaturversuch am Reaktor auf einer Schaumgummimatte stattfindet und das im Raumschiff farbige Leuchtstofflampen vorhanden sind, das sind dann schon Bagatellen. Wieso es sich aber plötzlich um eine zweistufiges Raumschiff handelt, wo selbst die zweite Stufe noch einen Antrieb hat, verschließt sich mir. Dazu gab es bis zur Erklärung im Film keinerlei Hinweise und auch keine Notwendigkeit. Die Filmlogik, dass Barbicane nach einer Explosion auf dem Mond, die selbst von der Erde beobachtet wurde, noch Lichtzeichen geben konnte, lässt mich ebenfalls zweifeln. Das die Lichtzeichen aber laut Dialogregie nur für die Beiden zurückfliegenden jungen Leute gewesen sein sollen, da die Signale von der Rückseite des Mondes kamen und damit nicht auf der Erde sichtbar sind, verstand ich überhaupt nicht. Erstens kann man nicht bei „Direktbeschuss“ zum Mond auf der Rückseite aufschlagen (was dann auch nicht von Erde zu sehen gewesen wäre) und zweitens können die direkt zur Erde zurückfliegenden Leute auch nur die Vorderseite des Mondes sehen… Solche Logik-Pannen dürfen einfach nicht passieren. In den 90er Jahren wurden VHS- und später dann DVD-Versionen des Film nur in Amerika vertrieben. Eine deutschsprachige Variante gab es ab 2010.

Buch

Von der Erde zum Mond - Buch und Übersicht der Verfilmungen


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Copyright © Andreas Fehrmann – 08/2007, letzte Aktualisierung 20. Juli 2021