Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires*"

Jules Verne - Short Stories (* Dieser Band ist nicht offizieller Bestandteil der VE)


Buch oben /1/

/1/ Jules Verne: Le Chemin de France 1887 bei Pierre-Jules Hetzel im Zyklus Les Voyages Extraordinaires  mit 41 Illustrationen von Roux und 2 Karten; CF /3102/

/2/ ebenda; Bildzitat von Seite 211

/3/ ebenda; Bildzitat von Seite 217

/4/ Britische Soldaten im Afrikaeinsatz 1884. Ausschnitt aus einem Gemälde von Woodville (aus Der Nil von Gianni Guadalupi; Karl Müller Verlag 2001; Collection Fehrmann)

/5/ Aus meiner Sammlung historischer Postkarten: Gilbraltar - View of Rock Gun and Galleries from Landing Pier - ca. 1910




Gil Braltar (1887)

Erschien unter dem Titel Gil Braltar am 3. Oktober 1887 als Anhang der VE 31  Der Weg nach Frankreich / Le Chemin de France bei Pierre-Jules Hetzel in Paris. Dieses Werk ist in der Complete Jules Verne Bibliography by Volker Dehs, Zvi Har'El & Jean Michel Margot unter II, 2. Short Stories Nr. 13 erfasst. Bild rechts: Bildillustration des „Original-Starts“ der Kurzgeschichte als Romananhang /2/.

Diese Kurzgeschichte ist wieder ein satirischer Seitenhieb Vernes auf den englischen Kolonialismus (Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an die Geographiestunde mit dem kleinen Australier Toliné in  Die Kinder des Kapitän Grant).
Realbild Gil Braltar um 1910
Wir lernen eine riesige Affenhorde kennen, die von einem merkwürdigen Anführer geleitet wird. Ort des Geschehens ist die iberische Halbinsel in der Nähe der Festung Gilbraltar (siehe auch Foto oben links /5/). Obwohl der „Leitaffe“ ein Affenfell trägt, scheint er doch irgendwie anders als andere Affen zu sein. Zeitgleich wird uns das Kasernenleben der englischen Festung, die mit ihren Kanonen die Meerenge zwischen Europa und Afrika beherrscht, gezeigt. Kommandant dieser ist der als äußert hässlich beschriebene britische General MacKackmale.

Eines Nachts wird die Festung durch die riesige Affenhorde völlig überrannt. Dabei stellt sich heraus, dass dies nicht zufällig passiert ist. Gil Braltar, ein spanisches Original hatte eine Krieglist angewandt: Mit einem Affenfell bekleidet, hatte er sich seit längerem die Horde gefügig gemacht. Aber Braltar konnte überwältigt werden. Gleich darauf trat die Wende ein: Die Affenhorde verließ unter straffer Führung den „Kriegsschauplatz“. - General Mackkackmale hatte ebenfalls zu einer Kriegslist gegriffen: Mit dem Affenfellumhang war er aufgrund seiner hässlichen Erscheinung nicht von einem echten Affen zu unterscheiden (siehe Bild links /3/) – und so führte er die Affen wieder aus der Festung heraus. Schlussfolgerung Vernes: Die Entsendung der hässlichsten Generale nach Gilbraltar wird auch in Zukunft den Besitz der Briten sichern! (Farbiges Bild oben rechts im Text /4/)

Logo Schauplatz



/7/ alle Fotos:
© Fehrmann 2025


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 Auf Gibraltar

Gibraltar Detail 1Besuchen wir doch einmal die 6,5 Quadratkilometer Gibraltars. Ziemlich oft liegen die Felsen unter einer Kappenwolke, die sich bei feuchten Ostwinden direkt über dem Berg bildet. Diese „Levanterwolke“ genannte Naturerscheinung ist so regelmäßig zu sehen, wie die „Tischdecke“ genannten Wolken über dem Tafelberg von Kapstadt. Aus diesem Grunde ist unten am Fuße des Berges eitel Sonnenschein (wie rechts zu sehen /7/), auf den weiter unten zu sehenden Bildern auf dem Felsen steckt alles sozusagen im „Nebel“ der Wolkenformation.

Verlassen wir das Stadtgebiet zu Füßen der Felsen und besuchen wir den Berg, der auch noch heute militärische Anlagen beherbergt.

Auf dem "Affenfelsen"Jules Verne hat die Grundidee der Legende des Zusammenhangs zwischen den Affen und dem englischen Besitz der Halbinsel von Gibraltar ziemlich entfremdet. In seiner Kurzgeschichte sind ja die Affen eine Gefahr für die Kolonie, die heutzutage übrigens als britisches Überseegebiet gilt. Die Berbermakaken, so die offizielle biologische Bezeichnung, wurden übrigens im Mittelalter, als Spanien unter dem Einfluss der Mauren stand, von denen aus Marokko kommend als Haustiere mitgebracht.
Unter den Briten wurde und wird die Geschichte genau andersherum erzählt: Gibraltar wird so lange in englischem Besitz bleiben, wie die Affen auf Gibraltar leben! Aus diesem Grunde waren die Briten schon immer freundlich zu den Tieren.


Bild oben /7/: Affen auf einem der alten Festungbatterien

GibraltaraffeAls in Zeiten des Zweiten Weltkrieges die Population der Affen sich bis auf acht Exemplare verringerte, hat sich Winston Churchill 1942 persönlich dafür eingesetzt, dass die Anzahl wieder erhöht wurde. Die Sache wurde mit britischem Ernst soweit betrieben, dass bis zum Jahre 1999 die Versorgung, Pflege (inklusive der Aufnahme in ein Tierkrankenhaus) der Affen der Royal Army unterlag. Heute obliegt dies für die rund 250 Tiere einer Naturschutzbehörde.

Dies alles konnten wir aus erster Hand bei einer geführten Wanderung durch die Bergwelt Gibraltars und den immer noch reichlich vorhandenen Festungsanlagen erfahren. Daher müssen nicht hässliche Generäle die Affen verscheuchen, denn schon immer hat sich die Administration wohlwollend den Tieren gegenüber verhalten.

Bild rechts: Ein Makak über den Dächern der Stadt Gibraltar /7/

CREDITS / DANKE: Ich danke Thomas Kluba für die SFGH Chronik 195.

Deutschsprachige Verfügbarkeit

Der Humbug 2011SFGH

Dadurch das die Kurzgeschichte als Anhang eines noch nicht im deutschsprachigen Raum verlegten Romans publiziert wurde, fand sie  bis in die jüngere Vergangenheit noch keinen Eingang in unserem Sprachraum. Auch als Ergänzung bekannter Verne-Kurzgeschichtensammlungen wurde sie "übersehen". Daher war bis zum Jahre 2011 ein Leseexemplar nur sehr schwer beschaffbar. Mir liegt es wie links dargestellt vor aus: © Chroniken der Science-Fiction-Gruppe Hannover (SFGH); CHRONIK 195 – Juni 2001; Herausgeber / Redaktion: Wolfgang Thadewald. Übersetzung von Volker Dehs (Bild links, CF /K2301/). Dieser hatte die Geschichte bereits in den 80er Jahren übersetzt und sie fand ihren Erstabdruck auf Deutsch in der Studentenzeitschrift „Ssluckauf“ 1982 (zwischenzeitlich noch in einer Anthologie). 

2011 erfreute der Herausgeber Sven-Roger Schulz die Verne-Freunde mit dem Buch Der Humbug. (Edition Dornbrunn; Hsg. Sven-R. Schulz, ISBN 978-3-983275-00-1) Hier fanden die Kurzgeschichten Gil Braltar, Der Humbug, das Schicksal des Jean Morenas und Ein Schnellzug der Zukunft von Jules und Michel Verne eine würdige Präsentation, denn der Herausgeber übernahm alle vorhandenen Originalillustrationen. In einem Nachwort wird die Entstehung der Kurzgeschichten und der jeweilige Anteil der Autoren (Vater und Sohn) klar dargestellt (Bild rechts - CF /K0210/)


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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus.

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© Andreas Fehrmann 01/02, letzte Aktualisierung 3. Mai 2025