Die
Mär vom verkannten Dichter trifft auch auf ihn nicht zu. Gut
sein und originär garantiert Publikum, und also Erfolg. Zu
Lebzeiten übrigens. Durchschnitt und gutes Management
natürlich auch. Aber es hat keine Nachwirkung. Die Nachwelt
lässt sich nicht täuschen. Da spielen Schminke und
Moden und zeitgemäßes Mimikry keine Rolle mehr. Das
ist vergessen. Jules Verne wirkt noch immer. Das hat zu tun mit
seinem Talent und mit seinem Gespür für das
Jahrhundert.
Jules Verne war ein Technik-Euphorist,
ein Technik-Freak, ein Technik-Humanist. Wie die Mehrzahl seiner
Zeitgenossen. Am Anfang war das Wasser. Aber wer wollte
es? Denn das Mittelalter war finster, und die Leute haben sich
weder gebadet noch gewaschen. Dafür gab es sogar Zeugen!
Es war ein
aufregendes Jahrhundert: Frankreich läuterte sich über
diverse Revolutionen: Von der großen 1789 über die
Julirevolution 1830 und die im Februar 1848 zur Pariser Kommune
1871 und zum bürgerlichen Nationalstaat. Selbst Deutschland
entkam der Kleinstaaterei - nach einem siegreichen Krieg, den der
Neffe Napoleons begonnen hatte. Die letzten weißen Flecken
auf der Weltkarte verschwanden in diesem Jahrhundert. Und die
letzte Scham der europäischen Staaten, die Welt unter sich
aufzuteilen.
Das
wissenschaftliche und technische Gewerbe explodierte an Ideen und
Lösungen - nach Jahrhunderten der empirischen
Naturbetrachtung, der Vermutungen und der geistigen Fesselung
durch kirchliche Dogmen. Die bis dato unbedarften Stände
kamen zu elementarer Bildung und damit zu Lektüre. Der
Ingenieur war der Größte. Unbildung out. Belehrung
(wieder einmal) angesagt. Der Aufklärungsschub der Lessings
und Voltaires, Diderots und Kants wirkte noch fort. Sapere aude
-Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Vernunft,
Wissen, Licht durch Wissenschaften und Technik, durch Bildung.
Die neuen Spannungen sah man als prinzipiell lösbar. Als da
waren: Maschinenstürmerei aus Angst vor dem Verlust der
Arbeitsplätze, Misstrauen zwischen den europäischen
Ländern, Aufbegehren der untersten Schichten.
Die
Technik wird's schon richten...
Die Technik wird's
schon richten. Technik war Zukunft an sich. Technik verhieß
allgemeine Glückseligkeit. Literatur, bildende Künste,
die durch neue Technologien aufkommenden Massenmedien waren
eingebunden in die große Euphorie. Jules Verne gab diesem
Lebensgefühl literarischen Ausdruck. Er ist 19. Jahrhundert
und vermag es auch fortdauernd zu vermitteln. Aber es dauerte
dennoch, bis Verne zu Ruhm und Geld und Nachruhm kam.
Geordnete Welt
ist Juristerei
Das weltmännische Hafenstadt-Kaff
und provinziell-muffige Nantes an der bretonischen Küste
erlebte am 8. Februar 1828 die Geburt des Jules-Gabriel Verne.
Der Vater war geachteter und ehrlicher Rechtsanwalt. Die Mutter
musische Hausfrau schottischer Abstammung. Keinerlei
existentielle Probleme also. Alles läuft glatt, sauber,
geordnet. Zu glatt und zu geordnet. Eigentlich beschränkt
und muffig.
Der Knabe liest Edgar Allan Poe, Dumas,
Cooper. Phantastik und Abenteuer. Auch Hugo, Balzac,
Hoffmann.
Der Knabe sieht die Weltensegler im Hafen, will
also fort in die Welt. Er tauscht mit einem Schiffsjungen die
Kleider, um nach Amerika zu kommen. Es geht schief, wie die
meisten solcher Jungenträume: Papi holt ihn wieder in die
geordnete Welt. Der jüngere Bruder Paul aber wird als
Marineoffizier die Weltmeere befahren. Ungerecht, wie die Welt
nun mal ist. Die Abenteuerträume hatten sie doch
gemeinsam.
Geordnete Welt ist Juristerei. Also schickt der
Vater ihn nach äußerlich belangloser Kindheit zum
Jura-Studium nach Paris. Der Sohn landet im Quartier Latin, dem
Künstlerviertel. Dort geht die Reise los. Ins Ich.
Selbsterkundung, Ausloten eigener Möglichkeiten,
unbefriedigter Ehrgeiz sind die Folgen.
Das zweite
Juristen-Examen besteht Jules Verne 1848. Lustlos. Die Juristerei
ist wohl nicht die Erfüllung. Er geht um in den
Künstlerkreisen, befreundet sich mit dem jüngeren
Dumas. Mit echten und mit eingebildeten Künstlern. Mit der
ganzen Blase wichtigtuender und unbedarfter Möchtegern-Künstler.
Die gibt es überall und zu jeder Zeit. Die Szene.
Verne
will auch wichtig sein. "Stilist" will er werden.
Darunter versteht er den künstlerischen Literaten. Heraus
kommen zunächst mehr oder weniger seichte Komödien und
Operetten-Libretti. Alles vergessen heute, wenn auch das Publikum
klatschte und jubelte.
Die handgreiflichen Ereignisse von
1848 in Paris sind ihm nur wenige Briefzeilen wert. "Ich
verschließe meine Tür und bleibe zu Hause, um zu
arbeiten..." Immerhin flossen Hektoliter von Blut; es ging
um die Zukunft Frankreichs. Jules Verne verkroch sich in seine
Kammer und verschloss Augen und Ohren. Politik und soziale
Stellungnahme lagen nicht in seinem Blickfeld.
Er hat
einiges vor. Dafür hält er auch den Mund bei
politischen Diskussionen in den Künstlerkreisen. Dafür
sucht er hilfreiche Bekanntschaften. 1850 erreicht sein erstes
gemeinsam mit dem jüngeren Dumas erarbeitetes Stück 12
Aufführungen am Théâtre Historique.
Theaterleiter war der ältere Dumas. Bekanntschaften und
Beziehungen waren schon vor 150 Jahren so wichtig wie heute.
Nach
dem Studium nicht zurück zu den "Trotteln"
1851
schließt Verne sein Studium ab. Zu den "Trotteln"
zurück nach Nantes will er aber keinesfalls. Paris hat ihn
von der Provinz gründlich geheilt. Verne intensiviert sein
Künstlerleben. Verschiedene Bekanntschaften, so mit dem
Librettisten von "Hoffmanns Erzählungen", Michel
Carré, verhelfen ihm zu weiteren Komödien- und
Operettenpremieren. Seichte Späßchen. Aber sie bringen
den Unterhalt.
Louis-Napoleon, Neffe des großen
Napoleon, kommt an die Macht. Victor Hugo geht ins Exil. Viele
andere auch. "... ich mische mich nicht ein", der
Kommentar Vernes. Er wird Sekretär des Direktors am Théâtre
Lyrique. Gelegenheit zu wichtigen Kontakten. Aber die
Magenbeschwerden, Krämpfe und Koliken nehmen zu. Lange nach
seinem Tod wird man die immer wiederkehrende Krankheit als
Diabetes erkennen.
Das
19. Jahrhundert - bis heute zu gering geschätzt mit all
seinem Erfindergeist
Er veröffentlicht erste
Reiseerzählungen in einer verbreiteten Familienzeitschrift:
populärwissenschaftliche Unterhaltung, Abenteuer, moralische
Fingerzeige für den schlichten, aber bildungshungrigen
Kleinbürger. Man will schließlich "in" sein.
Immerhin sind hier Gegenstände späterer Romane
vorgeprägt: Reisen, Abenteuer, der Kampf des Guten gegen das
Böse. Die Pariser Weltausstellung 1855 fasziniert ihn.
Hier ist modernste und spektakuläre Technik versammelt und
angewandt!
Man halte sich nur vor Augen, was für
Namen von wissenschaftlicher Weltgeltung bis heute dieses
Jahrhundert zu bieten hat: Darwin, Haeckel und Brehm, Livingstone
und Nobel, Bunsen, Siemens, Faraday, Gauß, Virchow, Morse
... Eine Häufung großer Geister wie in allen
weltgeschichtlichen Epochen grundsätzlicher Umschwünge.
Es war ein Jahrhundert der Techniker, Erfinder und -
selbstverständlich ? der Kriegsherren. Den
elektromagnetischen Telegrafen zum Beispiel gab es schon seit
1833, die Schreibmaschine länger. Verne wusste von
Elektromotor und Dampfturbine, von Fotografie und
Lichtbogenschweißen. Die Zeitgenossen wurden mit
Erfindungen konfrontiert - und vielleicht überfordert - wie
U-Boot und Gasmotor, elektrischer Glühbirne und
Fernsprecher, 4-Takt-Motor und Rotationsdruckmaschine.
Hubschrauber-Modelle waren ebenso im Gespräch wie
hydraulische Aufzüge, Nähmaschine, Füllfederhalter
und Sicherheitszündhölzer. Man schätzt dieses
Jahrhundert heute mit Sicherheit zu gering. Vor allem aus
Unwissen.
Das
Erotische und die Liebe
Verne war fasziniert von
diesen Entwicklungen. Und er hielt sich auf dem Laufenden: Hier
lagen scheinbar die Lösungen aller Probleme. Nur nicht
seiner eigenen: Er hatte Pech mit den Frauen, wollte gern
heiraten, kam aber nicht zurecht mit den Damen. Oder sie mit ihm?
Dem Umtriebigen, dem Eigenbrödler, dem rücksichtslosen
Ich-Menschen. Wahrscheinlich muss ein Kunst-Mensch rücksichtslos
sein. Aber er merkt es selbst nicht. Erotische oder nur
Partnerbeziehungen kommen folgerichtig in Vernes Büchern
kaum vor. Er erklärt es selbst mit seiner "linkischen"
Natur. Und heiratet trotzdem. Im Januar 1857 die 26jährige
Witwe Honorine aus Amiens. Mit 2 Töchtern. Jules Verne hat
nun Familie und Verantwortung. Die Einkünfte müssen
also sicherer werden. Das Elternhaus, die Etikette, der Ruf der
Familie ... Verne wird Börsenmakler. Allerdings zahlt der
Vater, wenn auch ungern, die dazu notwendigen 50.000 Francs.
Die
Börsengeschäfte lassen ihm Raum zum Schreiben.
Erzählungen und Komödien. Die Ehe hindert ihn nicht am
Reisen. Zum Beispiel mit einem Freund nach England und
Schottland, nach Dänemark und Norwegen. Wichtige Eindrücke
für Späteres. Da kann man schon mal die Geburt des
eigenen Sohnes verpassen: Michel, geboren am 3. August 1861. Ein
über Jahre und Jahrzehnte durchaus unleidlicher und
garstiger Knabe, wie sich herausstellen wird. (Anmerkung A.F.:
Michel Verne 3.08.1861 bis 1925)
Die
große Roman-Idee und sein Erfolgsrezept
Zu
dieser Zeit hat Verne die große Roman-Idee. Der Gegenstand:
Eine Ballonüberquerung Afrikas. Das Thema: Entdeckung der
Nilquellen mit modernen technischen Hilfsmitteln. Der
Hintergrund: Ballonversuche waren groß in Mode. Der
Busenfreund Michel Nadar - bekannter Fotograf, Hans Dampf und
kompromissloser sozialkritischer Republikaner - lässt zu
Werbe- und Geldbeschaffungszwecken für seine "Gesellschaft
Schwerer-als-Luft" einen Riesenballon bauen. Das Geld wird
allerdings nicht eingespielt. Das Luftfahrzeug stürzt vor
Hannover ab. 1862 war der Engländer Speke ins Innere Afrikas
aufgebrochen. Die Dinge sind im öffentlichen
Gespräch.
Hier liegen Methode und Erfolgsrezept Jules
Vernes. Seine Romane handeln sämtlich in der Gegenwart des
19. Jahrhunderts. Die technischen Zutaten sind, wie skizziert,
allgemein bekannt oder im Ansatz vorhanden. Vernes Verdienst ist,
dass er sie vorsichtig weiterspinnt, glaubhaft macht, sie in
abenteuerliche Reisehandlungen kleidet. Der Leser konnte in
diesem Trommelfeuer täglicher technischer Neuheiten Wahrheit
und Fiktion nicht trennen.
Versuche
mit Literatur eine Gesellschaft zu verändern
"Fünf
Wochen im Ballon" erschien als erster Roman 1863 beim
Pariser Verleger Pierre-Jules Hetzel. Vierzehn Jahre älter
als Jules Verne, hatte Hetzel die 48er Revolution als Demokrat
und aufklärerischer Humanist mitgemacht und musste danach
emigrieren. Über gezielte verlegerische Arbeit - Aufklärung
und Bildung - erhoffte er sich nun gesellschaftliche Veränderung.
Ein Ansatz wie ein Jahrhundert zuvor; ein Kampf gegen Windmühlen
wie ein Jahrhundert danach. Entsprechend das Verlagsprogramm
Hetzels: Neben Balzac, Sand, Hugo populärwissenschaftliche
Unterhaltungsmagazine für die Familie, die Kinder
inbegriffen. Was - mit gewissem Anspruch und Ernst - bis dahin
durchaus nicht selbstverständlich war. Kinder galten noch
als unfertige Erwachsene, die nur entsprechend dressiert werden
mussten.
Fruchtbarer
Boden für Technikromane
Freund Nadar - übrigens
der Ardan der Mond-Romane - vermittelt Verne an eben diesen
Verleger. Hetzel erkennt neben der literarischen auch die
profitable Seite der Romanidee und führt Verne zu weiteren
Romanprojekten gleichen Zuschnitts.
Der Boden für
solcherart Literaturunternehmungen war äußerst
fruchtbar und lange aufbereitet. Der ungeheure Erkenntniszuwachs
seit der Renaissance führte erst im 19. Jahrhundert zur
massenweise praktischen Verwirklichung. Hier gab es einen Stau,
der umschlagen musste. Ein Qualitäts-Umschlag. Nachzulesen
beim Philosophen Hegel. Ein Umschlag in neue, für alle
greifbare und sichtbare Dinge. Eine Technologie hat sich erst
durchgesetzt, wenn sie massenweise in den Alltag eingreift. Meint
unter anderen der heutige Vernsche Enkel Stanislaw
Lem. Galvanische Elemente, Telegrafen, Elektro- und
Verbrennungsmotoren, Telefon, die Glühlampe. Die
Elektrizität überhaupt. Sie war das Zauberelement der
zweiten Jahrhunderthälfte. Schaut man heute in die
Trödelläden, findet man die staubigen Reste jener
Euphorie: Elektrisierapparate, Kolben, Kugeln mit Glühwendeln
und Lichteffekten, ganze Sets für jede Lebenslage.
Alles
war möglich geworden. Technikfortschritt wurde mit
Menschheitsfortschritt gleichgesetzt. Die bürgerlichen
Ideale der Großen Französischen Revolution fanden
hier, kanalisiert zwar, aber immerhin, eine nahtlose Fortsetzung
und wiesen über die Gegenwart hinaus. Die Dimension Zukunft
schien berechenbar geworden.
Verne
heute
Jules Verne gilt heute gemeinhin als Prophet
technischer Entwicklungen der Zukunft. Das ist Unsinn,
kolportiert aus Unkenntnis jener Zeit. Gegenwart ist immer
vergesslich. Er wird genannt als geistiger Vater des U-Boots,
der Superwaffen, des Hubschraubers, der Raumfahrt und so weiter.
Nichts von alledem. Alles schon da im 19. Jahrhundert. Wenn schon
nicht als technische Realität oder Erfindung, so doch in der
Literatur seit Generationen.
Beispiel U-Boot: Über
Versuche in der Antike bis zum Renaissancemenschen Leonardo da
Vinci und schließlich zu Wilhelm Bauer reicht die
Geschichte. Letzterer hatte 1851 sein Tauchboot im Kieler Hafen
getestet. Aber schon achtzig Jahre zuvor hatte ein amerikanisches
U-Boot im Unabhängigkeitskrieg ein Schlachtschiff versenkt.
Und ging dabei allerdings für immer unter.
Man hat
dem Antrieb von Kapitän Nemos Tauchboot aus dem nach wie vor
faszinierenden Roman "20.000 Meilen unter den Meeren"
eine "Atomkraft" angedichtet. Dagegen hilft einfaches
Lesen: "Es gibt eine starke, folgsame, schnelle, willige, zu
allem dienliche Kraft hier an Bord", sagt Nemo zu Professor
Arronax, dem Ich-Erzähler, "Diese Kraft ist die
Elektrizität. (...) Ich verwende Bunsensche Elemente, nicht
Ruhmkorffsche. Diese wirkt durch sehr große Elektromagneten
auf ein System von Hebeln und Zahnrädern, das die Welle der
Schraube antreibt ..." Nichts Übersinnliches,
Mystisches, Prophetisches bei Jules Verne. Alles schon da. Ein
hellwacher Zeitgenosse allerdings.
Technische
Absurdität und Widersprüche
Familie Verne
kann standesgemäß umziehen. Der Erfolgsautor muss aber
auch Zugeständnisse machen, bis in Figuren-Ensembles und
Struktur der Romane. Der Umsatz hing an zu befriedigenden
Leserbedürfnissen. Literaturjahrmarkt schon damals. Die
großen zeitlosen Romane erscheinen hintereinander: "Die
Reise zum Mittelpunkt der Erde", "Von der Erde zum
Mond", "Die Reise um die Erde in 80 Tagen",
"20.000 Meilen unter den Meeren", hier haben die
Übersetzer uns Jahrzehnte belogen ...
Dabei nimmt es
Verne mit der Wissenschaftlichkeit nicht immer so genau,
obwohl die Bücher von detaillierten Erklärungen
strotzen. Er rechnet vor, erläutert, führt scheinbar
lückenlose Beweisketten. Wer vollzieht das schon nach. Dort
liegen aber die Fehler.
Die technische Absurdität der
beiden Mondbände etwa muss Verne auf jeden Fall bewusst
gewesen sein. Eine abgeschossene Kugel kann nie die
Geschwindigkeit erhalten, die Erdanziehung zu verlassen; das
Projektil samt Rohr wäre schon beim Abschuss explodiert. Die
Beschleunigung hätte überdies die Reisenden
zerquetscht. Der Roman in zwei Bänden funktionierte
trotzdem. Warum ist Verne nicht auf den Raketenantrieb
gekommen? Das Prinzip der Pulverrakete gab es schon im alten
China, in Moskau wurde 1680 ein Raketeninstitut gegründet,
die indische Armee hatte seit 1766 ein Raketencorps. So ignorant
war Verne mit Sicherheit nicht, wie sein sonstiger Wissensfundus
beweist.
Der Schlüssel zu den Widersprüchen
liegt in der Romanintention: Die Mondromane, vor allem der erste
Band, sind über weite Strecken Satire! Die Jungs vom
Kanonenclub im amerikanischen Baltimore sind allesamt
waffenfanatische Krüppel im Wortsinne. Der Roman handelt
zwar im fernen Amerika. Das ungeliebte und einschlägig
agierende Preußen aber liegt direkt vor der Haustür. Der
Schießdrang der Kanonenfreunde in einer kriegsarmen Zeit
führt zur Mondreise. Als Ersatzbefriedigung. Mittels einer
Superkanone natürlich .. |