Kopf einer Lieferung

Boys Own Paper

Wöchentliche Unterhaltung in Großbritannien u.a. mit Jules Verne 


Eine Lieferung
Bild oben: Ein typisches Lieferungheft, hier 16. April 1881 (Preis: 1 Penny); CF /6790/


Annual 1890

Bild oben: Volume 12 Jahrgang 1890 - Bis kurz nach der Jahrhundertwende erschienen die Jahrbücher mit stets gleichem Motiv, nur mit unterschiedlicher Farbe des Kopusses. Kurz darauf ging man zu jährlich wechselnden Motiven und Farbgebungen über. Siehe Beispielhaft den Jahrgang 1905 (Volume 27)

Annual 1905




Titelei 1893 / 1894Die Wochenzeitschrift Boys Own Paper (BOP) war ein britisches Periodikum, welches auf die Lesegewohnheiten von männlichen Jugendlichen zugeschnitten war. Sie wurde 1879 von der Religious Tract Society gegründet und bis 1967 herausgegeben. Ab 1939 ging die Herausgabe an Lutterworth Press über, um dann in den 60er Jahren nochmals die Eigner zu wechseln. Die Gründungsidee war es, eine Alternative zu den damals aufkommenden meist blutrünstigen Penny-Heftchen der lesenden Arbeiterkinder zu schaffen um für die jungen Bürgerlichen eine religiös orientierte Unterhaltung mit der Vermittlung von Werten und Moral zu bieten. Durch die dezente Orientierung und der Einbindung von Abenteuergeschichten, Reiseimpressionen, sowie populärwissenschaftliche Aufsätze, Rätsel und Wettbewerbe, erlangte sie schnell die Publikumsgunst einer breiten Leserschaft. Die Zeitschrift gab es als Lieferungsheftchen wöchentlich – diese wurden oft individuell gebunden – oder man erwarb nach Ablauf eines Jahres die Verlagsjahrbände, die sogenannten Annuals (jeweils ein Volume). Da diese aufwendig gestaltet wurden, sind sie heute ein beliebtes Sammelobjekt. Siehe Beispiel rechts: Titelei 1893 / 1894 (CF/6833/).

 Zu den Inhalten zählten recht schnell die Romane Jules Vernes. Schon im zweitem Jahr des Erscheinens tauchte die erste Romanveröffentlichung auf: Ein Kapitän von 15 Jahren. Bei den Veröffentlichungen in der Zeitschrift handelte es sich oft um Übersetzungen, die noch vor der ersten englischen Buchveröffentlichung auf den englischsprachigen Markt erschienen. Bei einigen Romanen erschien die Ausgabe der englischen Version der BOP-Veröffentlichung sogar noch vor der offiziellen französischen Buchausgabe. Siehe dazu mein Beispiel Die Jangada. Diese Schnelligkeit sorgte dafür, dass ich anfangs annahm, dass diese auf illegalen Simultan-Übersetzungen der Livraisons Hetzels basierten. Erst bei einer fachlichen Beratung erhielt ich den Hinweis, dass die Nachdrucke auf Basis der Magasin-Druckfahnen geschah. Dies erklärt auch die Nachnutzung der Holzstiche, die ansonsten klischiert oder nachgeahmt hätten werden müssen.

Bei Recherchen sollte man sich übrigens nicht verwirren lassen: Denn es gab vorab zur britischen Ausgabe der BOP auch eine ähnlich klingende amerikanische Version mit dem Namen Boys' Own, herausgegeben von Charles F. Richards. Sie soll von 1873 bis 1876 herausgegeben worden sein. Um die Verwirrung komplett zu machen: Im kanadischen Toronto wurden über mehrere Jahre zeitversetzt um einen Monat die BOP-Originale mit Ergänzungen nachgedruckt. Analysten werden zu dieser Thematik noch einiges zu recherchieren haben.

Insgesamt sind die Verne-Veröffentlichungen in den BOP mit ihrem speziellen Charme und den ergänzenden Inhalten der Zeitschrift eine lohnenswerte Lektüre für Verneasten.

Für den Verneasten sind folgende Ausgaben von Interesse

(Titelangaben in der Form: häufigster deutschsprachiger Titel / häufigster englischer Titel / Titel bei BOP)

Vol. 2, 1879 bis 1880 
Jules Verne: Ein Kapitän von 15 Jahren (
A Captain at Fifteen), BOP-Titel: Boy Captain or Adventures on Land and Sea

Vol. 3, 1880 bis1881
Jules Verne: Die Jangada (The Giant Raft), BOP-Titel: The Giant Raft or Eight Hundred Leagues on the Amazon

 Vol. 5, 1882 bis 1883
Jules Verne: Die Schule der Robinsons (Godfrey Morgan: A California Mystery), BOP-Titel: dto.

 Vol. 7, 1884 bis 1885
Jules Verne: Der Südstern (Star of the South), BOP-Titel: Star of the Settlementor or A Tale of the Diamond Fields

 Vol. 9, 1886 bis 1887
Jules Verne: Robur der Eroberer (Robur the Conqueror), BOP-Titel: Clipper of the Clouds

 Vol. 11. 1888 bis 1889
Jules Verne: Zwei Jahre Ferien (Two Years' Vacation), BOP-Titel: A drift in the Pacific

 Vol. 12, 1889 bis 1890
Jules Verne: Kein Durcheinander (Upside Down oder auch
The Purchase of the North Pole), BOP-Titel: Barbicane and Co.

 Vol. 15, 1892 bis 1893
Jules Verne: Das Karpathenschloss (The Castle in the Carpathians), BOP-Titel: Rodolphe de Gortz or The Castle of the Carpathians

 Vol. 16, 1893 bis 1894
Jules Verne: Claudius Bombarnac (dto.), BOP-Titel: Claudius Bombarnac A Story of Adventure and Mystery. Siehe Bild folgend: Beginn des Romans am 7. Oktober 1893 auf Seite 3 des neuen Jahrgangs (CF /6833/)

Annual 1893 / 1894

 Vol. 17, 1894 bis 1895
Jules Verne: Meister Antifers wunderbare Abenteuer (Captain Antifer), BOP-Titel: Captain Antifer or His Excellency's Millions. Ein weiteres Bildbeispiel unten: So sah in den Fortsetzungen ein typischer Zwischentitel aus (CF /6795/)

Ein typischer Titel

 Vol. 20, 1887 bis 1898
Jules Verne: Vor der Flagge des Vaterlandes / Erfindung des Verderbens (Facing the Flag), BOP-Titel: Simon Hart - A Strange Story of Science and the Sea

 Vol. 21, 1898 bis 1899
Jules Verne: Die Eissphinx (The Sphinx of the Icefields), BOP-Titel: Captain Len Guy or An Antarctic Mystery

 Vol. 22, 1899 bis 1900
Jules Verne: Das Testament eines Exzentrikers (The Eccentric's Last Will), BOP-Titel: William J Hypperbone or The Will of An Eccentric

 Vol. 36, 1913 bis 1914
Jules Verne: Der Herr der Welt (Master of the World); BOP-Titel: The Master of the World

 Vol. 37, 1914 bis 1915
Jules Verne: Der Leuchtturm am Ende der Welt (The Lighthouse at the End of the World), BOP-Titel: Kongre the Wrecker or Lighthouse at the End of the World 


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