Die
Wochenzeitschrift Boys Own Paper
(BOP) war ein britisches Periodikum, welches auf die Lesegewohnheiten
von
männlichen Jugendlichen zugeschnitten war. Sie wurde 1879 von der
Religious Tract
Society gegründet und bis 1967 herausgegeben. Ab 1939 ging die
Herausgabe an
Lutterworth Press über, um dann in den 60er Jahren nochmals die Eigner
zu
wechseln. Die Gründungsidee war es, eine Alternative zu den damals
aufkommenden
meist blutrünstigen Penny-Heftchen der lesenden Arbeiterkinder zu
schaffen um
für die jungen Bürgerlichen eine religiös orientierte Unterhaltung mit
der
Vermittlung von Werten und Moral zu bieten. Durch die dezente
Orientierung und
der Einbindung von Abenteuergeschichten, Reiseimpressionen, sowie
populärwissenschaftliche
Aufsätze, Rätsel und Wettbewerbe, erlangte sie schnell die
Publikumsgunst einer
breiten Leserschaft. Die Zeitschrift gab es als Lieferungsheftchen
wöchentlich
– diese wurden oft individuell gebunden – oder man erwarb nach Ablauf
eines Jahres
die Verlagsjahrbände, die sogenannten Annuals (jeweils ein Volume). Da
diese
aufwendig gestaltet wurden, sind sie heute ein beliebtes Sammelobjekt.
Siehe Beispiel rechts: Titelei 1893 / 1894 (CF/6833/).
Zu
den Inhalten zählten recht schnell die
Romane Jules Vernes. Schon im zweitem Jahr des Erscheinens tauchte die
erste
Romanveröffentlichung auf: Ein Kapitän
von 15 Jahren. Bei den Veröffentlichungen in der Zeitschrift
handelte es
sich oft um Übersetzungen, die noch vor der ersten englischen
Buchveröffentlichung auf den englischsprachigen Markt erschienen. Bei
einigen
Romanen erschien die Ausgabe der englischen
Version der BOP-Veröffentlichung
sogar noch vor der offiziellen französischen Buchausgabe. Siehe dazu
mein Beispiel
Die
Jangada. Diese Schnelligkeit sorgte dafür, dass ich anfangs
annahm,
dass diese auf illegalen Simultan-Übersetzungen der Livraisons Hetzels
basierten. Erst bei einer fachlichen Beratung erhielt ich den Hinweis,
dass die
Nachdrucke auf Basis der Magasin-Druckfahnen
geschah. Dies erklärt auch
die Nachnutzung der Holzstiche, die ansonsten klischiert oder
nachgeahmt hätten
werden müssen.
Bei
Recherchen sollte man sich übrigens nicht verwirren lassen: Denn es gab
vorab zur britischen Ausgabe der BOP auch eine ähnlich klingende
amerikanische Version
mit dem Namen Boys' Own,
herausgegeben von Charles F. Richards. Sie soll von 1873 bis 1876
herausgegeben
worden sein. Um die Verwirrung komplett zu machen: Im kanadischen
Toronto
wurden über mehrere Jahre zeitversetzt um einen Monat die BOP-Originale
mit
Ergänzungen nachgedruckt. Analysten werden zu dieser Thematik noch
einiges zu
recherchieren haben.
Insgesamt
sind die Verne-Veröffentlichungen in den BOP mit ihrem speziellen
Charme und den ergänzenden Inhalten der Zeitschrift eine lohnenswerte
Lektüre
für Verneasten.
Für
den Verneasten sind folgende Ausgaben von Interesse
(Titelangaben
in der Form: häufigster
deutschsprachiger Titel / häufigster englischer Titel / Titel bei BOP)
Vol. 2, 1879 bis 1880
Jules Verne: Ein Kapitän von 15 Jahren (A
Captain at Fifteen), BOP-Titel: Boy Captain
or Adventures on Land and Sea
Vol. 3, 1880 bis1881
Jules Verne: Die Jangada (The Giant
Raft), BOP-Titel: The Giant Raft or
Eight Hundred Leagues on the Amazon
Vol. 5, 1882
bis 1883
Jules Verne: Die Schule der Robinsons
(Godfrey Morgan: A California Mystery), BOP-Titel: dto.
Vol. 7, 1884
bis 1885
Jules Verne: Der Südstern (Star of
the South), BOP-Titel: Star of the
Settlementor or A Tale of the Diamond Fields
Vol. 9, 1886
bis 1887
Jules Verne: Robur der Eroberer
(Robur the Conqueror), BOP-Titel: Clipper
of the Clouds
Vol. 11. 1888
bis 1889
Jules Verne: Zwei Jahre Ferien (Two
Years' Vacation), BOP-Titel: A
drift
in the Pacific
Vol. 12,
1889 bis 1890
Jules Verne: Kein Durcheinander
(Upside Down oder auch The Purchase of the North Pole), BOP-Titel: Barbicane
and Co.
Vol. 15, 1892
bis 1893
Jules Verne: Das
Karpathenschloss (The Castle in the Carpathians), BOP-Titel: Rodolphe de Gortz or The Castle of the
Carpathians
Vol. 16, 1893
bis 1894
Jules Verne: Claudius Bombarnac
(dto.), BOP-Titel: Claudius Bombarnac A
Story of Adventure and Mystery. Siehe Bild folgend: Beginn
des Romans am 7. Oktober 1893 auf Seite 3 des neuen Jahrgangs (CF
/6833/)

Vol. 17, 1894
bis 1895
Jules Verne: Meister Antifers wunderbare
Abenteuer (Captain Antifer), BOP-Titel: Captain
Antifer or His Excellency's Millions. Ein weiteres
Bildbeispiel unten:
So sah in den Fortsetzungen ein typischer Zwischentitel aus (CF /6795/)

Vol. 20, 1887
bis 1898
Jules Verne: Vor der Flagge des
Vaterlandes / Erfindung des Verderbens (Facing the Flag),
BOP-Titel: Simon Hart - A Strange Story of
Science and
the Sea
Vol. 21,
1898 bis 1899
Jules Verne: Die Eissphinx (The
Sphinx of the Icefields), BOP-Titel: Captain
Len Guy or An Antarctic Mystery
Vol. 22, 1899
bis 1900
Jules Verne: Das Testament eines Exzentrikers
(The Eccentric's Last Will), BOP-Titel: William
J Hypperbone or The Will of An Eccentric
Vol. 36, 1913
bis 1914
Jules Verne: Der Herr der Welt
(Master of the World); BOP-Titel: The
Master of the World
Vol. 37, 1914
bis 1915
Jules Verne: Der Leuchtturm am Ende
der Welt (The Lighthouse at the End of the World), BOP-Titel:
Kongre the Wrecker or Lighthouse at the
End
of the World
|