Jules Verne Zitate sind wie gewohnt in blau dargestellt.
Quellenangaben, und vielleicht
der Reiz etwas mehr darüber zu lesen? (Die Systematisierung bezieht
sich nur auf die Nutzung für diesen Beitrag)
/1/
Passage-Fakten aus der Homepage von Andrew
Nash (über Link-Seite erreichbar)
/2/ Wolfgang Thadewald
(Herausg.): Jules Verne
-
Digitale Bibliothek im Verlag der Directmedia Publishing
GmbH, 11/2004,
ISBN 3-89853-505-3; Romane: Eine schwimmende
Stadt. Jules Verne: Werke, S. 5326 (vgl. JV-13, S. 5 - CF /5512/)
/3/ ebenda, S. 5327 (vgl. JV-13, S. 6)
/4/ ebenda, S. 5340 (vgl. JV-13, S. 12-13)
/5/ ebenda, S. 5341 (vgl. JV-13, S. 13)
/6/ Jaroslav Coplák: Passagierschiffe,
1996
Herstellung Verlag Slovart Bratislava / Verlag Werner Dausien, Hanau;
ISBN 3-7684-0570-2
/7/ Alfred
Dudszus / Alfred Köpke: Das
große Buch der Schiffstypen: Dampfschiffe,
Motorschiffe, Meerestechnik von den Anfängen der maschinengetriebenen
Schiffe bis zur Gegenwart, 1990 Verlag Transpress Berlin;
ISBN
3-344-00374-7
/8/
Cable&Whireless:
„A History“ auf cwhistory.com
Quellen 2-7 aus Collection Fehrmann.
Weiterführende externe technisch /
historische Links:
Daniel Othfors: TGOL–Great
Eastern 1860–1888,
oder
beim British National Maritime Museum: The
Great Eastern
Hinweis zum Bildmaterial: Alle Bilder der GREAT
EASTERN wurden durch Bildbearbeitung farblich verändert, um einen antik
wirkenden Anschein zu erwecken.
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Die
schwimmende Stadt
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Nicht
immer lassen sich in Vernes
Romanen die Bezüge zur technischen Realität herstellen. Aber eine
technische Schöpfung hat ihn so beeindruckt, dass er davon intensivst
und mit vielen Details berichtete. Das war das größte Schiff des 19.
Jahrhunderts, die Great
Eastern. Dieses lernte er auf seinen
Schiffspassagen persönlich kennen. An seine wahren Eindrücke und
natürlich an seine um die Fakten sich rankenden Fabel können wir im
Roman Die
schwimmende Stadt teilhaben. Verne reiste mit
seinem Bruder Paul und mit 123 Passagieren am 26. März 1867 von
Liverpool nach New York. Die Passage dauerte durch einen schweren Sturm
14 Tage. Kurz darauf, am 12. April besuchten die Vernes die auch im
Buch beschriebenen Niagarafälle. Danach verließen sie wieder mit der Great Eastern New
York, um nach 10 Tagen Brest zu erreichen. Bei
dieser Fahrt waren 191 Passagiere an Bord (alles nach Daten von /1/).
Diese realen Zeitangaben sind im Roman allerdings so nicht wieder
zufinden.
Vernes
Faszination spiegelt sich
deutlich in den folgenden Zitaten, die der Hartleben-Ausgabe von 1877
entnommen wurden, wieder: „Am 18.
März des Jahres 1867 kam ich in Liverpool an, um mich dort auf dem
Great-Eastern, der in einigen Tagen nach New-York abfahren sollte, als
Passagier einzuschiffen. Ich wollte auf diesem riesenhaften Dampfer, zu
keinem andern Zweck als meinem speciellen Vergnügen, eine Tour über den
Atlantischen Ocean machen.“ (Zitat und Bild rechts: „Im
Hafen von Liverpool“ aus /2/). Und etwas weiter: „... in erster Linie gedachte ich dem größten
Meisterwerk der Schiffsbaukunst, dem Great-Eastern, mein Interesse
zuzuwenden. Man kann diesen Dampfer kaum noch ein Schiff nennen; es ist
wohl mehr eine schwimmende Stadt, ein Stück Grafschaft, das sich von
englischem Grund und Boden loslöst, um nach einer Fahrt über das Meer
mit dem amerikanischen Festlande zusammenzuwachsen. Ich stellte mir
vor, wie diese ungeheure Masse auf den Fluthen einhergleiten müßte, wie
sie mit den ihr gegenüber machtlosen Winden ringen würde, wie kühn
durfte solch ein Schiff die Wogen an sich abprallen lassen, wie
indifferent bleiben inmitten des Elementes, das einen Warrior und einen
Solferino wie Schaluppen auf- und niederschwanken ließ. Auf all diese
Eindrücke hatte mich meine Einbildungskraft vorbereitet, und all dies
und noch vieles Andere, was nicht mehr in das seemännische Fach gehört,
sah ich während meiner Fahrt.“ /3/.
Die Great Eastern war
wie schon
oben erwähnt, dass größte Schiff des 19. Jahrhunderts. Entworfen wurde
sie 1851 und 1852 von den berühmten englischen Schiffbauingenieuren I.
K. Brunel und I. S. Russel. Sie wurde, ursprünglich als Leviathan)
von 1854 bis 1858 auf der Werft Scott, Russel & Co. In Milwall
bei London gefertigt (Bild links: Der Schiffsrumpf im Bau aus
/7/,
Seite 149; Bild unten: Quelle WEB / Herkunft nicht ersichtlich). Von
Anfang an stand die Geschichte des Schiffes unter einem unglücklichen
Zeichen. Bedingt durch die riesigen Dimensionen, waren viele Arbeiten
völlig neu und man experimentierte mit vielen Lösungen. Dazu kamen aber
auch unglückliche Verkettungen von Zufällen.
Schon
beim Stapellauf am 30.
November 1857 verkeilte sich der Rumpf auf der Stapelbahn und das
Schiff gelangte erst ein viertel Jahr verspätet in das Wasser. Bei
diesen Arbeiten erlitt der Erbauer Brunel einen Nervenzusammenbruch,
die Gesellschaft ging in Konkurs und eine neue musste gegründet werden.
Die Erprobungsfahrt am 7. September 1859 endete mit einer
Kesselexplosion, die sechs Menschenleben forderte (in einigen Quellen
10). Wenige Tage darauf verstarb Brunel an den Folgen eines
Schlaganfalls.
Bei weiteren Probefahrten wurde die Inneneinrichtung durch
eindringendes Wasser beschädigt und bei einer Bootsfahrt im Hafen
ertrank der Kapitän und zwei Passagiere. In den Augen der damaligen
Zeit war die Great
Eastern ein Unglücksschiff, noch bevor sie die
erste Reise antrat. Daraus folgend wurde dann auch die erste planmäßige
Fahrt am 17. Juni 1860 mit nur 43 Passagieren durchgeführt.
Das
Schiff wurde durch Segel,
Schaufelräder und Schiffspropeller angetrieben. Die empfindlichen
Schaufelräder stellten auf hoher See bei starkem Wellengang den
anfälligsten Teil der Konstruktion. (Bild links: Die Great
Eastern am Kai. Quelle: WEB / Herkunft nicht ersichtlich).
Nach mehreren, wirtschaftlich erfolglosen Passagen, wurde das Schiff
als Kabelleger des Trans-Atlantischen-Kabels eingesetzt. Dies
beschreibt Verne wie folgt: „Nach
etwa zwanzig Fahrten zwischen England und Amerika, deren eine sich
durch schwere Unfälle auszeichnete, hatte man die Verwendung des Great-
Eastern vorläufig aufgegeben. Das kolossale Transportschiff war somit
außer Curs gesetzt und fand sich von den Seereisenden verschmäht und
zur Ruhe verdammt. Als dann die Versuche, das transatlantische Kabel zu
legen, gescheitert waren, ein Mißerfolg, der großentheils an der
Unzulänglichkeit der dazu benutzten Schiffe lag, dachten die Ingenieure
zuerst wieder an den Great-Eastern. Er allein hatte die erforderlichen
Dimensionen, um die 3400 Kilometer Metalldraht im Gewicht von 4500
Tonnen zu lagern, und nur er konnte, Dank seiner Indifferenz gegen die
Gefahren des Meeres, diesen enormen Greling abrollen und versenken. Um
das Kabel im Schiffsraume zu stauen, bedurfte man jedoch besonderer
Vorrichtungen, und so ließ man zwei der vorhandenen sechs Dampfkessel
und einen der drei Schornsteine springen. ..... Der Plan gelang, und
die Legung des Kabels ging mit Erfolg von Statten; nach diesem Resultat
jedoch schien man die Thätigkeit des Great-Eastern abermals als beendet
anzusehen, und er wurde von Neuem in seine kostspielige
Dienstunthätigkeit versetzt.“ /4/
Erst
1867 wurde es nach einem Umbau
wieder ein Passagierschiff. Diesen Umbau erlebte Verne noch kurz nach
seiner Ankunft in Liverpool mit. In Eine schwimmende Stadt schreibt
er darüber: „Aus diesem Grunde wurde
es nothwendig, den Dampfer großen Veränderungen zu unterwerfen, die
Recipienten auszufüllen, die Kessel wieder herzustellen, die Salons,
die mehreren Tausend Personen zur Wohnung dienen sollten, zu
vergrößern, und die Deckzimmer, welche zu Dependancen des Speisesaales
bestimmt waren, zu bauen; außerdem mußten mit möglichstem Comfort 3000
Betten placirt werden, und hierzu sollten die Seitentheile des
riesenmäßigen Schiffsrumpfes dienen.“ /5/
Kurz
vorher muss sich die Situation
wie auf dieser rechts gezeigten seltenen Abbildung (ebenfalls aus /7/,
Seite 149) dargestellt haben. Der Bildtitel lautet: Die Great Eastern
bei der Überholung 1867. Nach weiteren
Transatlantikfahrten wurde dass
Schiff schon nach zwei Jahren wieder als Kabelleger umgerüstet.
Nach
einem recht wechselvollem
Einsatz, auf dem ich hier nicht näher eingehen möchte, wurde das Schiff
1891 abgewrackt (Details außerhalb der Verne-Zitate aus /6/ und /7/). Technische
Daten: Bruttoraumgehalt:
18 915 BRT;
Länge: 210 Meter; Breite: 25,3 Meter; Maschinenleistung: 6190 kW (8300
PS); Geschwindigkeit: 13,5 Kn; Anzahl der Passagiere: 2996 (Fakten aus
/6/ Seite 53) Bild
links: Die einzige bekannte Aufnahme des
Kapitäns mit seinen Schiffsoffizieren auf der Great Eastern.
Aufgenommen am 5. November 1869. Zu dieser Zeit war das Schiff bereits
wieder als Kabelleger im Einsatz./8/ |