Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 5: Die Kinder des Kapitän Grant -

VERFILMUNGEN

© Film & Bilder: PIDAX Film- und Hörspielverlag (PIDAX film media Ltd. Birmingham)

FILM 4





8teilige Serie 1995

Auf deutschsprachiger DVD ab 2018: In Dolby Digital 2.0 aber ohne Bonusmaterial als Doppel-DVD in Format 3:4, Vertrieb: © PIDAX Film- und Hörspielverlag (PIDAX film media Ltd. Birmingham, GB)


Die Kinder des Kapitäns Grant: Verfilmung D/RUS/USA/CDN/GB 1995, Filmtitel (dt): Im Reich der Adler

Originaltitel: The Children of Captain Grant; Länge: 370 Minuten in 8 Teilen; Regie: Donovan Scott; Darsteller: Chris Browning als Lord Glenarvan, Victoria Kogan als Mary Grant, Mikhail Tikhonov als Robert Grant, Sonny Carl Davis als franz. Adliger, Cassie Branham als dessen Tochter und spätere Partnerin von Glenarvan, Adam Gregor als Mc Nab, Donovan Scott als dt. Offizier, George Perez als junger Schotte und Freund von Mary Grant u.v.a.m.

Um es gleich vorweg zu sagen: Außer ein paar Namen und mehreren kleinen Einzelideen, hat nichts mit dem Original von Jules Verne zu tun. Sagt der Hersteller noch: Frei nach Jules Verne, so wirbt der Vertreiber mit einer Romanverfilmung, was schlichtweg als reines Marketing abgetan werden muss.Über acht Teile wird eine verworrene und nicht nachvollziehbare Rettungsaktion des verschollenen Kapitäns Grant erzählt. Offenbar dem Mitproduzenten Russland geschuldet, spielt sich eben dort die Handlung ab. Aber der Reihe nach:

SzenenbildDer junge Lord Glenarvan, im Film Junggeselle, rettet einen Fischer in einer Bucht seines schottischen Heimatortes vor einer Haiattacke. Im getöteten Hai findet man eine Flaschenpost, die ein Hilferuf des vermissten Kapitäns Grant beinhaltet. Dieser ist auf dem Weg nach Sankt Petersburg in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Angespielt wird offenbar auf den damaligen Krimkrieg in dem Grant ein britischer Spion gewesen sein soll. Der Vorlagenautor Verne wäre entsetzt gewesen, wie sein Romanheld, der freiheitsliebende Schotte Grant, hier mutierte.

So macht sich Glenarvan, als Kapitän seines eigenen Schiffes und seinem Freund Mc Nab nebst einem Teenagerjungen der Seemann werden möchte, auf den Weg (siehe Szenenbild rechts: © PIDAX Film- und Hörspielverlag / PIDAX film media Ltd. Birmingham, GB - von mir bearbeitet). Die Kinder Grant schleichen sich heimlich an Bord. Die Drehbuchautoren zeigen eine naive Sicht auf geschichtliche Hintergründe und Fakten, nur um einen opulenten Ausstattungsfilm zu kreieren. Oder wie sollte man es bewerten, wenn 1854, so der definierte historische Hintergrund, im Film auf dem Seeweg von Schottland nach Sankt Petersburg von der Nordsee in die Ostsee durch Piraten mit Kostümen und einem Schiff aus dem 18. Jahrhundert die Suchgruppe überfällt? Dass dann noch ein im Felsen gehauener Seeräuberstützpunkt auf einer einsamen Insel in diesem Bereich existieren sollte, ringt einem ebenso ein Kopfschütteln ab. Dazu zählt auch, dass die im Roman agierende Dampfyacht DUNCAN im Film eine Segelfregatte aus dem 18. Jahrhundert ist. Offenbar mussten vorhandene Bestände des russischen Filmfundus zum Einsatz kommen. Im laufe der Filmteile erweitert sich dann die Mannschaft um einen dickleibigen deutschen Offizier und einem französischen Adligen, dessen ebenso mitreisende heißblütige Tochter in mehreren Episoden das Blut der jeweiligen Gegner in Wallung bringt. Rechtzeitig ist zu bemerken, dass genau diese Person auf ein Happyend mit dem Lord zusteuert.

Die Serie lässt keines der vorhandenen Klischees der selbst gewählten Umsetzung aus: In mehreren Episoden wodkasaufende Russen die Hilfe anbieten oder eine Bedrohung sind, wilde Kosaken die um die attraktive mitreisende französische Freundin Glenarvans kämpfen, okkulte Nomaden die einer Gottheit huldigen, deren Götzenbild mit glühenden Augen Schrecken einjagt, ein Ritterschloss mit einem unsterblichen (!) Grafen, der schon seit Jahrhunderten für den Verrat an König Arthus umherwandelt und der dann mit einem Flammenschwert den reisenden Glenarvan um seinen Tod anbettelt. An dieser Stelle (Teil 6: Das unheimliche Schloss) musste ich mit mir kämpfen, um den Film weiter zu verfolgen. Zwischendurch gibt es diverse „ich trenn mich mal kurz von der Gruppe“ und „wir suchen mal die Verschollenen“ Einlagen, endlos erscheinende Gefangennahmen und erfolgreiche Fluchten und anderen Füllstoff. Dazu gehört auch der titelgebende Adler, der im Teil 7 Mary Grant in seinen Fängen entführt. Stellte Verne schon das Abenteuer der Entführung des kleineren Robert Grants durch einen riesigen Kondor in den Anden als Überraschung dar, so ist der Flug eines europäischen Adlers mit einem 16jährigen Mädel schlicht unglaubhaft.

Als man dann die Rettung Grants, der als Spion erschossen werden sollte, auf die Idee aufbaute, dass alle Gewehre des Erschießungskommandos in der Nacht vor der Hinrichtung mit Platzpatronen bestückt wurden, war ebenso an den Haaren herbeigezogen. Das im Krimkrieg 1854 überhaupt noch keine Gewehrpatronen zum Einsatz kamen, spielt da schon keine Rolle mehr.

Nach acht Teilen des Films bleibt eigentlich als Resümee: Eine gute Besetzung des Schauspielerensembles, viele malerische Naturkulissen und witzige Dialoge – aber ein völlig konfuser Plot. Und dass man mir meine Lieblingsfigur des Romans, den zerstreuten Paganel gleich ganz vorenthalten hat, dass ärgerte mich am meisten …

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