Collection Fehrmann

Jules Vernes Voyages extraordinaires*

Jules Verne - Short Stories (* Dieser Band ist nicht offizieller Bestandteil der VE)







Die Erstausgabe enthalten in: Pitre-Chevalier: Musée des Familles, Paris – Bureaux de l'Administration rue Saint-Roch 29, Sammelband 1864 – 1865 (CF /6725/)






Quellen:

/1/ Musée des Familles; Sammelband 1864 – 1865 (CF /6725/)

/2/ Max Popp: Julius Verne und sein Werk; A. Hartleben's Verlag Wien und Leipzig 1909; 8. Kapitel, Seite 160 (CF /5503/)

/3/ Bildzitat aus /1/ Seite 37 und Seite 73

/4/ ebenda; Bild von Seite 85

/5/ Jules Verne: The Count of Chanteleine;  Bear Manor Fiction, Albany GA - USA 2011; 186 Seiten; ISBN 1-59393-369-X; CF /K1601/

/6/ Jules Verne: Der Graf von Chanteleine; Hrsg. Sven-R. Schulz; Edition Dornbrunnen Berlin 2013; 132 Seiten; ISBN 978-3-943275-05-6; CF /K1602/



Der Graf von Chanteleine (Le Comte de Chanteleine)

Diese Kurzgeschichte wurde unter dem Titel: Le Comte de Chanteleine. Episode de la Révolution in vom Oktober bis Dezember 1864 (Vol. 32 Nr. 1 bis 3) ) in der Zeitschrift Musée des Familles /1/ erstveröffentlicht.

Schon seit seinen ersten Schreibversuchen hatten es Jules Verne die historischen Themen angetan. Beispielhaft seien hier nur die Theaterstücke  Alexandre VI (Alexander VI. – Der Borgiapapst) von 1847,  La Conspiration des poudres (Die Pulververschwörung) von 1848,  Un Drame sous Louis XV (Ein Drama unter Ludwig XV.) von 1849 oder die Kurzgeschichte  Martin Paz, die erstmalig 1852 unter dem Titel: L'Amérique du Sud. Moeurs péruviennes. Martin Paz, nouvelle historique ebenfalls im Musée erschien, genannt. Die 1864 erschienene Kurzgeschichte fällt aber etwas aus dem Rahmen. Sie zeigt nämlich, dass man nicht so ohne weiteres über den Schatten seiner Erziehung und der vorhandenen Überzeugungen springen kann. Die im Band 32 des Musée des Familles veröffentlichte Kurzgeschichte Le Comte de Chanteleine lässt nicht nur die Meinung des Katholiken Verne erkennen, sondern auch dessen Sympathien für die Monarchisten.

Wenn man bei den oberflächlichen Hinweisen zur Kurzgeschichte liest: „Der Roman handelt in den Zeiten der Revolutionswirren“, oder wie Max Popp schrieb: „... Schilderung von Kämpfen aus den Revolutionskriegen in der Vendée“ /2/, so kann dies gedanklich leicht in die falsche Richtung lenken. Denn die Handlung spielt nicht in der Französischen Revolution bei der es um die Umsetzung grundlegender Werte und Ideen der Aufklärung ging. In der Kurzgeschichte handelt es sich um den Aufstands der Vendée, einer genau gegengerichteten Bewegung. Dieser geschichtliche Hintergrund der im Französischen Guerre de Vendée genannt wird, deckt den Zeitraum von 1793 bis 1796 ab. Er beinhaltet den bewaffneten Kampf der royalistisch-katholisch Landbevölkerung der Region Vendée und Teile der Nachbardepartements GEGEN die republikanischen Revolutionstruppen. Der anfangs erfolgreiche Widerstand der katholischen Landbevölkerung und der königstreuen Truppen wurde von den Republikanern gleich im ersten Jahr blutig niedergeschlagen. Aber noch bis 1796 dauerte der Widerstand aus dem „Untergrund“ gegen die Jacobiner an.

Nachfolgende Bilder: Die Titelseiten der zwei Teile in der Wiedergabe im Musée /3/

Das OriginalDas Original

Verne nimmt in seiner Kurzgeschichte die Position der royalistisch-katholischen Landbevölkerung ein, die sich gegen die Ausschreitungen der Jakobiner wehren musste. Die Revolutionstruppen werden in der Handlung absolut negativ besetzt - Verne schlägt sich moralisch zu den Königstreuen. Diese Parteinahme hat wahrscheinlich die Aufnahme seiner Kurzgeschichte in die bekannten Kurzgeschichtssammlungen oder als Anhang zu seinen populären Romanen verhindert. Ich vermute, dass dies an der liberalen Haltung seines Verlegers Pierre-Jules Hetzels scheiterte, denn dieser ignorierte das Ansinnen. Dadurch fand die Erzählung auch lange Zeit keinen Zugang zum deutschsprachigen Markt - nur Verne-Insider kannten die wenig publizierte französische Ausgabe. Hier eine Zusammenfassung der Handlung:

Der königstreue bretonische Graf Humbert de Chanteleine kämpft gemeinsam mit seinem Diener Kernan in der Vendee gegen die revolutionären Truppen. Während der kämpferischen Auseinandersetzungen muss er erfahren, dass sein untreuer ehemaliger Diener Karval, den er wegen Diebstahls vom Gut gejagt hatte, jetzt einer der „schärfsten“ Anhänger der Revolutionstruppen geworden ist. In der Abwesenheit des Grafen hatte Karval dessen Schloß überfallen und ein Blutbad angerichtet. Neben den Bauern des Gutes ließ er auch die Gräfin und deren Tochter Marie hinrichten. Der Ritter Henry de Tregolane der vom geplanten Überfall erfuhr, wollte kurz vorher noch seine Schwester retten. Dies erfuhr der Graf, als er sich zufällig am Grab der Opfer mit dem Ritter traf. Im Gespräch stellte sich heraus, dass der Rettungsversuch Tregolans erfolglos war. Er kam zu spät um seine Schwester zu retten, konnte aber Marie den Jacobinern entreißen.

OriginalillustrationSicherheitshalber taucht Marie, gemeinsam mit Kernan und Henry de Tregolan im Fischerort Douaenenez unter. Der katholische Graf nimmt die Rolle eines Priesters an und gibt der bäuerlichen Bevölkerung seelischen Beistand. Aber Karval ruht nicht: Er überfällt den Fischerort und er kann den Grafen, just während der Trauungsszeremonie von Marie und Henry, gefangen nehmen. Der „brave“ Kernan schafft es kurz darauf, den verräterischen Karval zu entführen und in einer dramatischen Szene tötet er ihn (siehe Bild rechts im Text /4/). Aber die Zeit arbeitet für den Grafen von Chanteleine. Er kann vor dem Schafott gerettet werden, da „noch rechtzeitig“ die Herrschaft der Jacobiner zu Ende ging.


Chanteleine USAChanteleine BRDDie Verfügbarkeit der Kurzgeschichte außerhalb des französischen Sprachraumes

Nachdem die Erzählung lange nur in Französisch zur Verfügung stand, nahm sich die North American Jules Verne Society des Stoffes an. Von Edward Baxter übersetzt, erschien im Jahre 2011 in der Reihe The Palik Series die erste englischsprache Version auf dem Markt. Siehe Buch links /5/. Deutschsprachige Leser mussten noch etwas länger warten. Denn erst im Frühjahr 2013 wurde ein weiterer >weißer Fleck< deutschsprachiger Publikation des Werkes von Jules Vernes getilgt. Durch Initiative des Herausgebers Sven-R. Schulz erschien in seiner Reihe Dornbrunnen Taschenschmöker die deutschsprachige Erstausgabe in der Übersetzung von Anne Ehrhardt. Das vorliegende Buch verwendet alle Originalillustrationen und es ist durch umfangreiche Fußnoten (die zum Glück auch seitenzutreffend platziert wurden) geschichtlich und sprachspezifisch verständlicher geworden. Siehe Buch rechts /6/.

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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. © fehrmann 10/07, letzte Aktualisierung 27. Januar 2023

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