Collection Fehrmann

Bühnenwerke

von und nach Jules Verne

 Jules Verne im Theater / Les pièces de théâtre / Plays 





Hinweise zu Quellen und zum Bildmaterial:

/1/ Adolf Philipp d'Ennery in einer zeitgenössischen Darstellung von 1880 aus Olivier & Patrick Poivre D'Arvour: Le monde selon Jules Verne Éditions Mengés, Paris 12/2004; ISBN 2-7441-7920-5; Bildzitat von Seite 110 (Bild wurde von mir stark nachgearbeitet) CF /5518/


Ennery & Verne
/2/ (Bild oben) Jules Verne & Adolf Philipp d'Ennery: „Les Voyages au théâtre“; Paris 1881, Edition Hetzel, CF /7006/

/3/ Bildzitat aus: Jean Demerliac: L'Odyssée Jules Verne © 03/2005 Albin Michel – Arte éditons, Paris, ISBN 2-2-226-14552-4, Seite 165; CF /4713/

/3/ Ganzseitige Karikaturen des Künstlers Stop auf Seite 5 in: JOURNAL AMUSANT, Paris 11 Janvier 1879 / 11. Januar 1879; Nr. 1167; CF /7240/
Weiterführende Informationen zu diesem Künstler sind hier zu finden:
Die Operette Dr. Ox (dort in der linken Randspalte)



 





Les Enfants du capitaine Grant (Die Kinder des Kapitän Grant) 1878

Ennery

Nach der erfolgreichen Bühnenadaption des Romans Reise um die Erde in 80 Tagen im Jahre 1874 sollte mit diesem Werk an diesem Triumph angeknüpft werden. Durch die vorangegangene Arbeit ermutigt, setzte Verne als Autor wieder auf die Mitarbeit von Adolphe d’Ennery. Im Ergebnis kamen fünf Akte und der Prolog mit dreizehn Bildern auf die Bühne. Die Erstaufführung fand am 26. Dezember 1878 im Pariser Théâtre de la Porte Saint-Martin statt. Insgesamt gab es 147 Aufführungen.

Bild links: D'Ennery /1/, Bild weiter unten rechts: Ausschnitt aus der Kapitel-Titelei von Les Voyages au théâtre /2/

GrantDie Bühnenfassung wurde bei Hetzel 1879 erstveröffentlicht. Die bekannteste Fassung ist aber die, die von Jules Verne und Adolphe d’Ennery in ihren Les Voyages au théâtre publiziert wurde. Der Text ist auf den Seiten 145 bis 263 dieser Ausgabe, die bei Hetzel im Jahre 1881 herauskam, zu finden. Siehe dazu auch die Abbildung in der linken Spalte.


Der Roman Die Kinder des Kapitäns Grant war sehr populär. Aber der Theaterzuschauer solle nicht eine 1:1 Umsetzung auf der Bühne erleben. Das Stück setzt auf den Bekanntheitsgrad der Hauptpersonen und der Grundhandlung, aber d'Ennery bringt szenisch besser umsetzbarere Ideen und Handlungen ein. Dabei kommt es zu einer ziemlichen Entfremdung im Vergleich zur Originalhandlung, inklusive neu geschaffener Akteure. Bei aller Routine des Theaterautors: Die Erwartungshaltung des Publikums wurde bedient und es wurde wieder ein typisches Spektakel- und Ausstattungsstück.

SzenenmotivEine wesentlich neue Idee in der Handlung ist der Auslöser der Reise des Kapitäns Grant. So reist er nicht mit der >Britannia< in entlegene Regionen der Erde, um eine schottische Kolonie zu gründen, sondern um den Südpol zu entdecken.

Bild rechts: Eine zeitgenössische Künstlerpostkarte /3/

Auch bekannte Personen erhielten eine neue Ausrichtung: Der aus dem Roman bekannte Bootsmaat Ayrton wird Grants Stellvertreter und selbst die Familie Grant erhält Zuwachs: Überraschenderweise hat der Kapitän jetzt drei Kinder. Der im Theaterstück neue Sohn James begleitet seinen Vater bei der Expedition. Ayrton meutert und setzt mit seinen Kumpanen Grant, dessen Sohn und einen weiteren Seemann auf der für die Bühne neugeschaffene Insel >Balker Island< aus. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum die Insel nicht mehr >Tabor Island< heißen durfte.

Grant KarikaturenDie so gestrandeten Seeleute vertrauen dem Meer eine Flaschenpost an, die dann wie bekannt von einem Hai verschluckt wird. Lord Glenarvan, hier unterwegs als Junggeselle auf seiner >Duncan<, findet diese im Haifischmagen. Mit Mary und Robert Grant und natürlich zusammen mit dem für Bühnengags unverzichtbaren Paganel, geht man auf die Suche nach den Unglücklichen. Wahrscheinlich um den Spaßfaktor zu erhöhen, hat man Paganel auch noch eine Tante Arabelle zur Seite gestellt und das Pärchen Bob und Elmina. Letztere sind für allerlei Klamauk zuständig – offenbar nur als Auffüllung des Ensembles gedacht.

Bild rechts: Die Theateraufführung  im Spiegel des Karikaturisten Stop /3/

Die Fahrt geht in Richtung Südamerika, nur dass man den Kontinent von der Atlantikküste zur Pazifikküste quert. Dabei darf bühnenwirksam Thalcave Robert aus den Klauen eines Kondors befreien. Der Indio schließt sich der Gruppe an. Neu für uns trifft die Suchmannschaft in Valparaiso auf Ayrton, der den Suchenden Hoffnung macht, dass die >Britannia< an der Südküste Australiens gestrandet ist und dass der Kapitän Gefangener der dortigen Eingeborenen sein muss. Also machen sich Glenarvan und seine Freunde auf den Weg nach Australien, werden dort aber von Sträflingen angegriffen. Der immer noch bei der Gruppe befindliche Thalcave kann Ayrton als Gangster Ben Joyce entlarven. Ayrton wird auf der >Duncan< festgesetzt. Man will ihn später den britischen Behörden übergeben.

Jetzt überschlagen sich die Bühneneinfälle der Autoren: Die >Duncan< kommt in eine bedrohliche Lage, da die Kohlen ausgehen. Ein in der Nähe schwimmender Wal wird von Paganel (!) harpuniert. Mit dessen Öl wird jetzt der Schiffskessel beheizt. Das wäre grundsätzlich machbar, würde aber größere technische Veränderungen an der Maschine bedingen. Na ja – Theater eben. Aber es kommt noch toller: Im Wal steckte noch eine andere Harpune. Sie trug eine Aufschrift mit dem Inselnamen >Balker< und dem Eigner der Waffe: Kapitän Grant. Jetzt haben die Suchenden ein konkretes Ziel ...


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