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Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 12: Die geheimnisvolle Insel - VERFILMUNGEN Film © Metro – Goldwyn - Mayer / Bildmaterial © siehe Quellenangaben |
FILM
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Bildmaterial: /1a/ Die ursprünglichen Vorlagen meiner Montage der Schauspieler sind aus diversen Filmunterlagen – die Originalquellen lassen sich nicht mehr ermitteln; Filmplakte: Oben links und rechts unten im Text sind damalige zeitgenössische Filmplakete aus den USA. Unten rechts ist ein farbiges Plakat aus Frankreich wiedergegeben; Szenenbild aus /2/ /1b/ L'Ecran Fantastique – Special Jules Verne Cinema; L'Ecran Fantastique Band 9 – 1979; Paris; Bildzitat von Seite 80; allerdings wurde die Szene dort fälschlicherweise einem Film von 1941 zugeordnet (CF /6715/) /11/
Filmprogrammheft oder -Zeitschrift von Metro-Goldwyn-Mayer mit dem
Wochenprogramm vom 3. bis 9. April im eigenen Kino MAJESTIC in Brüssel
/ Belgien mit einem umfangreicheren Artikel über den hier vorgestellten
Film. 8 Seiten. Die Bildmontage besteht aus dem Titelblatt und der Seite 3.
CF /7532/ ----------------------------------------------------- Beispiel-DVD unten: Dieser Film kam 2012 unter dem Titel Die mysteriöse Insel in den Handel © Voule Vouz Film (Intergroove) |
Die geheimnisvolle Insel: Verfilmung USA 1929 Originaltitel: Mysterious Island - Herstellung: Metro – Goldwyn - Mayer; Regie: Lucien Hubbard, Benjamin Christensen und Maurice Tourneur. Produktionsleitung: J. Ernest Williamson; Musik: Martin Broones, Arthur Lange und William Axt. Darsteller: Lionel Barrymore als Count Andre Dakkar, Lloyd Hughes als Nikolai Roget, Jacqueline Gadsden als Countess Sonia Dakkar, Montagu Love als Baron Hubert Falon (im Bild unten von links nach rechts: Barrymore, Hughes, Gadsden und Love /1a/) Harry Gribbon als Mikhail, Snitz Edwards als Anton, Gibson Gowland als Dmitry, Dolores Brinkman als Teresa (Dienerin der Countess). In weiteren Rollen: Karl Dane, Robert Dudley, Angelo Rossitto, Carl Roup, Pauline Starke, Harry Tenbrook u.v.a
Bild unten: Programmheft von 1931 zur Aufführung in Brüssel /11/ Dakkar hat auf der Insel nicht nur seinen recht großzügigen Landsitz in Form eines Schlosses, sondern auch umfangreiche Werkstätten gebaut, die emsig von einer Vielzahl von Arbeitern bevölkert werden. Dort begrüßt er einen befreundeten Aristokraten: Baron Hubert Falon. Dieser kam vom Festland herüber. Er ist nicht nur von den Leistungen des forschenden Dakkars beeindruckt, sondern auch von dessen Schester, der hübschen Countess Sonia. Diese reflektiert aber nicht auf Falon, sondern auf den in der Werft arbeitenden Ingenieur Nikolai Roget. Bei diesem Konflikt zeigt sich, dass Dakkar recht moderne Ansichten hat. Während Baron Falon doch für die Countess ein ebenbürtiger aristokratischer Partner wäre, so seine eigene Ansicht, ist der Auserwählte der jungen Dame ein „einfacher“ Bürgerlicher. Dakkar macht keinen Hehl daraus, dass er den gebildeten bürgerlichen Nikolai für den richtigen Partner seiner Schwester hält. Dakkar berichtet Falon voller Stolz von seinen Entwicklungen, denn unter anderen hat er ein praxistaugliches Unterseeboot geschaffen, welches kurz vor der Vollendung ist. Voller Neugier verfolgt Falon die Ausführungen. Initiiert wurde Dakkars Forscherdrang von rätselhaften fossilen Funden. Nach Rekonstruktionsversuchen vermutet er unter Wasser lebende menschenähnliche Lebewesen. Jetzt ist sein U-Boot fast fertig, der Stapellauf ist schon geplant.
Als einige Zeit später die erste Testfahrt mit dem Boot I durchgeführt wird, übernimmt Nikolai das Steuer während der ersten Unterwasserfahrt. Durch Dakkars Erfindungen hat man sogar Funkverbindung zum Boot. Noch während der Versuche wird die Insel unter Führung von Baron Falon und seinen Gefolgsleuten, martialisch aussehende Kossaken, überfallen. Falon ist ein Vollstrecker der despotischen Regierung von Hetvia (siehe Szenenbild links; Quelle /1b/). Um seine eignen Ziele zu verfolgen, hat er Dakkar und seine Entwicklungen verraten. Dramatisch wie damals üblich, kommen jetzt die Szenen mit der gewaltsamen Übernahme des Sitzes des Counts, dessen Fabrikationstätten und natürlich die Gefangennahme der jungen Countess ins Bild. Dann folgen einige Winkelzüge und Verwirrspiele, die wahrscheinlich dem damaligen Zeitgeschmack geschuldet sind. Es gibt einen Angriff auf U-Boot I, welches ahnungslos vom Tauchgang zurückkommt, dann wird Dakkar mit der Folterung seiner Schwester gequält, es gibt eine Verfolgungsfahrt mit U-Boot Nummer II und natürlich gibt es auch noch technische Probleme, so dass Boot I havariert und auf den Meeresboden sinkt. Hier hat sich die Regie wieder etwas Besonderes einfallen lassen: In einem Atlantis ähnlichem Ambiente leben die von Dakkar vermuteten Humanoiden, die die Neuankömmlinge recht friedlich begrüßen, nachdem diese sie vor einer Bedrohung durch einen Riesenkalmar schützten. Die Besatzung des Bootes I steigt zu den Humanoiden aus, da die Stunden im defekten Boot sowieso gezählt sind. Sie wollen noch einmal die Unterwasserwelt erleben. Inzwischen ist durch ein Handgemenge die Situation in Boot II eskaliert. Die Sauerstoffversorgung und die Steuerung wurde durch eine Verzweiflungstat der Countess zerstört und auch dieses Boot sinkt nun nach unten. Im Gemenge der Unterwasserausflüge kommt Falon durch Attacken der Humanoiden zu Tode und den „Guten“ gelingt es, aus zwei, wieder ein funktionstüchtiges U-Boot zu machen. (Szenenbild unten links: Die Unterwasserausflügler schaffen es gerade noch in ihr Boot, da versuchen die inzwischen aggressiven Humanoiden einzudringen). Nach oben zurückgekehrt, nehmen die Leute um Nikolai an den Befreiungsaktionen gegen die gedungenen Angreifer teil. Man ist siegreich, aber in den Auseinandersetzungen wird Dakkar schwer verwundet und er wird sterbend in der Nautilus beigesetzt. Seine Untertanen werden in die Freiheit entlassen und die Werkstätten werden zerstört, um den Herrschenden von Hetvia nicht die Boote als Waffe in die Hand zu geben. Das Geheimnis der Insel existiert nicht mehr.
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/2/ Mein Film - Illustrierte Film- und Kinorundschau, Chefredakteur Friedrich Porges; Ausgabe Nr. 256 1930. Collection Fehrmann CF /6724/
Weitere Quellen und Hinweise:
/3/ Wiener Zeitung; Freitag 21. November 1930; Nr. 268 Seite 6 /4/ Fünf-Kreuzer-Roman - Österreichische Variante des in Deutschland bekannteren Begriffs „Groschenroman“ /5/ Hinweis zur Namensgebung: Es ist etwas verwirrend, aber Jacqueline Gadsden nannte sich in frühen Filmen Jane Daly. Sie lebte von 1900 bis 1986 /6/ Das Kleine Blatt, Wien, Sonntag 23. November 1930; Nr. 322 Seite 15 /7/ Grottenbahn im Prater - Zeitgenössische „Grusel- oder Geisterbahn“ im Wiener Vergnügungspark /8/ Remasuri – österreichisch für Trubel /9/ Die Neue Zeitung; Wien, Samstag den 22 November 1930; Nr. 321 Seite 5 /10/ Reichspost, Wien, Samstag den 22. November 1930; Nr. 323 Seite 6 HINWEIS: Alle Zeitschriften als Quellen sind detailliert im
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Wolfgang Thadewald aus Langenhagen, der mir das Zeitungsmaterial zur Verfügung stellte.
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Deutschsprachige Zeitdokumente
Die beiden nachfolgenden Bildzitate sind
aus Mein Film
von Seite 13 und 14 /2/. Zeitgleich im Burg-Ton-Kino, Kreuz-Kino und Flieger-Ton-Kino lief der Film vom 21. bis zum 27. November 1930 in Wien. Wie der Film von der Österreichischen Presse aufgenommen wurde, zeigen die Beispiele weiter unten. Für mich war es interessant, dass auch damals schon die inhaltliche Entfremdung und die etwas wirre Geschichte nicht kritiklos hingenommen wurde. Ich hätte gedacht, dass der Zeitgeschmack zur Entstehungszeit diese Überzeichnungen toleriert hätte. Die Zeitungszitate habe ich in der damaligen Schreibweise wieder gegeben, die Bildbeispiele sind jeweils die Titelseiten der Zeitungen. Erläuterungen zu den Begriffen, sind links zu finden. Wiener Zeitung; Freitag 21. November 1930 /3/
Ein Metro - Goldwyn - Mayer - Film behandelt das spannende Geheimnis des von Jules Verne vorgeahnten Unterseebottes. Zur Ehre des großen Dichters und Naturforschers Jules Verne sei aber gleich gesagt, daß die Verfasser des Filmbuches ein wenig frei mit ihm umgingen. Wer hätte nicht in der Jugend mit klopfenden Herzen und fliegenden Pulsen von den Taten, Abenteuern des Kapitän Nemo und seiner zwanzigtausend unter den Meeren zurückgelegten Meilen, von seinem Walten auf der geheimnisvollen Insel gelesen? Heute mutet uns Jules Verne in diesen Büchern als genialer Seher und großer Techniker an; was damals das Staunen der Jugend erweckte, das hat die Zeit zur Tatsache werden lassen. Jules Verne ist dabei immer an einem literarischem Niveau, verleugnet nie den ersten Schriftsteller: gewiß, in seinen Büchern liegen unbegrenzte filmische Möglichkeiten, aber dieser Film ist nicht auf dem Niveau des Dichters. Den Bearbeitern geht denn doch die Phantasie durch, schlägt mitunter bedenklich ins Lächerliche um. Auch daß er mit allen möglichen Kitsch behängt ist, so gar nicht eigene Wege geht, gereicht ihm nicht zum Vorteil. Die Liebesgeschichte der russischen Grafentochter mit einem Monteur aus der Werft ihres gräflichen Vaters , spielt sich in Sentiments eines Fünf-Kreuzer-Romanes /4/ ab; auch der übliche Überfall durch Kosaken mit nachfolgender Jagd, ist denn doch schon ein überlebter Filmeffekt. Für diese Äußerlichkeiten entschädigen reichlichst spannende Vorgänge auf dem Unterseeboote und prachtvolle Unterwasseraufnahmen mit dem Getier des Meeres. Bedenklich humoristisch wirken dagegen die geheimnisvollen Bewohner der Tiefsee, mit denen die Überlebenden eines zum Wrack geschossenen Unterseebootes in Kampf geraten. Der Film ist koloriert,
synchronisiert, teilweise mit deutschem Dialog unterlegt. Laynol
Barrymore spielt den edlen russischen Grafen und Konstrukteur des
Unterseebootes; Lloyd Hughes gibt sehr bildhaft den verräterischen
Freund und Eindringling auf der Insel. Jane Daly /5/ hat die wenig
ergiebige Aufgabe, zu lieben, zu leiden und für ihre Tugenden belohnt
zu werden. Wer wieder einmal einen echten Film von unbegrenzter Phantasie und Unwahrscheinlichkeit auf sich wirken lassen will, der wird äußerst befriedigt sein. Das Kleine Blatt, Wien, Sonntag 23. November 1930 /6/
Eine von den hübschen phantastischen Geschichten Jules Vernes ist da einem amerikanischen Regisseur in die Hände gefallen, der sich mit bewunderungswürdiger Naivität an seine Aufgabe gemacht hat. Er hat ein Heer von Statisten teils mit Uniformen, teils mit Taucheranzügen, teils als Meeresgrundbewohner verkleidet, hat Inseln, Höhlen, Maschinen, Unterseeboote und zum Schluß noch eine Stadt auf dem Meeresboden gebaut, hat riesige Polypen und drachenartige Meeresungeheuer aufgeboten, die geradezu aus der Grottenbahn im Prater /7/ ausgekommen zu sein scheinen – und wirkt mit all diesem Aufwand doch gar nicht phantastisch, sondern nur kindisch. Der Film ist ja gut gemeint; er läuft, nach einer Unmenge von blutigen Ereignissen und vielem Remasuri /8/ ober und unter Wasser, und sogar auf dem Meeresboden, darauf hinaus, daß ein edler Greis, der das Unterseeboot erfunden hat, diese Erfindung nicht als Waffe mißbrauchen lassen will und sie schließlich vernichtet, damit sie nicht Unheil anrichte (was sie ja seither gründlich getan hat). Aber was hilft die beste Absicht, wenn alles unrettbar in unfreiwillige Komik versinkt … Die düstere, öldruckartige Farbenphotographie kommt dem Film auch nicht gerade zu statten, die deutsch synchronisierten Sprechszenen verstummen glücklicherweise schon nach dem ersten Akt. Die Neue Zeitung; Wien, Samstag den 22 November 1930 /9/ Rubrik: Theater und Film, Artikel: Die geheimnisvolle Insel
Zu Jules Vernes Ehre sei gesagt, daß seine Geschichte von Kapitän Nemo und dessen geheimnisvollen Fahrten 20.000 Meilen unter dem Meer, einst eine mit klopfenden Herzen und fiebernden Pulsen verschlungene Lektüre junger und jüngster Leser, in dem vorliegenden Filmmanuskript, eine sehr freie Bearbeitung erfahren hat. Physikalische Gesetze werden grundsätzlich umgangen, denn sie ständen der äußerst abenteuerlichen Weiterentwicklung des spannenden Dramas nur hinderlich im Wege. Immerhin läßt sich „Die geheimnisvolle Insel“ als ein photographisch sehenswerter Film empfehlen – zum Überfluss ist er auch noch koloriert – und Freunde wilder und wildester Phantasien werden, insbesondere wenn sie das 15. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, sicherlich auf ihre Kosten kommen. G. F. Reichspost, Wien, Samstag den 22. November 1930 /10/
Der gegenwärtig in Wien aufgeführte Film ist ein Versuch, einen bekannten Roman Jules Vernes im Laufbilde darzustellen. Wenn es dabei im großen und ganzen nur beim Versuche blieb, so liegen in dem musikalisch untermalten Naturfarbentonfilm doch immerhin sehenswerte schauspielerische Leistungen. Die blendende Schönheit Jane Dalys /5/ in der weiblichen Hauptrolle ist mit bewundernswerter Darstellungsgabe gepaart. Solange die Handlung nicht den Boden technischer Wirklichkeiten nicht zu verlassen braucht, packen die Bilder; wo der Film aber in das Reich der Utopie sich begingt – dem Roman liegt bekanntlich die Erfindung und erstmalige Verwendung des Unterseebootes und die damit verbundene Ergründung der Tiefen des Meeres zugrunde -, gerät die Regie ins allzu groteske und wirkt damit in manchen Bildern eher lächerlich als überzeugend. C. Sch.
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Buch und Auflistung der Verfilmungen zu diesem Roman |
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. |
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Copyright
© Andreas Fehrmann – 02/2007, letzte Aktualisierung 20. Juli 2021