Collection Fehrmann Jules Vernes Voyages extraordinaires- Band VE 12 - |
JULES VERNE & TECHNIK: Die Frage nach einer Alternative am Ende der Nutzung von Kohle
wird auf dieser Seite weiter unten beantwortet. Jules Verne schlägt
1873 (dem Zeitpunkt des Schreibens) vor, den elektrolytisch aus Wasser
gewonnenen Wasserstoff als Energiequelle zu nutzen!
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Oben: /6/ Zeitschrift: LE TOUR DU MONDE, 2. Halbjahr 1876; Nr. XXXII, Paris Juli 1876 Librairie Hachette et Cie; Bildzitate von Seite 133 und 138; Quelle: CF /7200/ /7/ Macé / Stahl / Verne: Magasin d'Éducation et de Récréation; 10me année, Ier semestre, Ier volume, 19me Volume de la collection, Hetzel et Cie, Paris 1874; CF /6602/; Bildzitat von Seite 3 /8/ L'Ile Mysterieuse, Hetzel et Cie, Paris 1875; gebunden als eine Ausgabe 616 Seiten zzgl. Eigenwerbung; CF /1267/; Bildzitat von Seite 96 /9/ ebenda, Bildzitat von Seite 568 /10/ Aus meiner Sammlung: Zeitgenössische Werbe-Postkarte von Chocolat Lombart um 1910; CF /21117/ |
Die Geheimnisvolle Insel (1874 und 1875) Die Originalausgaben erschienen 1874 und 1875 unter dem Titel L'lle mystérieuse bei Pierre-Jules Hetzel, Paris. Und zwar: Band I: L'lle mystérieuse. Les Naufragés d'air. am 10. September 1874. Band II: L'lle mystérieuse. L'Abandonné. am 12. Mai 1875. Und Band III: L'lle mystérieuse. Le Secret de L'île. am 28. Oktober 1875. Eine Vorabveröffentlichung begann zu Anfang des Jahres 1874 im Magasin d'Éducation et de Récréation ab Band XIX. Bild rechts: Das Titelblatt beim ersten Erscheinen, ähnlich später in Buchform (Quelle /7/) Dieses Buch
ist der dritte Teil der Trilogie, die mit Die
Kinder des Kapitän Grant
und 20 000 Meilen unter den Meeren
begann. Da die Idee zur Verknüpfung der Romane nicht von Anfang an
bestand, sind beim sorgfältigem Lesen diverse Fehler in den
Jahreszahlen der Einzelbände erkennbar. Diese logischen Pannen nahm der
Autor in Kauf, als er mit dem Roman Die geheimnisvolle Insel die beiden anderen verband. Über den von Sturm gepeitschten Wogen des Stillen Ozeans treibt ein Ballon mit vier Männern, einem Jungen und einem Hund. Es besteht kaum noch Hoffnung auf Rettung. Aller Ballast, selbst die Gondel, ist abgeworfen worden, um den nicht flugfähigen Ballon wenigstens für einige Meilen noch über Wasser zu halten. Wer ist diese Mannschaft? Es sind Flüchtlinge des amerikanischen Bürgerkriegs. Die Ausgangssituation in Amerika wird wie folgt beschrieben: Richmond war eine feste Bastion der Südstaatler. Es wurde von den Truppen der Konförderierten unter General Ulysses Grant belagert. Bild unten: Nach der Belagerung /6/. Wie Verne ausführt, fielen bei einem der erfolglosen Handstreiche Grant's im Februar 1865 zur Überrumpelung Richmonds einige seiner Offiziere in die Gewalt des Feindes und wurden in der Stadt interniert. So hatten die Kriegswirren den Offizier der Nordstaaten Cyrus Smith, seinem Gehilfen und guten Geist Nab, den Kriegsberichterstatter Gideon Spilett, sowie den Seemann Bonadventura Pencroff mit Harbert Brown, einem fünfzehnjährigen Waisenkind, zusammengeschmiedet. Sie alle waren als Gefangene in Richmond interniert. Um zu entkommen flohen sie mit einem bereitstehenden Ballon, der zu Aufklärungszwecken dort stationiert war. Die geglückte Flucht entpuppte sich aber bei einem aufkommenden Sturm als Beginn einer Odyssee westwärts quer über die Staaten. Aus dem Sturm wurde ein Orkan der den steuerlosen Ballon vor sich her trieb. Inzwischen befand sich der Ballon über dem Pazifik. Die Passagiere klammerten sich mit letzter Kraft an das Netzwerk des Ballons. Völlig ohne Hilfsmittel landen die Schiffbrüchigen auf einer Insel, die in keinem Atlas der Welt verzeichnet ist. Cyrus Smith, der im Zivilleben als Ingenieur arbeitete, schafft es mit seiner Gruppe durch Nutzung aller natürlichen Ressourcen, dem eigenen Ideenreichtum und der Nutzung der Fähigkeiten aller, den Widrigkeiten zu trotzen. Die Schiffbrüchigen, die sich, nicht dem dem Schicksal hadernd, bald Kolonisten nennen, machen sich die Insel zu eigen. Im warsten Sinne des Wortes schaffen sie ihr eigenes kleines Reich. Dazu gehört auch, dass sie ihre Insel benennen. Ab sofort ist es, in Erinnerung an den zu Hause tobenden Bürgerkrieg, die LINCOLN - Insel. Alle markanten topografischen Elemente, wie Berge, Halbinseln, Flüsse und Seen, werden von den Kolonisten getauft. Auch der oben schon erwähnte General Grant kommt zu Ehren: Nach ihm wird ein See benannt. (siehe Bild links: General Ulysses Grant geb.27. April 1822 in Port Pleasant / Ohia, gest. 27. Juli 1885 in Wilton / New York - aus /6/; Bild unten rechts: Die Inselerkundung /8/). Immer wieder werden sie bei brenzlichen Situationen mit unerklärlichen Dingen konfrontiert. Um sich eine sichere Unterkunft zu schaffen, sprengen sie sich in die Steilwand am Ufer eine Wohnhöhle (Details dazu siehe in meiner Rubrik: Die Lincolninsel - Versuch einer Rekonstruktion). Der Hund Top, treuer Begleiter der Kolonisten ist aber auch hier immer unruhig. Offensichtlich scheint dies mit der unterirdischen Verbindung zum Meer zu tun zu haben. Ein Schlüsselerlebnis auf der Insel ist das wunderbare Auffinden von Strandgut. Durch die Zusammenstellung von nützlichem Werkzeug, Instrumenten, Büchern und sonstigen Dingen des täglichen Lebens, können die Kolonisten ihre Insel noch lebenswerter machen. (Details dazu siehe auf meiner Seite: Die Lincolninsel – Das geheimnisvolle Strandgut). Jetzt kann auch die genaue Lage der Insel im Pazifik ermittelt werden. (Weitere Details zur Ermittlung der Position der Lincolninsel findet man auf meiner Seite: Der Sextant – Nautik bei Jules Verne.) Nun haben die Kolonisten auch die Möglichkeit, sich ein kleines Schiff zu bauen. Forciert wird das Ganze durch das Auffinden einer Flaschenpost, die das Vorhandensein anderer Schiffbrüchiger auf der Nachbarinsel Tabor signalisiert. (Details zur Romaninsel Tabor findet man auf meiner Seite: Wo liegt eigentlich die Insel Kapitän Grants?). Von dort können unsere Freunde den zuerst noch als Wilden auftretenden Ayrton retten, den wir bereits aus Die Kinder des Kapitän Grant kennen. Überschattet wird das Inseldasein vom Eintreffen eines Schiffes, welches zuerst Rettung verheißt. Aber auf dem geheimnisvollen Schiff sind keine Beflaggungen zu erkennen. Es stellt sich schnell heraus, dass das Schiff voller Piraten ist. Die Situation eskaliert. Die Piraten greifen die Kolonisten sofort an, als sie erkennen, dass sie nicht allein auf der Insel sind. Trotz Tarnung kam ihnen das Granithaus verdächtig vor. So zielten sie vorsichtshalber mit ihrem Schiffsgeschütz in diese Richtung. Die Lage erschien für die Kolonisten aussichtslos. Auch hier hilft wieder eine unbekannte Macht. Denn wie ist es anders erklärbar, dass das Piratenschiff plötzlich in die Luft gesprengt wird? Nach dieser Rettung klärt sich dann das größte Geheimnis auf: Die Kolonisten werden in eine riesige Höhle gerufen. Dort befindet sich, eingeschlossen in einer Grotte das U-Boot Nautilus, welches wird bereits aus 20 000 Meilen unter den Meeren kennen. Hier hat sich Kapitän Nemo zurückgezogen. Warum lüftet er jetzt das Geheimnis? Wieso tritt er jetzt in Erscheinung? Eigentlich hatte er mit der Menschheit gebrochen. Aber die Freundschaft der Kolonisten gab ihm das Vertrauen in die Menschheit zurück. Neben seiner Schwäche, Nemo merkt das seine Tage gezählt sind, möchte er vor allem die Kolonisten warnen: So empfängt er Cyrus und seine Freunde (siehe Bild rechts im Text /9/). Und dies ist die wichtigste Botschaft: Der Vulkan der Insel, der bereits erste Anzeichen einer Reaktivierung hat, stellt eine ernste Bedrohung da. Haben sich doch unterirdische Risse gebildet, die eine Eindringen des Meeres in den Krater bedeuten würden. In Folge würde die Insel explodieren. Eile ist also angesagt. Ein größeres Schiff muss gebaut werden, um so die Flucht von der Insel zu schaffen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, doch der Vulkan bricht aus und eine Katastrophe bahnt sich an. Dieses Buch ist Jules Vernes Statement an menschliche Schöpferkraft und gemeinschaftliche Stärke. In der Sekundärliteratur wird in der Werksbetrachtung zu Vernes Schaffen gern von seiner "Mega-Robinsonade" gesprochen. Wie schon einleitend erwähnt, ist der Roman passfähig für eine Trilogie geschrieben worden. Dies ist symbolisch auf der links abgebildeten Postkarte durch den Roman 20 000 Meilen unter den Meeren und die Geheimnisvolle Insel dargestellt (Achtung: Kleiner Fehler in der Darstellung - Verne lebte von 1828 bis 1905; /10/). |
/11/ wörtlich zitiert aus: Verne, Jules: Die geheimnisvolle Insel; A. Hartleben Verlag Wien, Pest, Leipzig; 1876; von Seite 370 und 371; davon sind auch die Textscans; CF /1275/ |
Jules Verne und die Energiewende? In den letzten Jahren ist die Thematik des Wechsels der Energiegewinnung und die der Energieträger, zu einer zentralen Frage unseres Lebens geworden. Dabei steht die Aufgabe, weg von von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien zu kommen. Eine Schlüsseltechnologie bei der Energiespeicherung ist dabei die Wasserstoffgewinnung. Der Energieträger Wasserstoff kann dann in unterschiedlichen Anwendungen als Brennstoffersatz zum Einsatz kommen. Die Frage der Ablösung der Kohle wurde bereits zur Entstehung des Romans Die geheimnisvolle Insel, also im Jahre 1873 / 74, thematisiert, denn im Roman lässt Verne seine Akteure darüber philosophieren. Im zweiten Teil des Romans, im Kapitel 11, findet am Kamin des Granithauses darüber eine Diskussion statt. Siehe dazu das Bild links: Die Kolonisten sitzen gemütlich am Feuer des Kamins im Granithaus und im Verlaufe dieser Episode steht die Frage im Raum: „Was passiert nach dem Ende der Kohle?“ Gibt es einen Ersatz? Cyrus Smith beantwortet die Frage wie folgt: „… Ich bin davon überzeugt, meine Feunde, daß das Wasser dereinst als Brennstoff Verwendung findet, das Wasserstoff und Sauerstoff, die Bestandteile desselben, zur unerschöpflichen und ihrer Intensität ganz ungeahnten Quelle der Wärme und des Lichts werden …“ /11/ Weiter unten zeige ich die demensprechenden alten deutschen Übersetzungen der Aussagen. Ich habe extra die Texte in der Version von 1876 und in Fraktur gewählt, damit erkennbar ist, dass es sich bei diesen Aussagen nicht um eine moderne Interpretation des Verne-Textes handelt. Was passiert also am "Ende der Kohle"? Die getätigten Aussagen finde ich, eingebettet in den damaligen geschichtlichen Kontext, wirklich seherisch. Die Klarheit der Version ist noch heute verblüffend: Exakt wird die Gewinnung von Wasserstoff durch die elektrolytische Zerlegung von Wasser beschrieben. Das der so gewonnene Wasserstoff dann in Tanks der Schiffe und Lokomotiven zur Verbrennung mitgeführt wird, ist dann die logische Konsequenz der Vision. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass diese Art der Energieerzeugung (eigentlich eine Energietransformation, denn die eigentliche Energiegewinnung erfolgt ja bereits vorher bei der Stromerzeugung) noch Jahre bedarf, bis sie zur Anwendung kommt. |
Die Lincolninsel Verne entwarf eine idealisierte Insel, von der er auch selbst eine Karte anfertigte. DIese hilft bei der Orientierung in den Beschreibungen des Romans. Ich hatte mir vor Jahren die Mühe gemacht, aus der deutschsprachigen Version und den dort gegebenen Entfernungsangaben eine Kartenskizze nachzuvollziehen. Meine Version schien zur Vorlage in den Proportionen nicht direkt passfähig zu sein wenn man alle Maßangaben der dt. Bücher auf die Karte überträgt. Haben sich die von mir bemerkten Abweichungen durch eine mangelnde werkgetreue Übersetzung eingeschlichen? Meinen damaligen Versuch habe ich "zu den Akten gelegt". Halten wir uns an die originale Karte. Diese habe ich mit den französischen Bezeichnungen und einer Legende mit deutschsprachigen Namensversionen versehen. Sie ist hier zu finden: KARTE der LINCOLNINSEL. Aus meinen über siebzig Varianten von Büchern der geheimnisvollen Insel hab ich diese aus Schweden Den Hemlighetsfulla Ön; Stockholm / Upsala 1894 vom F. & G. Bejers Bokförlagsaktiebolag (CF /1221/) ausgewählt, um daraus einige der alten Originalillustrationen von Férat zur Darstellung des Granithauses zu zeigen. Sie sind in der Qualität identisch mit dem Bildmaterial der Hetzelausgaben (die ich auch in mehreren Versionen habe). Die Bilder befinden sich in der Damit ihr euch eine bessere Vorstellung vom Mikrokosmos der Insel machen könnt, findet ihr hier meine Version der Darstellung der Insel, ergänzt durch viele Details und Bildmaterial: Die Lincolninsel (Versuch einer Rekonstruktion) Anmerkung: Viele Passagen dieses Romans wurden in den damals noch nicht veröffentlichten Manuskript Onkel Robinson sozusagen schon vorgeschrieben. Weitere Details zum Buch siehe vorgenannten Link. Für Freunde von Robinsonaden und des Werkes von Jules Verne ist der Vergleich der Werke eine interessante Aufgabe. Wem diese Thematik liegt oder wer noch mehr zu Robinsonaden lesen möchte, dazu habe ich noch weitere Inselabenteuer von Jules Verne aufgezeigt und gewertet. Zu finden auf der Seite: Robinsonaden bei Jules Verne. |
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Und hier noch ein Nachtrag: In meiner Büchersammlung fand ich die links abgebildete Illustration: Die Insel Graham oder Giulia – im Sommer 1831 aus dem Meere emporgestiegen und wenige Monate später wieder verschwunden. Diese Darstellung erinnerte mich sofort an das Ende der Lincolninsel. Und ist das dargestellte Ereignis nicht auch gleichzeitig ein Argument für Vernes Entstehen und Verschwinden von Inseln in seinen Romanen? (Quelle des Bildes: Dr. Karl W. Braun Der Erdball, Uranus Verlag Berlin und Leipzig 1905; Collection Fehrmann) |
VERFILMUNGEN:
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. |
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Copyright © Andreas Fehrmann 7/2000, letzte Aktualisierung am 16. Februar 2023