Collection Fehrmann Jules Vernes Voyages extraordinaires- Band VE 14: Der Kurier des Zaren - VERFILMUNGEN Film & Bildmaterial: © J. N. Ermolieff Produktion
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FILM 6 Bild oben /5/, ganz unten Filmplakat 1936 Deutschland /1/
J. N. Emolieff:
Geboren als Jossif Nikolajewitsch Jermoliew in Russland, Filmpionier;
nach Revolution im Jahre 1919 Emigration nach Frankreich. Dort nennt er
sich Jacques Ermolieff. In den 20er Jahren auch in der deutschen
Filmindustrie tätig. 1942 ging er von Frankreich in die USA,
eingebürgert unter dem Namen Joseph Ermolieff (Fakten aus mehreren
Film-Lexika) /2/ Jean Demerliac: L'ODYSSÉE Jules Verne Albin Michel, Paris 2005, ISBN 2-226-14552-4; Fakten von Seite 226; CF /5713/ /3/ Thomas C. Renzi Jules Verne on Film; McFarland & Company Inc. Publishers Jefferson, North Carolina & London 2004; ISBN 0-7864-1966-0; Fakten von Seite 126; CF /5707/ /4/ laut Filmlexikon ZWEITAUSENDEINS.DE /5/ Illustrierter FIlmkurier Nr. 2427: Adolf Wohlbrück: Der Kurier des Zaren; Filmprogrammheft mit 8 Seiten;Neue Film-Kurier Verlagsgesellschaft Berlin 1936; CF /7516/ /6/ aus /2/ Bildzitat von Seite 198 /7/ Kopie aus Sammlung Fehrmann /8/ Illustrierter FIlmkurier Nr. 13167: Michel Strogoff - Der Kurier des Zaren; Filmprogrammheft mit 8 Seiten; Geliefert durch Östereichische FIlmzeitung Wien, ohne Jahresangabe /9/ Künstlerpostkarte ca. 1936/37 Frankreich, TOBIS-Verleih für den franz. Markt; CF /21186/
BEISPIEL-DVD: © Schröder Media 2017: Jules Verne Early Classics mit den Filmen: Die Geheimnisvolle Insel (SU 1941); Der Kurier des Zaren (Deutschland 1936, auf dem DVD-Cover seltsamerweise: Virginia 1864 genannt), Reise durch die Sonnenwelt (Animationsfilm USA 1967), 20.000 Meilen unter dem Meer (USA 1916) und Die Reise zum Mond (Frankreich 1902) |
Der Kurier
des Zaren, Verfilmung
F/D
1936, Filmtitel:
Der Kurier des Zaren
auch
als Michael Strogoff
- Der Kurier des Zaren
![]() J. N. Emolieff /1/ produzierte von 1935 bis 1937 drei Verfilmungen des Stoffes in unterschiedlichen internationalen Ausprägungen. Der österreichische Schauspieler Adolf Wohlbrück (1896 – 1967; später auch Anton Walbrook genannt, siehe Bild links /9/) spielte jeweils die Hauptrolle. Die Dokumentationslage zu den Filmen ist etwas verwirrend. Anhand unterschiedlichster Quellen, wie internationale FIlmdatenbanken und die links genannten Bücher, haben ich die wahrscheinlichsten Fakten zusammengetragen und dargestellt. Entgegen den Aussagen von Demerliac /2/ halte ich die deutsche Fassung nicht für die Erste. Da der Produzent Emolieff damals in Frankreich lebte, schließe ich mich der Auffassung von Renzi /3/ an, dass die französische Fassung die Urfassung war. Aus diesem Grunde und aus dem Fakt, dass der Produzent Ermolieff in Frankreich agierte, habe ich auch die Zuordnung des Films zur Produktionsaussage Frankreich / Deutschland (F/D) vorgenommen. Unter der Regie von Richard Eichberg, aber in Zusammenarbeit mit Jacques de Baroncelly, wurde die französische Fassung mit Außenaufnahmen die 1935 in Bulgarien gedreht wurden, erstellt. Dann folgte 1936 die Version aus Deutschland unter der Regie von Richard Eichberg. Dies ist die nachfolgend in meinem Beitrag vorgestellte Variante. 1937 folgte die Version aus den USA, dort unter der Regie von George Nichols jr.. Die bulgarischen Außenaufnahmen wurden in allen drei Filmen eingebunden, jeweils ergänzt mit regionalen Studio- und kleinen Außenaufnahmen ohne aufwändige Kulissen. In den USA wurde der Film auch unter dem Titel The Soldier and the Lady vertrieben. ![]() Bildmontage aus /8/, untere Reihe von links: Strogoffs Mutter mit einer Nebendarstellerin, dann Zangara mit Ogareff, in groß Strogoff, dann Jolivet und Blount Ein s/w Film mit
einer Länge von 80 Minuten (in der mir vorliegenden
Fassung) ; Tonsystem Tobis-Klangfilm;
Erstaufführung in Deutschland: 17. Februar 1936 /4/; Alle Ausführungen
von mir beziehen sich auf die Variante aus
Deutschland.
![]() Der Inhalt des Filmes ist rechts einfühlsam aus der Romanvorlage übernommen worden, jedoch gibt es interessante Ideen des Drehbuches, die der Geschichte nicht schaden. Beginnend mit Schlachtszenen der Tartareninvasion, die rechts wirkungsvoll in Massenszenen in Bulgarien gedreht wurden, wird gezeigt, wie die Angreifer die Telegraphenmasten zerstören - die Nervenstränge des Riesenreiches sind verletzt - der Kurier muss ran. Der Zar übergibt in Skt. Petersburg an Strogoff einen Brief und ergänzend ein Päckchen mit den Aufmarschplänen der Truppen, die seinen Bruder im fernen Irkutsk demnächst unterstützen sollen. Doch schon in Folgeszenen wird klar, dass selbst dieser Fakt durch Verräter dem Emir (im Buch Khan) mitgeteilt wurde. Die Verfolger heften sich an Strogoff, denn die Aufmarschpläne sind von strategischer Bedeutung. Die einzelnen
Handlungsabläufe will ich nicht detailliert aufzeigen, die Grundfabel
ist allseits bekannt. Hier im FIlm ist Zangara keine Zigeunerin, hier
ist sie die blonde Femme fatale, dargestellt duch die damals beliebte
Hilde Hildebrand. Sie folgt Strogoff aus Liebe zum Verräter
Ogareff, um diesen erfolgreich zu machen. Zu spät erkennt sie,
dass dieser
sich mit den Aufmarschplänen die Gunst des Khans erkaufen will um
dessen Tochter zu heiraten. Mit von der Partie quer durch Sibirien
sind die beiden Journalisten Jolivet und Blount, letzterer durch den
populären Theo Lingen dargestellt. Diese Szenen, die in den jeweiligen
Filmversionen immer das Lokalkolorit des Filmes mit ausmachten, sind
mit recht unterhaltsamen Dialogen umgesetzt worden. Beispiele gefällig?
Kommentar einer Schlachtszene durch Blount: "Das Blatt wendet
sich. Die Russen aber auch. - Zur Flucht ....". Oder als nach einem
Beschuss eine Wunde an der Hand Blounts durch Jolivet verbunden wird,
fragt dieser seinen französischen Kollegen: "Werde ich nach ihrer
fachmännischen Pflege mit dieser Hand Klavierspielen können?" Und als
Jolivet dies bestätigt, kommt die Antwort: "Prima - vorher konnte ich
nämlich nicht Klavierspielen".
Anders als in mir schon bekannten filmischen Umsetzungen wird hier Strogoff nur einmal gefangen genommen, wobei er noch kurz vorher die Aufmarschpläne den Flammen opfert. Eine in sich schlüssige Drehbuchidee. Wie bekannt wird Strogoff von seiner Mutter erkannt, die sich mit seinem russischen Kosenamen "Mischa" an ihn wendet. Eine Szene die berührt. Als Ogareff von Zangara die Identifikation Strogoffs einfordert, verwehrt diese die Unterstützung, da sie erkannt hat, dass Ogareff Russland und seine Bewohner denTartaren opfert um selbst an die Macht zu kommen. Mit einer Perlenkette besticht sie den Henker des Khans, der Strogoff nach der Urteilsverkündung blenden soll. Nachdem der gemarterte Strogoff mit Nadja nach einer "großzügigen" Freilassung aus dem Gegengenenlager wankt, wird Zangara hinterücks erschossen. Die Schlussszenen des FIlmes haben mich nicht so überzeugt, da hier die Logik doch ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde. Denn: Strogoff hatte nur die Aufmarschpläne vernichtet, das Begleit-/Legitimationsschreiben des Zaren fiel in die Hände Ogareffs, der sich damit beim Zarenbruder in Irkutsk meldete. Da er angeblich die Pläne im Kopf hatte, erfolgte die Abwehraufstellung der eingekesselten Russen nach falschen Angaben. Kurz vor Irkutsk werden Nadja und Storgoff in den Menschenmassen getrennt. Nadja trifft daraufhin im Hauptquartier (dem Sitz des Zarenbruders) auf Ogareff der als falscher Strogoff agiert. Wie gelangte sie dorthin (rein)? Im aufkommenden Handgemenge trifft passfähig der echte Strogoff ein, ebenfalls ohne Legitimation in mitten des russischen Stabes. Er kann Ogareff tötlich verwunden um sich dann als echter Kurier zu präsentieren. Als Kurier (wodurch konnte er sich ausweisen?), der auch noch in der eigentlichen Aufgabe, der Übermittlung der Dokumente, versagt hatte, bekam er dann auch noch eine EInheit anvertraut, mit der er gegen die Tartaren erfolgreich kämpfen konnte .... Nun ja .... Nachtrag: Der Film war "flott" inszeniert, einfallsreich umgesetzt und hatt eine gute Mischung aus Spannung, Sentimentalität und lockerer Unterhaltung. Besonders angenehm und stimmig im Ambiente waren die Außenaufnahmen, nicht nur in den Schlachtszenen, sondern auch in den Landschaften oder der Darstellung des bäuerlichen Lebens. Gerade auch die vielen Laiendarsteller machten das Umfeld glaubhaft. Ein wirklich echter FIlmklassiker der diesen Namen verdient hat. Bis auf den etwas faden Beigeschmack des Film-Endes war ich komplett überzeugt vom Filmwerk. Verwirrendes Bildmaterial Da der Film in den schon angesprochenen drei verschiedenen Versionen vorliegt, sind natürlich auch die aus unterschiedlichsten Quellen vorliegenden Szenenbilder teilweise schwer interpretierbar. Dazu ein Beispiel einer berühmten Szene. Die gleiche Darstellung in internationaler Varianz: Strogoff wird in der Gefangenschaft des Khans von seinen Widersacher Iwan Ogareff kurz vor der Blendung verhöhnt. Rechts die deutsche Version: Wohlbrück als Strogoff und Alexander Golling als der Schurke Ogareff. (aus /5/). Unten klein in s/w /6/ und rechts auf dem sowjetischen Plakat /7/ von 1936 die französiche Variante. Wieder Wohlbrück als Strogoff und diesmal Charles Vanel als Ogareff. Kein Wunder, dass sich selbst die Fachliteratur mit Bildbeschreibungen schwer tut. ![]() |
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Einladung zu einer Sonderaufführung es Filmes in Ixelle für den 9. Juni
1938; CF /7533/. Hintergrund: Der belgische Ort Ixelles, wie er im
Französischen heisst, oder auch Elsene auf Niederländisch, ist heute
eine von 19 Gemeinden der mehrsprachigen Region Brüssel - Hauptstadt. /11/ Filmprogrammheft Miguel Strogoff o el Correo del Zar des Kinos Captitolio Barcelona / Spanien 1940; CF /7534/ |
Weiteres internationales Werbematerial ![]() Reisen wir weiter nach Spanien: Das unten gezeigte Filmgrogramm kündigt im Kinopalsast CAPITOLIO BARCELONA für Freitag den 26. April 1940 etwas Besonderes an: Die Premiere der Wochenschau Nr. 26 des Jahres 1940 auf Spanisch (was offenbar so erwähnenswert war) und als Höhepunkt des Abends konnte man die Premiere des "großen Films" in spanischer Sprache bewundern. /11/ ![]() Wir sehen oben die Außenseiten und unten die Innenseiten.
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Copyright © Andreas Fehrmann – 12/2008, letzte Aktualisierung 21. August 2021 |
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