Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 26 -

QUELLEN:

/1/ Der Archipel in Flammen, Bekannte und unbekannte Welten 64. Band; A. Hartleben's Verlag Wien, Pest und Leipzig 1887; 224 Seiten m. 51 Illustrationen – CF /2607/

/2/ Bildzitat aus /1/ von Seite 25

/3/ Bildzitat aus /1/ von Seite 169

/4/ Carte Postale aus Griechenland um 1900: Paysanne de Corfou, eigentlich eine Bäuerin, aber sie trägt die regionaltypische Tracht - für franz. Touristen produziert; CF /21243/





Buchbeispiele:


Buch oben: Verlag A. Weichert Berlin, ca. 1907, Jules Vernes Werke Band 37 (CF /2601/) Weitere Details siehe  A. Weichert Verlag - Die 74bändige Edition: Jules Vernes Werke

Buch unten: © Verlag Neues Leben, Berlin 1958, 2. Auflage 1969, L-Nr.: 303(305/115/69 – CF /2602/)









Foto im Text oben: türkischer Hafen 07/1998 – unten: kretische Küste 08/2002; © Andreas Fehrmann

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Der Archipel in Flammen (1884)

TiteleiDie Originalausgabe erschien am 14. August 1884 unter dem Titel L'Archipel en feu bei Pierre-Jules Hetzel in Paris. Links das Frontispiz einer deutschsprachigen Ausgabe von 1887.

Griechenland in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts: Das Osmanische Reich knechtet die Griechen, hält das Land besetzt und verkauft gefangene Griechen als Sklaven an die Barbareskenstaaten Nordafrikas.

Aber das Maß ist voll. Immer mehr flackert der Aufstand der Griechen auf, in verzweifelten Aktionen wollen sie sich ihrer Bedrücker erwehren. Unterstützt werden sie von Panhellenen, Griechenlandfreunden, Freiwillige aus ganz Europa die die Freiheitsliebe der Griechen auch zu ihrer Sache gemacht haben. Einer von ihnen ist Henry d'Albaret. Der junge französische Marineoffizier hat unbegrenzten Urlaub genommen um der Sklaverei und der Unterdrückung in Griechenland mit ein Ende zu machen. Bei seinen Unternehmungen hat er auf der Insel Korfu die schöne Hadjine, Tochter des reichen griechischen Bankiers Elizundo kennen und lieben gelernt. Da die Liebe erwidert wurde und ihr Vater sein Einverständnis erklärte, sprach bald ganz Korfu von der bevorstehenden Vermählung. Bild unten links in Farbe: Mädchen aus Korfu  /4/

Mädchen aus Korfu

Parallel zu diesem Handlungsfaden lernen wir im Golf von Coron im Fischerstädtchen Vitylo den geheimnisvollen Kapitän des kleinen Schiffes Karysta kennen. Diese Region, die bekannt ist als Stätte von Strandräubern und Rekrutierungsmöglichkeit für einheimische Seeräuberschiffe, ist der Geburtsort des Kapitän Nicolas Starkos. Er ist mir der Karysta gekommen um weitere Männer für sein Geschäft zu werben. Offensichtlich muss er mit den Seeräubern in Verbindung stehen. Die Gelegenheit in Vitylo benutzt er, um sein Vaterhaus zu besuchen. 

In einer dramatischen Begegnung trifft er dort zufällig seine Mutter wieder, denn eigentlich wird das Haus nach dem Tode des Vaters nicht mehr bewohnt. Seine Mutter Andronika die nach dem Tode ihres Mannes sich den griechischen Freiheitskämpfern angeschlossen hat und die dort bekannt ist für ihren Mut und ihre Opferbereitschaft, hat sich innerlich von ihren Sohn, dessen räuberische Aktivitäten sie zutiefst verabscheut, getrennt. Beim Zusammentreffen verbietet sie ihm, jemals wieder die Schwelle des Vaterhauses zu übertreten (siehe Bild rechts oben /2/). Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, zündet sie nach dem Treffen das Haus an.

Starkos der eine undurchschaubare Rolle im “schwarzen Gewerbe” hat, scheint auch Verbindungen zum berühmtesten Seeräuber des griechischen Archipels zu haben: Sacratif. Dieser ist eine der unrühmlichsten Kreaturen dieser Zeit. Als Verbündeter und Nutznießer der Türkischen Unterdrückung beteiligt er sich am Sklavenhandel und sorgt für die Verschiffung der eigenen Landsleute nach Nordafrika.

Aber Starkos kennt noch einen der vom Sklavenhandel partizipiert. Dies ist der Bankier Elizundo, der den Kauf von Sklaven durch sein Bankhaus finanziert. Diese im Geheimen ablaufende Geschäfte machen ihn für Insider erpressbar. In Starkos reift der Gedanke, um die Hand der Tochter anzuhalten, um damit an die Millionen Elizundos heranzukommen. Hadjine hätte er dann noch als hübsches Beiwerk. Sollte der Alte damit nicht einverstanden sein, so konnte man ihn unter Androhung einer öffentlichen Denunziation vor der griechischen Öffentlichkeit gefügig machen.

Nachdem er den alten Bankier diese Sachlage erklärt hatte, löst dieser das Verlobungsversprechen Hadjines und Henry's. Beide sind völlig am Boden zerstört. Nach ein paar Tagen des Nichtverstehens und des Aufbegehrens erkennt Henry, dass offensichtlich nicht beeinflussbare Dinge von Außen und der Wille des greisen Vaters die Geschicke lenken. Da trifft Elizundo ein Schlaganfall! Ist jetzt das Problem gelöst? - Starkos macht Hadjine klar, dass er von seiner Absicht das Bankhaus Elizundo zu zerschmettern und Hadjine blos zu stellen nicht abrückt. Hadjine gibt aus Scham vor dem Handeln des Vater Henry d'Albaret entgültig den Laufpass, denn er sei sie nicht wert! Der enttäuschte und liebeskranke Henry meldet sich darauf zum Dienst in der Flotte der Freiheitskämpfer zurück. Starkos wird mit leeren Händen weggeschickt und Hadjine verschwindet ebenfalls mit dem väterlichen Freund und Beschützer Xaris.

Inzwischen hat d'Albaret durch eine wunderbare Fügung eines geheimnisvollen Empfehlungsschreibens die Führung der privat gekauften Korvette Syphanta übernommen. Diese von Kaufleuten angeschaffte und gut bewaffnete Schiff soll durch Privatinitiative einen Teil des Meeres von den immer dreisteren Seeräubern des Archipels befreien. So nehmen die Männer unter Henry d'Albaret die Suche auf . Dabei bringen sie etliche Schurken mit ihren Schiffen zur Strecke. Bei der Verfolgung des Bösen durch die Inselwelt Griechenlands hält d'Albaret auch immer Ausschau nach Starkos, den er als Kapitän des kleinen geheimnisvollen Küstenschiffs Karysta kennt. Da dieser klar die Hände mit im Spiel bei den undurchsichtigen Abmachungen gegen das junge Liebespaar hatte, will er diesen Widersacher unbedingt im Auge behalten.

Da erhält Henry wieder auf geheimnisvoller Weise die Nachricht, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer festgelegten Bucht einzufinden. Während er dazu die Zeit nutzt, um in den versteckten Buchten Kretas nach Schlupfwinkeln von Seeräubern zu suchen, stöbert er mit seiner Korvette Syphanta kurz hinter dem Kap Matala, eine mysteriöse Brigg auf. Trotz größter Anstrengung läßt sich der Schnellsegler nicht einholen und bald ist er im Gewirr der Halbinseln und Buchten Kretas verschwunden. Henry ist enttäuscht, zumal er am verabredeten Punkt der Nachricht auch keinen antraf.

So segelt man zur Insel Scarpanto weiter, die ebenfalls als Schlupfwinkel von Piraten und als türkischer Umschlagplatz für Sklaven bekannt ist. Als man an Land geht um Erkundungen einzuziehen, gerät d 'Albaret auf einen Sklavenmarkt. Voller Abscheu betrachtet er das Geschehen. Da erkennt er Starkos, der um Sklaven steigert. Auch sein Interesse ist bald geweckt. Unter den Sklaven der Versteigerung befindet sich Hadjine und ihr Beschützer! Jetzt entbrennt eine hitzige Auktion. Starkos steigert um mit Hadjine in den Besitz der Millionen Elizundos zu kommen und Henry will seine große Liebe aus dem Sklavendasein befreien. Indem er das letzte Gebot beim Ertönen des Schusses, der das Ende des Marktes verkündet, macht, gelangt er unter Einsatz seines ganzen Vermögens in den Besitz Hadjines und anderer Sklaven.

Die Befreiten die sofort an Bord des Schiffes gebracht wurden, können aufatmen. Die Syphanta wird sie zurück zu ihrer Heimat bringen (Bild rechts: Die „Syphanta“ /3/). Auf den Weg dahin stößt die Korvette aber wieder auf die geheimnisvolle Brigg. Diese ist diesmal von einer größeren Anzahl kleiner Seeräuberschiffe umgeben, die offensichtlich alle zu einem Verband gehören – es ist die Flotte Sacratifs. Eine Seeschlacht ist unvermeidbar. Aber das Schicksal ist auf Seiten der Räuber. In der eintretenden Flaute, die die Korvette zum Stillstand verurteilt, können die kleinen Schiffe der Räuber die mit Ruderunterstützung arbeiten, den großen Jäger umzingeln. Jetzt spielen sie die mehrfach hundertköpfige Überlegenheit aus und sie können im Kampf Mann gegen Mann das Gemetzel für sich entscheiden.

Nach dem Kampf wurden die letzten Überlebenden der Korvette im eigenen Schiff unter Deck eingesperrt. Dann klärt sich auf Deck, wo Henry überwältigt wurde, einiges auf. Der berüchtigte Sacratif und Starkos sind ein und die selbe Person! Die kleine Karysta diente nur der Erkundung und der Tarnung! Jetzt will Sacratif auch noch die überlebende Hadjine haben! Aber diese macht ihm klar, das es von seinen erwarteten Millionen nichts mehr zu holen gibt. Sie hat den schmachvollen Besitz des Vaters benutzt, um damit so viel wie möglich Sklaven freizukaufen (dabei war sie auch selbst in Gefangenschaft geraten) und sie hatte die Korvette Syphanta gekauft um darauf Henry zu dessen Befehlshaber zu machen.

Da wendet sich das Blatt: Den Gefangenen im Unterschiff ist es gelungen sich zu befreien. Jetzt gerät der Oberpirat selbst in Bedrängnis. Xaris, der Beschützer Hadjines streckt ihn mit einem Axthieb zu Boden. Dadurch sind die Piraten kopflos und es gelingt d 'Albarets Leuten die Oberhand zu gewinnen. Damit ist der Weg für unser Liebespaar geebnet ....


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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus.

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© Andreas Fehrmann 07/00, letzte Aktualisierung 4. Januar 2016