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Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 32: Zwei Jahre Ferien - VERFILMUNGEN Alle Bilder: © Tele München ZDF O.R.T.F. ORF |
FILM
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Im Frühjahr 2007 war es endlich so weit: Eine deutschsprachige DVD wurde auf dem Markt angeboten:
© Doppel-DVD von CONCORDE Home Entertainment mit 340 Minuten Spielzeit und ca. 15 Minuten Bonusmaterial – ein Aufatmen ging durch die Reihen der Verne-Fans und der ewig jungen Halbwüchsigen aus den 70er Jahren. Diese Verfilmung zählte mit zu den lieb gewonnenen Jugenderinnerungen ...
Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf die TV-Ausstrahlungen: Teile / Längen: 1. Teil: 79'08 min 2. Teil: 84'27 min 3. Teil: 87'31 min 4. Teil: 85'13 min In diesen Angaben ist ab dem 2. Teil eine anfängliche Zusammenfassung enthalten, die sich auf bis zu 7 Minuten kumuliert.
TV Sendetermine als Orientierung: ZDF: 8.12.74 – 29.12.74 und 27.12.76 – 30.12.76; ORF1: 8.12.74 – 29.12.74; DDR1: 11.11.77 – 25.11.77; DDR2: 3.12.78 ff.; DDR2: 8.7.80 ff.; 3sat: 25.12.91 – 28.12.91 Spätere Ausstrahlungen habe ich nicht mehr erfasst.
Ich danke an dieser Stelle Thomas Kluba, der mir diese Filme als VHS-Version schenkte. So konnte ich lange vor dem Erscheinen der DVD ausführlich über diesen Film schreiben. |
Zwei Jahre Ferien: Verfilmung D/F/RO 1974, TV 4-Teiler Originaltitel BRD: Zwei Jahre Ferien, DDR-TV: Piraten des Pazifiks; in Frankreich: Deux Ans de Vacances Regie: Sergiu Nicolaescu und Gilles Grangier; Produktion: ZDF/ORTF/Rumänien; Darsteller: Franz Seidenschwan (Dick Sand), Marc di Napoli (Doniphan), Dominique (Gordon), Didier Gaudron (Bryan), Christian Sofron (Service), Rainer Basedow (Pike), Werner Pochat (Forbes), Horia Pavel (Morris), Constantin Nedelcu (Jimmy), Nucu Paunescu (Walston) u.v.a. Im Rahmen der so genannten Adventsvierteiler produzierte das ZDF in den Siebzigern / Achtzigern gemeinsam mit anderen Anstalten erfolgreiche Abenteuerfilme. Dazu gehörten unter anderem die Jules Verne Verfilmungen Zwei Jahre Ferien, Michael Strogoff und Mathias Sandorf. Das Sendeformat in vier Teilen lässt umfangreiche Darstellung der Stoffe zu, verleitet aber auch, eigene Adaptionen unterzubringen. Um es gleich vorab zu sagen: Es handelt sich nicht um eine werkgetreue Umsetzung des Verne-Stoffes. Aber wäre das Original ohne Abstriche in solch ein Format pressbar? Die Authentizität filmischer Umsetzungen ist jeweils eine Frage der Anschauung – darüber möchte ich an dieser Stelle nicht philosophieren. Eine Einschätzung überlasse ich dem jeweiligen Betrachter. Was man den Machern unbedingt bescheinigen muss: Die packende Grundidee des Buches, die maritime Atmosphäre und alle Zutaten die man von einem begeisterungsfähigen jugendlichen Publikum von einem Abenteuerfilm erwartet, dies findet der Zuschauer auf jeden Fall wieder. Dadurch hat dieser Film für die Generation der Jugendlichen der 70er Jahre einen hohen und angenehmen Erinnerungswert. Die eigentliche Fabel des Buches hat man geschickt in eine Rahmenhandlung eingewoben, die ich gemeinsam mit dem groben Handlungsablauf in den nachfolgenden Teilen des Films beschreiben möchte. Stilistisch hat man sich erweiternd dazu noch etwas Besonderes einfallen lassen: Um Überleitungen elegant zu meistern, oder um nicht darzustellende Erläuterungen oder Hintergründe an den Zuschauer weiterzugeben, hat man einen Erzähler der Geschichte geschaffen. Dies ist der Schiffsjunge Dick Sand. Warum man den Namen des Schiffsjungen des Verne-Romans Ein Kapitän von 15 Jahren gewählt hat und nicht den des im Buch vorhandenen Schiffsjungen und Kochgehilfen Moko, wird wohl für immer ein Geheimnis der Filmemacher bleiben. Der nachfolgende Text entstand noch vor der Verbreitung auf DVD. Viele FIlmfreunde konnten sich nur noch bruchstückhaft an den Inhalt erinnern. Da sich diese Verfilmung großer Beliebtheit erfreute und erfreut, hatte ich zur Erinnerung an spannende Fernsehminuten den Inhalt etwas ausführlicher wiedergeben. Anleihen aus anderen Büchern oder bestimmte Querverweise zum Buch habe ich dabei eingeflochten. 1. Teil: Die Flaschenpost Revolution
im ausgehenden 19. Jahrhundert in Südamerika! Zur Finanzierung der
kämpfende Truppe lässt die Peruanische Militärregierung die Kriegskasse
nach Calao bringen. Dieses streng geheime Vorhaben ist aber
durchgesickert und es weckt die Begehrlichkeit abtrünniger Offiziere
und Gauner. Die Kasse wird unterwegs durch die Bande Jose de la Cernas
überfallen. Beim Gemetzel stirbt dieser, aber der Schatz kann trotzdem
noch verbracht werden. In den nachfolgenden Suchaktionen und den Wirren
des Krieges werden die meisten der Räuber gefasst, nur einer kann mit
der “Schatzkarte” entkommen und der sichere Aufbewahrungsort bleibt
damit im Verborgenen. Der letzte am Überfall Beteiligte wird rein
zufällig durch einen Straßenräuber in einsamen Gassen eines Hafens
überfallen und ohne Skrupel erstochen. Dabei gerät die Karte, eher
zufällig, da ohne Erläuterung und ergänzende Angaben unnütz, in die
Hände des Gauners. Dieser wird später wegen anderer Delikte in eine
neuseeländische Strafkolonie verschickt. Dort gelangt die Karte an die
Mithäftlinge Forbes und Pike. Nachdem der clevere Forbes erkannt hat,
dass offensichtlich hinter dem Geheimnis der Karte, denn die
Längenangabe der Koordinaten fehlte, viel Geld steckt, ermuntert er den
eher trägen Pike zur Flucht. Szenenwechsel:
Das Pensionat Chairman in Aukland ist Ausbildungsstätte von etwa
einhundert Schülern der wohlhabendsten neuseeländischen Familien.
Neuseeland war damals noch englische Kolonie und Aukland der
Schmelztiegel internationaler Plantagenbesitzer, Kaufleute und Beamter
die sich hier niedergelassen hatten. Für ausgewählte Jungs hat der
langweilige Feriensommer eine besondere Überraschung parat: Nach einer
Verlosung können acht von ihnen auf einem Schiff eine Sommerferienreise
um Neuseeland durchführen. Im Film wird der Besitzer des
Forschungsschiffes Sloughi als schottischer Lord vorgestellt. Hier hat
offensichtlich Lord Glenarvan des Verne-Buches >Die Kinder des
Kapitän
Grant< Pate gestanden. Denn eigentlich wird im Buch das Schiff
durch
die Eltern von einem ehemaligen Kapitän, der Vater eines Schüler ist,
zu einem Ferienausflug von 14 Jungs und dem Schiffsjungen Moki
gechartert.
2. Teil: Die Meuterei Der Besuch im Hafen dient Forbes, der vorgibt einen guten Händler für Segelzeug zu kennen, zur Rekrutierung ehemaliger Spießgesellen. Das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten: Diese meutern und setzen Kapitän und Mannschaft im Beiboot aus. Der gefangen gehaltene O’Brian fühlte sich durch den Kapitän missverstanden. Er schätzte ein, dass im nach einer schuldlosen Verurteilung der Galgen erwartet und so schließt er sich den Meuterern an. Aber die Jungs müssen an Bord bleiben! Sie sollen als Geiseln dienen um von den reichen Eltern Lösegeld zu erpressen – damit soll die Schatzsuche finanziert werden. Um die Fleißarbeit unter Deck in der Kombüse nicht allein machen zu müssen, wird auch Dick Sand eingebunden. ![]() 3. Teil: Eine Küste ohne Namen Der Tod O’Brians, der sich auf die Seite der Junges schlug, wird von allen betrauert. Gleichzeitig steht die Frage: Wer führt das Schiff? Dick Sand kann das Schiff gerade so auf Kurs nach dem Kompass halten, aber orientieren auf hoher See? Da er nicht ständig am Steuer sein kann, lösen ihn die anderen ab. Irgendein Land oder ein Schiff muss sich doch sehen lassen! Aber siebzehn Tage ist die See völlig leer. Wo geht die Reise hin? Diese Passage des Films ist wieder eine Anleihe aus >Ein Kapitän von 15 Jahren<. Dann beobachtet man von fern ein brennendes Schiff, aber ohne Leute an Bord und ohne zu Wasser gelassene Beiboote. Am Rande: Was jede mütterliche Zuschauerin erfreut haben wird: Gorden der Amerikaner ist immer korrekt mit Schlips zu sehen! Ich selbst hätte bestimmt legerer ausgesehen. Aber wieder zurück: Die Hoffnungslosigkeit auf dem Wasser wird jetzt noch von einer anderen dramatischen Komponente abgelöst: Das Schiff kommt in einen zehn Tage andauernden Sturm. Der hat es in sich! Hier wurde auch nicht mit billigen Filmtricks gearbeitet, man sieht den im Meer bei starken Wellengang kämpfenden Segler der immer stärker von Brechern heimgesucht wird. Spitze! Zwischenzeitlich am anderen Handlungsort: Forbes setzt wieder alles auf eine Karte. Er täuscht mit Pike das Vorhandensein der Jungs vor, um dem tölpelhaften Kapitän und dem Lord das Geld der Eltern abzunehmen. Dabei werden die Mädchen des käuflichen Farmers, die uns schon bei der Flucht von der Farm so unangenehm aufgefallen sind, als Jungs verkleidet. Forbes kann bei der geplanten Geiselübergabe die Vermittler täuschen und er gelangt in den Besitz des Geldes. Wieder auf hoher See: Spät am Abends verkünden Mövenschreie das Nahen einer Küste. Kurz darauf strandet die >Sloughi< in Reichweite eines Strandes. Ist der Sturm vorbei? Man entscheidet sich das Schiff zu verlassen. Dazu wird ein Floss aus Brettern und Kisten gebaut. Aber wie kommt man sicher zur Küste? Brian schwimmt mit einem Seil zum Ufer, dann wird daran ein Tau gebunden und die Jungs treideln das Floss zum Strand. Sie verbringen die erste Nacht unter der Persenning an einem Steilufer – natürlich mit Regen! Aber der hat den Sturm einschlafen lassen. Einen Tag später strandet die Sloughi und man kommt erst einmal wieder auf dem Schiff unter. Jetzt sind sich die Jungen uneins. Was soll getan werden? Wo befindet man sich? Einer ermittelt dilettantisch mit dem Sextanten die Position. Ergebnis: Man ist in Neuseeland! Brian zweifelt das an. Nach fast vier Wochen Segelei soll man an der Küste der Heimatinsel sein? Aber Doniphan zeigt Aktionismus. Er will den Weg nach Aukland suchen. Dazu nimmt er Service und Dick Sand mit. Die Drei-Mann-Expedition sieht unterwegs eine reiche Tierwelt. Diese ist allerdings nicht passfähig für eine Insel – viele Arten schließen sich territorial aus – aber ähnliche Bilder und Zusammenstellungen sahen wir schon in Versionen vom Film >Die geheimnisvolle Insel< und selbst Jules Verne nahm es in seinen Beschreibungen nicht so genau. Die Gruppe findet einen großen Fluss mit einem Delta und vielen Wasservögeln im Ried. Der Fluss wird aus einem Binnensee gespeist. Am Ufer des Sees ist ein Bootssteg vorhanden! Nähert man sich einer Ortschaft? Vom Steg führt eine fast zugewachsener Weg vom See weg. Diesen verfolgt man weiter. Kurz darauf findet man eine verlassene Einfriedung und dahinter eine Höhle die als Wohnstatt primitiv umgebaut wurde. Vereinzelt werden verrottete Ausrüstungsteile gefunden. Aber die eigentliche Überraschung kommt noch: In der Ecke liegt das Skelett eines Schiffbrüchigen, denn um einen solchen muss es sich handeln. Dafür spricht die primitive Ausstattung und der offensichtlich trostlose Tod in der Einsamkeit. 4. Teil: Die vergessene Insel
Zum Glück haben die Jungs mit einem Fernrohr das Boot betrachtet und mit Schrecken erkannten sie ihre alten Widersacher. Schnell zurück zur Höhle. Hier muss alles getarnt werden, aber dies ist eine ziemlich geringe Chance. Inzwischen findet Doniphan und die beiden anderen, die von all dem ja keine Ahnung haben, eine frische Fallgrube und ihre Streifzüge gehen weiter. Die Höhlenbesatzung hat das Risiko der Trennung erkannt. Dick Sand will die drei Abtrünnigen vor den Piraten warnen. Er macht sich auf die Socken, läuft aber den Piraten in die Hände. Eine Wache am Lagerfeuer der schlafenden Gauner will Dick stellen. Dabei wird die Wache aber von einem Pfeil tödlich getroffen und Dick kann zu Doniphan entkommen. Hat das Phantom geschossen? Inzwischen finden die Piraten nach dem Erwachen ihre tote Wache. Wer war das? Die ganze Insel soll auf den Kopf gestellt werden. Dabei ging mir durch den Kopf, dass die durch das Drehbuch festgelegte Größe von fast fast 3200 Quadratkilometern (siehe weiter oben) eigentlich von vorn herein eine gute Chance für die Jungs bedeuten müsste. Aber die Gauner haben den richtigen Riecher, man kommt bis kurz vor die Höhle der Jungs. Da wird die Aktion unterbrochen – man hat eine andere Höhle gefunden! Dort gibt es Goldschätze, aussehend wie Inkagold, und jede Menge Münzgold, zwar nicht die gesuchte Kriegskasse – aber immerhin – man hat ausgesorgt. Was die Piraten nicht sehen, in der Höhle ist eine Falle eingebaut, denn die Höhlendecke besteht aus geschickt gestapelten Gesteinbrocken (like Schatz am Silbersee). Ein bzw. der Unbekannte macht sich in der Nähe zu schaffen! Schnitt zu den Jungs: Diese werden von einem Geräusch aufgeschreckt. Donner und Rauch kommen aus der Nähe des Felsens! Man entschließt sich dort hin zu gehen. Unsere Freunden finden unter eingestürztem Geröll den gerade sterbenden Unbekannten, dessen Identität aber nicht mehr geklärt werden kann. Mit der Erklärung, dass man nichts Genaues vom Verbleib der Piraten weiß, setzen sich völlig unlogisch die Jungs mit der kleinen Schaluppe der Piraten in Richtung hoher See in Bewegung. Nach nur drei Tagen werden sie von einem Salpetersegler aufnommen. Von diesen Schiffen gibt es hier viele, denn die Insel ist nur 80 Meilen von Chile entfernt aber 1800 von Neuseeland! Nach der telegraphischen Anweisung von Geld können alle wieder nach Hause zurück. Doniphan wird mit Vortragsreisen des Erlebten berühmt und Dick Sand? Der geht wieder zur See. Resümee: Es hat mir großen Spaß gemacht die vier Teile zu verfolgen. Man konnte in die abenteuerliche Welt des Pazifiks eintauchen und ich fieberte mit den Jungs. Die Detailliebe der Filmemacher bereicherten das Werk. Ein Wermutstropfen ist der abrupte und unlogische Schluss, der bei mir den Eindruck einer “heißen Feder” hinterließ. Aber was bleibt, ist trotzdem ein angenehmes Erinnern. Trifft nicht die umfangreiche filmische Umsetzung mit den freizügigen Ergänzungen des Verne-Stoffes auch die Idee der Voyages Extraordinaires? |
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung
befindliche Bücher und Verfilmungen. Copyright
© Andreas Fehrmann - 08/00, letzte Aktualisierung 20. Juli 2021 |
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