FILM
1
/1/
wörtlich übersetzt: Das
gebrochene Hufeisen, im Russischen ein Zeichen des
Unglücks und der Krankheit.
Erstaufführung: 26. Juli 1974 in den Kinos der DDR
/ 15. August 1974 in den Kinos der UdSSR (!) / 2. Januar 1976 im DFF 1

Bild
oben: Programmheft VEB PROGRESS-Filmverleih DDR 1974; unten
Beispielcover
einer russischen VHS aus den 90er Jahren, inzwischen auch als
DVD in Russland erhältlich.

|
Ein Drama in Livland:
Verfilmung SU 1973; Filmtitel: Die Abenteuer des Ballonpiloten
J. A.
Originaltitel: Slomannaja Podkowa
/1/ ( Сломанная подкова ); Studio LENFILM UdSSR /
CCCP 1973; Titel
in internationalen Datenbanken (engl. Literation): Slomannaya
podkova; Gesamtlänge: 78
Minuten; Regie: Semjon Aramowitsch (Semyon Aranovich / Семен Аранович).
Darsteller
(deutsche / englische / russische Schreibweise für Recherchen): Sergej
Jurski als Michel Ardan (Sergei Yursky / Sergej Jurski / Сергей
Юрский); Marina Nejelowa als Leyda (Marina Neyolova / Марина Неелова);
Wladimir Rasumovski als Jakowlew (W. Rasumovski / Владимир
Разумовский); Witautas Paukschte als Dr. Peterson (Vitautas Paukste /
Витаутас Паукште); B. Babkauskas als Bankier Schmidt (Bronius
Babkauskas / Бронюс Бабкаускас); J. Tooming als Karl (Janus Tooming /
Янис Тооминг); L. Belmjae als Grimm (Lembit Eelmäe / Лембит Ээльмяэ)
u.v.a.
Der Abenteuer
liebende
Tausendsassa Jules Ardan - offensichtlich ein Wortspiel aus
JULES Verne
und Michel ARDAN, letzteren kennen wir aus den Mondromanen - ist mit
dem
Ballon unterwegs nach Warschau. Doch über sein Ziel hinausgeschossen,
sozusagen „Vom Winde verweht“, treibt er über die Grenze des Russischen
Reiches, in das Baltikum. Als er aus der Luft in einen Disput mit
russischen Grenzbeamten kommt, schießen die auf den Ballon. Dieser
gerät außer Kontrolle und Ardan stürzt mit seinem Gefährt in Reval, dem
heutigen Tallinn ab. Dort wird er unter die
Fittiche von Dr. Peterson und seiner Tochter Leyda genommen, die ihn
nicht nur verarzten, sondern ihm auch Quartier gewähren. Jules ist von
Leyda sehr angetan, obwohl diese schon einen anderen Verehrer hat.
Jakowlew, um diesen geht es, hat aber ein Problem. In den politischen
Wirren des Baltikums legte er sich mit der russischen Administrative an
und er wurde nach Sibirien verbannt. Von dort gelang ihm die Flucht,
welche wir in der letzten Phase, schon fast vor der Küste zur Ostsee,
mit beobachten können. In Übereinstimmung mit der Vorlage des Buches
sehen wir auch die Szene mit dem Fluchtversteck in der Mühle und
später, alternativ zum Weg über dem Treibeisgang, die Flucht über
sumpfiges Gelände. Nach einigen Mühen kann er im Gasthof eines gewissen
Grimm unterkommen. Grimm der für Geld fast alles tut, sorgt durch
Organisation eines Botenganges dafür, dass Jakowlew die Unterstützung
von Dr. Person erhält, denn dieser hatte Geld für ihn verwahrt. Dieses
benötigt Jakowlew jetzt für die weitere Flucht.
In Reval bahnt
sich
indessen Ärger an. Der Sohn vom stadtbekannten Bankier Schmidt, einer
der politische Widersacher der Separatisten Dr. Peterson und Jakowlew,
ist Karl. Dieser im Film als echter Fiesling dargestellt, hat ebenfalls
Ambitionen Leyda für sich zu gewinnen. In diesem Zusammenhang legt er
sich mit Ardan an. Da erhält Karl vom Vater
den Auftrag, eine größere Summe Geldes an einem Empfänger auf dem Lande
zu überbringen. Der Zufall will es, dass er über Nacht bei Grimm
Quartier macht. Nachdem er sich sinnlos betrinkt, fängt er an mit dem
Geld zu prahlen, welches er bei sich trägt. Dies wird ihm offenbar zum
Verhängnis, denn als am anderen Morgen die russische Grenzstreife den
Gasthof durchsucht, wird er tot in seinem Zimmer gefunden.
Der Kapitän der Streife hat aber sofort ein Indiz entdeckt:
Die neben den
Toten liegende Pfeife gehört dem stadtbekannten Arzt Dr. Peterson.
Dieser war auch im Hause, denn das Schicksal wollte es, dass er durch
den Brief der ihm überbracht wurde, genau in der gleichen Nacht in
Grimms Schenke weilte, wie der Bankierssohn Karl. Da er aber sein
Treffen mit Jakowlew Geheim halten wollte, verließen beide schon in den
frühen Morgenstunden das Gasthaus um in einen nahe gelegenen Hafen zu
kommen. Von dort wollte Jakowlew seine Flucht mit einem Schiff
fortsetzten, um das Russische Reich zu verlassen.
Durch die Aussagen
des
Wirtes und durch das „Pfeifen“-Indiz stand Dr. Peterson jetzt in
Verdacht den Mord an Karl gegangen zu haben. Passte doch auch alles
zusammen, selbst die Feindschaft zum Hause Schmidt, und wie um die
Sache zu krönen, hatte Dr. Peterson auch noch Schulden beim Bankier zu
begleichen. Die Beamten nahmen die
Verfolgung auf. Gerade als Peterson Jakowlew auf sein Schiff
verabschiedet, kam der Zugriff der Fahndungsbeamten auf Dr. Peterson.
Vorher hatte er gerade noch die verwahrte Geldsumme an Jakowlew
übergeben. Als die Beamten den scheinbar Schuldigen
verhafteten, musste Jakowlew von seinem gerade auslaufenden Schiff mit
ansehen, was mit seinem Helfer passierte. Er nimmt an, dass er der
Grund der Verhaftung ist und er will seinem Retter beistehen. So
springt er trotz der Gefahr selbst verhaftet zu werden über Bord, um
seinem Helfer zu unterstützen. Dieser muss inzwischen den
Ermittlungsbeamten Rede und Antwort stehen. Der ebenfalls befragte
Grimm sagt zu Petersons Ungunsten aus. Da stürzt Jakowlew in die
Vernehmung. Er will alles tun, um seinen Retter zu entlasten. Er
bezeugt den Grund der Anwesenheit im Gasthof und gibt an, dass ihm
verwahrtes Geld übergeben wurde. Dieses vorlegend, ahnt er nicht, dass
sein Unschuldsbeweis genau das Gegenteil bewirkt. Als die Geldscheine
mit der Liste der registrierten Scheine des Fehlbetrages von Karl
Schmidt verglichen werden, ist das Spiel für Dr. Peterson endgültig
vorbei: Die Scheine sind identisch! - Auch das Wohlwollen des
Justizbeamten hilft nicht mehr: Peterson wird inhaftiert.
Jetzt
kommt wieder unser
Ballonfahrer Ardan ins Spiel. Sich als reicher Reisender ausgebend,
stellt er sich dem Alkohol zusprechend in Grimm's Gasthof als lohnende
Beute dar. Seine Falle scheint auch zuzuschnappen: Kaum im Bett öffnet
Grimm sein Zimmer um ihn auszurauben. Mit vorgehaltener Pistole erfährt
Ardan jetzt die Wahrheit: Grimm wollte in der entscheidenden Nacht an
das Geld von Karl. Als dieser aufwachte, wurde er von Grimm erstochen.
Als er dann seine Beute untersuchte, stellte er
fest, dass die Geldscheine registriert waren. Offensichtlich hatte er
sich verkalkuliert. Wie sich aber entlasten? Er drang in das Zimmer von
Peterson ein, um diesem das Geld unter zu schieben. Als er dies in die
Jacke seines Gastes stecken wollte, fand er dort schon eine dicke
Brieftasche! Flugs wechselte er die Geldbörsen und nicht noch genug,
auch die Pfeife des Gastes nahm er mit. Nach längerem Ringen
- der
dramatische Anteil des Filmes sollte scheinbar größer werden - konnte
Ardan den Schuldigen an die Behörden übergeben. Dr. Peterson kommt
wieder frei. Nur Jakowlew, der nicht wie im Buch für seine edle Tat vom
Zaren begnadigt wurde, wird wieder in die Verbannung geschickt. Dies
passiert in einem Gefängniswagen, eskortiert von berittener Polizei. In
einer haarsträubenden, unlogisch und technisch nicht
realisierbaren
Verfolgung mit seinem inzwischen wieder repariertem Ballon überwältigt
Ardan mit der mit fliegenden Leyda das Wachpersonal und Jakowlew wird
in die Luft entführt. Dort schließt er Leyda in die Arme, denn die
Beiden waren sich versprochen. Ardan fühlt sich such seine edle Tat
entschädigt und blickt verträumt in die Ferne. Schlussklappe!
(Szenenbild oben links: wie eben beschrieben ©
Programmheft PROGRESS-Filmverleih basierend auf Studio Lenfilm)
Resümee:
Eine Verfilmung die dem Geschmack der 70er Jahre unterliegt; aus einem
Land welches seine eigene Geschichte im Spiegel eines Franzosen lieber
als launiges und verniedlichtes Abenteuer darstellt. Trotz der neu
entwickelten Rahmenhandlung ist das ursprüngliche Buch noch erkennbar,
obwohl alles im Begleitmaterial getan wird, den Roman nicht beim Namen
zu nennen. Vielleicht führte dies auch dazu, dass in internationalen
Datenbanken der Film nicht Jules Verne zugeordnet wird.
|