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Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 5: Die Kinder des Kapitän Grant - VERFILMUNGEN © Film & Bilder: PIDAX Film- und Hörspielverlag (PIDAX film media Ltd. Birmingham) |
Auf deutschsprachiger DVD ab 2018: In Dolby Digital 2.0 aber ohne Bonusmaterial als Doppel-DVD in Format 3:4, Vertrieb: © PIDAX Film- und Hörspielverlag (PIDAX film media Ltd. Birmingham, GB)
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Die Kinder des Kapitäns Grant:
Verfilmung D/RUS/USA/CDN/GB 1995, Filmtitel (dt): Im Reich der Adler Originaltitel: The Children of Captain Grant; Länge: 370 Minuten in 8 Teilen; Regie: Donovan Scott; Victoria Kogan als Mary Grant, Mikhail Tikhonov als Robert Grant, Um es gleich vorweg zu sagen: Außer ein paar Namen und
mehreren kleinen Einzelideen, hat nichts mit dem Original von Jules Verne zu
tun. Sagt der Hersteller noch: Frei nach Jules Verne, so wirbt der Vertreiber
mit einer Romanverfilmung, was schlichtweg als reines Marketing abgetan werden
muss.Über acht Teile wird eine verworrene und nicht
nachvollziehbare Rettungsaktion des verschollenen Kapitäns Grant erzählt.
Offenbar dem Mitproduzenten Russland geschuldet, spielt sich eben dort die
Handlung ab. Aber der Reihe nach:
So macht sich Glenarvan, als Kapitän seines eigenen Schiffes
und seinem Freund Mc Nab nebst einem Teenagerjungen der Seemann werden möchte,
auf den Weg (siehe Szenenbild rechts: © PIDAX
Film- und Hörspielverlag / PIDAX film media Ltd. Birmingham, GB - von
mir bearbeitet). Die Kinder Grant schleichen sich heimlich an Bord. Die
Drehbuchautoren
zeigen eine naive Sicht auf geschichtliche Hintergründe und Fakten, nur
um
einen opulenten Ausstattungsfilm zu kreieren. Oder wie sollte man es
bewerten,
wenn 1854, so der definierte historische Hintergrund, im Film auf dem
Seeweg
von Schottland nach Sankt Petersburg von der Nordsee in die Ostsee
durch
Piraten mit Kostümen und einem Schiff aus dem 18. Jahrhundert die
Suchgruppe
überfällt? Dass dann noch ein im Felsen gehauener Seeräuberstützpunkt
auf einer
einsamen Insel in diesem Bereich existieren sollte, ringt einem ebenso
ein
Kopfschütteln ab. Dazu zählt auch, dass die im Roman agierende
Dampfyacht
DUNCAN im Film eine Segelfregatte aus dem 18. Jahrhundert ist. Offenbar
mussten
vorhandene Bestände des russischen Filmfundus zum Einsatz kommen. Im
laufe der Filmteile erweitert sich dann die Mannschaft um
einen dickleibigen deutschen Offizier und einem französischen Adligen,
dessen
ebenso mitreisende heißblütige Tochter in mehreren Episoden das Blut
der
jeweiligen Gegner in Wallung bringt. Rechtzeitig ist zu bemerken, dass
genau
diese Person auf ein Happyend mit dem Lord zusteuert. Die Serie lässt keines der vorhandenen Klischees der selbst
gewählten Umsetzung aus: In mehreren Episoden wodkasaufende Russen die Hilfe
anbieten oder eine Bedrohung sind, wilde Kosaken die um die attraktive mitreisende
französische Freundin Glenarvans kämpfen, okkulte Nomaden die einer Gottheit huldigen,
deren Götzenbild mit glühenden Augen Schrecken einjagt, ein Ritterschloss mit
einem unsterblichen (!) Grafen, der schon seit Jahrhunderten für den Verrat an
König Arthus umherwandelt und der dann mit einem Flammenschwert den reisenden
Glenarvan um seinen Tod anbettelt. An dieser Stelle (Teil 6: Das unheimliche
Schloss) musste ich mit mir kämpfen, um den Film weiter zu verfolgen.
Zwischendurch gibt es diverse „ich trenn mich mal kurz von der Gruppe“ und „wir
suchen mal die Verschollenen“ Einlagen, endlos erscheinende Gefangennahmen und
erfolgreiche Fluchten und anderen Füllstoff. Dazu gehört auch der titelgebende
Adler, der im Teil 7 Mary Grant in seinen Fängen entführt. Stellte Verne schon
das Abenteuer der Entführung des kleineren Robert Grants durch einen riesigen
Kondor in den Anden als Überraschung dar, so ist der Flug eines europäischen
Adlers mit einem 16jährigen Mädel schlicht unglaubhaft. Als man dann die Rettung Grants, der als Spion erschossen
werden sollte, auf die Idee aufbaute, dass alle Gewehre des
Erschießungskommandos in der Nacht vor der Hinrichtung mit Platzpatronen
bestückt wurden, war ebenso an den Haaren herbeigezogen. Das im Krimkrieg 1854
überhaupt noch keine Gewehrpatronen zum Einsatz kamen, spielt da schon keine
Rolle mehr. Nach acht Teilen des Films bleibt eigentlich als Resümee:
Eine gute Besetzung des Schauspielerensembles, viele malerische Naturkulissen
und witzige Dialoge – aber ein völlig konfuser Plot. Und dass man mir meine
Lieblingsfigur des Romans, den zerstreuten Paganel gleich ganz vorenthalten
hat, dass ärgerte mich am meisten … |
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. |
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Copyright ©
Andreas Fehrmann -
08/2018 / letzte Aktualisierung 12. November 2020