STEAMPUNK - Versuch einer Definition
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Quellenangaben und Hinweise: Quellen: /1/ Bildcollage von Jörg Friebe (auf der verlinkten Seite gibt es weitere Bilder in besserer Qualität). Wiedergabe auf meinen Seiten mit freundlicher Genehmigung des Künstlers. /2/ Bild gemalt von Vadim Voitekhovitch (auf der verlinkten Seite bei KUNSTNET gibt es eine Vielzahl von weiteren Bildern). Wiedergabe auf meinen Seiten mit freundlicher Genehmigung des Künstlers. /3/ Design © Alex Slotzkin, Hawaii USA
Was ist Steampunk? Weiterführende Seiten im Netz zum Thema: # bei Clockworker,
dem Steampunkmagazin # beim Team von Glad-Rags # Weitere Erläuterungen und gleichzeitig eine tolle Veranstaltung auf Steamrose-Festival # auf der Seite Das
Steampunk-Archiv von "Eusebius van den Boom"
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Einleitung Wer es gewohnt ist punktgenaue Erklärungen oder exakte Definitionen von Erscheinungen oder eines Sachstandes zu finden, der tut sich beim Thema Steampunk schwer. Zum gleichen Ergebnis kamen mehrere Literaturwissenschaftler, als sie den Begriff Sciencefiction erklären wollten. Dabei stellten sie fest, dass die Anzahl der Definitionsversuche so groß ist, dass inzwischen Uneinigkeit darüber herrscht, ob Sciencefiction überhaupt definiert werden kann. Siehe dazu vertiefend: Jules Verne: Vater der Sciencefiction? Gleiches passiert uns jetzt beim Begriff Steampunk, denn der Inhalt wird in seinen Abgrenzungen immer fließender. Bild rechts unten / 1 /: "Extraordinary Exodus From The 3rd Planet" Für meine Ausführungen wähle
ich die Zuordnung des
Steampunks als
Genre, denn ich sehe ihn als Gattung oder Klassifikation an, in der
gleichartige
Ausprägungen in Kunst, Literatur, Film und handwerklichen Umsetzungen
zu einem
Themenkreis gehören. In der Literatur
und im Netz
gibt es eine große Anzahl von Beiträgen, die sich dieser Frage „Was ist
Steampunk?“ bereits widmen. Ich werde nicht versuchen diese
Vorarbeiten zu
überflügeln, ich will hier meine Sicht der Dinge darstellen – vertiefen
kann
man das
Thema, auch unter der Sicht anderer Meinungen, in den links
aufgelisteten Quellen und Verbindungen.
Die Ursprünge des Genres beginnen in den frühen achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Bezugnahmen auf Zeiten davor, die oft in Beiträgen oder Artikeln genannt werden, sind eigentlich Referenzen zu Quellen und stilistischen Anleihen, nicht aber die Geburtsstunde des Genres. Wer also die Wurzeln des Steampunks in den Werken von J. Verne, H.G. Wells und anderen sieht, der meint eigentlich die Ästhetik der Werke und die Glorifizierung des Zeitalters des Entstehens: Denn es war die Hoch-Zeit des Dampfes, kurz vor Ablösung durch die Elektrizität. Der Dampf als treibende Kraft der industriellen Revolution hatte im 19. Jahrhundert zu völlig neuen Lösungen in der Produktion und im Verkehr geführt. Letzteres vor allem im Eisenbahnwesen und in der Dampfschifffahrt. Bild links unten / 1
/: "Steampunklady" (Ausschnitt) Damit hätten wir
bei der
Begriffsbestimmung Steampunk die Zuordnung der Komponente „Steam“ aus
der
Namensbildung. Der Wortteil „punk“, beschreibt im Englischen wertloses
Zeug, eine
miese Qualität oder altes verfaultes Holz. Genau diese
Eigenbeschreibung war
die Grundlage der Punker, eine Jugendbewegung und Musikrichtung aus den
70er
Jahren. Dies im Hinterkopf führt bei Außenstehenden des Genres
Steampunk zu
einer Fehlinterpretation des eigentlichen Anliegens. Der Begriff "punk"
im
Steampunk sollte daher eher als Lebensphilosophie oder als Kunstgenre
gesehen
werden. In Verklärung der
technischen
Vergangenheit schuf der Steampunk seine eigene Kunstwelt: Er ahmt eine
Ära der
dampf- und zahnradgetriebenen Mechanik, verbunden mit einer
fantasievollen
Kleidung im viktorianischen Stil nach. Siehe dazu beispielhaft die
Bilder oben und links. Das Ganze wird gewürzt mit einer
romantischen Verklärung, abenteuerlichen Hintergrundszenarien und
theaterreifen
Ausstattungsdetails. Gerade die fiktive Technik der Steampunk-Gemeinde
übt für
viele einen besonderen Reiz aus. Denn der Steampunker bevorzugt
individuelle
und skurrile Geräte, Fahrzeuge und andere Utensilien. Diese sind
raffinierte
Ergebnisse einer aufwändigen Bastelei, von einer Technik, die es so in
der
Vergangenheit nie gegeben hat. Gerade die hier entwickelte Kreativität ist mitunter auch ein Anreiz der Aktiven. Siehe dazu rechts
ein typisches Beispiel im Kleinen: Mein USB-Stick im Steampunk-Look von
Alex Slotzkin /3/ steckt in einem Laptop-Slot und speichert Daten. In
diesem Fall ein funktionales Teil in einer archaisch wirkenden Hülle
aus Glas, Messing und natürlich diversen Zahnrädern. Allen Produkten ist eigen, dass ein neuer Retro-Look geschaffen wurde. Das Ganze ist ein Aufbäumen gegen die moderne Serienproduktion und der oft vorhandenen Kurzlebigkeit der heute üblichen Produkte. Das gerade der Dampf im 19. Jahrhundert die Grundlage erster Massenproduktionen war, gehört zu den Paradoxa des Genres. Bild rechts unten / 2 /: "Der eiserne Falke" Die geschaffene Fantasiewelt beschreibt sich in
einer eigenen
Aussage des Steampunks, die so oder so ähnlich öfters zitiert wird:
„Die
Zukunft einer Welt die es so nie gegeben hat“, "Der Zauber einer längst vergangenen Zukunft" oder „Eine Reise in eine
vergangene
Zukunft“. In diesem Zusammenhang wird auch öfters von
„Zukunftsnostalgie“ oder „Retro-Futurismus“
gesprochen. Wobei „Retro-Futurismus“ beim Aufkommen in den 80er Jahren
anfangs noch
selbstständig für eine Zukunftsbetrachtung in der Vergangenheit stand.
Also:
Wie beschrieben die vor uns Lebenden ihre damaligen Zukunftsvisionen,
zuzusagen
veraltete Sciencefiction. In Folge überlagerte
sich der Begriff mit dem Steampunk. Die fiktive
Zeitreise des
Steampunks ist ein Konglomerat unterschiedlichster Sehnsüchte: Eine
Entschleunigung von heutiger Hektik, dem Wunsch nach Nachhaltigkeit,
was sich
auch in der Mentalität der Steampunker zeigt, wenn aus gebrauchten
Dingen völlig
neue Fantasieprodukte entstehen, die Sehnsucht nach technischen
Produkten die
ohne Handbuch verstehbar sind und die Möglichkeit, Dinge selbst
herzustellen und
zu reparieren. Diese Auflistung ließe sich noch umfangreich erweitern. Die gesamte Szene sieht sich selbstironisch, gewaltfrei und weltoffen. Der Austausch von Ideen und das Miteinander ist ein wichtiger Bestandteil dieser Lebensart. Daher sehe den Steampunk nicht zuletzt auch als wohltuendes Element in unserer hektischen und öfters auch egoistischen Alltagswelt.
Fortsetzung Weiter geht es mit
Jules
Verne als Stilanleihe |
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Copyright © Andreas Fehrmann – 9/2019, letzte Aktualisierung 24. Januar 2024