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Collection Fehrmann

Jules Vernes Voyages extraordinaires*

Jules Verne - Short Stories (* Dieser Band ist nicht offizieller Bestandteil der VE)







Quellen:

/1/ Hier et Demain, mit den Kurzgeschichten: La Famille Raton. M. Ré-Dièze et Mlle Mi-Bémol. La Destinée de Jean Morénas. Le Humbug. Au XXXIXe siècle: La Journée d’un journaliste américain en 2889. L’Éternel Adam; Collection Hetzel, Paris im Dezember 1910 Illustrationen von: Léon Benett, Félicien de Myrbach und Georges Roux; 248 Seiten - Doppelausgabe mit Le Secret de Wilhelm Storitz (+220 Seiten) – CF /K0101/ und /8903/ - Bildzitat von Seite 1

/2/ Deutsche Erstausgabe; Veröffentlicht im Fischer Taschenbuchverlag GmbH, Frankfurt am Main, April 1989 © 1989 Fischer Taschenbuchverlag GmbH, Frankfurt am Main; ISBN 3-596-22880-8; Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Volker Dehs; Illustration im Text: genannten Buch, Seite 5 (CF /K2501/) Buch siehe oben

Die Abenteuer der Familie Raton – Ein Märchen (1891)

Der originaltitelDie FischerausgabeZeichnung von Volker DehsErstveröffentlicht Januar 1891 unter dem Titel: Aventures de la famille Raton. Conte de fées in Le Figaro illustré, Paris, seconde série“ Nr. 10. Siehe dazu weiter unten auch die Hinweise zu DAS ORIGINAL.

In der Kurzgeschichtensammlung Gestern und Morgen (Hier et demain) erschien diese Geschichte 1910 und nochmals 1919. Siehe dazu das Titelbild der Kurzgeschichte rechts /1/. Dieses Werk ist in der Complete Jules Verne Bibliography by Volker Dehs, Zvi Har'El & Jean Michel Margot unter II, 2. Short Stories Nr. 15 erfasst.

Alle lebenden Wesen sind der Seelenwanderung unterworfen und müssen, ehe sie zu Menschen werden, verschiedene Tierstadien durchlaufen. Gute Feen helfen ihnen dabei, während böse Zauberer versuchen, diese Entwicklung umzukehren. In dieser Situation befindet sich die große Familie Raton.

Dieses Märchen ist eine Mischform aus Jules Vernes geläufigen Abenteuerromanen und den Gattungen Märchen und Tierfabeln, auf die es durch Zitate, Versatzstücke und Anspielungen verweist und die es parodiert. Ein Kunstmärchen, das sich selbst nicht ernst nimmt, aber auf verschiedenen Ebenen deut- und lesbar ist. Es bezieht seine Komik vor allem aus Wortspielen, den Verwandlungen der Familie Raton in andere Tiere, die jeweils die eigenwilligen Charakteren ihrer Mitglieder entsprechen. - Das Märchen enthält viele autobiographische Anspielungen, die sich wohl daraus erklären, dass Jules Verne dieses Märchen im Alter und zu einer Zeit der tiefen Depression als eine Art Bilanz schrieb. Er selbst stellt sich in dem menschenverachtenden, gichtigen und „philosophischen“ Vater Raton dar. (Zitat: Fischer Taschenbuchverlag)



q7216 Figaro Illustre No. 10 Janvier 1891

FIGARO ILLUSTRÉ, Sonderausgabe des LE FIGARO, Nr. 10 vom Januar 1891; Format 41 x 32 cm; CF /7216/.

Die Erscheinungsform war ähnlich auch anderer illustierter Blätter: Hier zu sehen die Außentitelei, die ähnlich einem Schutzumschlag um die eigentliche Zeitschrift gebunden wurde. Oft war dieser "Umschlag" als Werbeträger (vor allem in den Innenseiten) gestaltet, zumindest war er optisch sehr reizvoll. Das besondere am
FIGARO ILLUSTRÉ war, dass er relativ zeitig mit farbigen Drucken erschien, auch zu sehen in den rechts dargestellten Illustrationen der Innenseiten. Die Verne-Geschichte wurde mit 17 Zeichnungen von Félicien de Myrbach illustriert. Bildzitate vom Annex Seite 1 und 11.
Die Erstausgabe

q7216 Aventures de la famille Raton Detail Famille RatonWie oben erwähnt, erfolgte die Erstveröffentlichung in einer Zeitschrift. An dieser Stelle vielleicht ein kurzer geschichtlicher Rückblick im französischen Verlagswesen: Die noch heute existierende Tageszeitung Le Figaro wurde bereits im Jahre 1826 als Satirezeitung gegründet. Namensgebend für die Zeitung war der Berufsstand der Barbiere oder Frisöre, die schon damals stets als Mitglieder einer "nachrichtenweitergebenden" Zunft eingeschätzt wurden. Anfangs erschien die Zeitung sporadisch, aber bereits im Jahre 1866 wurde sie eine Tageszeitung. Neben diesem Standardblatt erschien ab 1883 bis zum Jahre 1911 die Sonderpublikation Le Figaro illustré. Technisch auf dem höchsten Stand der damaligen Drucktechnik, war sie eine schön gestaltete farbige Ausgabe. Von Beginn an bis 1890 war sie eine einmal jährlich erscheinende Beilage, dann wurde sie sogar monatlich verlegt. Dieser Sonderstatus verlor sich ab 1911, denn bis zum Jahre 1931 gab es jetzt eine wöchentlich erscheinene illustrierte Beilage, unter öfters wechselnden Bezeichnungen.

Siehe zu ähnlich schön gestalteteten Ausgabe einer Verne-Erstveröffentlichung auch meine Anmerkungen in  Herr Dis und Fräulein Es. Diese Kurzgeschichte wurde im Le Figaro illustré zum Weihnachtsfest 1893 herausgegeben (Le Figaro illustré, Paris 1893 -1894 édition Noël). Eine weitere Kurzgeschichte war Fritt-Flacc, die in gleicher Form bereits zum Weihnachtsfest 1884 erschien (Le Figaro illustré, Paris 1884 -1885 édition Noël).
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/3/ Zitat aus /2/; Seite 8

/4/ Originalvorlage: Postkarte um 1910 aus der Sammlung von Volker Dehs, von mir stark bearbeitet

/5/ Zitat aus /2/; Seite 31

/6/ Foto © Fehrmann 7/2013

/7/ Postkarte aus meiner Sammlung um 1900, noch vor der Installation der Oberleitungen der Straßenbahn, die ich im Motiv /4/ grafisch entfernen musste. CF/21166/

/8/ Bildausschnitt aus dem Abriss des Pont d'Orleans im März 1942. CF/21253/




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Zu Besuch bei der Familie Raton

Das alte Gebäude„In einer der schönsten Städte jener Zeit und in dem schönsten Haus dieser Stadt wohnte eine gute Fee.“ /3/ schrieb Jules Verne in seinem einzigen Märchen. Ein kleines Werk welches er in der Phase der Rückbesinnung in einem Zeitraum von vier Jahren schreibt und welches er im Januar 1891 veröffentlicht. Und welche Stadt verdient Vernes Lob? Nachdem er sich einige Jahre über seine Geburtsstadt nicht eben positiv äußerte, gab es in der zunehmend sentimentaleren Phase seines Lebens ein angenehmes Rückerinnern. Denn er spricht von Nantes.

Als die Familie Verne 1829 in eine Wohnung am Quai Jean Bart Nr. 2 zog, gab es in unmittelbarer Nachbarschaft, Eldreaufwärts nur zwei Querstraßen weiter ein Ladengeschäft, welches den klangvollen Namen Au Rat goutteux (Zur gichtigen Ratte) hatte. An der Stirnseite des Hauses, genau über dem Eingang des Gebäudes zierte ein Schild das Gebäude, auf dem Ratten zu sehen waren (Bild links /4/). Unten ist nochmals die komplette Straßenszene zu sehen /7/. Es ist der Blick von der Eldre auf das erwähnte Eckgebäude. Rechts gegenüber liegt das Geschäft Le Pont d'Orleans, ebenfall ein Eckgebäude. Ein schöner Schnappschuss aus der damaligen Zeit, zeigt er doch das quirlige Leben auf den Straßen Nantes. Siehe dazu auch weiter unten die Abbildungen.

Drei Ratten beobachten eine vierte die mit Krücken in einem Boot vorbeitreibt. Sie waren das Markenzeichen des damaligen Tuchhändlers Oscar Chabas. Und hier schließt sich der Kreis, denn im Märchen heißt es über Raton: „Allein er war gichtig geworden und ging auf einer Krücke, wenn ihm die Gicht nicht in seinem großen Sessel zurückhielt.“ /5/ Diese Straßenecke liegt heute zwischen dem umbenannten Cours des Cinquante otages und der Rue de la Barillerie.

Jules Verne hatte sich an diesen Laden erinnert, als er sein Märchen niederschrieb.  Aus dem Tuchhändler wurde noch im 19. Jahrhundert ein Textil- und Kurzwarenhändler der ergänzend mit Bett- und Unterwäsche handelte. Später wurde das Sortiment noch um Papierwaren, Gemälde und Druckerzeugnisse erweitert. Noch heute kursieren unter Sammlern Kunst- und Kitschkarten mit dem Ursprungsangaben Au Rat goutteux. Vielleicht wurde die ergänzende künstlerische Ausrichtung des Sortimentes durch die Kinder Chabas‘ initiiert,  denn zwei von seinen vier Kindern wurden Kunstmaler. Diese Tradition setzte sich auch noch im 20. Jahrhundert fort. Folgendes Bild: Aufnahme um 1900 /7/ Man sieht noch die Füßgänger auf den Betrachter zukommend über die Brücke Pont d'Orleans flanieren.

Gesamtansicht

Doch das Gesicht von Nantes änderte sich. Inzwischen waren Jahrzehnte vergangen und die Eldre sollte umgeleitet werden. Als dazu im März 1942 der Pont d'Orleans abrissen wurde, sah es so wie im folgenden Bild vom fast gleichen Standort aus /8/.

q21252 Abriss der Brücke

Das Flussbett der Eldre wurde zugeschüttet und an gleicher Stelle entstand eine Straße. Die Häuser wechselten ihre Besitzer und ihr Aussehen. Das Verne inspirierende Haus gibt es zwar heute immer noch, aber es birgt heute ganz profan ein Bankhaus der CIC in sich (siehe Bild weiter unten rechts /6/). So etwa in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte man die inzwischen verschwundene flache Tafel mit den Ratten durch ein frei hängendes Metallschild mit einer an einer Krücke gehenden Ratte die einen Marktkarren schiebt, ersetzt. Dieses Schild ist nun in luftiger Höhe an der Ecke des Hauses angebracht. Als direktes Markenzeichen einer Bank war es vielleicht nicht so geeignet. Wer nicht zielgerichtet danach sucht, der geht unter dem in rund zehn bis fünfzehn Metern Höhe hängendem Schild hinweg. Und wer das Schild sieht ohne sich im Werk Vernes auszukennen, der kann auch keine Beziehung zum Autor Verne herstellen. Was bleibt ist eine interessante Episode der Literaturgeschichte.

Die RatteDas neue Gebäude

NACH OBEN - SEITENANFANG Interesse an Nantes? Hier geht es zu meiner Seite:   Zu Hause bei Jules Verne in Nantes

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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Materialien. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. © Fehrmann 11/2001, letzte Aktualisierung 11. November 2020

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