Jules Vernes letzte Ruhestätte: Cimetière de La Madeleine in Amiens



Quellenangaben:


/1/ Foto © Fehrmann 2021: Detail aus einer Grabanlage des Friedhofes Madeleine, Ausschnitt gespiegelt, nicht zum Grab Vernes gehörend

/2/ Foto © Fehrmann 2021

/3/ ebenso, Beispiel einer alten Grabanlage. Solcherart Monumente findet man en gros auf der gesamten Anlage.

/4/  Hinweis für Recherchen: Es gibt in Frankreich mehrere Friedhöfe mit dem Namen Cimetière de La Madeleine, daher sollte man immer mit dem Zusatz Amiens suchen.

/5/ Zeitgenössische Postkarte Amiens: Le Boulevard de la Madeleine et  l Entree du Cimetiere; CF /21268/ um 1904

/6/ Zeitgenössische Postkarte Amiens: Cimetiere de la Madeleine; ca. 1910. Zu sehen ist die Friedhofsverwaltung in dessen Gebäude auch das Krematorium untergebracht ist. CF /21436/

/7/ Im Jahre 1907 wurde durch den Bildhauer Albert-Dominique Roze eine Skulpur für das Grab Vernes geschaffen. Gelaufene Postkarte aus dem Jahre 1912; CF /21164/

/8/ Zeitgenössische Postkarte Paris: Le Père-Lachaise historique - Monument de Georges Rodenbach 1855 - 1898; gelaufen 1910

/9/ Foto © Fehrmann, März 2005

/10/ Autorenkollektiv: NAUTILUS Nr. 6, Zeitschrift des deutschsprachigen Jules Verne Clubs, Bremerhaven September 2005; Zitate von Seite 1, Fehrmann: Der Weg nach Frankreich

 










Die TrauerndeBild links: Die Trauernde, Plastik aus einer Grabanlage des Friedhofs /1/

Ein Friedhof ist mit seinen Grabstellen die letzte Ruhestätte eines Verstorbenen. Wir machen jetzt einen Besuch auf dem Friedhof La Madeleine in Amiens, um das Grab von Jules Verne zu besuchen.

Zur Geschichte

Die Entwicklung von La Madeleine begann Ende des 17. Jahrhunderts, als außerhalb der Stadt eine Alternative zu dem im Stadtzentrum gelegenen Friedhof Saint-Denis gesucht wurde. Anfangs war der neue Friedhof in reines Gräberfeld. Dann nahm sich die Stadt Amiens zu Anfang des 19. Jahrhunderts der fast 18 Hektar großen Fläche an und gestaltete das Areal gründlich um.

Bild unten: Eingangsportal des Friedhofs /2/

Amiens Madeleine EingangsportalDie hügelige Landschaft ermöglichte es dem Stadtarchitekten François-Auguste Cheussey, den Friedhof wie einen Park im englischen Stil anzulegen. Im Juli 1817 wurde La Madeleine als offizieller Stadtfriedhof in Betrieb genommen. Schnell wurde er zur Ruhestätte der großen Honoratiorenfamilien von Amiens, die zum Gedenken an ihre Verstorbenen regelrechte Mausoleen errichteten. Heute gehört die Anlage zu den schönsten Park- und Landschaftsfriedhöfen Frankreichs.

Amiens Madeleine BeispielDer Ort der Trauer und des Gedenkens ist ein Park mit üppigen Baum- und Strauchgruppen, alten Solitärbäumen, schattigen Wegen und alten Grabdenkmalen (siehe Bild links /3/). Ein Gang durch Wege und Alleen ist wie eine Geschichtsstunde. Die pittoresken Grabmale, üppig ausgeschmückt mit Steinmetzarbeiten, haben einen eigentümlichen morbiden Charme. Im Jahre 1995 wurde die gesamte Anlage als offizielles historisches Denkmal erklärt. Neben La Madeleine gibt es auch noch weitere, aktuell genutzte Friedhöfe in Amiens.


Amiens Madeleine StraßenbahnZur Lage

Der Friedhof La Madeleine, eigentlich Cimetière de La Madeleine Amiens /4/, ist der bekannteste der Friedhöfe von Amiens. Er befindet sich in der Rue Saint-Maurice 474 im Nordwesten der Stadt, am westlichen Ende des Viertels Saint-Maurice. Heutzutage ist er im eigenen Fahrzeug oder dem Bus erreichbar. Mit Fahrrad oder zu Fuß benutzt man ausgewiesene Wege entlang der Somme. Vom Stadtzentrum sind es fußläufig ungefähr 30 bis 35 Minuten die man einplanen muss.

Amiens Madeleine Verwaltung 1910Früher war der Amienser Friedhof mit der Straßenbahnlinie 5 erreichbar. Diese wurde im Zuge der Erweiterung des Schienennetzes zwischen 1899 bis 1905 errichtet. Auf dem Bild oben links /5/ ist der Haupteingang des Friedhofs um 1904 zu sehen. Inzwischen ist die Straßenbahn rückgebaut worden, eine Buslinie hat sie ersetzt.

Wenn man die Grabstelle von Jules Verne besuchen will, ist man gut beraten, die gleich in der Nähe des Haupteinganges befindliche Orientierungstafel zu nutzen. Diese befindet sich NICHT am oder in direkter Nähe des Verwaltungs- und Krematoriumgebäudes, welches oben rechts in einer historische Ansicht zu sehen ist /6/. Die Orientierungstafel befindet sich in etwa 50 bis 100 Meter Entfernung rechts hinter dem Haupteingang. Die gesamte Anlage ist aufgegliedert in Alleen die alle nach Blumen benannt sind. Durch die Einbettung in eine Hügellandschaft sind diese aber nicht geometrisch exakt angeordnet. Wer sich nicht auskennt, hat eine Weile zu suchen. Hier die Orientierung: Ziel ist der Weg allee du Jasmin, erreichbar über allee des aubépines (Weißdornallee) in Richtung Norden. Wenn man in die Jasmin-Allee einbiegt, dann sind es nur noch zirka 50 Meter bis zu Vernes Grabstelle.

q21164 Verne GrabAm Grab von Jules Verne


Wie im Beitrag Abschied nehmen von Jules Verne von mir beschrieben wurde, endete der Trauerzug am 28. März 1905, der durch das Zentrum von Amiens führte, auf La Madeleine. Detailliertere Bilder zur Trauerfeier sind in meiner Bildergalerie unter dem Titel:  Abschied nehmen zu finden.

Es dauerte nur kurze Zeit, dann erhielt Vernes Grabstätte 1907 die markante und ziemlich pompöse Figur eines Bildhauers aus Amiens. Der Bildhauer Roze, eigentlich Albert Dominique Roze, ist ein echter Amienser. Er wurde dort am 4. August 1861 geboren und er starb in seinem Heimatort am 17. Oktober 1952.

Die Thematik der Gestaltung steht unter dem von Michel Verne kreierten Spruch: Unsterblichkeit und ewiger Jugend entgegen. Amiens Madeleine JV Grab

Die im Grab integrierte Skulptur regte viele Interpretationen zur bildhaften Umsetzung an. Einige sehen darin das Symbol des Schöpfergeistes, der seinen Arm wie mit letzter Kraft dem Licht entgegen streckt bevor sich die Grabplatte schließt. Diese These steht aber im Widerspruch zu einem Detail des Grabes: Denn Grabplatte und Einfassung wurden schon im Original mit einer zerstörten Ecke dargestellt. Siehe dazu mein Bild rechts /2/. Warscheinlicher ist es also, dass Verne selbst aus dem Grab aufersteht. Er bricht die Anlage auf und befreit sich von seinem Leichentuch. Dies würde auch die Brücke zum gewählten Leitspruch darstellen: Der Unsterblichkeit entgegen...

Eines muss an dieser Stelle noch angefügt werden. Mög der Bildhauer Roze auch kreativ gewesen sein, so ganz ohne inspiration ging es offenbar doch nicht. Denn ist gibt ein Motiv eines Grabes auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise, welches 1902 dem Dichter Georges Rodenbach gewidmet wurde. Auch dieser scheint seinem Grab zu entfliehen. Siehe dazu das Bild unten links /8/.

CPA Grab von Georges RodenbachNach dem Tod von Jules Ehefrau Honorine am 20. Januar 1910 erhielt auch sie in diesem Grab ihre letzte Ruhestätte. Siehe dazu das Detailbild unten: Die Ergänzung der Lebensdaten von Honorine /2/. Weitere und detailliertere Bilder zu den Monumenten Rozieres sind in meiner Bildergalerie unter dem Titel:  Das Erinnern zu entnehmen.
Detail Grab JV












Der 100. Todestag Jules Vernes

Im Jahre 2005 jährte sich zum 100sten mal der Todestag des großen Dichters.  Aus diesem Anlass trafen sich in Amiens nationale und internationale Teilnehmer zu Symposien und einer Vielzahl von Veranstaltungen. Allen war es ein Bedürfnis, zu diesem Gedenktag auch das Grab Jules Vernes aufzusuchen. Dazu ein paar Ausschnitte aus einem Text, den ich damals zu diesem Anlass verfasste:

Im gedämpften Schatten erwürdiger Bäume standen dicht gedrängt vielleicht hundert Menschen. Zentrum der Ansammlung  war ein Grab, welches sich durch seine pompöse Skulptur von den umliegenden Gräber abhob. Hier auf dem Friedhof >Madeleine< im französischen Amiens ruht, nun schon seit hundert Jahren, der sogenannte Vater der Science Fiction, Jules Verne. Redner würdigten sein Leben und erinnerten an sein Werk, welches auch heute noch immer viele Verehrer findet. ...

Amiens 2005 Festredner am GrabWährend sich die Redner effektvoll präsentierten, ließ ich meine Gedanken schweifen. Diese taggenaue Ehrung am 24. März 2005 war ein Mosaikstein im Rahmen der Gesamtveranstaltung >Mondial<, denn der 100. Todestag war dem >Centre International Jules Verne< Anlass, Publizisten, Wissenschaftler, sowie Freunde und Verehrer des großen Literaten zu einem mehrtägigen Treffen einzuladen. Dem Rufe folgten Spezialisten aus vielen Ländern und Vertreter internationaler Jules-Verne-Gesellschaften. ... (Bild rechts: Offizielle Worte der Ehrung /9/)

... Die Musik auf dem Friedhof verklang. Neben den Besuchern aus Amiens und Paris standen Gäste aus vielen Teilen der Welt, gekommen um Jules Verne zu ehren. Hier ruhte er nun, von vielen Literaturkritikern und -historikern jahrelang mit Ignoranz gestraft. Aber nach seinen Erfolgsjahren Ende des 19. Jahrhunderts und einer nachfolgenden >Ruhephase< erfreut sich sein Werk in den letzten vierzig Jahren einer zunehmenden Popularität. Nicht nur durch verstärkte Neuauflagen seiner Bücher, sondern auch zunehmend durch  Verfilmungen, hatten sich seine Helden die Herzen der Menschen wiedererobert. Irgendwie war er immer noch unter uns .... /10/

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Copyright © Andreas Fehrmann – 12/2021, letzte Aktualisierung 1. Januar 2022