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Beispielbuch:

Buch
oben: © 1984 Pawlak Taschenbuchverlag, Berlin, Herrsching. ISBN
3-8224-1099-3 Nachdruck v. Verlag A. Hartleben, Inh. Dr. W. Rob, Wien
I. Ungekürzte, nur orthographisch angepasste Ausgabe. Pawlaks
Collection Jules Verne Band 99 (und 100) CF /3501/.
/1/
Jules Verne: César Cascabel aus der Reihe Les
Voyages Extraordinaires bei Pierre-Jules Hetzel in Paris;
1890 (CF /3504/) mit 438 Seiten und Illustrationen von G. Roux,
darunter auch farbige Ganztafeln (Cromotyphografien), Siehe
Beispielbild links oben im Haupttext von Seite 223 des Buches
/2/ Das
Bild im Text weiter unten ist eine beschnittene und WEB-optimierte
Wiedergabe einer Illustration von G. Roux aus: Verne / Hetzel / Mace: Magasin
d'Éducation et de Récréation Band 51 und 52 – 1. und 2.
Halbjahr 1890; Bildzitat aus dem 2. HJ von Seite 223 (CF /6616/) Seite
223 des Magasins
/3/
zeitgenössisches Plakat des Verwandlungskünstlers CASCABEL.
Modifizierte Kopie aus meiner Collection.
/4/
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel; Leipzig Nr. 204, 3.9.1895, S.
4605 – zitiert aus: Wolfgang Thadewald Abenteuerliche Reisen
durch die Presse zu Julius Verne S. 143
/5/
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 58(1891) Nr. 246 vom 22.
Oktober, S. 6242
/6/
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 73(1906) Nr. 263 vom 12.
November, S. 11470
/7/
Bildbeispiele aus der Sammlung Bernhard Krauth
/8/
Meidinger's Jugendschriftenverlag GmbH, ca. 1925 (CF /3503/)

Bild oben: Cäsar
Cascabel
in einer Neuauflage bei Weltbild. Angaben zum Buch: © by Weltbild
Sammler-Edition in der Verlagsgruppe Weltbild GmbH Steinerne Furt,
86167 Augsburg 2012. Die Ausgabe erscheint unter Zugrundelegung des
Textes der 1891 im Verlag Hermann J. Meidinger, Berlin erschienenen
Buchausgabe, sprachlich überarbeitet und in modernisierter
Rechtschreibung. Die Hetzel-Illustrationen wurden durch Sascha
Wuillemet
nachkoloriert. (Bild / Buch aus der Sammlung von Wolfgang Hermesmeier
- karl-may-bibliografie.de -
Vielen Dank!)
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Cäsar
Cascabel (1890)
Die
Originalausgabe erschien in zwei Bänden unter
dem Titel César Cascabel bei Pierre-Jules Hetzel in
Paris. Der erste Teil erschien am 17. Juli 1890 und der zweite Teil am
6. November 1890. Daraus ist die linke Illustration /1/, ein Beispiel
aus dem zum Teil verwendeten Cromotyphografien französischer Ausgaben.
Wie wie auch bei anderen Büchern von Verne gab es etwas zeitversetzt
eine Vorab-Veröffentlichung. Der Roman wurde vom 1. Januar 1890 bis zum
15. Dezember 1890 im Magasin d'Éducation et de Récréation
Band 51 und 52 abgedruckt. Daraus ist auch die weiter unten links
abgebildete Illustration /2/ entnommen worden. In Deutschland ist der
Roman nicht sehr bekannt, da er nicht bei Hartleben und in den hohen
Auflagen der Gesamtausgaben der COLLECTION VERNE erschien.
Hintergrundinformationen dazu sind weiter unten nachzulesen. Eigentlich
schade, vereint der Roman doch die positiven Gestaltungselemente der
uns lieb gewonnenen Verne Zutaten: Eine spannende Grundidee,
ausgeprägte und interessante Charaktere und die Schilderung von bis
dato wenig in Romanen zu findenden Regionen der Welt. Nach V. Dehs soll
Verne die Anregung zum Roman, zumindest für den Namen seines Helden,
aus einer ihn tief beeindruckenden Vorstellung im Zirkus von Amiens
erhalten haben. Dort gastierte der rechts abgebildete
Verwandlungskünstler CASCABEL /3/.

Cäsar
Cascabel zieht als Artist schon
viele Jahre durch die Vereinigten Staaten. Seine Gaukler- und
Artistentruppe setzt sich vor allem aus Familienangehörigen zusammen.
Nachdem Cäsar zu dem Entschluss gekommen ist, dass die Zeit reif ist
zurück in seine französische Heimat zu gehen, bereitet er seine
Rückkehr vor. Dabei müssen vor allem die Ersparnisse für den Transport
gesichert werden. Dazu dient eine schwere Geldkassette, die dann aber
die Begehrlichkeit der angeheuerten Führer weckt. Diese setzen sich mit
der Kassette per Pferd ab. Das wirft natürlich alle Reisepläne über den
Haufen.
Cäsar
beschließt einen ungewöhnlichen Weg nach Frankreich zu wählen: Er
verzichtet auf die Schiffspassage. Stattdessen macht man sich auf den
beschwerlichen Weg via Kalifornien über Alaska, dann über die
gefrorenen Beringstraße nach Sibirien, um dann durch Zentralrussland
nach Frankreich zu kommen. Eine Begründung des Landweges war unter
anderem die Möglichkeit, unterwegs durch Vorstellungen die Reisekasse
aufzubessern. (Bild links: Rast unterwegs /2/). Völlig blauäugig macht
man sich auf den Weg. Dieser ist gespickt mit politischen Widrigkeiten.
Erst der gerade rechtzeitige Verkauf von Alaska durch Russland an die
USA macht überhaupt den Grenzübertritt möglich. Aber auch andere
typische Abenteuer-Zutaten sind zu finden: Überfälle, Intrigen und das
Auftauchen eines jungen hübschen Mädchens, welches ebenfalls zu einer
Hauptfigur der Handlung wird. Dabei wird weder mit Deserteuren,
politischen Sträflingen, noch mit verkannten Blaublütlern gespart.
Letzteres vielleicht als ein Zugeständnis an den damaligen Zeitgeist?
Das
Happy End inszeniert Verne während
einer Vorstellung der Akteure. Nur so viel sei verraten: Es geht alles
gut aus ....
Weitere
Details sind dem u.g. Animationsfilm von 2001 zu entnehmen, denn die
Filmhandlung ist der Vorlage sehr nahe gekommen.
Cäsar
Cascabel in deutschsprachigen Ausgaben
Dieser
Roman führt völlig unberechtigt ein Schattendasein. Wenn ich dieses
Buch jemanden zum Lesen empfehle, kommt meist die stereotype Antwort:
„Das kenne ich gar nicht. Davon habe ich noch nie gehört“. Eigentlich
auch kein Wunder, denn es wurde nicht wie üblich in den
unterschiedlichsten Hartleben-Ausgaben und deren Nachahmern verlegt.
1895 konnte man im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel lesen:
„Z.36945. Julius Verne, Caesar Cascabel. Roman in 2 Teilen, 347 Seiten
gr8° mit 85 Zeichnungen von Georg Roux u. einer geognostischen Karte im
Farbendruck, ist nicht im Verlag von A. Hartleben in Wien, sondern im
unterzeichneten Verlage erschienen .... Herm. J. Meidinger in Berlin.“
/4/ Der Verlag Meidinger (weitere Details weiter unten) hatte es
nämlich geschafft, sich die deutschsprachigen Rechte an dem Roman zu
sichern.
Dies
führte bei den Käufern zur Verwirrung, da der Hartleben Verlag schon im
Vorfeld die Ausgaben für die Edition der Collection Verne
angekündigt hatte. Sicher war dies auch der Grund für die oben genannte
Veröffentlichung im Börsenblatt. Die erste Auflage mit 5000 Exemplaren
wurde 22. Oktober 1891 angekündigt /5/. Da es sie in verschiedenen
Einbandfarben gibt, vermutet Norbert Scholz, dass das Binden
nachfrageabhängig immer nur in Einzelpartien erfolgte. Ähnliches könnte
auch mit der zweiten Auflage passiert sein. Diese Annahme finde ich
sehr schlüssig, erklärt sie doch die Vielfalt unterschiedlicher
Titelgestaltungen bei wenigen Auflagen. Die schon angesprochene zweite
Auflage in gleicher Höhe erschien nach neueren Recherchen im November
1906 /6/. Im Gegensatz zur ersten Auflage hatte sie nur noch 65
Illustrationen. Die dritte Auflage (11. bis 13. Tausend) wurde erst
nach dem 1. Weltkrieg herausgegeben.
Die
Jahresangaben sind deshalb so schwierig zu ermitteln, da diese nicht in
den Büchern eingedruckt wurden.
Zum
Erscheinungsbild: Die erste Auflage erschien mit dem links abgebildeten
Titelmotiv des kleinen Doppelbildes /7/ oben links in mindestens fünf
verschiedenen Grundfarben. Die zweite Auflage mit einem neuen
Bildmotiv, im Doppelbild die rechte Variante, gab es in mindestens drei
Farbvarianten. Die dritte Auflage ist im großen Bild unten rechts zu
sehen /8/.Nachfolgend die Anzeige aus dem Börsenblatt für den Deutschen
Buchhandel zum Erscheinen der zweiten Auflage des Cäsar Cascabel
(inhaltliche Wiedergabe aus /6/):
Verlag
von Herm. J. Meidinger in Berlin SW.
=========
Berühmter Reiseroman: =========
Cäsar Cascabel
von
Jules Verne
Autorisierte
deutsche Ausgabe. Zweite Auflage
Mit 65 Bildern
von Georg Roux.
392 Seiten.
Oktav. Broschiert in wirkungsvollem
Umschlag == Ladenpreis M. 4.--
Netto: In Rechnung M. 3.-- * Bar M. 2.40
Von 10 Exemplaren [an] à M. 2.—
In effektvollem
Leinenband mit Deckelzeichnung von
Franz Stassen == Ladenpreis M. 5.--
Netto: In Rechnung M. 3.75 * Bar M. 3.--
Von 10 Exemplaren an à M. 2.50
In der Reihe
seiner "außerordentlichen Reisen" und
"naturwissenschaftlichen Romane" zählt Jules Vernes Cäsar Cascabel zu
den originellsten, gehaltvollsten und amüsantesten.
An Büchern, die
in dieser Weise Angenehmes mit
Nützlichem verbinden, herrscht kein Überfluß, und deshalb sollte auch
„Cäsar Cascabel“ in keinem Hause fehlen, in dem darauf Bedacht genommen
wird, die Stunden der Muße mit Vorteil zu verwenden. Es ist so recht
ein Buch für die ganze Familie, für Eltern, Söhne und Töchter, und
zufolge seiner trotz billigen Preises, vornehmen und schmucken
Ausstattung, ein repräsentables Geschenk zu allen Gelegenheiten.
Der
Roman wurde im deutschsprachigen Raum nach Meidinger erst
wieder mit der
Pawlak-Edition (siehe Beispiel ganz
oben links) in den 80er Jahren verlegt. Immer
wenn ich eine der regelmäßig neu aufgetauchten Auflagen von Reise
um die Erde in 80 Tagen oder ähnliche Standardwerke - die es
in dreißig oder vierzig unterschiedlichen deutschsprachigen Versionen
gibt - sah, dann verstand ich nicht, wieso man nicht lieber solch eine
Rarität wie Cäsar Cascabel den Lesern nahebringen
wollte. Erst im Jahre 2012 war es dann so weit: In der Verlagsgruppe
Weltbild wurde in der Sammleredition Illustrierte Abenteuer-Klassiker
der
Roman neu herausgebracht. Dazu wurde der Text der Meidinger
Ausgabe von 1891 zugrunde gelegt. Siehe dazu Bild links, ganz
unten.
Wer mehr über die Verlagsgeschichte und den Ausgaben von Jules Verne
bei MEIDINGER erfahren möchte, dem empfehle ich meine Seite: Jules
Verne im Verlag J. Meidinger
Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das Personenregister dieser Domain.
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