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Collection Fehrmann Jules Vernes Voyages extraordinaires Die Reise um die Erde in 80 Tagen - Ergänzungsseite PALLE HULD - Reise um die Erde in 44 Tagen |
/1/ Titelseite als Aufmacher für den auf Seite 2 abgedruckten Artikel LES RECORDMEN DU TOUR DU MONDE. Eine Auflistung schneller Weltumrundungen. Aus der Zeitschrift LE PETIT JOURNAL, Ausgabe 1538 vom 13. Juni 1920; CF /6956/. /2/ Aus der Zeitschrift LE PETIT JOURNAL, Ausgabe 1842 vom 11. April 1926 Seite 173; CF /7212/. /3/ Palle Huld: Le Tour Du Monde En 44 Jours; Hachette 1928, 165 Seiten, Franz. Übersetzung von Elna Cornet, illustriert mit 21 fotografischen Tafeln /4/ Palle: Mit fünfzehn Jahren um die Welt in 44 Tagen; Verlag E. A. Seemann Leipzig 1928; Hier vorliegend: 4. Aufl. 16. - 18. Tausend, erschienen im Frühjahr 1929 /5/ Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Leipzig, Nr. 229 vom 1. Oktober 1928, Rubrik Fertige Bücher Seite 8149 /6/ BULLETIN DE LA SOCIÉTÉ JULES VERNE; Paris Juillet 2022; Detail aus Volker Dehs: LE TOUR DU MONDE DE PALLE HULD, 1928; Seite 102 /7/ L'Illustration, Nr. 4444 vom 5. Mai 1928, Paris CF /7251/, Bild und Artikel auf Seite 431, Bild CF /21449/ |
Wenn wir uns heutzutage dem Thema nähern, dann denken die
meisten Vernianer eigentlich an die amerikanische Journalistin
Ich möchte diese Seite aber einem
jungen Mann aus Dänemark widmen, der zum 100. Geburtstag Jules Vernes
im Jahre 1928 eine sehr beachtete Leistung verbrachte. Es handelt sich
um den 15
jährigen Dänen Palle Huld, der
die Erde mit Bahn und Schiff in 44 Tagen umrundete.
Nach seiner berühmten Erdumrundung reiste Palle nach Frankreich, um in Amiens am Grabe Jules Vernes den Dichter zu ehren. Nach seiner Aussage, soll es "das wichtigste Ereignis in seinem Leben" gewesen sein /6/. Dieser Besuch wurde von den damaligen Presse aufmerksam registriert und der Leserschaft nahegebracht.
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Der
Artikel Vorbild Palle Huld
wurde vom Autoren Lorenz Derungs geschrieben. Siehe dazu seine Seite: Ich bedanke mich bei Lorenz Derungs für die Möglichkeit der Nachnutzung seiner Ausarbeitung, welche er mir mit Schreiben vom 3. August 2023 bestätigte. Das Bildmaterial ist nicht aus dem Artikel. /8/ Agence photographique ROL, Aufnahme vom 23. April 1928. ROL Reg. No. 128526. Die Bildmangel wurden von mir elektronisch ausgeglichen, das Format wurde beschnitten. /9/ aus
dem Buch /4/ Teil der Bildeinlage nach Seite 136 /10/ Palle Huld auf dem Roten Platz in Moskau während seiner Erdumrundung 1928. Das Bild ist gemeinfrei. /11/ Tintin als Poster, Verlag unbekannt, gestaltet nach © Hergé
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Lorenz
Derungs (siehe Anmerkung links): ... Vorbild Palle Huld "In Hellerup war
das Wetter an jenem Morgen im Februar
1928 grau und diesig. Der knapp 15-jährige, schmächtige und rothaarige
Palle
Huld ging missmutig zur Arbeit. Die Lehre in einem Hutgeschäft hatte er
abgebrochen, und die jetzige Arbeit als Büroangestellter bei einem
Fabrikanten
für Autozubehör schien auch nicht das, was er sich vom Leben erhoffte.
Dazu
hatten ihn seine Schwestern wieder mal mit ihrem ewigen: „Du
Muttersöhnchen!“
geärgert. Als er mit Verspätung im Fabriklager eintraf, hielt ihm ein
Kollege
die Morgenausgabe von „Politiken“ unter die Nase und meinte: „Das wäre
doch was
für dich, Kleiner!“ Man suche, so der Aufruf auf der Titelseite, einen Jungen zwischen 15 und 17 Jahren, der bereit sei, in 44 Tagen die Welt zu umrunden - ohne Flugzeug, nur mit Bahn, Schiff und Automobil. Die Zeitung wolle auf diese Weise Jules Vernes 100. Geburtstags gedenken. Das wäre
wirklich was! Wie ein Phileas Fogg um die
Welt reisen! Palle Huld nimmt für diesen Tag frei. Er rennt nach Hause
und
erbettelt die verlangte Unterschrift seiner Eltern. Er ist pünktlich um
14.00
Uhr im Redaktionsgebäude der Zeitung. Nanu? Da sind noch andere Jungs,
mindestens 350. Die Schlange zieht sich das ganze Treppenhaus hinauf.
Jeder
Kandidat wird einzeln befragt. Endlich ist Palle an der Reihe. Auf die
Frage,
wie er denn reagieren würde, sollten ihm in China alle Habseligkeiten
geklaut
werden, antwortet er: „Ich würde nach einem Dänen suchen, der mir
helfen kann.“ Wieder zu Hause,
lachen ihn seine Schwestern aus, als
sie von seinen Träumereien hören. Wer würde einen Schulversager, ein
Bubi mit
Laubflecken im Gesicht, wählen? Doch die Zeitung meldet sich noch am
gleichen
Tag. Die Schwestern staunen. Palle jubelt. Die Mutter lässt sich vom
Arzt
Beruhigungsmittel verschreiben.
Bild links: Palle unterwegs in Frankreich /8/
Palle wird in Paris von
französischen Pfadfindern auf seiner Rundreise begrüßt /9/
Das zweite
Missgeschick passierte, als Huld in Moskau eintraf
- nicht etwa zu spät, sondern zu früh! So stand am Bahnhof niemand
bereit, der
ihn erwartete. Kurzerhand entschied er, selbst zur dänischen Botschaft
zu
fahren. Doch der Fahrer des Kutschentaxis kannte die Adresse nicht, und
nach
einer langen Irrfahrt musste er schließlich in einem Hotel absteigen,
um von
dort aus die Botschaft zu kontaktieren. Er hatte Glück gehabt, denn
solche
Eskapaden unbegleiteter Ausländer endeten in kommunistischen Ländern
üblicherweise
in einem Gefängnis. Bei seiner Rückkehr nach Kopenhagen erwartete ihn frenetischer Jubel. 20 000 Menschen beklatschten den Nachfolger von Phileas Fogg auf dem Rathausplatz und zwei Polizisten trugen ihn auf ihren Schultern durch die Menge.
Während Huld in seiner Heimat Schauspielerei studierte und zwischen den Jahren 1933 und 2000 in über 40 Spielfilmen mitwirkte, wurde die belgische Comicfigur „Tintin“ für seine Abenteuer in China, Kenia und sogar auf dem Mond weltberühmt. Der echte Abenteurer Huld berichtete ab und zu über weitere Reisen, nämlich über abenteuerliche Motorradfahrten durch Kanada, Europa und den Iran. Seine letzten Tage verbrachte er zurückgezogen in Kopenhagen in einem Seniorenheim. Er hatte bis zu seinem Tod nie „Tintins oplevelser“ („Die Abenteuer von Tim und Struppi“) gelesen." Bild
rechts: Palle Huld auf dem Roten Platz in Moskau /10/ |
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rechts: Tintin als modernes Poster /11/
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© Fehrmann 08/2023, |