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Die Geheimnisvolle Insel - The Mysterious Island Versuch einer Rekonstruktion (II): Das Granithaus (Granite-House) |
QUELLEN: /1/: N. C. Wyeth in einer alten amerikanischen Ausgabe The Mysterious Island, Reprint von 1988 /2/ R. Bommeli: Die Geschichte der Erde, Verlag von J.H.W. Dietz Nachf., Stuttgart, 1898 – Collection Fehrmann /3/ Horst Bartsch in Die Geheimnisvolle Insel, Verlag Neues Leben Berlin,1965 /4/ Szenenbild aus Die geheimnisvolle Insel 1960 © COLUMBIA. /5/ Juliusz Verne: Tajemnicza Wyspa © for the polish edition by L.W. Nasza Ksiegarnia, Warsaw 1955, Illustration: Zbigniew Rychlicki /6/ Jules Verne: Den Hemlighetsfulla Ön Stockholm/Upsala 1894 F. & G. Beijers Bokförlagaktiebolag mit den Originalillustrationen der französischen Ausgabe durch Férat
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Im
Er führte die mutigen Forscher zu einer großen Höhle. Frontseitig zum Ufer wurde eine Öffnung durch das Gestein geschlagen, so das Licht einfiel. Durch das ziemlich große Loch – das Gestein war erheblich nach gebrochen – drang eine Flut hellen Lichts in die prächtige Höhle hinein und rief durch zahllose Reflexe eine zauberhafte Wirkung hervor. Maß sie nach links hin nur dreißig Fuß in der Breite und Höhe bei einer Länge von hundert Fuß, so waren die Raumverhältnisse auf der rechten Seite enorm groß; hier wölbte sich die Decke bis zu achzig Fuß hoch empor. Alle stießen Rufe der Bewunderung aus. Damit waren die Voraussetzungen für eine trockene und sichere Wohnmöglichkeit geschaffen. Durch den Fleiß und den Erfindungsgeist der Freunde unter Cyrus Smith wurde die Behausung bewohnbar gemacht. Dazu gehörte die Errichtung von Zwischenwänden aus Lehmziegeln und der Einbau einer Feuerstelle mit Rauchabzug. Später wurde das Ganze noch durch einen Außenaufzug an der Strandseite ergänzt .... (Bild links /2/, eigentlich die Darstellung von Höhlenforschern, die aber überraschend authentisch mit den Originalillustrationen übereinstimmt)
Dort befindet sich dann die Strickleiter nach unten. Nach der Beschreibung müssen in der seeseitigen Granitwand fünf Fenster und eine Tür zu sehen gewesen sein. Aber es gibt ein Interpretationsproblem: In meiner mir vorliegenden Übersetzung heißt es: Nach dem von Cyrus Smith aufgestellten Plan sollten fünf Wohnräume mit der Aussicht auf das Meer geschaffen werden, und zwar rechts ein Vorraum, zu dem man von der Strickleiter aus zu eine Tür gelangte..... Was der Text nicht eindeutig hergibt ist die Sichtweise: Aus der Höhle oder vom Strand aus rechts liegend? Die Lösung dieser Frage ist der unten abgebildeten Originalillustration der französischen zu entnehmen. Gemeint ist die Sicht von Innen zum Meer. Eine interessante grafische Umsetzung fand ich bei N. C. Wyeth (Bild links /1/), der das überraschende Eindringen der Orangs in die Höhle darstellte. Bei einer buchstabengetreuen Umsetzung gibt es aber auch hier einen Fehler in der Zeichnung: Es gibt keinen Raum im Granithaus, der mehrere Fensterdurchbrüche hat, denn Verne beschreibt immer nur je eine Öffnung pro Raum. Und so müssen wir uns wieder an die Originalillustration halten. Eine gute Vorstellung gewinnt man mit der rechts abgebildeten Darstellung /6/ des Originals.
Das dies nicht gerade
eine filigrane Präzisionsarbeit gewesen sein kann, ist bestimmt jedem
klar. Aber interessant ist die Frage, wie sah denn die Unterkunft der
Kolonisten nach der Sprengung und den Nacharbeiten von außen, von der
Strandseite her aus? Die Verfilmung aus Großbritannien von 1960 (Regie
Cyril Endfield: weitere Details siehe in der Filmothek DER AUFZUG
Eine andere Besonderheit des Granithauses darf auch nicht unerwähnt bleiben: Der von der Seeseite im Hintergrund der Höhle liegende, senkrecht nach unten führende Schacht zum Meer. Als Cyrus diesen heimlich erkundet, könnten wir uns das so wie rechts abgebildet vorstellen /3/. Aber sehen wir uns noch andere internationale, der literarischen Vorlage sehr nahe liegende Versionen der bildlichen Umsetzung an.
Unten
rechts, mit den schräggestellten Strickleitern, habe ich eine polnische
Umsetzung wiedergegeben. Es ist eine Zeichnung von Zbigniew Rychlicki
(Quelle /5/). Sie ist aus meiner Sicht ebenfalls eine gute Umsetzung
der Beschreibung Vernes. Selbst der oberste Sims ist vorhanden und die
Neigung der steilen Granitwand scheint mir auch dem Abbild der Natur
entlehnt. Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Wieso ist neben
der Tür noch ein Raum mit Fenster?
Zuallerletzt zeige ich euch links die Abbildung des französischen Originals /6/. Dies sollte eigentlich die autorisierteste Darstellung sein. Allerdings ist dem Künstler die Dimensionierung der Strickleiter, die nach Verne rund 24,3 Meter lang ist, etwas zu groß geraten. Auch das obere Türpodest fehlt. Weitere Maßangaben, einen
Lageplan des Granithauses und einen Schnitt durch das Plateau zur
schönen Aussicht kann man meiner Seite
Ergänzung: Die Lage des
Granithauses auf der Grant-Insel ist auf meiner Detailkarte |
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Copyright © Andreas Fehrmann 01/2002, letzt Aktualisierung 20. Dezember 2020