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Collection FehrmannJules Vernes „Voyages extraordinaires"- Band VE 27 - |
Beispielbücher und Quellen:
/1/ siehe oben: Verlag Neues Leben, Berlin 1963, 2. Auflage 1964, Schutzumschlag mit den Illustration von Gerhard Goßmann (CF /2707/). Von der prachtvollen Illustration des Schutzumschlagen und der farbigen Hardcoverbindung blieben in der neueren Version nur Fragmente. /2/ siehe unten: Verlag Neues Leben, Berlin 1963, 4. Auflage 1980, L-Nr.: 303(305/217/80 – CF /2701/). ![]() /3/ Titelei im Text rechts: A. Hartleben Verlag 1887´, drei Bände in einem Buch; CF 2712/ /4/ ebenda, Bildzitat von Seite 73 /5/ Autorenkollektiv: Pictures Of All Countries; Springfield Ohio, USA 1894; Originalgröße des Stiches: 22 x 13 cm; CF /21279/
/6/ Buchbeispiel oben: Eine schön gestaltete Ausgabe © 1979 by Deutscher Bücherbund GmbH & Co. Stuttgart München. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages A. Hartleben. Inh. Dr. Walter Rob, Wien 1; mit den Originalillustrationen von L. Benett; CF /2703/. /7/ aus /3/ Bildzitat von Seite 560
Ergänzende Seiten:
Buch oben: Kroatische Version als Matijaš Sandorf; © Spot d.o.o., Zagreb; Jules Verne Club Pazin; 2001; Mit allen in franz., ital. u. deutschsprachigen Auflagen verfügbaren Originalillustrationen von L. Benett; Übersetzung aus dem Französischen: Morana Cale Knezevic; Editor: Davor Šišovic; ISBN: 953-96851-2-5 (CF /2702/)
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Mathias Sandorf (1885)
Dieser Roman
ist eine Verneigung vor Dumas Der Graf von Monte
Christo und von der Anlage des Sujets her, sind einige
Parallelen in den Romanen zu finden. So ist dann auch in der
Sekundärliteratur zu lesen, dass es sich um eine „modernisierte
Monte-Christo“-Version handelt (V. Dehs). Verne lernte Dumas schon zu
Beginn seines Parisaufenthaltes kennen und er verehrte ihn sehr (siehe
dazu weiterführend: 1867: Das Gebiet der damaligen Österreich-Ungarischen Monarchie dehnte sich flächendeckend vom Stammland bis Siebenbürgen und von Böhmen bis an die dalmatinische Adriaküste aus. Doch in Ungarn gibt es Bestrebungen, die Unabhängigkeit zurück zu erlagen. Drei Männer reffen sich heimlich in Triest: Graf Mathias Sandorf, Ladislaus Szathmáry und der Physiklehrer Stefan Báthory. Doch ihr Plan, Ungarn von der Herrschaft Österreichs zu befreien, ist verraten worden. Während eines Treffens werden sie verhaftet (siehe dazu Bild weiter unten links, /4/) und in dunkler Nacht wurden sie auf die Halbinsel Istrien, nach Pisino (Pazin) verbracht. Nach einer kurzen und rechtlich fragwürdigen Verhandlung des Militärgerichtes werden sie zur Todesstrafe verurteilt. Durch einen Zufall erfahren sie am Tage vor der Hinrichtung die Namen der Verräter. Es ist der dalmatinische Bankier Silas Thoronthal und der Tripolitaner Sarcany. Aber diese handelten nicht aus „Vaterlandsliebe“, sondern rein materiell motiviert. Denn durch den Verrat sollten sie an fünfzig Prozent des Vermögens der so genannten „Hochverräter“ gelangen. Aber nur Sandorf ist vermögend, hat er doch Güter und Werte im größerem Umfange. Sein Besitz soll nach der Abstrafung aufgeteilt werden. „Großzügiger Weise“ soll seine Tochter Sava nach Erreichen der Volljährigkeit die restlichen fünfzig Prozent aller Werte erhalten. Aber nach einem späterem Überfall auf das Gut Sandorfs gilt dessen Tochter als vermisst – die Unglückskette reißt nicht ab.
Details
zu dieser Flucht könnt ihr meiner Seite Die beiden Flüchtenden können sich bis zur Adriaküste durchschlagen, dort finden sie Unterschlupf beim korsischen Fischer Andrea Ferrato, der seit einiger Zeit mit seinen Kindern Maria und Luigi auf der istrischen Halbinsel lebt. Aber durch den schändlichen Verrat des missgünstigen Spaniers Carpena, der es vergeblich auf Maria, der Fischertochter abgesehen hatte, müssen Báthory und Sandorf den Unterschlupf verlassen. Die herbeigerufenen Gendarmen verfolgen die Flüchtenden und Báthory wird angeschossen und gefangen genommen. Sandorf erhält ebenfalls einen Treffer und er versinkt vor den Augen der österreichischen Gendarmen in den Fluten der Adria. Báthory und Szathmáry werden kurz darauf hingerichtet und Andreas Ferrato wird eingekerkert. Schon nach kurzer Zeit stirbt er im Gefängnis. Fünfzehn Jahre später: Der Sohn des
toten
Patrioten Stefan Báthory – Pierre - lebt bei seiner Mutter und deren
alten und kränklichen Diener in Ragusa (Ragusa siehe Bild oben /5/), in der dalmatinischen Provinz.
Obwohl selbst mittellos, hat er sich in die reiche Bankierstochter Sava
Thorontal verliebt. Wie der Zufall manchmal so spielt: Thorontal hatte
sich ohne das er es erahnte, ebenfalls Ragusa als neues Domizil
erwählt. Zu spät traf er die Witwe Báthory auf der Straße seines neuen
Wohnortes, um seinen Umzug noch zu korrigieren. In der Hafenstadt
trifft nun die Luxusjacht eines reichen Mannes ein. Dem im ganzen
Mittelmeerraum und dem Orient bekannten Dr. Antekirtt eilt sein Ruf als
fähiger Arzt und als reichem Lebemann voraus. Keiner weiß genau wer
sich hinter dem Namen verbirgt, doch dem Leser wird es schnell klar: Es
muss Mathias Sandorf sein. Seine geheimnisvollen Schnellboote (Details
dazu auf meiner Technik-Seite:
![]()
Antekirrt hatte die Beziehung zwischen Pierre und Sava von vorn herein nicht gutgeheißen, konnte doch der Sohn seines toten Freundes nicht die Frau der Tochter eines Verräters werden. Erst viel zu spät erfährt er, dass die Schuftigkeit der Verräter noch größer war als erahnt. Denn Thorontals Tochter ist in Wahrheit die entführte Tochter des Grafen Sandorfs. Das Ziel Sarcanys liegt auf der Hand: Nicht das Erbe Thorontals hatte er im Sinn, sonder die noch offenen fünfzig Prozent des sandorfschen Vermögens nach Volljährigkeit Saras. Eile ist geboten und die beiden Gauner verschwinden mit Sava mit unbekanntem Ziele. Infolge baut Antekirrt sein Netz von Informanten weiter aus und er schart weitere Verbündete um sich. Dazu zählt der nur Scheintod gewesene Pierre Báthory, die Fischerkinder Maria und Luigi Ferrato und die beiden französischen Gaukler Matifu und Pescade. Sandorf-Antekirrt kann das Netz immer enger ziehen. Mit seinen Schnellbooten kreuzt er quer durch das Mittelmeer. Eben noch in der Bucht von Cattaro auf, dann auf Malta, Sizilien, Gilbraltar und kurz darauf vor Ceuta, wo unter eigenartigen Umständen der Sträfling Carpena aus dem Bagno verschwindet. Nachdem Sava den Händen der Gauner entrissen werden kann kommt es zum Finale a la Verne: Die Insel Antekirrta, wo auch schon die Schuldigen inhaftiert waren, wird von gedungenen Piraten gestürmt und „das letzte Gefecht“ beginnt. Als göttliche Fügung sprengt zufällig als technisches Versagen eine schon durchgeführte Unterminierung die Schurken auf einem Eiland in die Luft (Bildmotiv rechts- /7/) nachdem die Bürger Antekirrtas den Angriff abwehren konnten. Nachbemerkung: Die anfangs beschriebenen Parallelen zu Dumas' Werk des Grafen von Monte Christo, beziehen sich auf den Schauplatz Mittelmeer, dem schändlichen Verrat an den Hauptakteur und den darauf folgendem Rachefeldzug des inzwischen wieder zu Gelde gekommenen Sandorf. Durch diesen Anspruch muss ein kurzer Vergleich zwischen beiden Werken erlaubt sein. Dumas, Meister des Ränkespiels und der Intrige, baut genüsslich für den Leser ein Netz von Fallen und organisierten Fehlschlägen für die Gegner des Grafen von Monte Christo auf, um aber auch gleichzeitig Treue und Redlichkeit der anderen Seite zu belohnen. Durch die Verästelung der Handlungsstränge und der Raffinesse des Akteurs, sind die Schachzüge von Dumas’ Helden nicht so leicht zu durchschauen und ein ständiges Spannungsniveau bleibt erhalten. Anders bei Verne: Gradlinig baut er seinen Handlungsverlauf auf und macht dadurch viele Schritte Sandorfs vorhersehbar. So wie er die Charaktere aller Beteiligten überzeichnet und eine klare Trennung zwischen Gut und Böse schafft, genauso „übersichtlich“ ist das Handeln seines Helden. Die Idee Vernes, Sandorf eine Art übersinnliche Fähigkeit anzudichten, soll das Ganze etwas geheimnisvoller machen. Mag diese Spielart vielleicht Ende des 19. Jahrhunderts recht interessant gewirkt haben, heutzutage wirken Hypnose und Scheintod nicht mehr so überzeugend. Dort wo Dumas die Abgründe der menschlichen Seele, die Selbstzweifel des Helden oder die Lebensart des französischen Bürgertums beschreibt, dort verliert sich Verne in allgemeinen Natur- und Ortsbeschreibungen verschiedenen Handlungsorte. Das literarische Niveau seines Idols erreicht er leider nicht. Interessant
ist eine Interpretation der Figur des Sandorfs durch Parallelen zur
Habsburger Dynastie. Hintergrundinformationen
und der Versuch einer Antwort auf die Frage nach den Querverbindungen,
versuche ich auch meiner Seite: Und noch eine kleine Bemerkung am Rande: Die Eigennamen der Romanhauptdarsteller sind teilweise in der deutschen Ausgabe abweichend vom französischen Original. Und zu Sandorfs Tochter: Alle Sava’s die ich in den unterschiedlichsten Ländern des Balkans traf, waren männlicher Natur …. aber vielleicht hat sich der Meister auch nur von der Namensgebung eines serbischen Flusses leiten lassen. |
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. |
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Copyright © Fehrmann - 07/00, letzte Aktualisierung 8. Januar 2017