
Buch
oben: © 1984 Pawlak Taschenbuchverlag, Berlin, Herrsching. ISBN:
3-8224-1071-3 - Nachdruck v. Verlag A. Hartleben, Inh. Dr. W. Rob, Wien
I. Ungekürzte, nur orthographisch angepasste Ausgabe. Pawlaks
Collection Jules Verne Band 71. (CF /4301/)
Mehr zum Thema BAEDEKER auf meiner
Seite
Karl
Baedeker – Ein „Vater“ der Reiseliteratur
Quellen:
/1/ Clovis Dardentor bei A.
Hartleben's Verlag Wien, Pest, Leipzig – Bekannte und unbekannte
Welten, Band 70; 240 Seiten – CF /4302/
/2/ Fotos im Text © Mallorca: Andreas Fehrmann
07/1994
/3/
Bildzitat aus /1/ Seite 89
4/ aus
/1/ ebenda, Seite 79
/5/
Collection Fehrmann
/6/
Originalpostkarte um 1900 aus meiner Sammlung: ORAN
La Rue de la Mosquée - Die Straße zur Moschee; CF
/21131/
|
Clovis
Dardentor (1896)
Die
Originalausgabe erschien einbändig am 19.
November 1896 unter dem Titel Clovis Dardentor bei
Pierre-Jules Hetzel in Paris. Das Buch wurde von Léon Benett
illustriert. Die erste großformatige deutschsprachige Ausgabe erschien
1897 bei A. Hartleben's Verlag (siehe Frontsipiz und Titelei rechts /1/)
Zwei junge Franzosen,
Jean Taconnat und
Marcel Lornan sind auf dem Weg nach Oran, wo sie ihre Existenz durch
Beitritt in die dortigen französischen Armeeverbände sichern wollen.
Aufgrund familiärer Probleme (ohne Unterstützung von Verwandtschaft
oder anderen Helfern) sehen sie Probleme, wirtschaftliche Sicherheit zu
erlangen. Auf der Schiffspassage dorthin lernen sie den vermögenden
Kleinindustriellen Clovis Dardentor kennen. Dieser offenbart den
Beiden, dass er bei allem beruflichen Erfolg keinen Erben für sein
Vermögen hat. Die Beiden sehen die Lösung: Da hilft nur eine Adoption!
Sie haben auch gleich den (die) Richtigen im Auge: nämlich sich! Eine
elegante Lösung für die finanzielle Absicherung ihrer Zukunft. Clovis
Dardentor, der nicht die Vordergründigkeit des Ansinnens erkennt, lässt
sich breit über die französische Gesetzgebung aus. Eine der wichtigsten
Bedingungen wäre: Der Adoptierte müsste seinen Adoptivvater das Leben
gerettet haben. Da beschließen die Beiden, Dardentor demnächst nicht
mehr von der Seite zu weichen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich die
Möglichkeit?
 Erster
Zwischenhalt der Passage ist Mallorca. Dazu ein interessantes Zitat: „Wenn es ein Stück Erde gibt, das man
gründlich kennen kann, ohne es je besucht zu haben, so ist es die
herrliche Gruppe der Balearen. ..... Wirklich, nach dem, was über diese
Oasen des Mittelmeers, wie für kein anderes Land der Erde, geschrieben
und gedruckt worden ist, hat man es gar nicht mehr nötig... sein Haus
zu verlassen .... ist es unnütz, hinzugehen, um die den Touristen
gerühmten Naturwunder aus eigener Anschauung kennen zu lernen.“
(Trotz dieser Aussage war ich 100 Jahre später auch mal da,
siehe dazu Fotos /2/... - aber wieder zur Geschichte:) Hier
ergibt sich die erste Gelegenheit, Retter zu spielen. Nach dem
Landgang, bei einem Ausflug in die Umgebung von Palma, geht auf den
Rückweg auf einer abschüssigen Serpentinenstrasse das Gespann durch!
Doch nicht Dardentor wird gerettet - es ist Dardentor der die Beiden
retten muss! (Bild unten links: Dardentor beim Einkaufsbummel auf den
Balearen /3/).
 Nächste
Etappe ist dann Oran und Umgebung. Bild rechts:
Originalansicht von Oran um 1900 /6/. Es wird ein Ausflug
aller
Beteiligten in die Umgebung gemacht. Der Eintritt in die Armee muss
erst einmal warten. Auch hier geht die Jagd nach der „richtigen
Situation“ weiter, aber erst rettet Dardentor den Einen bei einem
Brandausbruch im Zug, dann muss sich der Andere vor dem Ertrinken
retten lassen. Die „Adoptiv-Erbschleicher“ haben so ihre Not. Das Ende
lässt sich durch die Beschreibung der Charaktere der der
Begleitpersonen recht gut vorhersehen, trotzdem möchte ich die Pointe
nicht vorwegnehmen ....
Nachbemerkung: Beim
Lesen hatte ich unwillkürlich den Eindruck, dass dieser Roman
eigentlich eine Reisebeschreibung mit einer kleinen Rahmengeschichte
ist, denn der Handlungsfaden ist recht vorhersehbar. Verne schöpft aus
seinen profunden Detailwissen, seinem „Zettelarchiv“ und vielleicht
auch den nachgenannten Unterlagen. So hatte er aus meiner Sicht recht
schnell ein „Geschichtchen“ konstruiert. Die von mir gelesene
ungekürzte Ausgabe machte jedenfalls den Eindruck eines der schnellen
Auftragswerke Vernes. Und die genutzten Anregungen? Originalzitat aus
dem Buch bei der Ankunft in Mallorca: „Wenn
man ein Land nicht kennt, tut man am besten, seinen BAEDEKER zu Rate zu
ziehen...“ - Zitat S. 78). Aber alternativ hat
Verne im Roman gleich noch eine zweite mögliche Quelle genannt: „Man
braucht nur eine Bibliothek aufzusuchen, vorausgesetzt, daß diese
Bibliothek das Werk seiner Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Ludwig
Salvator1 von Oesterreich über die Balearen besitzt. Es genügt, dessen
eingehenden und verläßlichen Text zu durchlesen, die farbigen Stiche,
Ansichten, Skizzen, Pläne und Karten desselben anzusehen, die diese
Veröffentlichung zu einem Werke ohne Gleichen machen.“/4/ Bild
rechts: Die Yacht Nixe II von Ludwig Salvator vor
Mallorca. /5/ Weiterre Hintergrundinformationen und der Versuch einer
Antwort auf die Frage nach den Querverbindungen zwischen
Verne und Salvator, versuche ich auch meiner Seite: Ludwig
& Johann Salvator – oder die Faszination schillernder
Persönlichkeiten aufzuzeigen.
Das
Thema Erbe und Testament wurde von Verne auch in den nachfolgenden
Romanen aufgenommen, zu denen ihr unter:
Die
500 Millionen der Begum oder auch Das
Testament eines Exzentrikers nachlesen könnt.
|