|
Collection Fehrmann Jules Vernes „Voyages extraordinaires*"(*Dieser Band ist nicht Bestandteil der VE) Postum veröffentlicht |
Beispielbücher:
Oben: © 1984 Pawlak Taschenbuchverlag, Berlin, Herrsching. ISBN 3-8224-1098-5. Nachdruck v. Verlag A. Hartleben, Inh. Dr. W. Rob, Wien I. Pawlaks Collection Jules Verne Band 98 (CF /8901/ Grundlage des Textzitates (blau) - Buch unten: © 1985 para la primera publicacion en edicion limitada Societé Jules Verne / © 2001 Plaza & Janés Editiores, S.A: Barcelona, Printed in Spain – ISBN 84-01-32887-X (erworben 2004 in Cuba; CF /8902/)
QUELLEN: /1/ /2/ Verne: Le Secret de Wilhelm Storitz Collection Hetzel Paris 1910 (Doppelausgabe mit „Hier et Demain“) mit Vermerk Copyright 1910, by J. Hetzel 220 Seiten + 248 Seiten; Illustrationen von George Roux mit Chromotyphographien (siehe /3/) - CF /8903/ /3/ Bildzitat aus /2/ von Seite 25 /4/ Verne: Das Geheimnis des Wilhelm Storitz Piper Verlag GmbH München 2009; ISBN 978-3-492-26692; Vorwort von Franz Rottensteiner; (CF /8904/); siehe ganz unten /5/ Ferenc Badics: Az Osztrák-Magyar Monarchia Irásban és Képben - A Bácska Budapest 1891; Ausschnitt aus einem Stich von Imre Greguss; ca. 1880 /6/ Aus meiner Sammlung historischer Postkarten: Budapest um 1900; K&K; CF /21245/
|
Wilhelm Storitz' Geheimnis (1910**); auch Das Geheimnis des Alchimisten Storitz
1. Die Version von Michel Verne „ ... Also komme, sobald Du nur kannst, mein lieber Heinrich! Ich erwarte Dich mit größter Ungeduld! Die hiesige Gegend ist herrlich und gerade diese Region des südlichen Ungarns ist wie geschaffen, das Interesse eines Ingenieurs zu fesseln. Nur von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, wirst Du die Reise hierher nicht zu bereuen haben. Mit den herzlichsten Grüßen Markus Vidal.“ So schrieb der
Maler Markus (Marc)
seinem Bruder Heinrich (Henri, Henry) nach Frankreich, um diesen zu
einer Reise nach Ungarn zu bewegen. Damit setzt sich eine Geschichte in
Gang, die sich vielleicht noch mit den mysteriösen Dingen von Vernes
![]() Trotzdem dieser Aktion bleibt Myra verschwunden. Storitz hat ihren Aufenthaltsort mit in sein Grab genommen. Herrmann kann oder will nichts sagen. Da geschieht ein Wunder: Myra meldet sich in der Villa des Vaters. Die Freude über die Rückkehr währt aber nur kurz, denn Myra ist unsichtbar! Sie war gar nicht entführt worden, sondern sie lag ohnmächtig und unsichtbar durch Storitz' Hand in ihrem Bett! Der immer noch verliebte Marc heiratet jetzt die unsichtbare Myra, alle scheinen sich mit dem Schicksal der Unsichtbarkeit abgefunden zu haben. Nach einiger Zeit wird Myra schwanger. Bei der nicht ungefährlichen Entbindung verliert sie sehr viel Blut. Und da passiert das eigentliche Wunder: Durch diesen „Aderlass“ scheint die Konzentration Storitz' Wundermittels gesunken zu sein – Myra wird wieder sichtbar 2. Die Originalversion von Jules Verne Im
Jahre 2009 war dann auch im deutschsprachigen Raum Premiere: Die von
der Société Jules Verne erstmals 1985 wieder entdeckt und verlegte
Originalversion wurde vom Verlag Piper unseren Lesern angeboten (/4/;
siehe Bild ganz unten links). Die Grundfabel der Geschichte ist
ähnlich, wie sollte es auch anders bei einer Überarbeitung sein. Mit
dem jetzt vorliegendem Buch hat der Roman wieder seine Ursprünglichkeit
erhalten. Was sofort auffällt, ist die dem Vater eigene umfangreichere
Ausschmückung mit geographischen Details, die „Schwarz-Weiß-Malerei“
der Figuren und die zeitliche Einordnung der Romanhandlung. Aber der
Reihe nach: Der Straffung der Erzählung waren in Michels Variante
einige Reiseetappen und geographische Ausschmückungen zum Opfer
gefallen. Der jetzt wieder ursprüngliche Text lässt eine genaue
Lagebestimmung der fiktiven ungarischen Stadt Ragz zu. Siehe dazu meine
Ausführungen: Nach der Entfernung stilistischer „Glättungen“ Michels treten jetzt die Originalbeschreibungen der einzelnen Akteure klarer hervor. Vor allem erkennbar in der Darstellung der deutlichen Abneigung gegen das Deutsche, besonders aber den Vertretern Preußens gegenüber. Offensichtlich noch eine Prägung durch den Deutsch-Französischen Krieg. Die Darstellung des „idealen Frauenbildes“ a la Jules Verne reiht sich ebenfalls in dieser Stilistik ein. Die größten Unterschiede aber gibt es in der Romanhandlung selbst. Vater Verne lässt die Geschichte gegen Ende des 19. Jahrhundert handeln. Zu welchem Zeitpunkt spielt die Handlung bei Jules Verne konkret? Auf Grund der Schilderungen des verkehrstechnischen Umfeldes, der Mode und einiger Erläuterungen ging ich davon aus, dass die Zeit der Romanhandlung zeitnah mit der des Schreiben, also mit einem Versatz von zirka 10 bis 15 Jahren davor lag. Dies deutet auf einen Zeitraum nach 1880 bis maximal 1895. Dem steht aber die einzige deutliche Angabe zur zeitlichen Einordnung entgegen: "Serbien steht zwar formal unter der Herrschaft der Türkei und leistet Tributzahlungen ...." usw. (aus /4/, Seite 224). Da am 3.3.1878 nach dem 10. Türkischen Krieg unter Führung Russlands die Herrschaft der Osmanen beendet wurde, musste die Handlung davor spielen. Dies bezweifelte ich. Es wäre möglich, dass Verne diesen Fakt einer veralteten Quelle entnommen hatte. Ich vermutete dies könnte seine "Géographie universelle" von Reclus gewesen sein, denn politische Fakten sind damaligen Reiseführern wie z.B. dem Baedeker nicht eigen gewesen, wohl aber diesem Werk. Von der Logik her würde es auch passen, wird doch der französische Sozialgeograph Reclus mit seinem Werk sogar im Text des "Storitz" an anderer Stelle zitiert (siehe dazu /4/ auf Seite 77 für eine Beschreibung der Magyarisierung). Er könnte also die 80er und 90er Jahre gemeint haben, nur die Fakten hinkten hinterher. Diese Vermutung scheint zuzutreffen, wurde mir doch bestätigt, dass Verne als eine der Hauptquellen den Band 3 der "Géographie universelle" von 1878 benutzt hatte. Der
Zeitraum von 1880 bis 1895 schien Sohn Michel
nicht passfähig zu sein zur Grundidee. Dazu gehört vor allem die recht
abergläubische Bevölkerung von Ragz und der Bürger von Spremberg, der
Heimat der Familie Storitz. Da in den Beschreibungen Storitz' Vater
Otto in die Richtung des Kabbalismus und der Hexerei gestellt wird und
selbst der Sohn, offiziell Chemiker, als Scharlatan und Alchimist gilt,
war die Zeitepoche wirklich fragwürdig. Daher siedelte Michel die
Handlung einhundert Jahre früher an. Dies widerspiegelt sich auch in
den Illustrationen (siehe oben rechts) und natürlich im Umfeld. Während
Michel seinen Reisenden mit einem mit Postpferden bespannten Reisewagen
Paris verlassen lässt (wie ganz oben schon kurz beschrieben), um ihn
dann mit dem Warenschiff „Dorothea“
Donau-abwärts fahren zu lassen, reist bei Jules der Held mit dem Zug
aus Paris um dann mit dem Dampfschiff „Matthias Corvin“ seinem Ziel
entgegen zu fahren.
Weitere Differenzen ergeben sich in der Darstellung der Konfliktsituationen, vor allem aber im Schluss des Romans. Jules Verne sah keine Möglichkeit nach Vernichtung der geheimnisvollen Reagenz die Sichtbarkeit Myras wiederherzustellen. Der Angetraute der Unsichtbaren kann nur auf eine Lösung in ferner Zukunft hoffen. Dies befriedigte Michel Verne nicht. Wie oben beschrieben, gestaltete er für die Leserschaft ein befriedigenderes Ende. Bemerkungen: In der Literatur gab und gibt es mehrere Versionen von Geschichten über unsichtbare Menschen. Die Beschreibung des Phänomens „Unsichtbarkeit“ wird aber unterschiedlich gehandhabt. Unabhängig von der technisch-medizinischen Machbarkeit dieses Zustandes, hat Verne aber ein großes logisches Problem in seiner Darstellung. Denn er ist ein Vertreter der Version: Alles was der Mensch am Leibe trägt, wird nach dem Wandlungsprozess des Menschen auch unsichtbar. Wie kann die Einnahme einer Reagenz dazu führen, das die Dinge außerhalb des Körpers ebenso unsichtbar werden? Spätestens wenn die unsichtbare Myra die Wäsche gewechselt hätte, dann hätten zumindest die neuen Sachen sichtbar gewesen sein müssen. Hm .... Noch
ein Denkanstoß von mir: Es war
mir gelungen nachzuvollziehen, welcher reale Ort der Lagebeschreibung
der ungarischen (fiktiven) Stadt Ragz zugrunde lag |
|
![]() |
|
|
|
|
Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. |
|
|
Copyright
© Andreas Fehrmann - 01/2001, letzte Aktualisierung 18. November 2020