QUELLEN:
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Atlasblatt von ca. 1880, Ausschnitt
Neuseeland zur Zeit von 1832, Herkunft war nicht mehr feststellbar
/2/
Landschaftsaufnahmen: © Cunningham Collection New
Zealand
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Maorihäuptling: © Dr. Buschau Illustrierte
Völkerkunde, Stuttgart ca. 1910; Collection Fehrmann

Am
Tauposee in Neuseeland: Auf
den Spuren Vernes in Neuseeland
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Erinnern wir uns: Das
Abenteuer
Australien endete mit einem Fiasko: Statt die Schiffbrüchigen zu
finden, schien die Yacht DUNCAN unter Tom Austin den Piraten in die
Hände gefallen zu sein. Trotz eingeleiteter Suchmaßnahmen blieb die
DUNCAN verschwunden. Wie weiter? Eine Direktverbindung von der
TWOFOLDBAY zu den größeren Häfen Australiens war nicht verfügbar. Also
entschloss man sich zu einer Überfahrt nach Neuseeland. Im dortigen
Hafen AUCKLAND war aufgrund des großen Schiffaufkommens mit allen
Verbindungen zu rechnen. Aber selbst die Überfahrt nach AUCKLAND war
nicht problemlos. Am 27. Januar schifften sich unsere Freunde auf der
MARQUARIE ein. Doch das Pech schien Glenarvans Trupp nicht zu
verlassen: Ein betrunkener Kapitän und eine verwahrloste Mannschaft
waren dem aufkommenen Sturm nicht gewachsen. Nach sechstägiger Irrfahrt
lief das Schiff am 38. Breitengrad, am Eingang des BAY VON ATOA, 25
Seemeilen südlich von AUCKLAND auf eine Klippe auf. Zur Orientierung:
Die ungefähre Lage muss man sich in der links dargestellten Karte
/1/ im
blau gekennzeichneten Bereich der Westküste vorstellen. Trotz aller
Versuche kam das Schiff nicht mehr frei. In der Nacht floh dann auch
noch die Schiffsbesatzung in der einzigen Schaluppe und unsere Freunde
waren ganz auf sich gestellt. John Mangles lies ein Floss bauen und die
Passage zum Festland wurde gewagt. An Land angekommen beschloss man, am
Ufer entlang den Weg nördlich nach AUCKLAND zu wagen. Mit 15 Kilometer
Tagesmärschen müssten die 120 Kilometer nach AUCKLAND schnell geschafft
sein. Der Küstenweg wurde favorisiert, da man den als Kannibalen
bekannten Maoris möglichst aus dem Wege gehen wollte.
Doch
es kam
anders: An der Mündung des WAIPA in den WAIKATO RIVER (Bild rechts /2/)
wurde die Gruppe
in der Nacht überfallen und 160 Kilometer flussaufwärts mit Booten in
Richtung TAUPO SEE gebracht. Der linke Kartenausschnitt zeigt eine
Vergrößerung des oben dargestellten Ausschnittes. Deutlich ist die Lage
des WAIKATO RIVERS zu erkennen. Schon bei der Bootsfahrt malten sich
alle die Konsequenzen der Entführung aus. Als dann noch Boote,
heimkehrend von kriegerischen Auseinandersetzungen mit Engländern dazu
stießen, schien die Lage klar zu sein: Es gab wenig Hoffnung auf einen
positiven Ausgang.
Am TAUPO SEE, (Bild links /2/)
an dessen Ufer,
umrahmt von vulkanischen Bergen, das Maoridorf lag, wurden die
Gefangenen dem Häuptling KARA TÉTÉ und der sich wild gebärdenden
Dorfgemeinschaft vorgeführt. Die Stimmung war aufgeheizt, gab es doch
bei den vorangegangenen Auseinandersetzungen Tote zu beklagen. Eine
Chance bestand: Eventuell sollten Gefangene Kopf gegen Kopf bei den
Engländern ausgetauscht werden. Als der Häuptling sich aber Glenarvans
Frau, Lady Helena bemächtigen wollte, wurde er durch eine Kugel aus
Glenarvans Revolver niedergestreckt. Im anschließenden Tumult konnte
Paganel und Robert fliehen. Aber jetzt stand es unwiderruflich fest: Am
nächsten Morgen sollten alle sterben!
Die
Gnadenfrist entstand, da
entsprechend den dortigen Riten sofort der Häuptling KARA TÉTÉ
feierlich auf dem nächstgelegenen Berg beigesetzt werden musste
(Portraitbild rechts: Reale Darstellung eines Maorihäuptlings /3/).
Dies
geschah voller Pomp und mit einem blutigen Ritual: Seine Frau wurde
erschlagen um ihm auch nach dem Tode zu begleiten. In der
Nacht, die Verzweifelten hatten schon mit dem Leben abgeschlossen,
geschah eines der Verne-typischen kleinen Wunder: Robert konnte über
der Rückseite des Pfahlhauses eindringen und alle Eingeschlossenen
konnten sich befreien. Die Flucht ging zu der Dorf abgewandten Seite
auf den nächstgelegenen Berg. Doch sie wurden entdeckt und verfolgt!
Rettung schien eine auf dem Berg entdeckte Einfriedung zu sein.
Plötzlich verharrten die Verfolger davor: Tabu – Tabu! Man hatte sich
die Begräbnisstätte als erste Fluchtstation ausgewählt. Nächste
Überraschung: Dort war auch Paganel – also war man wieder vereint. Wie
aber fliehen, wenn man auf einem Berg umzingelt ist? Eine List half.
Man nutzte die vulkanische Aktivität des Berges und die Freunde konnten
eine kleine Eruption vortäuschen. Sichtlich befriedigt über die
Vernichtung der Frevler zogen sich die Maoris zurück.
Jetzt
galt es die Flucht endgültig
zu wagen. Nach Osten waren es noch 160 Kilometer. So wandte man sich
zuerst nach Südosten um die Niederung zwischen den WAHITI-Ketten und
den KAIMANARA Bergen anzulaufen. Dieser Weg führte durch Gebiete mit
Riesenfarnen und Kauriwäldern. Am 23. Februar wurde ein ausgedehntes
Waldgebiet passiert, welches von einem 1000 Meter hohen Berg überragt
wurde. Dieser wurde nach Lord Glenarvan getauft. Den Weg unser Freunde
habe ich in der obigen Detailkarte rechts versucht
nachzuzeichnen. Endlich
erreichte man das Meer nahe des KAP LOTTE. Aus einem verlassenen
Maoridorf konnte man ein Kanu nutzen um das offene Meer zu erreichen.
Als hinter einer Landzunge dann aber noch als Verfolger eine ganze
Flotte von Kanus auftauchte, war man fast verzweifelt. Nur noch weg! Da
tauchte auf offener See ein unter Dampf stehendes Schiff auf. Die
DUNCAN wurde erkannt. Aber das hieß doch auch das ENDE – schließlich
hatten doch die Sträflinge sich doch des Schiffes bemächtigt! Man gab
auf... Doch überraschender Weise schoss das Schiff auf die Verfolger
unserer Freunde! Und beim Näherkommen wurde dann auch noch Tom Austin
unter der Schiffsbesatzung erkannt. Wie konnte das sein? Nachdem alle
an Bord gehievt waren, löste sich das Rätsel: Die DUNCAN war an die
Ostküste NEU SEELANDS bestellt worden, per Order, schon in
Australien. Und wieso?
Weil unser zerstreuter Paganel beim Schreiben (wir erinnern uns,
Glenarvan war verwundet), schon in Gedanken wieder über eine Auslegung
der mysteriösen Flaschenpost grübelte. Konnte nicht auch die Auslegung
NEW ZEALAND möglich sein? Dieser grobe Fehler rettete der
Schiffsbesatzung das Leben.
Wurde nun
noch Kapitän Grant gefunden? Was geschah mit Ayrton? Wieso wollte sich
Paganel nach seinem Neu Seeland Abenteuer nicht mehr luftig kleiden? -
Diese Fragen müsst ihr schon selbst beantworten. Viel schöner und
interessanter kann man das bei Jules Verne nachlesen. Ich
wollte
nur die Reiseetappen illustriert darstellen....
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