Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires"

- Band VE 5: Die Kinder des Kapitän Grant – Detail 1: Reise von Chile zum Atlantik -

1. Reiseabschnitt




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Quellen:

/1/ zeitgenössische Postkarte, handcoloriert um 1900 - aus meiner Sammlung - CF /21115/


Die Suchexpedition der Duncan

ReiseabschnitteStartWie einleitend in der Romanbeschreibung erläutert, ist der Handlungsfaden des Romans eine Suchexpedition nach Kapitän Grant und seinen beiden Matrosen. An dieser Stelle beginnend möchte ich die Reise der Suchenden geografisch einordnen und die Regionen etwas vorstellen. Links oben auf der Skizze habe ich die Reiseroute Lord Glenarvans Yacht Duncan und die Landexpeditionen eingezeichnet. Auf dieser Seite beschreibe ich den ersten Reiseabschnitt. Für die weiteren Etappen bitte ich diese Links zu meinen Detailseiten anzuklicken:

2. Reiseabschnitt: Reise durch Südaustralien

3. Reiseabschnitt:  Reise durch Neuseeland

Bild rechts oben: Glasgow, The Clyde, from the Sailors Home /1/ - Der Ausgangshafen der Suchexpediton der Duncan. BEMERKUNG zu dieser Seite: Ich habe bewusst keine Illustrationen aus den alten Büchern von Verne zur Gestaltung benutzt. Möchte ich euch doch das Lesen des Buches schmackhaft machen! Die Reproduktionen der Stiche sind auch in vielen Neuauflagen der Bücher vorhanden.






/2/ Kartenausschnitt aus: © David Rumsay Collection: Chili And La Plata 1851 R.M. Martin (von mir beschnitten und mit Markierungen versehen)

/3/ Naturaufnahmen aus Chile: © Christine & Andreas Fehrmann 2016


Die eigentliche Reise begann in Schottland

Karte von Chile1861: Zweiundvierzig Tage nach dem Auslaufen aus dem Hafen von GLASGOW (siehe Bild oben rechts), nach Durchquerung des gesamten ATLANTICS und nach Umschiffung des KAP HOORN, legte die Duncan im Hafen von TALCAHUANO, in CHILE, an. Wie wir aus dem Buch noch wissen, hatte man noch mitten auf der Passage ein neues Expeditinsmitglied gewonnen: Den Geografen Paganel.

Von TALCAHUANO ging es zum Britischen Konsulat in CONCEPTIÓN. Parallel dazu begann durch die Mannschaft der Duncan die Suche an der dortigen Küste. Aber weder an der Küste noch bei Befragungen im Konsulat gab es eine heiße Spur. Nachdem der erste Versuch in Chile fehlgeschlagen war, die Vermissten zu finden, wurde beschlossen, entlang des 37. Breitengrades den Südamerikanischen Kontinent zu durchqueren. Dazu trennten sich die Freunde. Die Frauen und der Stamm der Schiffsbesatzung gingen wieder auf die Reise gen Süden, um die Landexpedition an der Ostküste zu empfangen (Blaue Linie in der Karte /2/).

Die AndenTom Austin und die Matrosen Wilson und Mulrady von der Duncan verstärkten die Landexpedition von Lord Glenarvan, Major Nabbs, Robert und Paganel. Paganel als Geograf sollte neben den Maultierführern die Leitung des Marsches übernehmen. Und so ging es von CONCEPTIÓN entlang des Flusses RIO BIO BIO nach Osten in die Anden. Dies kann man gut auf dem oberen Kartenausschnitt von 1851 verfolgen (Rote Linie in der Karte).

Das Foto rechts zeigt die ersten Ausläufer der Anden, wenn man aus tieferen Regionen anreist /3/. Das Foto weiter unten links zeigt eine Impression nach der Andenüberquerung. Lamas weiden in der beginnenden Graslandschaft /3/.

Mit Ihren Maultieren folgte die Landexpedition nach Verlassen des Flusslaufes kleinen Wild- und Händlerpfaden, denn man wollte vom 37. Breitengrad nicht weit abschweifen. In der Nähe des Vulkans ANTUCO fanden sie eine Passage durch den Kamm der KORDILLEREN (ANDEN) in Höhe von 3600 bis 4200 m. Die Gipfelkette wurde bei 3900 Meter überschritten. Inzwischen hatten sich die einheimischen Führer von unseren Freunden getrennt. Hoch oben in Schnee und Eis fanden sie eine Hütte, in der sie Unterschlupf fanden. Nach der unglücklichen Guanakojagd, tausende von Tieren waren auf der Flucht, stellte sich auch die Ursache heraus: Ein Erdbeben nahte.

AndenvorlandNach einem besonders heftigen Erdstoß rutschte das Plateau ab, und eine riesige Felsplatte glitt hangabwärts in Richtung Osten. Diese im Eilzugtempo absolvierte Höllenfahrt brachte alle zirka fünfzig Kilometer weiter, bis der Erdrutsch zum Stillstand kam. Jetzt wurde Robert vermisst, die Freunde um Glenarvan gerieten in Panik. Wie aus dem Buch bekannt, wurde Robert aus den Klauen eines Kondors durch den sicheren Schuss des Patagoniers Thalcave gerettet. Dieser schloss sich der Expedition durch Südamerika an.






/4/ Kartenmaterial aus: Jules Verne: Les Enfants du Capitaine Grant; J. Hetzel et Cie, Paris, Ausgabe 1894; Bildzitat von Seite 157 und daraus ein Kartenausschnitt; CF /0511/

/5/ Ombubaum, der botanisch eigentlich Zweihäusige Kermesbeere (Phytolacca dioica) heisst. Im englischen Sprachraum ist er auch unter Elephant Tree bekannt. Darstellung im Text: Ein Holzstich von 1878 von C. Laplante, gestochen von Freeman.




Gesamtkarte SüdamerikaZur Orientierung soll die Originalkarte aus dem Roman dienen: Rechts als Überblick die komplette Darstellung des betreffenden Teils von Südamerika und unten ein Ausschnitt daraus. Der 37. Breitengrad ist als gestrichelte Linie eingezeichnet /4/.

Das nächste Lager wurde am Ufer des RIO NEUQUEM aufgeschlagen. Von dort ging es am 24. Oktober, also zehn Tage nach der Ankunft in TALCAHUANA weiter. Vor den Reisenden lagen noch 150 Kilometer bis zu der Stelle, wo RIO COLORADO den 37. Breitengrad schneidet. Diese Stelle wurde am 26. Oktober erreicht. Am 28. Oktober wurde der Salzsee URE LANQUEM passiert. Nächste Etappe sollte der SALINAS See sein, dort war die nächste Wasserstelle eingeplant. Inzwischen machte sich die Hitze bei den Reisenden bemerkbar. Nach zweiundzwanzig Tagen hatten die Reisenden jetzt 720 Kilometer hinter sich gebracht, um so größer war das Entsetzten, als der SALINAS See ausgetrocknet vorgefunden wurde. In der Not trennte sich die Gruppe um Wasser zu finden. In letzter Not wurde ein Flüsschen gefunden. Dazwischen lag noch die Feuertaufe Robert im Gefecht mit den Roten Wölfen - und weiter ging es zum RIO GUAMINI. Hinter dem Fluss verbesserte sich das Klima wieder auf 17°C. Jetzt ging es in Richtung FORT INDEPENDANCE. Hier sollten Informationen über Kapitän Grant eingeholt werden, hatte doch Thalcave von Gefangenen Ausländern bei den Indios berichtet, von denen man im Fort eigentlich wissen müsste.

Kartenausschnitt Amerikdurchquerung
In Richtung Fort musste noch die Hügelkette der SIERRA TANDIL und die Flüsse RIO DE LES HUESOS und RIO CHAPALEOFU überquert werden. Das beschauliche Dorf TANDIL wurde von einem Fort, welches von Franzosen angelegt worden war, überragt. Aber leider war auch hier die Suche nach den Verschollenen erfolglos. So ging es weiter auf dem 37. Breitengrad in Richtung Atlantik, den man in der Nähe des SALADO-Sees erreichen wollte. Noch 250 Kilometer waren bis dort zurückzulegen. Doch die Passage der Pampas, der riesigen Graswüste im Osten Argentiniens, verlief nicht reibungslos.

OmbuEine riesige Flutwelle traf die Reiter in der Senke des RIO COLORADO und des RIO NEGRO. In einer halsbrecherischen Aktion konnte man sich auf einen Riesenbaum der einsam und verlassen in der Grassteppe stand retten.

Dabei handelte es sich um einen Ombubaum. Siehe Bild rechts (nicht aus dem Roman /5/). Im Wildwasser der Flutwelle wurden unsere Freunde von Thalcave getrennt. Nach Absinken des Wasserspiegel konnte man nach der Entwurzelung des Baumes rittlings auf diesem sitzend, in Richtung Meer treiben. Kurz vor der Küste waren alle wieder mit Thalcave vereint, der treu an der von ihn vermuteten Stelle der Strömung auf Glenarvan und seine Gefährten wartete. Endlich wurde die Küste erreicht.

Die trübe Stimmung der auf der Duncan unter den Zurückgebliebenen, denn sie hatten schon von weiten gesehen, dass Grant und seine Gefährten nicht gefunden wurde, verbesserte sich, als Paganel seine neue Auslegung der Flaschenpost darlegte. Beim Biwakieren auf dem Riesenbaum war ihm eine neue Deutung eingefallen - die Vermissten könnten sich in Australien aufhalten. Also auf nach Australien! Gründlich wie Glenarvan ist, wollte er vorsichtshalber alle auf dem 37. Breitengrad befindlichen Ziele bis dahin anlaufen. Dies waren: Die Insel TRISTA-DA-CUNHA, die Insel ST. PIERRE im AMSTERDAM ARCHIPEL um dann nach Südaustralien zu kommen.

Geografische Anmerkung: Ich habe viele unterschiedliche, deutschsprachige Versionen des Buches. In einigen Übersetzungen wird die besuchte Insel der Amsterdam Gruppe unterschiedlich bezeichnet. Manchmal ist von St. Pierre die Rede, in machen Büchern von Saint Paul. Diese Konfusion wird in der deutschsprachigen Version des Fischer Taschenbuch Verlag 480 ISBN-3-596-10003-8 auf Seite 104 sogar thematisiert: „Amsterdam besteht eigentlich aus zwei Inseln, die 33 sm von einander entfernt sind. Im Norden liegt St. Peter, im Süden St. Paul. Im Dezember 1796 wurden die Inseln von dem Holländer Vlaming entdeckt und von da an ständig miteinander verwechselt, selbst die berühmtesten Geographen strugen St. Peter da ein, wo St. Paul hingehöhrt und umgekehrt.“. Eine Laune der Übersetzer?

Dazu schrieb mir Bernhard Krauth: Der Originaltext bei Verne zu den Inseln Saint Paul und Nouvelle Amsterdam lautet so: „... au nord, est l' île Amsterdam ou Saint-Pierre ; au sud, l' île Saint-Paul ; mais il est bon de dire qu' elles ont été souvent confondues par les géographes et les navigateurs...“ - Jules Verne gibt die richtigen Namen an, wobei er allerdings in Folge die Insel Saint Paul beschreibt, und somit einer Verwechselung verfallen ist, die er selber noch erwähnt: das nämlich die Insel sowohl von Geopgraphen als auch Nautikern verwechselt wurden. Was die Deutschen Übersetzer aus Vernes Text gemacht haben, ist eine andere Sache ... Merke: Auch kleine Details können spannend sein.

Weiter geht es mit: der 2. Reiseetappe Reise durch Südaustralien

Schauplätze der Literatur

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/6/ Julius Verne: Die Kinder des Kapitän Grant; A. Hartleben's Verlag Wien, Pest, Leipzig 1876; Zitat von Seite 83/84

/7/ Fotos
© Christine & Andreas Fehrmann 2016
Paganel erklärte den Reisenden die geplante Route durch Südamerika: "Wir finden das Ende des siebenunddreißigsten Breitegrades an der Küste von Chili zwischen der Spitze Rumena und der Bai Carnero. Wir gehen  an der Hauptstadt von Auraucanien durch den Paß Antuco, indem wir den Vulkan südlich lassen, über die Cordilleren; darauf kommen wir sanft abwärts über die weithin abfallenden Gebirgsabhänge, setzen über den Reuquem, den Colorado, und gelangen in die Pampas, zu dem Fluß Guamini, zur Sierra Tapalquen. Da sind schon die Grenzen des Gebietes von Buenos Ayres... "/6/
Während sich die Suchexpedition des Romans mit der Andenüberquerung schwer tat, hatten wir es mit diesem Schauplatz der Literatur leichter: Nach einigen Tagen in Chile ging es quer über die Anden, oder wie Paganel sagte: Die Cordilleren, um dann von Buenos Aires aus Argentienien zu erkunden. Dazu nahmen wir, wie heute bei diesen Distanzen üblich, natürlich ein Flugzeug. Der Blick nach unten zeigte uns den gigantischen Bergrücken. Der Anblick der riesigen Gebirgskette beeindruckte uns ...
Starten wir unsere kleine Bildertour:
 
Valparaiso Santiago
Links oben der chilenische Hafen Valparaiso, der zwar geografisch nördlich des 37. Breitengrades liegt, der hier aber als Impression eines modernen lateinamerikanischen Hafens dienen soll. Rechts daneben eine Stadtansischt von Santiago del Chile, direkt am Fuße der Anden und Startpunkt der Querung mit dem Flugzeug, welche links unten zu sehen ist. Das von Paganel angesprochene "Buenos Ayres" meint die gleichnamige Provinz. Wir landeten in der Hauptstadt Buenos Aires. Leider kamen wir nicht in die Nähe des Rio Colorados, der als ein wichtiges Etappenziel im Roman diente. Statt dessen soll rechts unten ein Bild vom Rio Parana einen Eindruck von den dortigen Flusslandschaften geben. Ich habe im Netz fast gleichaussehenden Darstellungen vom Colorado gefunden. /7/
Andenquerung Rio Parana

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Copyright © Andreas Fehrmann 05/2001, letzt Aktualisierung 23. Dezember 2020