Collection Fehrmann Jules Vernes Voyages extraordinairesBand VE 19- |
Oben: Verlag Neues Leben, Berlin
1990, 1. Auflage, ISBN 3-355-01061-8 (CF /1901/) Weitere Informationen
zu den Illustrationen des abgebildeten Buches, erfahrt ihr auf meiner
Seite ![]() QUELLEN /1/ Verne: Die Leiden eines Chinesen in China; A. Hartleben Verlag Wien, Pest Lepzig; Bekannte und unbekannte Welten, 32. Band. Bildzitate sind aus diesem Exemplar. CF/1908/ /2/ Local-Anzeiger der "Prese"; Wien, Samstag 22. November 1879 auf Seite 11, als Beilgae zur Zeitung Die Presse; CF/6679/ /10/
Historische Postkarte um 1900, gelaufen am 29.5.1907: Chinesische
Kaufleute aus Tonkin Langson (heute im Norden Vietnams); CF /21429/
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Die Leiden eines Chinesen in China (1879), auch Die seltsamen Leiden des Herrn Kin-Fo
Bild links: Chinesische Kaufleute /10/ Kin-Fo ringt sich zu einem Entschluss durch: Er will seinem, nun doch wieder sinnlosen Leben ein Ende bereiten. Aber seine ihm doch inzwischen lieb gewordene Lé-U soll finanziell abgesichert werden. Bei der amerikanischen Versicherungsfirma der „Hundertjährigen“ schließt er eine zeitlich begrenzte Police gegen jegliche Art des Todes mit einer Versicherungssumme von Zweihunderttausend Dollar ab. Davon soll Wang einen Teil erhalten und den Rest soll die junge Witwe bekommen, damit sie auch weiterhin sorgenlos leben kann. Die Versicherung stimmt dem Vertrag zu, scheint doch Kin-Fo gut situiert zu sein und er erfreut sich einer guten Gesundheit. Sicherheitshalber soll er aber durch zwei Agenten der Versicherung beobachtet werden. Doch Kin-Fo stellt fest, dass es nicht so einfach ist,. selbst seinem Leben ein Ende zu bereiten. Da bittet er Wang um einen ungewöhnlichen Liebesdienst: Dieser soll ihn umbringen. Damit er straffrei ausgeht, gibt er ihm ein Schreiben in die Hand, in dem Kin-Fo bestätigt, dass er aus eigenem Willen aus dem Leben tritt (Bild rechts: Kin-Fo sitzend mit Wang). Wang stimmt zögernd zu, doch im Endeffekt will er seinem jungen Freund diesen Dienst erweisen. Dies hat für Fo noch den Nervenkitzel, dass er jederzeit mit dem Ableben „leben“ muss, kennt er doch nur den Endtermin der Police, aber nicht sein genaues Sterbedatum. Das Leben hat noch eine Überraschung für ihn parat: Fo’s Pleite stellt sich als Fehlmeldung heraus! Er kann also wie zuerst geplant, die attraktive Lé-U heiraten. Schnell will er Wang von den Neuigkeiten informieren. Doch dieser ist spurlos verschwunden und der einmal gedungene Mörder lässt sich nicht finden. Jetzt kommt doch Abwechslung bei Kin-Fo auf. Denn er ist auf der Flucht vor seinen selbst beauftragten Mörder. Trotz dessen er öffentlich nach Wang suchen lässt, auch publiziert, dass es eine Situationsänderung gab – Wang bleibt verschwunden. Mit den beiden „Leibwächtern“ der Versicherung im Schlepp, beschließt er Wang zu suchen. Als man ihm dicht auf den Fersen ist, rettet sich Wang mit einem Sprung in einen reißenden Fluss, in dem er offensichtlich den Tod findet. Trauer mischt sich mit Erleichterung, der Vollstrecker ist nicht mehr existent. Doch da gibt es eine neue Information: Wang hatte sein Entlastungsschreiben von Kin-Fo an seinen Altmeister, heute würde man sagen: Dem Kopf der ehemaligen terroristischen Vereinigung gegen den Kaiser, abgetreten. Der jetzige Straßenräuber ist bekannt für seine Skrupellosigkeit. Kin-Fo will es wissen, er will von ihm den Brief um den Gewinn Wangs aus der Versicherungspolice loskaufen, dann braucht der Gauner ihn nicht mehr umzubringen. Auf dem Land- und Seewege führt der Weg bis zur chinesischen Mauer. Viele Gefahren müssen gemeistert werden. Kurz vor dem Ziel entlassen sich die Beschützer – die Zeit der Police ist abgelaufen. Just in diesem Augenblick gerät Kin-Fo in die Fänge des Räubers. Die Pointe der Geschichte möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten ….. Nachträge: Ein Roman aus der produktiven und erfolgreichen Phase des Schaffens von Jules Verne. Abwechslungsreich und spritzig erzählt, exotisch und mit überraschenden Abläufen. Ich fühlte mich stets gut unterhalten und ein leicht unterschwelliger satirischer Ton machte das Lesen interessanter. Etwas fiel mir bei den Akteuren auf: Junge Witwen sind ziemlich häufig im Romanschaffen Vernes anzutreffen. Neben der hier agierenden Lé-U gab es noch Aouda, die Witwe des Herrschers von Bundelkund, die wir aus Die Reise um die Erde in 80 Tagen kennen, die amerikanische Witwe Alice Lindsay aus dem Reisebüro Thompson & Co, die Kurdin Saraboul, die es auf Van Mitten in Keraban der Starrkopf abgesehen hat und die amerikanische Witwe Evangelina Scorbitt, die es zu James T. Maston in Kein Durcheinander drängt. Und dann gibt es noch Hector Servadac, der sich mit dem Grafen Timacheff duellliert, weil er um die Hand einer schönen Witwe kämpft. Ich vermute, dass diese Häufung von attraktiven jungen Witwen vielleicht eine Reflektion von Verne auf seine spätere Frau Honorine ist, die er als Witwe mit zwei Töchtern kennen lernte. |
Paul Boyton (1848 – 1924) /4/
Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das QUELLEN /3/ Verne: Die Leiden eines Chinesen in China; A. Hartleben Verlag Wien, Pest Lepzig; Bekannte und unbekannte Welten, 32. Band. Bildzitate sind aus diesem Exemplar. CF/1908/; Zitat von Seite 174 /4/ Paul Boyton 1890, nachbearbeitetes Bild aus der Sammlung von Jeffrey Stanton /5/ Fakten aus: The Story of Paul Boyton George Routledge & Sons Ltd. New York 1892 /6/
Neue Freie Presse - Morgenblatt; Wien, Mittwoch den 19. Dezember 1877;
Zitat von Seite 11; CF/6930/ /7/ aus /1/ ebenda Seite 189 /8/ ebenda Fußnote von Seite 190 /9/ LE MONDE ILLUSTRE; Paris 10. Februar 1877, Ausgabe Nummer 1035; Zitat von Seite 84; CF /6945/ |
Der Rettungsanzug von Paul Boyton
So bekleidet und mit einem kleinen Hilfssegel bestückt, können die Bedrohten dem Schiff und damit den meuchelnden Piraten entfliehen. Die genutzte Hilfsausrüstung war keine fiktive Lösung Vernes, sie beruhte auf eine reale Erfindung. Kurz vor dem Erscheinen des Romans machte Paul Boyton (geb. 1848 in Dublin, gest. am 19. April 1924 in New York, siehe auch Bild links am Rande /4/) Schlagzeilen: Mit seinem Rettungsanzug ausgerüstet sprang er am 21. Oktober 1874 bei rauer See über Bord eines Atlantikschiffes, um völlig auf sich allein gestellt , zirka eine Tagesreise von Irland entfernt, seine Erfindung zu testen. Über sieben Stunden paddelte er mit den Füßen voran in Richtung Küste nach Cork. Nach diesem Ereignis wurde er schlagartig berühmt. Während diese Pioniertat heute weitgehend unbekannt ist, gilt Boyton heutzutage vor allem als „Vater“ des ersten Freiluft - Freizeitparks, dem „Sea Lion Park“ auf Coney Island. /5/. Wie ist Jules Verne aber auf diese
Geschichte gestoßen? Ganz einfach, der Held dieser Erfindung schwamm
bei ihm fast vor der Haustür vorbei. So berichtete die internationale
Presse von dem Ereignis, hier am Beispiel einer österreichischen
Zeitung vom 19. Dezember 1877:
Die „Seewasser-Leuchte“
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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Dargestellte Bücher sind Beispiele daraus. |
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Andreas Fehrmann 07/2000, letzte Aktualisierung 13. November 2021