Collection Fehrmann

Jules Vernes „Voyages extraordinaires*"

* Dieser Titel ist nicht offizieller Bestandteil der VE, es ist eine Kurzgeschichte

VERFILMUNGEN

Film- und Bildmaterial: © ORTF 1968



FILM 1


Hinweis zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Frankreich: Von 1949 bis 1964 gab es die Rundfunk- und Fernsehanstalt RTF (Radiodiffusion-télévision française). 1964 wurde daraus das ORTF (Office de Radiodiffusion Télévision Française) aus dem dann 1974 die sieben Nachfolgegesellschaften für Rundfunk und Fernsehen entstanden.


Filmwerbung

/1/ Bild oben: Zeitgenössische Filmwerbung - die Fernsehzeitung Festival TV machte im Dezember 1968 auf diesen Film aufmerksam. Aus der gleichen Zeitschrift ist auch das rechts im Text dargestellte Seitenfragment, welches ich aus der ganzseitigen Werbung zum Film herausgeschnitten habe.


Herr Dis und Fräulein Es: Verfilmung Frankreich 1968

Originaltitel: L'Orgue Fantique; Drehbuch: Claude Santelli (siehe auch die Verfilmung RTF 1963: Die Geheimnisvolle Insel und ORTF 1967: Wilhelm Storitz Geheimnis) Regie: Jacques Trébouta und Robert Valey; Kamera: Georges Leclerc; Produziert von ORTF Kanal 1, siehe dazu auch die Randbemerkung in der linken Spalte. Die Produktion erfolgte im damaligen TV-Standardformat in schwarz/weiß, was durchaus zur Grundstimmung des Filmes, auch heute noch passt.. Einige Szenen wurden in der Abteikirche St. Maurice in Ebersmunster im Elsass gedreht. Star dieses Drehortes war die Andreas-Silbermann-Orgel von 1732.

Schauspieler: Fernand Ledoux als Hartmann, Xavier Depraz als Takelbarth, Sabine Haudepin als Christel, Philippe Normand als Joseph, François Valorbe als Schulleiter, Marcel Cuvelier als Pfarrer, Jacques Rispal als Wolfram, Francis Lax als Wirt, Thérèse Quentin als Mutter von Christel, Frédéric Santaya als Schmied, François Vibert als Karl,Marie-Pierre Casey als Lisbeth u.v.a.m.

So wie Jules Verne seine Kurzgeschichte Monsieur Ré-dièze et Mademoiselle Mi-bémol in Le Figaro illustré zum Weihnachtsfest 1893 erstveröffentlichte, schufen die Macher des Französischen Fernsehens zum Weihnachtsfest 1968 diesen Film. Er wurde am Heiligabend erstausgestrahlt. Mir ist nur die französische Filmversion bekannt.

Die Kurzgeschichte und deren filmische Umsetzung reiht sich würdig in die phantastischen Geschichten a la E.T.A. Hoffmann oder den düster daherkommenden und rührenden Weihnachtsgeschichten von Charles Dickens ein. Folgen wir doch der Handlung:

Teil einer WerbeseiteDie Geschichte führt uns in ein kleines deutsches Dorf in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wir lernen die Hauptakteure kennen: Joseph, der Sohn des Schmiedes, den eine zarte Bande mit Christel, der Tochter des Wirtes, verbindet. Aber die beiden sind sich nicht nur sympatisch, sie verbindet auch die Liebe zum Gesang. Beide singen sie im Kirchenchor des Ortes, der von Hartmann, dem musikbegeisterten Organisten und Kantor geleitet wird. Selbst im Schulunterricht ist Joseph nicht bei der Sache, ständig denkt er an Musik (siehe Szenenbild unten links © ORTF 1968).

(Bild rechts aus /1/)

Als Zuschauer die Proben des Chores unter Hartmanns Dirigat beobachten, stellen sie fest, dass unsere beiden Sänger jeweils eine ausgefallene Stimmlage haben: Joseph singt in  Dis  und Christel in Es. Sie klingen also fast identisch, denn eigentlich ist es die gleiche Note, nämlich D um einen Halbton hochgesetzt und E um einen Halbton heruntergesetzt. So befinden sich die Kinder selbst im Gesange im Einklang. Der Zuschauer erhält diese Erläuterung im Dialog der Chorhörer, während der Chor die französische Version des alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros entsprungen", intoniert. Dabei hat unser Pärchen jeweils den Solopart.

Josef und Christel in der SchuleNach der Chorprobe möchte Joseph seiner kleinen Freundin ein Geheimnis zeigen: In einer alten Ruine hat er einen alten Kellerzugang gefunden. Als die beiden dahin mit ihren riesigen Holzschuhen durch den kalten und eisigen WInterwald stapfen, wird die Szenerie stimmig vom schaurig schönen, auf deutsch gesungenen Lied "Der Leiermann" von Franz Schuberts untermalt.

Die gesamte Gemeinde ist in Vorfreude auf die Weihnachtszeit. Doch bei einer Messe stirbt in der Kirche während eines Konzertes der von allen geliebte Hartmann. Neben der Trauer steht jetzt aber die Frage: Wer soll ihn ersetzten? Da meldet sich ein auffällig gekleiderter Fremder: Es ist der diabolisch wirkende Takelbarth (siehe Szenenbild unten rechts © ORTF 1968).mit seinem nicht weniger auffälligem Gehilfen. Er stellt sich als Organist mit besten Referenzen vor und gewinnt so das Vertrauen der Gemeinde. Gleichzeitig verspricht er ihr eine Orgel zu bauen, die alles übertrifft, was man je gehört hat. Tage gehen ins Land...

der diabolische OrgelbauerDie Bewohner werden eines Nachts von einem irrwitzigen Orgelspiel geweckt, welches aus der Kirche zu hören ist. Das Ganze wird noch unheimlicher, als man feststellen musste, dass keiner da war, um die Blasebälge der Orgel zu bedienen. Christel beobachtet, dass Herr und Diener offenbar über sonderbare Kräfte verfügen: Türen öffnen und schießen sich von selbst, Beleuchtung ohne Lampen ist zu sehen und Takelbarth kann sich ohne Probleme auf einen heißen gusseinsernen Ofen setzen. Noch während sie sich darüber gedanken macht, ist auf einmal Joseph verschwunden. Trotz eifrigster Suche kann sie ihn nirgends finden.

Als der neue Organist während einer Messe eine fast avantgardistische Orgelmusik anstimmt, befindet sich Christel im Zuschauerraum. Mitten im Stück glaubt sie aus der Orgel die Stimme ihres Freundes zu hören... Als sie etwas später völlig verwirrt durch die Stadt rennt, läuft sie wie ferngesteuert zum geheimen Eingang, den ihr vor einiger Zeit Joseph zeigen wollte. Mutig geht sie hinein, um dann festzustellen, dass man von dort unter die Kirche gelangt. Der plötzlich auftauchende Gehilfe von Takelbarth führt sie zu den Orgelpfeifen und offenbart ihr, dass einige dieser mit den Stimmen, und damit auch mit den eingeschlossen jungen Sängern, gefüllt sind. Sie lässt sich selbst "einbauen", um so wieder in die Nähe ihres Freundes Joseph zu gelangen.

Aber wie es in einem Weihnachtsmärchen passieren muss: Alles geht gut aus. Christel hatte die gesamte Geschichte um Takelbarth geträumt. Gemeinsam mit Joseph kann sie unter einem neuen Kantor wieder im Chor mitsingen...

Der Film hat eigentlich das Zeug, als ständig wiederkehrende Weihnachtsgeschichte aus dem Archiv geholt zu werden. Stimmungsvoll, geheimnisvoll und anrührend. Leider nicht für den deutschsprachigen Raum verfügbar.


Herr Dis und Fräulein Es

Buch und Auflistung der Verfilmungen zu diesem Roman


 NACH OBEN - SEITENANFANG

Zur Filmothek (To The Movie Collection) Zurück zur Filmübersicht

Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche Bücher und Verfilmungen. Copyright © Andreas Fehrmann - 11/2020 letzte Aktualisierung 18. November 2020

Zur Seitenübersicht (Site - Map) Zum Navigator / Sitemap