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A. Hartleben's Verlag: Die Serie Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen

Die beliebten voll-illustrierten Großausgaben

Buchformat: groß-oktav (17x24,5 cm)







Quellenangaben:
/1/ Werbematerialien aus meiner Sammlung - gerade Bücher mit individuellen Bindungen sind da eine wahre Fundgrube
/2/ Autorenkollektiv: Nautilus; Hrsg. Jules Verne Club Deutschland; Ausgabe 7 – 2005; Beitrag von Jörg Weigang: Wolfgang Thadewald und seine Jules-Verne-Sammlung; CF /6741/
/3/ Heinrich Pleticha (Hrsg): Jules Verne Handbuch © 1992 Edition Stuttgart im VS Verlagshaus Stuttgart GmbH für die Ausgabe des Bertelsmann Club GmbH Gütersloh, die Buchgemeinschaft Donauland Kremayr und Scherlau Wien und dem Deutschen Bücherbund Stuttgart und den angeschlossenen Buchgemeinschaften. CF /5502/; Seite 306
/4/ Klagenfurter Zeitung, Klagenfurt, Sonntag 16. November 1873; Nr. 264; CF /6854/; Zitat von Seite 1760


Nützliche und interessante Verbindungen zu externen Seiten:
1. Reich bebilderte Seite des deutschsprachigen Jules Verne Clubs zum Thema Hartleben
2. Ebenfalls vom Club: Auf der internationalen Seite ergänzende Werbung des Hartleben Verlages


Als Nachfolger der Serie Julius Vernes Schriften wurde von Hartleben im Zeitraum von 1874 bis 1911 mit 98 Büchern in 63 Bänden eine neu gestaltete Reihe herausgegeben. Markante Unterschiede zur vorher verlegten Edition sind zum einen das Buchformat in groß-oktav und dann vor allem der üppige Buchschmuck durch Übernahme der französischen Originalillustrationen, meist sogar ganzformatig. Gerade die umfangreichen Holzstiche machen noch heute die Faszination dieser Bücher aus. Keines der Bücher der Reihe Bekannte und unbekannte Welten ist eine deutschsprachige Erstausgabe gewesen. Zuerst wurden bei Hartleben die Ausgaben kleinformatig verlegt, erst dann erfolgte der Druck der großformatigen Bücher. Aber selbst die kleinformatigen Hartleben-Ausgaben haben nicht alle den Status deutschsprachiger Erstveröffentlichungen, den oft gab es schon Vorab-Publikationen, meist in Zeitschriften. Die Edition unter dem Namen Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen gab es in zwei verschiedenen Formen: Als Lieferungshefte und dann als gebundenes Buch.

Lieferungshefte

LieferungsheftÄhnlich einem Vorabdruck erschienen zuerst lose Druckbögen, die bereits zum Heften in Buchform vorbereitet waren. Dies war eine preiswerte Alternative, die von den Käufern gern angenommen wurde. Diese Verfahrensweise nannte sich Lieferungshefte. Orientierung holte man sich offenbar an der Verfahrensweise des Hetzel-Verlages. Dieser verkaufte schon lange seine Periodika Magasin d'Éducation et de Récréation, in der die Romane Vernes abgedruckt wurden in Einzellieferungen, so genannten Livraisions. Die Verfahrensweise übernahm auch Hartleben. Stets erschienen seine Lieferungshefte mehrere Wochen vor der Ausgabe eines Romanes in Buchform. Die Hartleben-Lieferungshefte konnte man entweder beim nahegelegenen Buchhändler nach Vorbestellung wöchentlich beziehen, siehe dazu die Werbung rechts /1/, oder an gleicher Stelle je nach Geld oder Bedarf einzeln kaufen. Die Käufer ließen dann die Portionen meist individuell „vom Buchbinder um die Ecke“ binden. Wer diesen Fakt so nicht kennt, kann, wenn er diese Rarität in den Händen hält vermuten, dass es sich um eine Neubindung zum Zwecke der Restauration handelt. Bücher dieser Art sind zu erkennen an alten individuellen Bindungen und meist zusätzlichen Vorsatzbildern, die die Buchreihe erkennbar machen. Laut Wolfgang Thadewald /2/ sollen die Lieferungshefte ab 1874 in 6 Serien mit insgesamt 397 Heften noch vor den gebundenen Ausgaben herausgebracht worden sein. Diese Verfahrensweise ist bis zum Band 55 im Jahre 1889 nachweisbar. Dazu ein Beispiel aus meiner Collection, von dem nur die Innengestaltung interessant ist, da die Buchdeckel und der Rücken ja neutral je nach Geschmack des Buchbinders gestaltet wurde:

 ABC

Band 1 von A. Hartleben's Verlag Wien. Pest. Leipzig; 1874 (gilt als Jahr der dt. gebundenen Erstgabe); Druck von Grimme & Trömel / Leipzig: Von der Erde zum Mond mit 45 Abbildungen; CF/0401/ – Darstellungen von links nach rechts: 1. Vorsatzbild zur Darstellung der Reihe Bekannte und unbekannte Welten; 2. Titel mit Impressum; 3. Vorsatzbild vor Beginn des Textes. Bild rechts als Beispiel einer Prachtausgabe: Fünf Wochen im Ballon von Hartleben 1876; IX. Band, erste Auflage dieser Serie, aber nicht deutsche Erstauflage; CF /0113/

Lieferungshinweis Werbung

Die Preisgestaltung der Lieferungshefte und der Bücher ist der obigen Anzeige (Bild links /1/) zu entnehmen. Es war schon ein Unterschied, ob man in Deutschland 50 Pfennigweise die Bücher sozusagen „abstottern“ konnte, oder ob man gleich 5,50 für eine broschierte Ausgabe oder sogar 8,50 Mark später auch 7,50 Mark für eine Prachtausgabe hinlegen musste. Der Wochenlohn eines Industriearbeiters in Deutschland betrug zu dieser Zeit 15 bis 20 Mark. Jetzt wird auch plausibel, warum so viele neutrale Ausgaben existieren. Und noch eine Besonderheit gab es bei den Lieferungsheften: Um nach Ablauf eines Bestellzyklus' eines Romans den Appetit auf die nachfolgende Publikation zu wecken, gab es teilweise so genannte „Probebögen“. Siehe dazu ein Beispiel oben rechts /1/. Es umfasste als Probebogen acht Seiten des ersten Kapitels.

Die Buchausgaben der Hartlebenserie Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen

Hartleben BroschurHartleben PrachtausgabeKurz nach diesen Bögen erschien die eigentliche, die bekannte Ausgabe, im braunroten, auch rostrot genannten, Leinen. Diese Ausgabe ist die meist gewünschte Sammleredition alter deutschsprachiger Ausgaben, begehrt von allen Bücherfreunden die an diesem Kapitel traditioneller Buchkunst interessiert sind. Es handelt sich die so genannten Prachtausgaben. Der Begriff Prachtausgaben bezieht sich auf das Erscheinungsbild: Braunrotes Leinen mit üppiger Goldbedruckung. Der Begriff Prachtausgaben stellt eine Sonderform der voll-illustrierten Serie Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen dar, bezieht sich aber nicht auf den Umfang der Illustrationen. Diese sind in allen Bindungarten dieser Edition umfänglich identisch, denn sie sind auch in vielen anderen Ausprägungen der Serie vorhanden. Gern wird dies in Buchangeboten wissentlich oder unwissentlich falsch angegeben. Bei den Prachtausgaben sind die Schriftzüge: Bekannte und unbekannte Welten – Abenteuerliche Reisen und Julius Verne auf jedem Band der Ausgaben vorhanden. Im mittig dargestellten Planeten der durch den Schriftzug Julius Verne überlagert wird, ist unten eine Bandzählnummer eingedruckt. SAMMLERHINWEIS: Gerade diese Ausgaben dienten für die äußere Gestaltung von Neuauflagen, die im Sprachgebrauch oft fälschlicherweise als Reprints bezeichnet werden, als Vorlage. Vorsicht also bei Sonderangeboten von Prachtausgaben, meist handelt es sich nicht um die ersehnten Originale. Alle Hinweise zur Gestaltung dieser Sonderausgaben, aber auch deren Nachahmung, Neubindung und deren Auferstehung in den unterschiedlichsten Buchclubs habe ich vertiefend in meiner Ausarbeitung: Die Hartleben-Prachtausgaben: Originale, Nachbindung und Buchclub-Editionen aufgezeigt. Eine Listung aller Bücher der Reihe Bekannte und unbekannte Welten habe ich auf meiner Seite:  A. Hartleben’s Verlag Wien und Leipzig: Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen - Ausgaben 1874 bis 1911 vorgenommen.

Eine Sondervariante der Reihe Bekannte und unbekannte Welten ist die Ausgabe als Broschur, heutzutage auch als Softcover oder Paperback bezeichnet. Dem Herstellungsverfahren geschuldet, befinden sich heutzutage die meisten Exemplare dieser Art in ziemlich desolaten Zustand. Oft bilden sie die Grundlage von nachträglich hergestellten Reparatur-Bindungen. Markant ist eine in schwarzweiß gehaltene Titelgestaltung durch ein Motiv aus der jeweiligen Originalvorlage von Hetzel. Siehe Beispiel weiter oben links CF /4904/: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin von 1902.

original Hartleben in Rotoriginal Hartleben in gelbAber es gab noch weitere Erscheinungsformen der in leinengebundenen Reihe Bekannte und unbekannte Welten. In von mir nicht nachvollziehbaren Abständen und in unterschiedlichen Auflagenstärken gab es noch andere, ebenfalls von Hartleben professionell gebundene Ausgaben dieser großformatigen Serie. Dazu die folgenden Beispiele aus meiner Sammlung: Links dargestellt Ausgaben in Gelb aus der Druckerei von Friedrich Jasper in Wien. Ausführung im gelben Leinen mit geprägter Goldschrift des Titels und der Autorenangabe mit Julius Verne. Der Rücken ist ebenfalls im geprägten Gold, Beschriftungsrichtung von Unten nach Oben, also vom Titel aus zu Lesen, wie auch heutzutage im deutschsprachigen Raum üblich. Diese Ausgabe ist, gerade in Beschreibungen, nicht zu verwechseln mit den so genannte Gelbe Prachtausgaben der Neubindungen alter Hartleben-Buchblöcke durch die Berliner Firma Hermann Michel Verlag von 1929 bis zirka 1932. Details dazu siehe im oben genannten Link bei Nachbindungen. Die Michel-Ausgaben sind übrigens in geprägter blauer Schrift in englischer Beschriftungsart, also Titel auf dem Rücken lesbar von Oben nach Unten, beschriftet. Die Autorenangabe erfolgt außen immer mit Jules Verne, nicht mit Julius. Rechts dargestellt ist eine andere Variante des Druckhauses Jasper, ebenfalls eine originale Hartleben-Bindung. Diesmal im glatten braunen Leinen, mit einer umlaufenden farblosen aber netten Schmuckprägung und einer Beschriftung, geprägt in Gold. Hier erfolgt die Beschriftung auf dem Titel zuoberst mit dem Autoren Julius Verne und darunter folgt der Titel. Der Buchrücken ist mit einer kleinformatigen Schrift im Querformat beschriftet, also im Buchregal stehend lesbar, was aber aufgrund der Schriftgröße nur schwer möglich ist. Unter Sammlern tauchte schon mehrfach der Begriff „rotbraune preiswerte Prachtausgabe“ für dieses Erscheinungsbild auf, eine Namensgebung die ich für diese schön gebundenen Ausgaben des Hauses Hartleben für angemessen halte.

SonderbundEine Sonderstellung nimmt die schon mehrfach von mir vorgefundene Variante einer Bindung mit einem offensichtlich original hergestelltem Etikett-Aufkleber ein. Ein Beispiel habe ich links dargestellt. Davon habe ich mehrere unterschiedliche Romane mit einem fast einheitlichen Gestaltungsbild. Einige Sammler vermuten ebenfalls eine offizielle Hartleben-Bindung, da diese Ausführungsart nicht ganz so selten ist. Dagegen spricht aus meiner Sicht, dass das stets verwendete marmorierte Papier ein typisches Material privater Buchbinder war und ist. Unterstrichen wird meine Annahme durch das Fehlen einer einheitlichen Rückenbeschriftung, was ebenfalls für eine individuelle Bindung spricht. Ich vermute, dass das Etikett - übrigens immer stilistisch einheitlich gestaltet -mit den Buchblöcken zusammen verkauft wurde, so dass bei einer Bindung die Bücher nicht ganz so neutral und unterschiedlich aussehen. Beides muss kurz oder während der Origianlausgaben erfolgt sein, denn die Etiketten geben den Autorennamen mit JULIUS an. Nicht wie bei den Spätbindungen der Firma Michel im 20. Jahrhundert mit JULES VERNE. Wer hat ergänzende Informationen?

zweispaltige VersionDamit habe ich eine gute Überleitung zu einer nicht zu unterschätzenden Anzahl von Exemplaren der Bücher der Reihe Bekannte und unbekannte Welten gefunden, die nicht in die vorgenannten Editionen passen: Nämlich die vielen individuellen Bindungen der Bücher dieser Reihe die nicht uniformiert sind. In den seltensten Fällen handelt es sich um Reparaturbindungen, diese sind meist an aufgeklebten Fragmenten der ursprünglichen Ausgabe erkennbar. Meist handelt es sich bei alten Bindungen um die schon ganz oben angesprochenen Bindungen der Lieferungen. Ich selbst finde den Charme dieser individuellen Ausgaben nicht uninteressant, zeigen sie doch, dass das Werk Vernes nicht nur im begüterten Bürgertum zu Hause war.

Zum Schluss noch eine absolute Sonder-Druck-Variante der Reihe Bekannte und unbekannte Welten. Einige Titel wurden in einer Hartleben-Periodika abgedruckt. Unter der Redaktion von Amand Freiherr von Schweiger-Lerchenfeld wurden von 1889 bis 1919 insgesamt 23 Jahrgänge, d.h. 46 Bände der Zeitschrift Der Stein der Weisen. Unterhaltung und Belehrung aus allen Gebieten des Wissens, für Haus und Familie herausgeben. In diesen Ausgaben wurden von 1905 bis 1907 die drei Romane Der Leuchtturm am Ende der Welt, Der Herr der Welt und Der Einbruch des Meeres abgedruckt. Teilweise wurden sie auch als gesonderter Druck ohne beigefügte Artikel der Periodika verlegt. Eigen ist diesen Ausgaben, dass der Druck noch großformatiger als in der originalen Edition erfolgte. Die Bücher hatten ein Format von 20 x 29 cm und sie waren wie in vielen Zeitschriften, zweispaltig gedruckt. Siehe dazu rechts das Beispiel Der Einbruch des Meeres aus meiner Sammlung (CF /5402/). Einen umfassenden Beitrag zu diesem Thema habe ich auf der Seite Jules Verne in Periodika - Bsp. Stein der Weisen eingestellt.

Nachlese

Die unten gezeigte Vorankündigung eines Buchhändlers zeigt die Begeisterung des Fachmannes über diese Edition. Sie geht durch die exakte Beschreibung über eine normale Werbung hinaus. Gefunden in einer Klagenfurter Zeitung  1873 /4/.

Werbung mit Beschreibung


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Copyright © Andreas Fehrmann – 1/2008, letzte Aktualisierung 9. Februar 2016