Hinweise für Sammler: Häufig gestellte Fragen





Bild oben: In der Bibliothek der Nautilus, aus 20.000 Meilen unter den Meeren








Bilder rechts: Fotos © 2009 Fehrmann



Hinweise für diejenigen, die sich eine Jules Verne Sammlung zulegen wollen

Bevor der Besucher dieser Seite in die Details eindringt, sollte er sich die folgende Frage stellen: Möchte ich mir eine Lesesammlung der häufigsten und populärsten Romane von Jules Verne zulegen, oder will ich einen Bestand an Büchern des Gesamtwerkes aufbauen? Wenn ersteres zutrifft, dann ist die Entscheidung einfach: Am besten auf die Übersicht mit den Buchlisten der bekanntesten Verne-Editionen gehen und nach Geschmack und Geldbeutel eine möglichst an den angebotenen Romanen orientierte Auswahl treffen. Für einige der Reihen sind auch hier auf dieser Seite allgemein gültige Hinweise zu finden. Schwieriger wird es, wenn ich möglichst komplett sammeln möchte, oder wenn ich mich nicht gleich entscheiden kann. Aber vielleicht sind auch dazu Anregungen vorhanden.

Noch etwas zu den Editionen: Neben meinen Bewertungen, die sich meist an Textkonformität oder Gestaltung orientieren, gibt es emotionale Bewertungsmaßstäbe. Diese können durch Leseerlebnisse in der Jugend geprägt sein oder allgemein von Nostalgie oder Sentimentalität. Ein Bewertungsmaßstab ist also immer individuell. Wer mit den Büchern von Bärmeier & Nikel oder den adäquaten Ausgaben vom Fischer Taschenbuchverlag in den 70er Jahren im Westen Deutschlands aufgewachsen ist, der wird diese, genau wie die östlichen Nachbarn dies mit den Büchern des Verlages Neues Leben taten, mit anderen Augen sehen, als nüchterne Literaturwissenschaftler. Trotz aller Beschränkungen in den Übersetzungen der gerade beschriebenen Ausgaben, wurden sie von tausenden Lesern begeistert verschlungen und oft sind sie treue Begleiter gewesen. Persönlich haben solche Sammlungen dann einen höheren Wert als offizielle Bewertungen. Deshalb wird eine persönliche Sammlung, egal ob von Büchern oder von anderen Dingen, den höchsten Wert immer in den eigenen Augen haben.

Welche Verne-Ausgabe der „neueren Zeit“ ist die umfangreichste?

Die vollständigste Werksausgabe Vernes der letzten Dekaden ist die ab 1984 erschienene PAWLAK-Reihe. In der 100 Bände umfassenden Serie sind fast alle Romane und deren Teile dabei - aber ... eben unillustriert und als Taschenbuch. Ich habe grad mal nachgemessen, im Bücherschrank sind es immerhin auch 1,60 laufende Meter. Pawlak ist zur Zeit, da noch relativ häufig in Antiquariaten und Verkaufs-Plattformen angeboten, die beste Option. Textkürzungen sind meist nur im im Sinne von Textglättungen sehr gefühlvoll vorgenommen worden, Abstriche am Inhalt im Vergleich zum Original gibt es nicht. Nur auf eine Einschränkung muss hingewiesen werden: In der Erstauflage der Edition fehlt im Roman "Die Schiffbrüchigen der Jonathan" der letzte Teil. Was wenig bekannt ist: Pawlak lieferte eine nicht gekennzeichnete Neuflage des Romans innerhalb der Serie nach, die den kompletten Originaltext enthält..

Gerade wenn man einen großen Überblick zum Verne-Werk sucht, ist PAWLAK immer noch die beste Option. Ich nutze die Ausgaben als praktische Reiselektüre wenn ich einen Roman innerlich wieder aufleben lassen will. Vom Herausgeber der 1984 aufgelegten Reihe, Herrn Thomas Ostwald, habe ich 2009 übrigens erfahren, dass eine Neuauflage mit einigen Ergänzungsbänden im Gespräch war. Inzwischen habe ich nichts mehr davon gehört. Das Projekt ist noch nicht umgesetzt worden. Wenn man die komplette Reihe kaufen möchte, welche preisliche Orientierung gibt es? Preise auf dem Gebiet der Sammelgebiete sind marktabhängig und natürlich ist eine gewisse Rarität oder eine erhöhte Nachfrage immer preislich schlecht bewertbar und vom Durchschnittspreis abweichend. Da ich keine kommerzielle Plattform bin, möchte ich zu Preisen keine konkreten Angaben machen – am besten direkt im Netz Komplettpakete vergleichen und dann eine Entscheidung treffen. Einzelbände sind meist teurer, zumal die Versandkosten sich akkumulieren, wenn nicht direkt im Laden gekauft wird.

Was sollte ich tun, wenn ich einen Kompromiss aus möglichst vielen Bänden und einer noch bezahlbaren Sammlung suche?

Da fallen mir spontan zwei Editionen ein: Die alte Weichert-Serie (1901 bis 1909) mit 74 Bänden in 40 Büchern oder die erste Schumann-Serie (um 1915) mit 82 Bänden in 51 Büchern. Bitte beachtet meine Wortwahl: Bände und Bücher. Ich spreche nicht von Romanen, denn diese können in beiden Serien in mehreren Bänden und Büchern aufgeteilt sein. Den Ausgaben ist eigen, dass sie keine Textillustrationen haben und das sie kleinformatig sind. Wie auf den Detailseiten der Editionen ausführlich beschrieben, sind die Weichert-Bände umfangreich gekürzt und stilistisch überarbeitet. Punkten können sie nur mit dem Charme alter Buchausgaben.

Ein Argument für die Beschaffung könnte auch der Preis sein. Denn in Einzelkäufen sind die Bücher in den meisten Fällen unter zwanzig Euro pro Buch beschaffbar. Aus meiner Sicht liegt der Wert durch die angebotene Textqualität auch nicht höher. En Block sind Angebote natürlich bedeutend günstiger, aber sie sind seltener. Bei mehrteiligen Romanen sollte man diese komplett kaufen, um nicht den Einzelbänden des Romanrestes hinterher zu jagen.

Und wenn ich großformatige Bücher haben möchte?

Wenn es um gebundene und großformatige Buchausgaben gehen soll, dann gibt es aktuell im deutschsprachigen Raum keine „Komplettlösung“ im Sinne einer größeren Werksausgabe. Egal ob Artemis&Winkler, Diogenes, Piper, Weltbild - alles ist nur Stückwerk gemessen am Gesamtumfang verfügbarer Romane und Kurzgeschichten. So hatten zwar die Verleger der ab 2005 verlegten WELTBILD-Edition anfangs das ehrgeizige Ziel ein großes möglichst komplettes Sammelwerk herauszugeben, aber nach 25 erschienenen Bänden war ihnen "die Puste" ausgegangen. Aber immerhin sind es 27 Bände geworden. In Insider-Kreisen haben wir über die Qualität der Übersetzungen diskutiert, da das Auswahlkriterium der Vorlagen meist eine elektronisch gut verfügbare, aber rechtefreie Übersetzung war. Es wurden eben nicht wie bei PAWLAK die meist bekannten Hartleben-Übersetzungen verwendet. Insgesamt sehe ich diese Ausgabe aber als lese- und sammelwert an. Vielleicht an dieser Stelle doch noch eine Preisangabe: Beim Erscheinen kosteten die Bände maximal 12,- Euro, von Band zu Band leicht differierend.

Alternativ müsste man dann schon etwas mehr Geld in die Hand nehmen, denn eine weitere Lösung wäre die noch relativ neuere Ausgabe der so genannten Prachtausgaben der unterschiedlichen BUCHCLUBs, die im Erscheinungsbild Hartlebens Bekannte und unbekannte Welten .... nachempfunden wurden. Dort kommt man auf zirka 35 Bände, je nachdem, welche Ausgabe mit Romansplittungen gewählt wurde. Warum Buchclub-Ausgaben? Es sind zur Zeit die bestillustriertesten Ausgaben, die mit einem akzeptablen preislichen Aufwand beschaffbar sind, obwohl sie seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr verlegt wurden. Zum inhaltlichen und optischen Vergleich der originalen Vorlagen und der Buchclub-Ausgaben bitte ich auf meiner Hartleben-Seite vertiefend nachzulesen. Zur Preisorientierung. Gängige Preise liegen zur Zeit ähnlich oder leicht über den Preisen neuer gebundener Bestseller-Auflagen in hochwertiger Qualität. Angebote die weit darüber liegen, sollten möglichst ignoriert werden, um nicht das Preisgefüge zu verschieben. Denn die Buchclub-Ausgaben der unterschiedlichsten Clubs sind in sehr großen Stückzahlen verlegt worden. Achtung bei Kaufentscheidungen: Möglichst keine einzelnen Bände von in zwei Büchern erschienenen Romanen kaufen, stets nur komplett 1+2, denn den ersten oder den zweiten Teil nachzukaufen kann zur Verzweiflung führen. Solche Zuschriften hatte ich schon ...

Wenn mir aber der Umfang der BUCHCLUB-Edition nicht ausreichend ist?

Auch wenn ich jetzt den Protest der eingeschworenen „Verne-Gemeinde“ provoziere: Aber eine Ergänzung mit den großformatigen Bänden von A. Hartleben erscheint mir ein machbarer Kompromiss. So könnte man sich Einzelbücher der Serie Bekannte und unbekannte Welten (das ist wichtig - nur die sind voll illustriert) zulegen. Wenn man nicht gleich in die höchste Preisebene vordringen will, dann bieten sich neutrale Einbände, also individuelle Privatbindungen an. Wie im vorgenannten Beitrag Bekannte und Unbekannte Welten beschrieben habe, sind dies nur selten Reparaturbindungen, meist sind es Aufbindungen von Einzellieferungen. Diese Privatbindungen sind noch teilweise unter fünfzig Euro erwerbar, aber man muss schon etwas suchen. Ähnliches gilt für die Nachbindungen von Verlag Michel, die ab 1929 hergestellt wurden. Details dazu sieh unter Nachbindungen, und dort unter: Sogenannte gelbe Prachtausgaben) . Vorsicht: In Unkenntnis des Sachstandes oder bewusst irreführend werden diese Ausgaben oft als Original-Hartleben angepriesen und auch preislich hoch bewertet. Ein kritischer Blick ist notwendig. Noch ein Hinweis: Da es sich um nachträgliche Aufbindungen handelt, müssen die in einem Buch als Doppelband gebundenen Romane a) nicht in direkter Reihe der Bandzählnummern sein und b) können die originalen Ausgabejahre (zu sehen im alten vorhandenen Impressum) oft um mehrere Jahre differieren. Ich hatte schon den Fall, dass in einer solcher gelben Ausgabe ein vier Jahre älterer Roman hinter einem dementsprechend neueren gebunden war. Durch diese Verfahrensweise ist es möglich, dass man, wenn man eigentlich einen Roman kaufen will, den zweiten, im ungünstigsten Falle als Dublette, dazu kaufen muss. Von außen ist dies am Buchrücken erkennbar, wenn neben dem Autor der Romantitel und die Ergänzung: „u.a.“ (und andere) vorhanden sind.

Generell bei der Serie Bekannte und Unbekannte Welten ist es wichtig, dass man genau auf die Formatangaben der Anbieter achtet. Diese muss mit 8° (nicht mit kl 8°!) angeben sein, besser noch in Zentimeter. Die BUCHCLUB-Bücher und die gesuchten Hartleben-Ausgaben haben eine Höhe von 24 cm. Details zu Büchergrößen finden man auf meiner Seite buchtechnisches ... Glossar unter der Rubrik BUCHFORMAT. Dort findet man auch die Abkürzungen für die unterschiedlichen Einbandarten. Bei dieser Mischvariante hat man zwar im Bücherregal nicht alles identische Bücher mit gleichem Rücken, aber eben immer mit dem originalen reich illustrierten Buchblock, also dem schönen und bei den BUCHCLUB-Ausgaben den fast originalen Inhalt. Selbst dieser Weg wird nicht leicht sein und es wird eine Weile dauern. Aber es heißt ja auch Sammlung

Ich will mir eine Sammlung von originalen Prachtausgaben zulegen. Was muss ich beachten?

Diese Entscheidung bedeutet, dass ich mir die meist gesuchte und optisch reizvollste Sammlung von deutschsprachigen Büchern Jules Vernes des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zulegen möchte. Diese Einleitung weist daraufhin, dass dies auch eine Entscheidung ist, die mit viel Geld verbunden ist. Die Serie Bekannte und unbekannte Welten ist mit 98 Bänden erschienen, die als Variante „Prachtausgabe“ einen Gesamtumfang von 62 oder 63 Büchern repräsentiert. Die Anzahl differiert durch die Variante getrennter oder gemeinsam gebundener Mondromane in dieser Edition. In dieser Gesamtheit ist ein Angebot nur schwer erhältlich, Paketpreise beginnen bei mehreren tausend Euro. Der Weg der Einzelbeschaffung ist lang und beschwerlich. Ehrgeizige Sammler verzweifeln oft bei der Suche nach den letzten Fehlexemplaren. Genug der Vorrede. Was kann ich mit auf den Weg geben? Man sollte sich klar sein, welche Qualitätsansprüche man sich stellt. Die Qualität des Einbandes, sprich der Grad der Abnutzung, kann bei diesen Büchern schon eine Differenz von fünfzig Euros und mehr ausmachen. Weitere Abstriche sind bei Brüchen in den Gelenken oder in den Kapitalen zu machen. Solch ein wertintensives Buch sollte beim Fernkauf mindestens gut beschrieben sein, Fotos sind immer hilfreich. Achtung bei irreführenden Beschreibungen. Hinter „braunes Halbleinen mit Goldbeschriftung“ kann sich auch eine neutrale Hartleben-Ausgabe verbergen. Prachtausgabe kann auch eine Fehlinterpretation sein, denn oft vermuten private Verkäufer, dass sich darunter die prachtvolle Innengestaltung, also die Voll-Illustration verbirgt. Die nächste Fehleinschätzung kann passieren, wenn es eine Nachbindung einer Prachtausgabe ist, die aber schon vor langer Zeit durchgeführt wurde. Hintergrund: Die Einbanddeckel gab es einzeln zu kaufen. So konnten Lieferungshefte zu Prachtausgaben umgebunden werden. Die sehen von außen auch hübsch aus, sollten aber preiswerter sein, da es keine 100%igen Originale sind. Dieser Fakt lässt sich am fehlenden blauen Farbschnitt des Blocks erkennen, oft einhergehend mit dem fehlenden brauen Vorsatz. Weitere Details dazu sieh unter Hartleben Nachbindungen.

Was tun, wenn die Artikelbeschreibung eines Buches im Internet-Angebot so verwirrend ist?

Durch versuchte Kürze im Angebotstext oder durch Fachbegriffe der Buchhändler sind manche Offerten für Laien etwas schwer verständlich. Dies betrifft vor allem Formatangaben und beschriebene Eigenschaften, die sich später als Mangel herausstellen könnten. Dazu empfehle ich die schon weiter oben angesprochene Seite: buchtechnisches ... Glossar , mit einer Erläuterung von Mangeln an Büchern.

Kann ich denn die alten deutschsprachigen Bücher so einfach lesen?

Das betrifft die Thematik der umgangssprachlich oft bezeichneten „alten“ Schrift. Wer nicht nur sammeln sondern auch lesen möchte, der hat als jüngerer Mensch vielleicht bei alten Büchern ein Problem: Die Frakturschrift. Die Erkenntnis, dass eben im deutschsprachigen Raum von der Mitte des 16. Jahrhundert bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts als Hauptschriftart der gedruckten Schrift die Fraktur verbreitet war, ist für viele der jüngeren Leser ein Handicap. Ich kann mich an solche Meinungen erinnern wie: „…och, ist ja in alter Schrift“ oder „… kann ja keiner lesen!“. Denn nur wenige Ausgaben von Romanen im deutschsprachigen Raum wurden vor 1941 in Antiqua gesetzt, eine Schriftart die die Fraktur ablöste.

Aus meiner Sicht kann ich folgende Empfehlung geben: Die Chance mit Hilfe eines vorhandenen Interessengebietes sich die althergebrachte Fraktur beim Lesen „zu erarbeiten“ ist eine gute Triebkraft, Traditionen zu bewahren. Meine Entdeckungsreise dazu begann, als ich im Alter von vielleicht 14 Jahren Interesse an alten Ausgaben populärwissenschaftlicher Bücher zeigte. Das angestaubte, etwas geheimnisvolle Erscheinen der Bücher hatte es mir angetan. Nach ersten etwas holprigen Leseversuchen hatte ich nur noch Probleme mit einzeln stehenden Großbuchstaben. Doch auch das „las sich weg“. Die Übung macht es. Auch im Selbstversuch ohne den Rat Älterer ist es einfacher als es anfangs erscheint. Gleiches mit der alten deutschen Schreibschrift - dem Sütterlin - zu versuchen, gestaltet sich bedeutend schwieriger. Ich habe beim Lesen eines Verne-Romans in Fraktur immer das Gefühl, noch näher an der im 19. Jahrhundert spielenden Romanhandlung dran zu sein. Irgendwie ist es wie ein Zeitsprung. Traut euch also an die alte Druckschrift heran! Wer Unterstützung benötigt, dem sei zum Beispiel solch ein preiswertes Büchlein wie Wir lesen deutsche Schrift (ISBN 978-3890930213) oder ähnliches empfohlen. Seht euch mal um, es müssen nicht die teuersten Hilfen sein.

Wen kann ich denn um Rat fragen, wenn ich spezifische Fragen zum Sammelgebiet Verne habe?

Wer nicht nur meine Meinung hören möchte und wer sich gern mit anderen Gleichgesinnten zum Thema Jules Verne und seine Bücher verständigen, austauschen oder beraten will, dem empfehle ich im deutschsprachigem Raum unseren Jules-Verne-Club oder das Jules-Verne-Forum. Einfach mal reinlesen und dann den Kontakt zu meinen Freunden suchen.

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Copyright © Andreas Fehrmann – 5/2010, letzte Aktualisierung 21. Juli 2021