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Jules Vernes

Jachten

Saint-Michel I, II & III





Bild /9/















Quellenangaben:



/1/ Fakten aus: Volker Dehs: Jules Verne © Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 1986, 1988, 2000, 2005, Reinbek bei Hamburg; ISBN 3 499 50358 1; 3. Auflage 2000; Seite 134 (CF /5501/)

/2/ Dr. Max Popp: Julius Verne und sein Werk 1909 © Fabri Verlag Ulm für die Ausgabe als Faksimile Reprint 1999 - ISBN 3-931997-08-1; Zitat von S. 29 und 30 – wobei Popp eine Passage aus Musée des Familles von 1875 wiedergibt; (CF /5503/)

/3/ Sylvie Gacquiere, umfangreicher auf Peter Lanczaks Seite Die SAINT MICHEL I, ein Schiff aus Le Crotoy

/4/ aus /1/ Zitat von Seite 85/86

/5/ Wolfgang Thadewald (Herausg.): Jules Verne - Digitale Bibliothek im Verlag der Directmedia Publishing GmbH, 11/2004, ISBN 3-89853-505-3; Von Rotterdam nach Kopenhagen am Bord der Dampfyacht »Saint Michel«. Jules Verne: Werke, S. 36193 (vgl. JV-85, S. 357) (CF /5512/)

/6/ ebenda, S. 36195 (vgl. JV-85, S. 358) und S. 36199 (vgl. JV-85, S. 360-361)

/7/ aus /1/ Zitat von Seite 100

/8/ Autorenkollektiv Jules Verne Handbuch Ausgabe für die Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh; die Buchgemein-schaft Donauland Kremayr und Scheriau, Wien; den Deutschen Bücherbund, Stuttgart und die ange-schlossenen Buchgemeinschaften. © Copyright 1992 Edition Stuttgart im VS Verlagshaus Stuttgart GmbH. Buch Nummer 05950 1; Bildzitat von S. 29 (CF /5502/)

/9/ in unterschiedlichen Ausgaben gefunden, basierend auf © Bibliothéque Muncipale, Nantes

/10/ Details siehe: Philippe Valetoux mit Yves-Marie Lucot: Toujours prêt à hisser les voiles in GEO Hors-série Jules Verne (2003) ; CF /6603/; Bildzitat von Seite 102. Bemerkung: Diese Wiedergabe ist nur eine von vielen, eine genauere Quellenangabe kann nicht gegeben werden.

/11/ Dieses Bildmotiv ist inzwischen Gemeingut. Hier eine Wiedergabe aus Télérama hors série 2/2005 ; CF /6607/; Bildzitat von Seite 27

/12/ Faltblatt: Laissez-vous conter Nantes - sur le pas de Jules Verne, Herausgeber: Musée Jules Verne - Ville de Nantes - Bibliothèque Municipale Nantes, ca. 2010

/13/ Postkarte von Treport, alter Hafen ca. 1905; CF/21108/

/14/ Postkarte 2005 der Association La Cale 2 l'ile Nantes; CF /21103/

/18/ Die Saint Michel II vor Treport im Jahre 1878. Bildmotiv /21314/ bearbeitet, Ursprung: Sammlung Weissenberg

/19/ Ausschnitt aus einer Gesamtansicht der Saint Michel III im Jahre 1885. Bildmotiv /21315/ beschnitten und bearbeitet, Ursprung: Sammlung Weissenberg

/22/ Jean Guerin: Jules Verne - Testament d'un exentrique, Edition Michel Lafon, Neuily-sur-Seine Cedex 2019; ISBN 978-2-7499-3343-6, Bildzitat von Seite 159, CF /5542/, Bild CF /21357/

/23/ Schreiben Dehs an Fehrmann vom 6. Dezember 2021



Schon der junge Jules Verne hatte seine Sehnsucht auf das Meer fokussiert. Nach einigen Biographen soll er bereits als Junge seinen ersten, aber illegalen, Ausflug zur See gemacht haben. Wie dem auch sei, schon in Nantes hatte Verne seine Liebe zum Meer entdeckt. Sein Fernweh und die romantische Verklärung der Seeabenteuer wurden zunehmend Bestandteil seiner Romane. Nach seinen ersten erfolgreichen Jahren als Autor konnte er sich einen großen Traum verwirklichen: Er kaufte sich sein erstes Boot.

Nachfolgend will ich die Jachten nach bester mir bekannter Faktenlage beschreiben. Um nicht die Quellen durch einfaches Umschreiben zu neutralisieren, oder um ggf. auch Interpretationsfehler auszuschließen, habe ich weitestgehend auf direkte Zitate zurückgegriffen. Aus diesem Grunde bezieht sich der Stil und Schreibweise der Zitate immer auf die Originalquelle. Gleiches gilt für den Namen der Boote. Ich habe mich für die in Frankreich häufigste Schreibweise: Saint-Michel entschieden, St. Michel, Saint Michel oder Sankt Michel sind ebenfalls üblich.

Saint-Michel I

1868 wurde sein erstes Segelboot, die Saint-Michel fertiggestellt. Mit der Saint-Michel, denn anfangs hatte sie noch nicht die Zählnummer, hat er Reisen bis nach England und Spanien unternommen und sein Buch 20000 Meilen unter den Meeren geschrieben. /1/ Eine Beschreibung der Jacht wird bei Max Popp so gegeben: „Wünschen Sie die Bekanntschaft dem >Saint-Michel< zu machen? .... Das ist eine Jacht von 8 bis 10 Tonnen, getakelt wie die Fischerboote in der Bucht der Somme: Vorn ein Loch für die Mannschaft, hinten ein Zimmer für den Kapitän und seine Gäste, wenn man eine Kabine 4 ½ Fuß Höhe, 6 Fuß Breite >Zimmer< nennen darf; rechts und links zwei Gestelle an die Bordwand gelehnt, die dank ihrer Seegrasmatratzen zwei Betten von zweifelhafter Weichheit repräsentieren. Hinter der Treppe oder vielmehr der Stiege, die von der Brücke des fraglichen Zimmer hinabführt, ein breiter Schrank mit der Schiffsbibliothek, d. h. Mit dem Gezeiten-Kalender, einigen Seekarten, drei oder vier dicken Wörter- und Reisebüchern. Auf der Brücke eine Kanone, die man nicht abfeuern darf, ohne zuvor seine Seele Gott zu empfehlen, so leicht kann sie zerspringen.

Vernes Skizze der St. Michel IDie Mannschaft besteht aus zwei Matrosen aus Crotoy, Alexander Delong und Alfred Berlot, die dem Sommer ihre Netze und Leinen verlassen und dem Glücke des >Saint Michel< folgen. .... Der Kapitän selbst ist kein anderer als Julius Verne ... Er besitzt eine wahrhafte Passion für das Meer, und hier verbringt er auch alle Zeit, die er seiner Arbeit rauben kann.“ /2/

Ergänzend dazu schreibt Sylvie Gacquiere: „Es war nur ein einfaches Fischerboot; ein Zimmermann aus Le Crotoy vervollständigte es mit einer Kombüse in vorderen und einem weiteren Raum im hinteren Teil des Schiffes, mehr war bei einem Schiff von 8 t und einer Länge von 7 bis 9 m nicht erreichbar. Der Schiffszimmermann hatte seinen Bauplatz an der Stelle des späteren Kinos, vor dem heutigen Restaurant 'La Potinière', direkt angrenzend an das Haus, das der Schriftsteller damals gemietet hatte (jetzt Rue Jules Verne Nr. 9).“ /3/ Bild rechts: Eigenhändige Zeichnung von Jules Verne von seiner Jacht. /8/


Saint-Michel II

Skizze St. Michel IIAuch die Saint-Michel II lief unter dem Seemann Delong. Ihren Heimathafen konnte sie nicht wie das Vorgängerboot in Le Crotoy haben, denn sie war ein Kielboot, welches für den dortigen Flachwasserhafen nicht mehr geeignet war. Daher wurde sie in Le Tréport vertäut. Vertiefend dazu empfehle ich meine Seite   Heimathafen Le Tréport.

Hier nun der Versuch eines Rückblicks auf die Geschichte und die Daten der Saint-Michel II: Laut Volker Dehs ist das Boot 1875-76 von dem in Le Havre ansässigen Konstrukteur Abel Le Marchand entwickelt und gebaut worden /23/ und am 3. April 1876 war der Stapellauf der Saint-Michel II /1/. Zufälliger Weise ist dieses Datum fast mit dem Stapellauf der Saint-Michel III identisch, damals noch im Besitz des Vorbesitzers Marquis de Préaulx (siehe weiter unten). Dies deckt sich auch mit Angaben Paul Vernes in der Kurzgeschichte Von Rotterdam nach Kopenhagen (siehe dazu Zitate weiter unten bei Saint-Michel III).

Dieser Nachfolger der ersten Saint-Michel war ebenfalls eine Segeljacht, von der Popp schrieb: „... von der wir jedoch nichts Näheres wissen“. Heute wissen wir es aber genauer, so schreibt u.a. Sylvie Gacquiere zum Jahr des Kaufes und zu allgemeinen Informationen über das Schiff: „1873 kaufte der Schriftsteller die SAINT- MICHEL 2, ein Segelboot von 20 t, gebaut von der Werft von Abel Lemarchand in Le Havre, ein sehr schlankes Schiff, fast schon ein Rennboot. In dieser Zeit nahm er auch dessen Sohn Emile an Bord. Der junge Matrose, 1857 geboren, war vier Jahre jünger als Michel, der Sohn des Schriftstellers.“ /3/.

q21314 St. Michel IIDas angegebene Kaufdatum ist allerdings widersprüchlich mit den o.g. Datum. Warten wir auf weitere Quellenauswertungen.

Bild rechts: Die Saint-Michel II im Jahre 1878 vor der Hafenstadt Tréport /18/, die wir weiter unten auch im Zusammenhang mit der Saint Michel III betrachten werden.

Im Jahre 2007 wurde Vernes zweites Boot wieder zum Leben erweckt, denn das Projekt der Rekonstruktion der Saint-Michel II wurde in Nantes erfolgreich abgechlossen. Dies geschah auf der  Initiative von La Cale2, einer Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um den Erhalt und die Restaurierung von Schiffs- und Hafenobjekten zu kümmern. Neben dem Erhalt maritimer Einrichtungen und Werftelementen, wie zum Beispiel der Krananlage auf der Ile de Nantes, hat sie sich um den Neubau des Verne-Schiffes gekümmert. Siehe dazu vertiefend meine Seite: Nantes maritim. Mit dabei war auch der Verneast Philippe Valetoux, der vor und während der Arbeiten die Freunde Vernes auf dem Laufenden hielt. Aus dem Beitrag /10/ wurde die einfache Skizze links entnommen, die diesem Artikel weiter oben vorangestellt wurde. Weitere Details bitte ich der begleitenden Literatur zu entnehmen, da ich hier keine Urheberrechte verletzen möchte.

Saint Michel II NachbauSt. Michel II um 1878








Bilderläuterungen: links oben die Saint-Michel II vor Belle-Ȋle /22/ und auf der rechten Seite: Der Nachbau sticht 2005 in See /14/.

Jules Verne verkaufte die Saint-Michel II später in Nantes, da er ein größeres Boot suchte.


Saint-Michel III

Als sich im November 1877 „... die Gelegenheit zum Kauf einer Dampfyacht bietet, drängt Paul Verne seinen Bruder zum Zugreifen. Der alternde Marquis de Préaulx hatte sich für 100000 Francs die »Saint-Joseph« bauen lassen, dann aber das Interesse verloren und sie für 55000 Francs zum Verkauf angeboten. Verne versucht, den Preis um 15000 Francs zu drücken, gibt aber schließlich nach: 55000 Francs, welch ein Wahnsinn! ... Aber auch welch ein Schiff und was für Reisen in Aussicht! Mittelmeer, Ost- und Nordsee, Konstantinopel wie Sankt-Petersburg, Norwegen, Island, usw. Damit ist Jules Verne im Besitz der »Saint-Michel III«“ /4/

Vorübergehend musste es in Le Treport vor Anker gehen (siehe dazu meine Seite   Heimathafen Le Tréport.) ehe es dann in Nantes seinen neuen Hafen fand. Da aufgrund der Schiffgröße auch ein Marineoffizier vorgeschrieben war, musste Verne seinem alten Kapitän Delong kündigen. Der nur drei Jahre ältere Jules Verne hielt aber weiterhin große Stücke auf ihn. Er war ihm freundschaftlich zugetan, sandte ihm kostenlos Romane und setzte ihm in seinen Romanen ein Denkmal.

Bild unten: Jules Verne präsentiert sich mit seiner Frau Honorine voller Stolz an Bord der Saint-Michel III /19/
q21315 St. Michel III mit JV an Bord

Die exakteste Beschreibung der Jacht hat Paul Verne in der Kurzgeschichte  Von Rotterdam nach Kopenhagen gegeben. Diese erschien als Anhang der VE 21  Die Jangada. Darum möchte ich ihm nachfolgend „das Wort erteilen“:

St. Michel IIIDer »Saint-Michel«, dessen geringe Größe ihn auf den ersten Blick als ungeeignet für weitere Seereisen erscheinen lassen möchte, ist eine reizende Dampfyacht, dreiunddreißig Meter lang und achtunddreißig Registertonnen, das heißt siebenundsechzig Tonnen nach der Messung des französischen Yachtclubs, groß. Er führt dessen dreifarbigen Wimpel mit dem weißen Stern am Maste.

Bild links: Die Saint-Michel III mit gerefften Segeln unter Dampf /9/

Erbaut in Nantes, 1876, von der Firma Jollet & Babin, verbindet diese Yacht mit einer zweifellosen Solidität ganz ausgezeichnete nautische Eigenschaften, die es im schlimmsten Fall ermöglichen würden, auch sehr schlechtem Wetter zu trotzen.“ /5/ ....

Der »Saint-Michel« ist ein eisernes Schiff, als Goëlette getakelt, durch fünf wasserdichte Scheidewände getrennt und von eleganter Gestalt. Seine Maschine von fünfundzwanzig indicirten Pferdekräften, à dreihundert Meterkilogramm - gleich etwas über hundert effective Pferdekräfte - verleiht ihm eine Geschwindigkeit von neun bis neuneinhalb Knoten in der Stunde. Diese Geschwindigkeit kann mit Hilfe des Segelwerkes bis auf zehneinhalb Knoten vergrößert werden; das Schiff ist nämlich so reichlich mit Segeln versehen, daß es, im Fall die Maschine oder Schraube ja ein Unfall träfe, im Nothfall einen gar nicht schlechten Segler abgeben könnte, denn auch ohne Mithilfe des Dampfes erreicht der »Saint-Michel« bei günstigem Winde eine Schnelligkeit von sieben bis acht Knoten.

SchnittzeichnungDie Maschine ist jedoch von ausgezeichneter Construction, nach dem Compound-System mit zwei ungleich großen Cylindern erbaut, hat Oberflächencondensation und ist von dem Marine-Ingenieur Normand in Havre entworfen. Sie macht der Werkstatt der Herren Jollet und Babin, wo sie gebaut wurde, alle Ehre. Die innere Einrichtung der Yacht ist folgende:

Bild rechts: Teil einer Originalillustration der Hetzelausgabe: Von Rotterdam nach Kopenhagen

Im Hintertheile befindet sich ein Salon, nach dem man mittelst einer geraden Treppe gelangt, welche zwischen einem Dienerzimmer und einem anderen unentbehrlichen Cabinet hinuntergeführt ist. Von diesem in Jaccarauda gehaltenen Salon, dessen Divans alle in Lagerstätten verwandelt werden können, kommt man nach einem Schlafzimmer mit zwei Betten, Toilette, Schränken und einem Tische aus lichtem Eichenholz. Hierauf folgt nach vorn zu die Maschine und der Kesselraum, welche den breitesten Theil des Mittelschiffes einnehmen. Der Vordertheil enthält den Speisesaal, zugänglich durch eine etwas gewundene Treppe, welche zwischen der Kapitänscajüte und der Vorrathskammer hinabführt, und mit der Küche in bequemer Verbindung steht. Ganz nach vorn, neben der Küche, liegt das Volkslogis mit sechs Lagerstätten für Matrosen. Alles in Allem bietet unsere Dampfyacht einen herrlichen Anblick mit ihren hohen, geneigten Masten, dem schwarzen Rumpfe, über den sich an der Wasserlinie und unter dem Barkholz weiße Streifen hinziehen, mit ihren Lichtpforten in kupfernen Rahmen, mit ihren Treppenkappen aus Teakeiche und den eleganten Linien, welche sie vom Heck bis zum Vordersteven zieren. Befehligt wird der »Saint-Michel« von Kapitän Ollive, gebürtig von der kleinen Insel Trentemoult, einem reizenden, mitten in der Loire unterhalb Nantes gelegenen Fleckchen Erde, welche, wie das zugehörige Städtchen Batz, noch die Sitten der Vorältern bewahrt hat. Erfahren in der Küstenfahrt, die er fünfundzwanzig Jahre lang betrieben, ist unser Kapitän ein kluger Mann und guter Seefahrer, dem man sich ruhig anvertrauen kann.

Im Hafen von TreportTreport HafenWenn ich nun noch hinzufüge, daß die sämmtliche aus der Bretagne stammende Besatzung aus einem Maschinisten, zwei Heizern, einem Obersteuermanne, dem Sohne des Kapitäns, drei Matrosen, einem Schiffsjungen und einem Koch besteht, und endlich als die an Bord befindlichen vier Passagiere, Julius Verne, den Advocaten Robert Godefroy aus Amiens, meinen ältesten Sohn und mich selbst, nenne, so ist der geneigte Leser vollständig mit dem »Saint-Michel« und seinem Personal bekannt.“ /6/ 

Bild links: Die Saint Michel III im Jahre 1880 im Hafen von Tréport /11/

Anfangs hatte das Schiff Le Tréport als Heimathafen, ein Fischerort der heute als Alabasterküste bezeichneten Region.

Die Gesamtansicht des Hafens ist dem rechten Bild zu entnehmen /13/.


Saint-Michel III in Nantes

Später wurde Nantes der Heimathafen des Schiffes. Das Bild rechts unten im Sepiaton zeigt Vernes Saint-Michel III im Wasser der Loire vor dem Quai de la Fosse ca. 1885 /12/. Als Ergänzung zur Thematik, besonders auch zum Hafen von Nantes empfehle ich meinen vertiefende Beitrag:  Nantes maritim   

Am 15. Februar 1886 verkauft Jules Verne seine Dampfyacht »Saint-Michel«. Für 23000 Francs wechselt das Schiff in Nantes den Besitzer und wird im folgenden Jahr an den Prinzen von Montenegro weiterverkauft werden. Die Gründe für den Verzicht auf das liebste Vergnügen sind finanzieller Art, die nicht nur die teure Instandhaltung des Schiffs betreffen: Verne muß für die Schulden seines Sohnes aufkommen. Michel hatte sich ohne große Erfahrung in ein industrielles Unternehmen gestürzt und 30000 Francs Defizit gemacht.“/7/

Die Saint-Michel III wurde nach dem Verkauf umgetauft und mehrfach modernisiert. Dabei wurden auch Korrekturen an den Aufbauten und der Sicherheitsausstattung, so zum Beispiel and den Beibooten, usw. vorgenommen. Gesicherte Informationen über die weitere Geschichte des Schiffes sind Mangelware.








/16/ Postkarte gelaufen 1912: "Cette - La Montagne ..."; CF /21205/

/17/ Postkarte "Trentemoult  Les Nantes"; ungelaufen, CF /21206/

/20/ Information via Mail von Volker Dehs, Sept. 2018

/21/ Aus meiner Postkartensammlung: Carte Postale um 1905, am 23.4.1906 gelaufen - Cette - "La Girelle ..." CF /21327/


... und das zweite Leben der Saint-Michel III ?

Hartnäckig hält sich aber die Legende, dass die umgetaufte Saint-Michel III später noch mehrfach gesichtet wurde. In neuerer Zeit trugen diese beiden unten zu sehenden Postkarten dazu bei, die Fantasie einiger Enthusiasten entfachten.

nach dem Umbau im Mittelmeer nach Umbau in Nantes

q21205 Detailq21206 DetailLinks noch einmal in einer Vergrößerung: Verblüffend ist erst einmal, das die Schiffs-Silhouetten eine starke Ähnlichkeit mit dem Zweimastgaffelschoner Saint-Michel III haben. Das linke obere Motiv zeigt ein Schiff zwischen 1895 bis 1915 im Mittelmeerhafen Sète /16/, bis 1928 Cette geschrieben. Das rechte Motiv daneben /17/ ist noch interessanter. Zeigt es doch ein Schiff in der Nähe des alten Stammhafens der Saint-Michel: Es liegt auf der Loire - und das auch noch vor Trentemoult, der Heimatinsel des unter Verne fahrenden Kapitän Ollive. Bei dieser Aufnahme lässt sich das Datum etwas genauer präzisieren: Denn die im Hintergrund zu sehende Stahlkonstruktion Pont Transbordeur wurde erst 1903 fertiggestellt. Es muss sich also um einen Zeitraum danach handeln. Sehen wir uns aber mal die Aufnahmen im Detail an.

Wie schon weiter oben erwähnt, wurden nach dem Verkauf diverse Umbauten getätigt. Dazu gehören teilweise neue Aufbauten, aber auch die Neuanordnung der Rettungsboote. Wenn man sich aber die untere der beiden Aufnahmen mit der Seitenansicht der originalen Vorlage (siehe oben im Braunton die Saint- Michel in Nantes - /12/), dann fällt auf, dass die Takelage komplett anders ist. Dazu zählt u.a. die Befestigung der Wanten  mit den Wantjungfern außenbords. Sollte es wirklich einen so kompletten Umbau gegeben haben? Das sind Details die mir auffielen - generell sind die maritimen Spezialisten der Meinung, dass die Ähnlichkeiten der Schiffe zufällig sind. In der Sekundärliteratur und in internationalen Foren wird inzwischen davon ausgegangen, dass es ähnlich elegant geschnittene Schiffe sind.

q21327 La GirelleDieser Denkansatz hat sich 2018 bewahrheitet. Ein maritimer Hobbyforscher aus Frankreich hat die obigen nicht benannten Schiffe als das Zollschiff La Girelle identifiziert /20/. Dies beweist auch die rechts abgebildete Postkarte /21/, die das Schiff beim Namen nennt. Es liegt bei diesem Bildmotiv übrigens auch im Hafen von Cette, wie unter /16/ dargestellt. Damit kann die Legende die zu den oben genannten Postkarten entstand, zu den Akten gelegt werden. Totzdem war es wieder eine Fragestellung, der ich intensiv nachging. Denn solche Hintergrundrecherchen sind das "Salz in der Suppe" eines Vernianers. Ich brauchte mehrere Monate um den Postkarten nachzujagen und diverse Rückfragen um Klarheit zu erlangen.

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Copyright © Andreas Fehrmann – 02/2005, letzte Aktualisierung 7. Dezember 2021