Jules Verne und die Elektrizität: Kapitel 1: Beleuchtung allgemein
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Ausschnitt aus der Allegorie „Elektrizität“ um 1900
Jules Verne Zitate sind wie gewohnt in blau dargestellt.
Quellenangaben, und vielleicht der Reiz etwas mehr darüber zu lesen? (Die Systematisierung bezieht sich nur auf die Nutzung für diesen Beitrag) /1/ Dr. Max Popp: Julius Verne und sein Werk, A. Hartleben's Verlag Wien und Leipzig 1909; S. 133 /2/ Wilfried Feldenkirchen: 150 Jahre Siemens; Siemensforum München 1997 /3/ Werner von Siemens an Carl Siemens, 11. Dezember 1881, aus /2/ S. 22 /4/ Prof. Dr. A. Hermann und Klaus Pfenning: Spannungswechsel – Das Buch zum 100jähriem Jubiläum der deutschen ABB; ABB AG Mannheim 2000, S. 9 /5/ Jules Verne 20.000 Meilen unter den Meeren; zitiert aus Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt am Main, 1997; Seite 82 /6/ ebenso, S. 117 /7/ Jules Verne: Paris im 20. Jahrhundert; Paul Zsolnay Verlag Wien 1996; S. 25 /8/ Hermann Heinz Wille: Sternstunden der Technik, URANIA-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1986, S. 134 /9/ Jules Verne: Eine ideale Stadt, aus Chroniken der SF-Gruppe Hannover 9/2002; S. 53/54 /10/ Jules Verne: Die Insel der Milliardäre, Diogenes Verlag AG Zürich 1985; S.85/86 /11/ Johannes Abele: Die Lichtbogenlampe, Deutsches Museum München 1995; S. 14
Alle Quellen aus Collection Fehrmann. |
"Verne war der Ansicht, dass man mit Hilfe der Elektrizität einfach alles zu leisten imstande ist, was der Mensch nur auszudenken vermag.“/1/. Dieses Zitat von Max Popp möchte ich einer Betrachtung zu praktischen Anwendungen der Elektrotechnik in den Romanen Vernes voranstellen. Natürlich ist es nicht einfach, dazu eine belastbare Systematik zu schaffen. So habe ich der Einfachheit halber die Wirkungen der Elektrizität als Gliederung gewählt und ich schlage nun Kapitel eins meiner Betrachtungen auf: ES
WERDE LICHT
Blättern wir also einige Kapitel zurück in der Geschichte der Beleuchtung. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es keine Alternativen zu Kerzen, Petroleumlampen und in der Öffentlichkeit zu den wenig vorhandenen, an zentralen Plätzen aufgestellten Öllampen. Erst mit Einzug der Industrialisierung im England des beginnenden 19. Jahrhundert wurde erste Versuche mit Gaslicht gemacht, welches sich dann über ganz Europa in der Anwendung verbreitete. Forciert wurde die Entwicklung durch die Forderung, die Arbeitszeiten in den mechanisierten Werkstätten zu verlängern. Öffentliche Nutzungen kamen erst in zweiter Linie. Zeitgleich gab es erste Experimente mit elektrischem Licht, beginnend mit der bahnbrechenden Erfindung Alessandro Voltas: Einer leistungsfähigen Batterie. Wenn wir heute über die Geburtsstunde des elektrischen Lichts nachdenken, dann dürfen wir uns die Entwicklung elektrischer Leuchten nicht als Siegeszug der Glühlampe vorstellen, wie es von Nichttechnikern oft angenommen wird. Bevor es die heute üblichen Leuchtmittel gab, wurde in den Anfangszeiten vor allem mit Lichtbogen-Lampen experimentiert. Diese, auch noch im 20. Jahrhundert als Leuchtmittel in Filmprojektoren benutzten Lampen, stellten eine damals völlig ungewohnte Helligkeit zur Verfügung. Die ersten Lampen dieses Typs wurden durch Joseph Deleuil 1843 auf dem Place de la Concorde in Paris installiert. Jede Leuchte hatte damals eine eigene Energieversorgung, da das elektrodynamische Prinzip, welches die Energieübertragung von ferne ermöglichte, erst 1866 entdeckt wurde. Bis dahin wurden die Leuchten einzeln mit galvanischen Elementen oder separaten magnet-elektrischen Maschinen mit Spannung versorgt. Ein weiterer Nachteil der frühen Entwicklung war, dass der Abstand der Elektroden, zwischen denen der Lichtbogen erzeugt wurde, kontinuierlich mit Hand nach geregelt werden musste (!) Dieses Problem konnte man erst über zwanzig Jahre später lösen. Im Hause Siemens wurde 1878 die Differentialbogenlampe entworfen. Sie ermöglichte eine eigenständige kontinuierliche Nachregelung der Kohlenstab-Elektroden. So konnte erstmals die neue Generation 1879 in der Berliner Kaisergalerie mit zentraler Stromversorgung zur Anwendung kommen. „Das Glühlicht kann mit einem Schlage das Beleuchtunswesen durch Electrizität fast unbegrenzt ausdehnen und bewirken, dass Electrizität das Gas wirklich verdrängt.“/3/ schrieb Werner von Siemens (1816 – 1892) im Jahre 1881 an Karl Siemens. Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne empfehle ich das ![]()
Denn Trend erkennend schrieb 1863
Verne darüber unter anderem in seinem damals unveröffentlichten Roman
Aber wie sah es nun mit elektrischem Licht innerhalb von Gebäuden aus? Die Anwendung der Bogenlampen hatte durch die große Helligkeit gerade dadurch für die individuelle Anwendung auch den größten Nachteil. Sie war nur für öffentliche Plätze oder für sehr große Hallen, wie zum Beispiel Bahnhöfe oder Werkhallen geeignet. Denn die Blendwirkung der Bogenlampe und das helle weiße Licht galten in kleineren Räumen als Nachteil. Zwar hatte 1854 die Geburtsstunde der elektrischen Glühlampe geschlagen, die der in die USA emigrierte deutsche Optiker Heinrich Goebel entwickelt hatte, doch sie war nicht praxistauglich und für eine Vermarktung geeignet. Erst 1879 kam das Jahr, indem Thomas Alva Edison (1847 – 1931) die erste brauchbare Glühlampe auf Basis eines Kohlefadens konstruierte.
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Über solche Textpassagen lesen wir heute ohne Staunen hinweg. Genauso gedankenlos werden viele auch die Originalillustrationen Rious betrachten: Schön, dem Charakter der damaligen Zeit entsprechend, historisch korrekt. Irrtum – Leuchten dieser Art gab es damals noch nicht. Sie waren eine der vielen Wunder der Nautilus. Noch bis 1900 sahen elektrische Leuchten fast identisch wie Gasleuchten aus. Edison hatte sogar den Lichtschalter dem Gashahn nachempfunden. Wenn wir also heute die Texte lesen, dann finden sie keine besondere Beachtung beim Leser oder beim Betrachter der alten Stiche. Wenn wir uns unter diesem Gesichtspunkt den Stich der Bibliothek der Nautilus nochmals ansehen: Sind die fast 150 Jahren alten (fiktiven) Leuchten nicht zeitlos schön? ![]() Der endgültige Sieg des elektrischen Lichts wurde eindrucksvoll in Paris zur Weltausstellung 1900 bewiesen. „Im Vordergrund des Weltinteresses stand aber eindeutig die Elektrizität. 40.000 Glühlampen und 6.000 Bogenlampen erleuchteten das Ausstellungsgelände zu beiden Seiten der Seine; dazu kamen mächtige Scheinwerfer, die selbst in dem allgemeinen Lichtermeer noch scharf und deutlich ihre silbernen Furchen zogen.“/4/ Und so resümierte 1901 Dr. Heinrich Samter in seinem Buch Das Reich der Erfindungen: „Das Licht des Tagesgestirns mit seiner unübertroffenen, jede andere natürliche Leuchte zum Halbdunkel herabsetzende Leuchtkraft, dieses Licht zu jeder Zeit in der Gewalt zu haben, das war das lange für erstrebenswert gehaltene Ziel der Technik.“ - Diese Sehnsucht hatte schon lange vorher unser Freund Jules Verne in seinen Romanen zum Ausdruck gebracht. Schon über dreißig Jahre vorher hatte er Beschreibungen von einer angenehmen und hellen Zukunft geliefert ... Bild links: Weltausstellung Paris 1900: Palais de l'Electricité /4/ S. 10 |
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© Andreas Fehrmann – 11/2002, letzte Aktualisierung 26. April 2021