Jules Verne - rätselhaft (3)

Nautilus 24
NAUTILUS Nr. 24 - April 2014; CF /6823/

Bildquelle Bild im Text:  Foto ©  N. Scholz 2013

Rätselauflösung:

siehe hier

Unter der Sonne Floridas

Lassen wir uns von unserer Fantasie in den Nordosten Floridas versetzen und stellen wir die Zeit auf den Amerikanischen Bürgerkrieg zurück.

Die zwei Männer hatten schon eine längere Wegstrecke  mit Eisenbahn und Planwagen zurückgelegt. Vor drei Tagen hatten sie sich für die jetzige Etappe Pferde gekauft. Bevor sie für die letzten fünfzig Meilen auf ein Schiff umsteigen wollten, hofften sie diese gewinnbringend wieder los zu werden. Gleich zu Beginn der Auseinandersetzung mit dem Norden hatte die Kavallerie der konföderierten Armee fast alle Pferde requiriert, deshalb sollten Reittiere eigentlich hoch im Kurs stehen.

Der größere der beiden Tramps, ein wettergegerbter hagerer Kerl, genauso staubübersät wie sein Begleiter, machte auf das Gedränge an der Landungsbrücke aufmerksam. Die Schiffsankunft schien nicht mehr lange auf sich warten zu lassen. Eigentlich hatten sie eine größere Zeitreserve bis zur Weiterfahrt eingeplant, jetzt schien es eng zu werden. Sie entschieden sich, sich kurz zu trennen. Während der Lange den Schiffsanleger im Blick behielt, versuchte der andere, das Pferdegeschäft abzuwickeln.

Der Zurückgebliebene hatte  nichts zu tun, denn die Tickets gab es erst an Bord zu kaufen. Der  gesamte „Hafen“ bestand nur aus ein paar Hütten, darunter eine schäbigen Spelunke und ein Lagerhaus. Hätte es nicht den aus Baumstämmen gezimmerten Anleger gegeben, eine Konstruktion, die nur mit grob behauenen Planken belegt war, hätte nichts auf den Landeplatz hingewiesen. Gelangweilt auf seinen Kumpan wartend, angelte er sich ein zerfleddertes Buch aus der Tasche seines ledernen langen Staubmantels. Das arg geschundene Werk war eine Beschreibung Floridas mit seiner Geschichte und seinen Sehenswürdigkeiten. Für Reisedetails und den jetzigen Umständen war es völlig veraltet und unbrauchbar, aber es war die einzige Lektüre, die er bei sich hatte.

Das FortEr blätterte hin und her. Er suchte das Fort, welches das Ziel der Beiden war. Dort winkten Geschäfte zur Truppenversorgung, die man anbahnen wollte. Jetzt hatte er es gefunden: Überraschenderweise war das Fort gar nicht von den Briten gebaut worden, wie er es vermutet hatte. Schon die Spanier hatten es zum Schutze der belagerten Stadt gebaut. Mühsam versuchte er den Namen des Bauwerkes zu lesen: „Cas…, Casti…“, die Stelle war verschmutzt. Weiter ging es mit „San Marcos“. Er stutzte. Das hatte ja gar nichts mit dem heutigen Namen zu tun. Noch während er weiterblätterte, kam sein Begleiter mit wütendem Gesicht zurück.

Das Pferdegeschäft schien doch nicht erfolgreich gewesen zu sein. Doch um dem Ärger Luft zu machen, war nicht viel Zeit. Das ankommende Schiff und die Sorge um die Weiterfahrt waren wichtiger, denn auf dem anlandenden Dampfboot war schon von Weitem ein mächtiges Gewimmel an Deck zu erkennen …

Die beiden Reisenden der fiktiven Geschichte wollen ein Fort besuchen, dessen Name das gesuchte Lösungswort ist. Dieses Fort ist in einem Roman Jules Vernes, zeitgleich wie oben beschrieben spielend, von zentraler Bedeutung. Wie heißt es im Roman? Dazu passend hat Norbert Scholz eine Foto-Impression des gesuchten Bauwerks von einer Urlaubsreise aus den Staaten mitgebracht und zur Verfügung gestellt. Danke Norbert!

Nautilus 25

NAUTILUS Nr. 25 - Oktober 2014; CF /6838/; Bildquelle Bild im Text: Sammlung Fehrmann


Rätselauflösung:

siehe hier


Nebelwetter

Das kleine zweistöckige Haus war von weitem mit seinem verwaschenen Weiß kaum im grauen Dunst der feuchten Luft zu erkennen. Das ohnehin ruhige Fischerstädtchen schien unter einer feuchtnassen Nebelglocke endgültig eingeschlafen zu sein.

Aus dem Speisezimmer kommend ging Jules Verne missmutig die Treppe seines Hauses hinauf. Als er oben an der Fensterbrüstung stand, wurde seine Laune auch nicht besser. Normalerweise hätte er von hier einen guten Blick zum Fischerhafen haben müssen, um dahinter das offene Meer zu sehen. Die heutige Nebelsuppe ließ aber gerade noch die kleine Werft erkennen. Dort wurden Fischerboote instand gesetzt und ab und zu auch mal ein neues Boot auf Kiel gelegt.

Er öffnete das Fenster und stütze sich auf die Fensterbank ab. Sein Blick war zwar begrenzt, aber die Geräusche des Hafens und die Bautätigkeit auf dem Schiffsbauplatz waren gut zu hören: Kreischende Möwen, hämmernde Werfarbeiter, und von irgendwo hörte man das Poltern von Holzbohlen, die offenbar abgeladen wurden. Vielleicht war es gerade diese intensive Wahrnehmung, durch die er sich an das Meer sehnte.

Rätselbild ohne Auflösung

Verträumt dachte er sich an Bord seiner kleinen Jacht. Irgendwo dahinten musste sie am Kai liegen. Dort hatte er sich in einer engen Kajüte, die er trotz der nur knapp zwei Meter Breite großzügiger Weise Kapitänszimmer nannte, seine Schreibstube eingerichtet. Das Schaukeln der Wellen, der Geruch des Meeres und des geteerten Holzes – all dies inspirierte ihn bei seinem neuen Roman. Da dieser weitestgehend die Ozeane aus Schauplatz haben sollte, flossen ihm die Beschreibungen und Szenen recht flott aus der Feder.

Jetzt musste er sich entscheiden, was mit dem Nachmittag werden sollte. Sollte er bei diesem Wetter sein Haus verlassen um weiter zu schreiben? Denn all seine Entwürfe lagen noch an Bord. Er entschied sich für den kurzen Weg nach unten an den Kamin. Ein Stapel Bücher über Meeresbiologie und Walfang harrten der Auswertung. Bestimmt fand er noch nützliche Hinweise für sein aktuelles Romanprojekt …

An welchem Roman arbeitet Jules Verne?










Nautilus 26

NAUTILUS Nr. 26 - April 2015; CF /6856/; Bildmotiv: Amiens entlang der Somme, von mir bearbeitete Miniatur aus meiner Sammlung


Rätselauflösung:

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Beinahe für den Mond erfroren…

Irgendwie war hier alles zu klein und zu eng. Jules Verne hatte mehrere Stapel Bücher auf seinen nicht sehr großen Schreibtisch gelagert, aber die gerade genutzten Zeitschriften musste er auf dem Parkettboden ausbreiten. Seinen geliebten Zettelkasten verbannte er auf die Fensterbank, trotzdem  fand er auf dem Schreibtisch kaum Platz zum Schreiben. Unkonzentriert kratzte seine Feder über das Papier.

Er hielt inne und kaute am Kiel, eine Marotte, die seine Frau Honorine regelmäßig rügte, wenn sie es sah. Sein Blick schweifte im Zimmer umher. Der Gedankengang seiner Niederschrift war endgültig unterbrochen. Zwar waren sie hier in Amiens gerade erst in diese Wohnung eingezogen, aber es war offensichtlich keine gute Wahl gewesen. Sie sollten sich eine größere Wohnung suchen.

Aber jetzt musste er erst mal weiterarbeiten. Missmutig setzte er einen der Bücherstapel um, irgendwo musste doch das Zoologiebuch liegen. Erst gestern früh hatte er dort einige Anregungen gefunden. Er stapelte weiter… da! Beinahe wäre es passiert… das üppig mit Ornamenten geschmückte Tintenfass hatte sich in der Kante eines Buchdeckels verfangen. Gerade noch so konnte er einen Schaden auf seinem Schreibtisch verhindern. Vorsichtig setzte er die Bücher wieder ab. Irgendwie kam ihm der Satz „…zum praktischen Leben nicht zu gebrauchen“ in den Sinn. Noch während er sich selbst schalt, musste er unwillkürlich an seinen Paganel aus Die Kinder des Kapitän Grant denken. Die Idee, den zerstreuten  Wissenschaftler in seinen Roman einzubauen, hatte nicht nur der Handlung geholfen, auch der manchmal recht nüchternen Schilderung verlieh sie einen gewissen Reiz. Hetzel war geradezu verliebt in diese Figur.

Amiens SommeVerne lehnte sich in seinen Stuhl zurück, die Büchersuche hatte er unterbrochen, und die Arme verschränkend ließ er seine Gedanken schweifen. Eigentlich würde solch eine Figur auch seinem neuen Roman gut tun. Bei all den ganzen Soldaten und Jägern, die sich auf den vor ihm liegenden Blättern schon tummelten, könnte eine weltfremde skurrile Figur eine Belebung sein. Während er sich mit einer Hand durch den Bart fuhr, grübelte er. Ein Wissenschaftler sollte es sein, das war klar. Die Kombination von fachlicher Kapazität und unpraktischem Alltagsverhalten gefiel ihm. Bloß was sollte da oben ein Wissenschaftler zu tun haben? Suchend ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Was, was, was? … Er musterte einige Buchrücken, sein Blick wanderte weiter – dann blieb er an seinem kleinen Taschenteleskop hängen. Als er vor ein paar Tagen einen Spaziergang entlang der Somme machte, ein Gespann hatte ihn mit seiner Frau vor die Tore der Stadt gebracht, hatte er es bei sich gehabt. Jetzt lag es zwischen allerlei Papierkram auf einem Beistelltischchen. Sofort musste er wieder an Paganel denken. Nein, schon wieder ein Geograf ging nicht. Sein Blick verharrte auf dem Teleskop. So fixiert wurde es in Gedanken größer und größer, und dann kam ihm die Idee: Ja ein Astronom, ein Astronom sollte es sein. Einer der nur mit seinen Sternen, Monden und Kometen lebte, der aber  ansonsten nicht allein durch das Leben kam.

Jules merkte, wie ihn seine Idee anspornte. Rigoros stapelte er die Bücher auf dem Fußboden, um sich Platz zum Schreiben zu schaffen. Und wie sollte es anders sein, zuunterst kam das Werk über die Zoologie zum Vorschein. Er krönte damit den nächstgelegenen Stapel, seine umfangreich geplanten Tierbeschreibungen konnte er ein anderes Mal ergänzen. Jetzt kam erst mal sein Astronom an die Reihe. Kurze Überlegung, dann kritzelte er die Einleitung zu dieser Episode nieder. Aus Schnee und Eis kommend näherten sich einige Reisende der Station. Unter ihnen der Astronom. Aber der Mann konnte sich nicht selbst vorstellen, denn er war fast erfroren. Zuerst musste man ihn sozusagen „auftauen“. Wiederbelebungsversuche begannen. Doch was wollte diese traurige Figur hier in der kalten Einöde? Eine Begleitperson gab die Erklärung ab: „Er will sich den Mond ansehen!“

Einer, der fast erfroren wäre, um sich den Mond anzusehen? Wo gibt es denn so etwas?

Und genau das ist die Rätselfrage: Um welchen Roman Jules Vernes handelt es sich bei dieser fiktiven Geschichte?

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Copyright © Andreas Fehrmann – 1/2019, letzte Aktualisierung 25. Januar 2019