Familie Verne geht auf Reisen Reisen und Urlaufsaufenthalte |
Quellenangaben, und vielleicht der Reiz etwas mehr darüber zu lesen? (Die Systematisierung bezieht sich nur auf die Nutzung für diesen Beitrag) /1/ Volker Dehs: Jules Verne - Biographie; 2005 Patmos Verlag GmbH & Co. KG Artemis & Winkler Verlag, Düsseldorf und Zürich; Fakten und Zitat von Seite 119 ff., CF /5513/ /2/ Postkarte: Glasgow, The Clyde from Saylors Home; ca. 1900; CF /21115/ /3/ Postkarte: Hamburg, Alsterarkaden und Rathaus, Zeit bis 1900; CF /21114/ /4/ Bildmotiv aus Annie Jacques: La vie balneaire en baie de Somme;
Engelaire Editions 2011 DOUAI; CF /5525/; Bildzitat von Seite 112:
Lithographie von Florentin Lefils 1861 Vue du Crotoy - Ausschnitt; CF
/21325/ /5/ Postkarte um 1900, CF /21216/ /6/ Postkarte um 1890, CF /21303/ /7/ J. Verne Doppelband: Une ville flottante suivi des Forceurs de blocus und Aventures de trois Russes et de trois Anglais dans l'Afrique australe Pierre-Jules Hetzel - Bibliotheque D'Education et de Recreation Paris, Ausgabe 1887; Bildzitat als Ausschnitt von Seite 1; CF /0802/ /8/ Postkarte um 1900: ORAN La Rue de la Mosquée - Die Straße zur Moschee; CF /21131/ /9/ Postkarte zwischen 1890 und 1900: Edinburgh Castle; CF /21134/ /10/ Neue Freie Presse - Morgenblatt; Wien am 27. November 1879 Nr. 5419; Zitat von Seite 6; CF /6915/ /11/ BREVKORTKopenhagen um 1900 aus meiner Sammlung historischer Postkarten; CF /21123/ /12/
Ausschnitt von Seite 13 aus Die Presse - Abendblatt,
Wien 8. Juli 1884 Nr. 187; CF /6931/ /13/ Ausschnitt aus einer Gesamtansicht der Saint Michel III im Jahre 1885. Bildmotiv /21315/ beschnitten und bearbeitet, Ursprung: Sammlung Weissenberg /14/ Volker Dehs: Familie Verne am Strand; NAUTILUS, CLubmagazin des deutschsprachigen Jules-Verne-Clubs Nr. 17. vom April 2010; CF /6818/ /15/ Postkarte um 1900, gelaufen August 1904; CF /21324/ /16/ Aus der Sammlung Volker Dehs: Familie Verne an der Steilküste von Petite Dalles im Jahre 1899. Ich danke für die Bereitstellung und die Möglichkeit der Nachnutzung auf meiner Seite. |
Dieser Beitrag versucht aus diversen Hintergrundinformationen die Frage zu beantworten, welche Reisen Jules Verne allein oder mit Familie machte und wie Familie Verne ihren Urlaub, oder wie man damals sagte: "Die Sommerfrische" verbrachte. In den ersten Jahren seiner Jugendzeit verbrachte Jules die Wochenenden, aber auch ganze Sommer lang im Sommerhaus der Familie in Chantenay bei Nantes. Siehe dazu meine Seite: Bei Vernes in der Sommerfrische: Das Haus in Chantenay. Entweder von Chantenay oder direkt von Nantes fuhr Jules allein oder mit Familie des öfteren auf Kurzbesuch oder als Ferienaufenthalt zu Großonkel Prudent nach Brains, rund zwanzig Kilometer von Nantes enfernt. Details kann man auf meiner Seite Zu Besuch bei Onkel Prudent nachlesen. Der hiesige Beitrag FAMILIE VERNE GEHT AUF REISEN will die Urlaubsaufenthalte des erwachsenen Jules Vernes nachzeichnen. Die im Text dargestellten alten Postkarten meiner Sammlung sind meist mit einem größeren Zeitversatz zum Reisetermin versehen, da ich Motive aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht beschaffen konnte. Sie sollen nur ein Stimmungsbild der jeweiligen Reiseziele sein. Jules geht auf Reisen Seine erste größere Reise macht Jules Verne zusammen mit seinem Freund Aristide Hignard im Jahre 1859. Dabei kam den beiden der Glücksumstand zu passe, das Aristides Bruder Alfred Reeder in Nantes war. Dieser konnte ihnen zwei Plätze auf dem Schiff Hamburg vermitteln, dessen Reiseziel Liverpool war. Von dort aus wollten die beiden Schottland erkunden. "Wir fahren zunächst nach Liverpool, dann nach Glasgow und Edinburgh. Das wird eine ausgesprochen angenehme Wanderung, ebenso charmant wie preisgünstig (...). Überhaupt befinde ich mich gerade in Reiselust und habe einen Reisetag in Essộmes genutzt, um bis nach Reims vorzustoßen, wo ich die bewundernswerte Kathedrale bis in alle Ecken besichtigt habe. Während meiner Reise wird Honorine in Amiens bleiben" /1/ schrieb Jules an seinen Vater Pierre Verne am 15. Juli 1859. Aus seinen Erlebnissen in Schottland entstand kurz darauf der Roman Reise mit HIndernissen nach England und Schottland, eine Mischung aus Fiktion und eigenen Erleben. Geschrieben wurde der Roman von Verne im Herbst und Winter 1859 bis 1860, aber erst 1989 wurde der Roman wiederentdeckt und verlegt. Bild links: Glasgow um 1900 /2/ Kurz darauf, im Juli des Jahres 1861, ging dass Gespann Jules Verne und Aristide Hignard, diesmal mit dem gemeinsamen Freund Émile Lories als dritten im Bunde, wieder auf Reisen. Sie fuhren per Bahn von Paris nach Köln, um dann weiter über Norddeutschland nach Skandinavien zu kommen. So lagen die Orte Hannover, Hamburg, Lübeck, Stockholm auf dem Weg nach Christiania. Dies war die Namensgebung von 1624 bis 1924 für das heutige Oslo. Bemerkenswert ist, dass die jeweiligen Reiseetappen nicht nur durchfahren wurden, sondern in jedem Ort gab es Besichtigungen der örtlichen Sehenswürdigkeiten. Von all diesen Eindrücken machte Jules fleißig Reisenotizen, oft mit Handskizzen besonderer Eigentümlichkeiten der Orte. So konnte er Eindrücke aus erster Hand in seinen späteren Werken einfließen lassen. Der Aufenthalt in Hamburg brachte Verne auf die die Idee, die Reise zum Mittelpunkt der Erde in Hamburg beginnen zu lassen und die Eindrücke von Skandinavien flossen in den Roman Ein Lotterielos ein. Bild rechts oben: Hamburg, die Alsterarkaden /3/. Die Sommerfrische am Meer Zu den uns bekannten frühen Urlaubszielen der Familie Verne zählt der Le Crotoy, ein malerischer Fischerort am Bai du Somme. In dieser kleinen Hafenstadt an der Mündung der Somme und in der Gegend an der Kanalküste, suchte die Familie Entspannung. Ein Grund für die Auswahl des Ortes könnte gewesen sein, dass dieser nur zirka siebzig Kilometer von Amiens, dem Heimatort von Jules Ehefrau Honrine entfernt lag. Er war sozusagen die kürzeste Verbindung von Amiens zum Meer. Bild oben: Le Crotoy im Jahre 1861 /4/, zum Zeitpunkt erster Besuche. Erste Ausflüge der Vernes sollen
noch vor 1865 statt gefunden haben. Diese Aufenthalte sind bei der
Familie Millevoye nachgewiesen,
die seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Chateau de Millevoye, in
der damaligen Rue de Chateau wohnte. Wie kam es zur Einmietung
von
Jules Verne? Er soll Kenntnis davon erhalten haben,
dass der damals aktuellen
Besitzer des Hauses eine Gästewohnung zu vermieten
hatte.Hier soll
Familie Verne mehrfach Einzelaufenthalte gehabt haben und im
Jahre 1866 war es der ganze Sommer, den sie dort verbrachten. Links eine Postkarte um 1900 mit der Aufschrift Chateau
du Crotoy, Propriete de
M. Jacques Millevoye, offenbar dem damaligen Besitzer /5/. Heute liegt das
Gebäude am Quai Léonard. Zwischenzeitlich
gab es aber auch Sommer, wie zum Beispiel 1864 und 1865, die Jules
Verne in seinem Geburtsort Nantes verbrachte, konkret im Sommerhaus der
Eltern, in Chantenay. Von dort aus machte er mit seinem Bruder
Paul mit einem gecharterten Boot Fahrten Loire-abwärts und dann
entlang der Atlantikküste. In dieser Zeit sind jeweils im Frühjahr
Reisen Jules Vernes auf Einladung seines Verlegers Hetzel bekannt, die
ihm zu
dessen Lieblingsaufenthalten in Monaco oder nach Golfe Juan, einem
Badeort zwischen Cannes und Antibes führten. Aber nochmals zurück nach Le Crotoy:
Als
Jules
Verne dort seine ersten Besuche
abhielt, stand der kleine Fischerort schon im Ruf,
die aufkommende Sommerfrische von Paris zu sein.
Noch stärker wurde der Touristen- und Besucherstrom als 1872 die
günstige Bahnverbindung von Paris zur Côte Picardie fertig gestellt
wurde. Damit brauchten die Pariser nur noch drei Stunden um aus der
Hektik der Großstadt in den beschaulichen Küstenort zu fahren. Siehe
dazu auch eine Postkarte aus dem Jahre 1890 (links, /6/).
Durch seine Besuche hatte Jules Verne den Ort so lieb gewonnen, dass er
sich entschloss, dort hinzuziehen.
Der Umzug der Familie Verne nach Le Crotoy ist im Jahre 1869
vollzogen worden. Weitere Details zum Ort und dem Aufenthalt der
Vernes, auch erweiternd zu den oben gemachten Aussagen, sind auf meiner
Seite Jules Verne in Le Crotoy zu
finden. Urlaubsreisen und Ausflüge auf dem Meer Vom 17. März bis zum 29. April 1867
reiste Jules Verne mit seinem Bruder Paul mit dem damals größtem Schiff
der Welt, der Great Eastern,
nach Amerika. Im
Detail sah das so aus: Das Schiff verließ am 26. März
1867 den Hafen von
Liverpool um nach New York zu fahren. Bild links: Eine der Originalillustration aus dem Roman: Die
Great Eastern verlässt Liverpool /7/. Die Passage
dauerte durch einen schweren Sturm
vierzehn Tage. Der an
Maritimen und Technik interessierte Verne nutzt die gewonnenen
Eindrücke, um sie später in seinem Buch Eine schwimmende Stadt zu
verarbeiten. Da er selbst nichts Spektakuläres erlebte, schmückte er
eben seine Erlebnisse zu einer Romanhandlung aus. Real war aber der
Besuch der Niagarawasserfälle, die die Brüder am 12.
April 1867 besuchten.
Zu diesen spektakulären Naturschauspiel reisten die Gebrüder Verne, in
dem sie von New York entlang des Hudson-Rivers mit einem Dampfboot in
Richtung Albany fuhren, um von
dort mit zum Zug auf die kanadische Seite der Niagarafälle zu gelangen.
Zurück in New York verließen sie dann wieder mit der Great Eastern Amerika, um nach zehn
Tagen den französischen Hafen Brest zu erreichen. Als sich 1868 Jules Verne seinen Traum von einem eigenen Boot verwirklichen konnte, denn in Le Crotoy war die erste Saint Michel fertiggestellt worden, nutzte er die Chance, eigenen Bootsausflüge zu machen. Siehe dazu vertiefend auch meine Seite: Jules Vernes Jachten Saint Michel I, II und III. Da er die HIlfe zweier Matrosen aus Crotoy, nämlich Alexander Delong und Alfred Berlot, in Anspruch nehmen konnte, machte er regelmäßig Törns entlang der französischen Kanalküste und er besuchte ebenso das englische Ufer. Als nach rund acht Jahren die größere Saint Michel II erworben wurde, diente sie für ähnliche Reiseziele. Erst mit der Anschaffung der Dampfjacht Saint Michel III wurde Verne völlig frei in der Wahl seiner Reiseziele. Kurz nach der Anschaffung im verne_bio_reisen.htmlNovember 1877 wurde bereits am folgenden Osterfest eine erste Erkundungsreise in Gemeinschaft mit Bruder Paul und dessen Kindern entlang der Bretonischen Küste gemacht. Darauf folgte 25. Mai 1878 die erste Mittelmeerkreuzfahrt. Interessant war die Zusammensetzung der Beteiligten: Neben zehn Mann Besatzung gehörte zu den Gästen der Reise wiederum Bruder Paul, der Sohn seines Verlegers Pierre-Jules Hetzel, Louis-Jules Hetzel und der Regionalpolitiker Edgar Raoul-Duval. Die Reise ging über Gilbraltar, Tanger, Oran nach Algier. Bild rechts /8/ Die besuchten Reiseziele gingen später als Detailbeschreibungen in die Romane Vernes ein. Besonders die Region Nordafrikas hatte es ihm angetan. Im Juli 1879 kam es zu einer weiteren Kreuzfahrt mit der Saint Michel III. Die illustre
Reisegruppe setzte sich aus Jules Verne, seiner Frau Honorine, dessen
Sohn Michel, seinen Bruder Paul, dessen Sohn Gaston, Louis-Jules Hetzel
und der Anwalt und Regionalpolitker Robert Godefroy zusammen. Die Reise
ging
entlang der englischen und schottischen Küste nach Edinburgh. Siehe
Bild links Edinburgh Castle /9/. Die Notizen der Reise nach Schottland
lies Verne in seinem Roman Der
grüne Strahl einfließen. Im August 1879 blieben die Vernes, diesmal ohne Honorine, auf der Saint Michel an der Bretonischen Küste. Dort im Freiwasser der Reede vor Saint Nazaire wurde das Schiff Ende August von einem vorbeifahrenden Schiff gerammt. Aber man hatte Glück, die Sache ging glimpflich aus. Die oben zu
lesende Zeitungungsmeldung aus Österreich vom November 1879 /10/ ist
daher als fragwürdig einzuschätzen. Denn die Rückkehr aus Schottland
fand nicht wie berichtet am 22. September ihr Ende. Die Saint Michel wurde
ganz einfach zu diesem Zetpunkt wieder zu ihrem Heimathafen Treport
überführt, um dort vor Anker zu gehen. Bestimmt wurde hier eine
Information "aus zweiter Hand" ausgewertet. Näheres zum Hafen von Le
Treport und den Beziehungen zu Jules Verne habe ich auf meiner Seite Heimathafen Le Treport ausgeführt. Legendär,
weil schriftstellerisch umfangreich ausgewertet,
wurde die dritte Kreuzfahrt der Saint
Michel III.
Eigentlich sollte die Reise bis nach Sankt Petersburg führen, aber die
Route wurde auf den Zielhafen Kopenhagen geändert. DIe Reise, die am 1.
Juni
1881 startete, dauerte insgesamt sechs Wochen. Mit an Bord waren auch
diesmal wieder Jules, dessen Bruder Paul und Robert Godefroy. Die
Etappen waren wie folgt: Über die englische Küste ging es entlang der
niederländischen Küste mit Etappen in Rotterdam, Amsterdam und Den Haag
nach Deutschland. Überraschenderweise konnte man als französisches
Schiff im Kriegshafen Wilhelmshaven anlegen und dann ging es weiter
über Rendsburg nach Kiel, mit einer Durchquerung des Eiderkanals. Eine erste Auswertung der Reise konnte man als Bericht von Jules Verne in einer Zeitung in Nantes lesen, bekannter aber ist die als Kurzgeschichte verfasste Erzählung Von Rotterdam nach Kopenhagen - An Bord der Dampfjacht Saint Michel von Paul Verne. Bild rechts oben: Kopenhagen /11/. In den
Folgejahren 1882 und 1883 wurden keine Schiffsreisen unternommen. Erst
im Jahr darauf wurde wieder eine umfangreichere Reise mit der
Dampfjacht realisiert. Es wird die letzte große Kreuzfahrt des Schiffes
unter Jules Verne sein. Man
startet Anfang Juni 1884 und diesmal geht es von der Loire-Mündung nach
Lissabon, dann nach Cadiz, Oran, Algier, Tunis, Malta, Korfu bis nach
Sardinien. Mit an Bord ist neben Jules, sein Sohn Michel, der Sohn
seines Bruders Paul - Maurice Verne - und ab Nordafrika auch Jules Frau
Honorine. Von
Sizilien setzt man zur italienischne Festlandsküste über, um dann
Neapel mit den gegenüberliegenden Grotten von Capri und wieder zurück
auch Syrakus, Catania und Pompeji zu besuchen. Dann trennte man sich
vom Schiff, welches die Heimreise antrat und weiter ging es mit dem
Zug. Die nächste Etappe war Rom. Die dortige Ankunft war mit Problemen
verbunden, da man aus Gründen der Quarantäne das separat gesende Gepäck
nicht den Reisenden aushändigen wollte. Siehe dazu den rechts
abgebildeten Zeitungsbericht /12/.Die Italienreise ging von Rom über
Florenz, Venedig nach Turin weiter, um von dort den Heimweg nach
Frankreich anzutreten.
Bild oben
/13/: Wir sehen Honorine und Jules nochmals an Bord ihres Schiffes im
Frühsommer 1885. Aber die Mittelmeer-Kreuzfahrt 1884 war die letzte
große Reise mit der Saint Michel III.
Im Juli des Jahres 1885 wurde sie verkauft. Weitere Details dazu sind
meiner Seite Jules Vernes Jachten Saint Michel I, II
und III zu entnehmen Die Reisen werden bescheidener Spätere
Ausflüge der Familie Verne und weitere Aufenthalte in der Sommerfrische
sind gesichert in Les Petites Dalles
nachgewiesen. So recherchierte Volker Dehs, dass die Vernes mehrfach an
diesem Ort waren. "Hier verbrachte Michel Verne mit seiner Familie den
Sommerurlaub, und hier empfing er seine Eltern im August 1890 und vom
28. August bis zum 3. September 1899" /14/. Bild rechts: Der
malerische Ferienort um 1900 /15/ |
NACH OBEN - SEITENANFANG |
|
|
Copyright © Andreas Fehrmann – 8/2018, letzte Aktualisierung 2. Dezember 2021