
Buch
oben: Pitre-Chevalier: Musée des
Familles,
Paris – Bureaux de l'Administration rue Saint-Roch 29, Sammelband 1851
– 1852,
Beispiel eines offiziellen Jahresbandes (CF /6726/) - Bild unten:
Typische Vortitelei hier am Beispiel des Sammelbandes 1854 -
1855. (CF /6719/)

Quellenangaben:
/1/ Portrait
von Emile de Girardin als Gemälde von Carilus Duran, ausgestellt im
Musee de Lille, hier als Repro einer alten Postkarte um 1900-1910. Das
Originalgemälde ist in Farbe. Es entstand in etwa zwischen 1870 und
1880, genaueres konnte ich nicht recherchieren. Das Motiv wurde von mir
leicht beschnitten; CF /21409/
2/ Portrait von Pierre-Michel-François
Chevalier, genannt Pitre-Chevalier, entstanden 1853, fotografiert von
Gustave Le Gray (1820 bis1884); das Original hatte eine Größe
von
17,5 x 13,4 cm; das Bild wurde von mir rechts beschnitten; CF /21259/
/3/ Brief
von Pietre Chevalier an seinen Bruder mit der kompletten
Firmenanschrift - 14. Juni 1855. Der Brief liegt mir komplett vor. CF
/21260/
/4/ Musée
des
familles Sammelband 9, 1854
-
1855. (CF /6719/)
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Die
Verlagsgeschichte
des Musée
des
familles
Die Zeitschrift Musée
des
familles - Lectures du Soir (frei übersetzt: Familienmuseum - Abendlektüre;
vielleicht sinnbildlich als Aufbewahrungsort bedeutsamer und
Lehrreicher Dinge) war eine der ersten illustrierten Zeitschriften
Frankreichs des 19.
Jahrhunderts. Wie auch später bei anderen Zeitschriften, war ihr
Gründer Émile
de Girardin (22. 6. 1806 bis 27. 4.1881) angetreten,
Kultur und Bildung in einfache und nicht so
betuchte
Familien zu bringen.
Bild links: Émile
de Girardin in einem Gemälde /1/.
Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das Personenregister dieser Domain.
Die Zeitschrift, die vom Oktober 1833 bis zum Juni
1900
verlegt wurde, bot ein buntes Panoptikum unterschiedlichster Artikel.
Die
Zeitschrift war stets gut illustriert. Den hohen Anteil
großformatiger und handwerklich aufwendiger Holzstiche die die Zeitschriften zieren, finde
ich beachtlich. Inhalt
waren frühe Versionen später in Buchform verlegter Romane, hier in
Fortsetzungen gedruckt, ergänzt durch belehrende und kurzweilige
Geschichten,
Nachrichten, Gedichte, ja selbst Musikstücke, gemischt mit einem hohen
Anteil
von Reise- und Geschichtsbeiträgen. Dabei vermied man tunlichst,
aktuelle
Themen der Gesellschaft oder der zeitgenössischen Politik zu
thematisieren. Das Musée des familles
folgte wie einem
Leitfaden den Ansichten und Vorstellungen katholischer Bildungsideale.
Kontinuierlich flossen religiöse Themen oder Anschauungen in die
Beiträge ein.
Die Zeitschrift wurde eine beliebte Plattform für bekannte Autoren. So
findet
man Beiträge von Honoré de Balzac, Alexandre Dumas, Théophile Gautier,
Eugène
Sue, Victor Hugo, Jules Verne und vielen anderen Größen des 19.
Jahrhunderts.
Für die grafische Umsetzung konnte man solche berühmten Illustratoren
wie Paul
Gavarni, Granville, Tony Johannot, und Daumier gewinnen.
Die
erste Periode (mit einer Auflagenhöhe um 12.000 Exemplare) unter
Émile de Girardin, der sich mit Auguste Cleemann und Laurent-Joseph
Boutmy
zusammenschloss, will ich überspringen, weil wir uns diese Zeitschrift
vor
allem unter dem Aspekt der Veröffentlichung von Beiträgen Jules Vernes
ansehen
wollen. Dies betrifft (siehe weiter unten meine Listung von
Veröffentlichungen)
den Zeitraum von 1851 bis 1872.
Diese
Zeit, eigentlich schon ab 1843, wurde durch Pitre-Chevalier als verantwortlichen Herausgeber
abgedeckt.
Bild rechts: Pierre-Michel-François
Chevalier, genannt Pitre-Chevalier /2/.
Für die Recherche von weiteren Personen im Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das Personenregister dieser Domain.
Er reorganisierte die
gesamte
redaktionelle Arbeit, gab der Zeitschrift ein attraktiveres Aussehen
und er
konnte die Auflagehöhe verbessern. Nach den gesellschaftlichen
Veränderungen
des Jahres 1848 wurde die Zeitschrift verkauft und neue Eigentümer
traten
an: Ferdinand
Wallut (1792 – 1885) tat
sich mit Bougy und Pitre Chevalier zusammen um die Zeitschrift zu
erwerben. Pitre-Chevalier
blieb der Herausgeber, wobei er von Bougy unterstützt wurde. Der Sohn
Ferdinand
Walluts, Charles Wallut, führte fortan die Redaktion der Zeitschrift.
Durch
Popularitätsgewinn konnte die Auflagenstärke auf 30.000 Exemplare im
Jahre 1855
erhöht werden. Briefausschnitt: Brief von Pietre Chevalier an seinen
Bruder mit der kompletten Firmenanschrift - 14. Juni 1855, aus meiner
Sammlung /3/. Pietre Chevalier schaffte es, die Reputation der
Zeitschrift so
zu erhöhen, dass sie durch das Bildungsministerium Anerkennung fand.
Die
Ausgaben des Musée konnten als
Einzellieferungen bezogen werden, um
bei Bedarf ggf. eine individuelle Bindung vornehmen zu lassen, oder man
bezog
sie gleich als Sammelwerk eines Jahres.
Wer
war eigentlich Pitre Chevalier?
Pierre-Michel-François
Chevalier, genannt Pitre-Chevalier, war ein französischer
Journalist
und
Historiker, der am
16. November 1812
bei
Paimboeuf (Loire-Inférieure) geboren wurde und der am 15. Juni 1863 in
Paris
starb. Am bekanntesten wurde er als Herausgeber der Zeitschriften Le Figaro und
Musée
des familles, neben
seiner Tätigkeit als Autor historischer Werke.
Anerkennenswert als Herausgeber des Musée
war es, dass er bei jungen und aufstrebenden Autoren
dessen Potential
erkannte und dass er ihnen die Chance zur Veröffentlichung gab. Dies
geschah
auch im Falle von Jules Verne. Bild rechts: Unterschrift von Pietre
Chevalier 1855 (aus /3/). Wie kam es aber zur Zusammenarbeit? Es
gibt
Vermutungen, dass er durch seinen Studienfreund Charles Wallut bei der
Zeitschrift eingeführt wurde. 1861 schrieb er übrigens gemeinsam mit
ihm die
Komödie
Un Neveu d'Amérique ou les deux
Frontignac.
Und so schließt sich der Kreis
Chevalier – Verne – Wallut.
Jules
Verne und
die Zeitschrift Musée
des familles
Verne
veröffentlichte nachweislich 11 Texte für diese Zeitschrift. Dies sind
die
weiter unten benannten Kurzgeschichten und die Komödie (die Punkte 1
bis 9 in der Aufzählung) und zwei sachbezogene Artikel.
Diese
Urheberschaft ist nicht immer auf dem ersten Blick zu erkennen, da er
über
Jahre in der der Zeitschrift vorangestellten Liste
der COLLABORATEURS DU
MUSÉE DES FAMILLES unter dem Namen Charles Verne geführt wurde. Siehe
dazu meinen Ausschnitt links mit meiner Markierung von Verne und Walut
(1852 siehe /4/). Einen
Grund für
diese Namensumstellung konnte ich bisher noch nicht herausfinden. Erst
ab zirka
1862 taucht wieder die richtige Schreibweise seines Namens auf. Es
besteht
übrigens die Vermutung, dass Verne unter einem Pseudonym noch mehrere,
bis dato
nicht zuordenbare Artikel für das Musée
geschrieben hat. Dadurch das es diese Zeitschriften auch gebunden gab,
gilt die
Aussage, dass dies die ersten Publikationen Vernes sind, die in
Buchform
erschienen.
Für den
Verneasten
sind folgende Ausgaben von Interesse:
1. Un drame au Mexique (
Ein
Drama
in Mexiko)
- 5 Kapitel
Untertitel: L’Amérique
du Sud. Études historiques. Les premiers navires de la marine mexicaine
Musée, Zweite
Serie, Band 8, Nummer 10 (Juli 1851), Seite 304
bis 312 (mit 3 Illustrationen von E. Forest und A. de Bar); CF
/6734/
2. Un Drame dans les airs ( Ein
Drama in den Lüften)
- 1/2 Kapitel
Untertitel: La
science en famille. Un voyage en ballon. (Réponse à l’énigme de
juillet.)
Musée, Zweite Serie, Band 8, Nummer 11 (August 1851),
Seite 329 bis 336 (mit 5 Illustrationen
von A. de Bar); CF /6734/
3. Les Châteaux en Californie ou
Pierre qui roule n'amasse pas mousse
( Kalifornische
Schlösser oder rollende Steine setzen kein Moos an) - Komödie
in einem Akt
Musée, Zweite Serie, Band 9, Nummer 20 (Juli 1852),
Seite 257
bis 271(Illustrationen von Gavarni); CF /6726/
4. Martin Paz ( Martin
Paz) -
9/10
Kapitel
Untertitel: L’Amérique
du Sud. Moeurs péruviennes. Martin Paz, nouvelle historique
Musée, Zweite Serie, Band 9, Nummer 20 (Juli 1852),
Seite 301bis 313 and Nummer 21 (August
1852), Seite 321 bis 335 (mit 11
Illustrationen von E. Forest, E. Berton und C.
Brux); CF /6726/
5. Maître
Zacharius ( Meister
Zacharius)
- 5 Kapitel
Untertitel: Maître
Zacharius ou l’horloger qui avait perdu son âme. Tradition genevoise
Musée, Band 21, Nummer 7 (April 1854), Seite 193
bis 200 und Nummer 8 (Mai 1854) auf Seite 225
bis 231 (Illustrationen von A. de Bar); CF /6730/
6. Un hivernage dans les glaces
( Eine
Überwinterung im Eis)
- 16
Kapitel
Musée, Band 22, Nummer 6 (April 1855), Seite 161 bis 172 and Nummer 7
(Mai 1855), Seite 209 bis 220 (mit 7 Illustrationen
von J.-A. de Beauce und ein Bild von einem unbekannten
Autoren); CF /6719/
7. Le Comte de Chanteleine ( Der
Graf von Chantleine)
- 15 Kapitel
Untertitel: Le
Comte de Chanteleine. Épisode de la révolution
Musée, Band 32, Nummer 1 (Oktober 1864) auf der Seite 1
bis 15, Nummer 2 (November 1864) auf Seite 37 bis 51 und
Nummer 3 (Dezember 1864) auf der Seite 73 bis 85 (mit
16 Illustrationen von Morin, A. de Bar und Foulquier); CF
/6725/
8. Les Forceurs de blocus ( Die
Blockadebrecher)
Untertitel: Études
de moeurs contemporaines. Les forceurs de blocus
Musée, Band 33, Nummer 1 (Oktober 1865), Seite 17
bis 27 und Nummer 2 (November 1865),
Seite 35 bis 47 (Illustrationen
von Morel-Fatio, Bérard, Fréderic Lixe und V. Foulquier); CF
/6729/
9. Une fantaisie du Docteur Ox
( Doktor
Ox)
Untertitel: Nouvelles.
Une fantaisie du Docteur Ox
Musée, Band 39, Nummer 3 (März 1872), Seite 65
bis 74, Nummer 4 (April 1872), Seite 99
bis 107 und Nummer 5 (Mai 1872), Seite 133
bis 141 (mit Illustrationen von Ulysse Parent
und A. de Bar); CF /6734/
10. Ch. Raymond: Les
célébrités contemporaires - Jules Verne -
Artikel über Jules
Verne - Musée, Band 42, Nummer 4 (September 1875), Seite 257 bis
279 (mit einem großformatigen Verneportrait von Bocouri -
siehe Bild rechts); CF /6801/
Sammlerhinweis:
Diese Exemplar der Ausgaben des Musée
des Familles sind
schwer zu finden, wenn man nach Jules
Verne recherchiert. Es bietet sich an, zielgerichtet nach den exakten
Ausgaben zu suchen (also z.B. "Musée, vol. 39,
no. 3" oder dem Jahr)
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