
Hinweise
zum verwendeten Bildmaterial:
/1/ Zeitgenössische franz. Postkarte
um 1900: Ancien Nantes; der Hafen um 1840; CF /21288/
/2/ Gemälde
von Francisque de la Châteaubourg. Die
älteste Wiedergabe fand ich in meinem Bestand in Bernard Frank: Jules Verne et ses voyages;
Flammarion, Paris 1941 (Erstausgabe); CF /5532/; Bild von mir grafisch
bearbeitet. Das Original befindet sich in der Bibliothèque Municipale
Nantes.
/3/ Bildmotiv
Jules Verne Schreibtisch © Fehrmann 2009 (Motiv ist nachgestaltet, kein
Bezug zu realen Wohnstätten Vernes)
/4/ Eine
Kopie des unbearbeiteten Originals ist zu
finden in Volker Dehs: Jules Verne - Eine
kritische Biographie;
Artemis & Winkler, 2005 Patmos Verlag GmbH &
Co KG ISBN
3-538-07208-6; Bildzitat von Seite 64; CF /5513/. Das Original ist im
Besitz der Société Jules Verne Paris.
/5/ Ausschnitt aus einem Originalfoto von
P.J. Delbarre, datiert 1855; von mir bearbeitet, beschnitten und
optimiert; CF /21313/
Weitere Motive auf dieser Seite: Aus
unterschiedlichsten Quellen der mir
vorliegenden Sekundärliteratur von 1909 bis 1940. Ein Besitzer der
Urheberrechte konnte nur selten zweifelsfrei
festgestellt werden. Aus diesen und rein ästhetischen Gründen habe ich
alle Bilder nachbearbeitet und verfremdet. Damit sind im Sinne des UrhG
neue Bilder entstanden. Auf eine Angabe der Quellen der Basisbilder
wird daher verzichtet.
Im
Text genannte Personen:

Pierre
Verne

Sophie
Verne

Honorine
Verne

Paul
Verne

Michel
Verne
Für die Recherche von weiteren Personen im
Umfeld von Jules Verne
empfehle ich das Personenregister dieser Domain.
|
Die Familie Verne
Jules Verne
wurde am 8. Februar 1828 als Sohn von Pierre Verne
(1799 – 1871) und dessen Frau Sophie Allotte de la Fuÿe
(1801 – 1887) geboren. Am 24. März 1905 beendet er sein Leben. Diese
nüchternen Eckdaten sind von einem arbeitsreichen und
kreativen Leben erfüllt. Darüber gibt es diverse ausführliche
Biographien in Buchform, von denen
ich eine Listung der von mir verwandten Quellen auf meiner Seite: Hintergrundinformationen
und Quellen zu Jules Verne erstellt habe. Zur
Geschichte der Familie
Verne, also zu den Vor- und Nachfahren Jules Vernes, habe ich in eine
umfassende Genealogie erarbeitet. Diese ist hier aufrufbar: Genealogie
VERNE.
Nachfolgend mache ich den
Versuch, ergänzend zu den vorgenannten professionellen Biographien, das
Leben Jules Vernes internet-gerecht zu skizzieren. Es ist eine
Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse im Leben Vernes, ergänzt mit
Querverweisen meiner umfangreichen Ergänzungen. Für
die auf meiner Domain erarbeitete Biographie und den Ergänzungsseiten
habe ich die schon erwähnten Druckfassungen anderer Autoren, mein
Archiv weitergehender Sekundärliteratur und mein umfangreiches Zeitungsarchiv
mit hunderten Artikeln zum Thema Jules Verne ausgewertet. Diese Arbeit
erstreckte sich über viele Jahre. Ich gestatte das Kopieren für private
und
wissenschaftliche Zwecke, bitte aber um Angabe meiner Urheberschaft.
Für die Weiternutzung in Printmedien, im WEB oder auf Datenträgern
bitte ich um Anfrage auf Genehmigung.
Von meinen eigenen Besuchen und Recherchen
zu den Lebensabschnitten und Wirkungsstätten Jules Verne habe ich
umfangreiche Fakten und diverses Bildmaterial auf meinen Seiten Jules
Verne zu Hause oder zu Besuch in ... zusammengetragen.
Jules Verne Biografien als Druckversion
Als
Studienanregung und als Hintergrundinformation biete ich
neben der Ausarbeitung dieser Seite noch zwei Druckversion von
Biografien an. Siehe dazu die Seite: Die Faszination der
Ferne: Jules Verne.
Das Leben Jules
Vernes und sein Werk
Inmitten
der Handelsstadt Nantes, gelegen an der idyllischen Loire-Mündung,
befand sich
im 19. Jahrhundert die Insel Feydeau, die heutzutage durch Zuschüttung
eines
Flussarms dem Festland einverleibt wurde.
Bild
links: Nantes um 1840, der Binnenhafen
/1/
In den
dort gutbürgerlichen
Häusern
lebte der Rechtsanwalt Pierre Verne und dessen Gattin Sophie. Am 8.
Februar
1828 gab es Nachwuchs: Ihr erstes Kind, Jules Gabriel Verne wurde
geboren. Von
den noch nachfolgenden vier anderen Geschwistern stand Jules später
sein Bruder
Paul am nächsten. Sozial gesichert und in einer malerischen Umgebung
aufwachsend, hatte er eine glückliche Kindheit. Er konnte das bunte
Treiben der
Handelsschiffe auf der Loire beobachten und als man später im nahe
gelegenen
Chantenay ein Sommerhaus erwarb, da hatten die Kinder genügend
Spielraum sich
auszutoben. Sich all den Vergnügungen aufwachsener Jungen hingebend,
bauten
Jules und Paul Baumhäuser und sie durchstreiften die nahe liegende
Gegend am
Ufer der Loire. Da der junge Jules schon zeitig Interesse an maritimen
Dingen
zeigte, Seefahrerlektüre „verschlang“ und da er den Hang zum
Abenteuerlichen
hatte, wurde später durch seine erste Biografin, Allotte de la Fuye,
die
Legende vom Ausreißer geboren, der sich als Schiffsjunge an Bord eines
Schiffes
auf Hohe See begeben wollte. Interessant ist, das es das bei
ihr beschriebene Schiff Coralie
auf dem der junge Jules
gelandet sein soll, wirklich gab.
Zur Vertiefung des Themas Nantes:
Weiterführende
Informationen und umfangreiches Bildmaterial zum Heranwachsen in
Nantes und den verschiedenen Wohnungen dort habe ich auf
meiner Seite: Verne
in Nantes zusammengetragen. Die Rolle Nantes im Leben Jules
Vernes als Tor zur Welt ist im Beitrag Nantes maritim
zu finden. |
Nach
den Vorstellungen des Vaters sollte Jules später seine Anwaltskanzlei
übernehmen. So erhielt er eine dementsprechende Schulbildung und er
arbeitete
später als junger Baccalaureatus (unterster
akademischer Grad,
vielleicht vergleich bar mit einem Abiturient) im
Büro des Vaters. Sein Studium der Rechtswissenschaft,
welches er 1846 in Nantes begann, setzte er im Jahr der
Revolutionswirren 1848
in Paris fort. Dort machte er sein erstes und zweites juristisches
Examen. Die
geschichtlichen Ereignisse tangieren den jungen Verne nur, denn er lebt
in einer
„kleinen bürgerlich-studentischen Normalwelt“. Nantes war zwar nicht
gerade ein
unbedeutender Ort, aber Paris übertraf alles an öffentlichem Leben,
Wissenschaft und Kultur. Zum Ärger seines Vaters widmete der Studiosus
der
Rechte mehr Zeit dem Studium der Literatur, dem „Durchackern“ seiner
Lieblingsschriftsteller und seinen Schreibversuchen, als den
juristischen
Studien. Seine ersten Schreibversuche, man kann sie bis in das „zarte“
Alter
von zwölf Jahren zurückverfolgen, wurden stark geprägt durch Victor Hugo, Vorbilder wie Balzac oder
Dumas, oder den Autoren seiner Jugendbücher wie Defoe oder Wyß.
Zum
Bild rechts: Es gibt definitiv keine
Jugendbilder von Jules Verne. Das Bild rechts wird in
unterschiedlichen Quellen als Jugendbild von Jules und
Paul benannt und genutzt. Es ist aber ein Bildnis von den Cousins der
beiden. Es sind die Söhne von Sophies Schwester Louise /2/. Siehe dazu
verteifend meine Seite
Jules
Verne Portraits
Bereits
kurz nach seiner Ankunft in Paris
gelangte der junge Verne durch Beziehungen in einen literarischen
Zirkel. In
Gedanken sah er sich schon als Schöpfer gefragter Theaterstücke. Seine
Schreibversuche, denn er hat noch keine fertigen Ergebnisse
vorzuweisen,
gelangen allerdings nicht an das Licht der Öffentlichkeit. Dazu zählen
aus der
Zeit von 1847 bis 1849 drei historische Dramen. Was
aber bewegte den jungen Verne, seine literarischen Ambitionen gerade
auf die
Bühne zu richten? Bei seinen Anfängen finden wir Lyrik, Kurzerzählungen
und
Romanfragmente, später Versuche von historischen Dramen. Er scheint
noch nicht
festgelegt. Wie ein werdender Maler versucht er sich in
unterschiedlichsten
Techniken. Wieso aber immer wieder Versuche für Bühnenstücke?
Offensichtlich
sah er in der bildhaften Umsetzung des Theaters die größte
Herausforderung an
einen Literaten. Dieses Sinnen sollte ihn sein ganzes Leben nicht
verlassen. In
der Abrechnung seines Lebenswerkes kann er später über vierzig
Bühnenstücke,
Dramen, Komödien und Libretti für Opern und Operetten vorweisen.
Zur Vertiefung des Themas Jules Verne in
Paris:
Weiterführende
Informationen und umfangreiches Bildmaterial zum Wohnen und Leben
in Paris biete ich auf meiner Seite Verne
in Paris an. Die
historischen Hintergründe im Frankreich dieser Zeit
und der Weg Vernes zum Theater habe im Beitrag: Jules Verne im
Theater
erläutert. |
Als
Verne kurz nach seiner Ankunft in Paris die beiden Dumas' kennen
lernte, sah er
sich seinem Ziele etwas näher. Denn eines hatte er schon von Anfang an
erkannt
und geschickt genutzt: Vieles im Kunstbetrieb bewegte sich nur durch
Empfehlungen, Beziehungen oder diskrete „Nachhilfe“. Als er 1849 begann
das
Lustspiel Pailles
rompues (Die gebrochenen Strohhalme, als
Synonym für
nicht eingehaltene Versprechen) zu schreiben, tat er dies mit
Anregungen seines
Jugendfreundes Alexandre Dumas des Jüngeren.
Das
linke Bild ist die älteste bekannte Aufnahme von Jules Verne. Sie
wurde im Jahre 1850 aufgenommen. /4/
Inzwischen
gab es Ärger mit dem Elternhaus: Er sollte in Nantes durch Vermittlung
des
Vaters eine juristische Aufgabe übernehmen um später dessen Nachfolge
anzutreten. Doch Jules schlug dies aus, da er in Paris bleiben wollte.
Eine
Zeit geprägt von finanziellen Nöten begann. Angeregt durch Freunde
versuchte er
nun auch Kurzgeschichten zu schreiben. Dazu zählen Les
premiers navires de la marine mexicaine / Ein
Drama in Mexiko )
und Un voyage
en Ballon / Ein
Drama in den Lüften. Durch
Fürsprache von Dumas dem Älteren wurde
Jules Verne in der Zeit von 1852 bis 1855 Sekretär des Theaterdirektors
Jules
Seveste im Théâtre Lyrique. Nach
dessen Tod wurde ihm sogar die Leitung des Theaters angetragen, was
Verne aber
ablehnte.
Bild
links: Jules Verne im Jahre 1855
/5/. Bild unten rechts: Jules, im
Bild in der obersten Reihe mittig mit einer Broker-Geste und
Honorine unter seinem Arm - bei einem Ausflug in Provins, Aufnahme von
1861. Siehe dazu vertiefend meine Seite Jules Verne in Provins

Im
Mai 1856 besuchte Verne die Hochzeit eines Freundes in Amiens und
verliebte
sich dort in die Schwester der Braut, Honorine-Anne-Hébé Morel. Die
junge Witwe
mit zwei Töchtern, die er ohne große Feierlichkeiten im Jahre 1857
heiratete,
brachte ihn zwangsweise in Lage sich materiell abzusichern. Mit
einem
Startkapital vom
Vater ging er als Makler an die Pariser Börse. Daher auch Vernes
"in-Szene-setzen" im Bild oben rechts als Börsianer, was öfters als
Winken in dieser
Aufnahme interpretiert wird.
Trotz
dieser
Tagesaufgabe vernachlässigte er nicht seine literarischen Arbeiten.
Inzwischen
hatte er ein Libretto für die Operette L'Auberge des Ardennes / Die
Herberge in den Ardennen geschrieben, die sein Freund Hignard
vertonte.
Gleichzeitig begann er Informationen und Anregungen auf
naturwissenschaftlichem
Gebiet zu sammeln und er machte mit einem Bruder Hignards eine Reise
nach Skandinavien. All diese Anregungen verarbeitete er später
literarisch, denn daraus
entstand der Roman Reise
mit Hindernissen nach England und
Schottland den
er 1859 bis 1860 schrieb, welcher er aber erst 130 Jahre später seine
Erstauflage hatte. Noch
mehr beflügelte aber die Bekanntschaft zu Félix
Tournachon (genannt Nadar;
er lebte 1820 – 1910,
Bild links im eigenen Atelier - selbstironische
Darstellung im kleinen Studioballon) seine
Fantasie, der einer der bekanntesten Fotografen des 19. Jahrhunderts
wurde.
Aber die eigentliche Faszination ging von seinem Projekt aus: Er wollte
einen
Riesenballon bauen. Die
Hintergründe und die Beziehung zwischen Nadar und Verne habe ich in
meinem
Beitrag Der
lenkbare Ballon Victoria dargestellt.
Bild
links: /3/
In
Verne wuchs die Idee zu einem Roman. Mit dem Manuskript
begab er sich 1862 zum Verleger Hetzel, der
das Werk 1863 veröffentlichte. Der erste Roman Cinq Semaines en Ballon / Fünf
Wochen im Ballon eröffnete eine Reihe, die kurz darauf als Voyages
Extraordinaires
(Außergewöhnliche Reisen) programmatischen
Charakter erhalten soll. Dieser Zyklusname wurde von Hetzel erst 1867
eingeführt, als die Veröffentlichungen in den Magazinen und in einer
kleinformatigen Reihe durch eine großformatige illustrierte Reihe
ergänzt wurde. Deshalb
auch die verwirrende
Reihung
der ersten vier Bücher. Details dazu kann man meiner Bibliographie
entnehmen. Der
Ballonroman war das erste von Verne veröffentlichte Buch - über Nacht
wurde
er berühmt. Angelegt im Stile eines Tagebuchs, traf es genau den
Geschmack der
Leser. Der Roman war völlig neu in seiner Art und die Mischung aus
Abenteuer,
Wissenschaft und Technik begeisterte sofort. In kurzer Zeit wurde er in
alle
europäischen Sprachen übersetzt. Hetzel
der das Potential Vernes erkannte, band ihn als exklusiven Hausautor
mit einem
Vertrag über zwanzig Jahre, mit der Verpflichtung jährlich zwei Romane
zu
liefern. Damit begann eine bisher beispielslose Erfolgsgeschichte der
Literatur. Viele der Bücher wurden zu Bestsellern. Aber nach zwanzig
Jahren war
die Schaffensperiode noch nicht vorüber. Sie dauerte über vierzig
Jahre.
Insgesamt wurden die Voyages
Extraordinaires zu einer Reihe von vierundfünfzig
Romanen. 1867
unternimmt Jules Verne mit
seinem Bruder eine Reise nach Amerika. Begeistert schifft man sich auf
dem damals größten Schiff der Welt, der Great
Eastern ein.
Sie besuchen New-York und weitere Städte,
sowie den der Niagarafall. Typisch Verne macht er daraus einen Roman,
es entsteht Une Ville Flottante
Die
schwimmende Stadt. Da
Jules Verne im Laufe der Zeit immer mehr das Reisen für sich entdeckte, habe
ich dieser Thematik eine besondere Seite gewidmet: Familie Verne
geht auf Reisen.
Das
Großstadtleben begann Verne bei seinen literarischen Arbeiten zu stören
und so
verließ er im März 1869 mit seiner Familie Paris und zog nach Le
Crotoy. Der
Umzug zu diesem malerischen Fischerort am Bai du Somme, an der
Kanalküste
gelegen, kam nicht von ungefähr. Er kannte diese kleine Hafenstadt
schon von
früheren Ausflügen und von mehrenen Sommeraufenthalten, denn er hatte
einen
Ausgleich zum
hektischen Paris gesucht.
In Le
Crotoy wohnte
er in
der Straße Chemin de grande Communication (heute Rue Jules Verne). Nur für
geschäftliche Dinge reiste Verne noch in die
Stadt. Von seinem Haus La Solitude
(Einsamkeit) zeigten die Fenster in
Richtung Hafen. Nur eine kleine Werft, mehr ein Schiffsbauplatz, befand
sich
zwischen Vernes Haus und dem Kai. Er beauftragte den Schiffsbauer vor
der
Haustür mit dem Umbau seines ersten Bootes, der Saint Michel, dem später noch
mehrere, immer größere Schiffe folgend sollten. Details
zum ersten Boot findet ihr auf der externen Seite Die
SAINT MICHEL I, ein Schiff aus Le Crotoy. Ich
habe dazu
vertiefend die
Seite Jules Verne – maritim: Seine
Jachten SAINT MICHEL I, II & III geschaffen.
Der Ort und sein Boot inspirierten
Verne nachhaltig. So schrieb
Verne seinen Roman 20.000 Meilen unter den
Meeren an Bord
der kleinen Saint
Michel. Über alle Reisen von Jules Verne, entweder allein oder
in Familie, berichte ich auf der Seite: Familie Verne
geht auf Reisen.
Zur Vertiefung des Themas Le Crotoy:
Weiterführende
Informationen und umfangreiches Bildmaterial zum ersten Kontakt
mit Le Crotoy und dem späteren Aufenthalten und Wohnen sind auf meiner Seite Zu
Hause bei Jules Verne in Le Crotoy
zu finden. |
Aber
während er sich auf den Wellen der Somme oder des Kanals wiegt,
langweilt sich
seine Frau Honorine fast zu Tode. Im Jahre 1871 entschloss man sich
dazu nach
Amiens zu
ziehen, eine Stadt auf fast halben Wege von Le Crotoy nach Paris. Ein
Argument für Amiens war bestimmt auch, dass Honorines Eltern dort
lebten.
Jules
Verne eilte schon der Ruf eines erfolgreichen Schriftstellers voraus
und er
wurde deshalb von den Stadtvätern sofort umworben. Im Jahre 1872 nahm
man ihm
einstimmig in
die Académie d'Amiens auf. 1888 wurde er dann zum
Stadtrat für
Kultur gewählt, eine Aufgabe die er bis 1903 wahrnahm.
Jules
Verne ist in Amiens mehrmals umgezogen. Zuerst wohnte er im Bolevard
Guyencourt, zog 1872 in den 44 Boulevard Longueville um dann im
Oktober 1882 in das größere Haus der 2 Rue Charles-Dobois zu ziehen.
Vor diesem Haus steht Verne mit seinem Hund Satellit im linken Bild.
Ständig
schreibend, gönnte er sich aber auch mit seiner inzwischen
angeschafften
Dampfyacht Saint Michel III
Mittelmeerreisen zu allen Anrainerstaaten, nach Norwegen,
Irland und
Schottland und über die Nord- und Ostsee kommt er auch nach
Deutschland. Siehe dazu wie schon erwähnt: Familie Verne
geht auf Reisen. All
diese Reisen reflektierte er in seinen Büchern, die gerade durch exakte
Beschreibungen von Land und Leuten brillierten. Dadurch,
dass er sich in seinem Zyklus der Außergewöhnlichen Reisen vorgenommen
hatte
die Welt in Ihrer Gesamtheit zu beschreiben, entstanden nach und nach
Romane,
die in den unterschiedlichsten Ländern und Regionen der Erde spielten.
Dies hatte
zur Folge, dass fast jedes Land „seinen“ Jules Verne Roman bekam. Siehe
dazu auch meine Seite: Schauplätze der
Literatur.
Zur Vertiefung des Themas Amiens:
Weiterführende
Informationen und umfangreiches Bildmaterial zum Leben in Amiens
und den dortigen Wohnungen der Vernes gebe ich in meinen
Beitrag: Jules
Verne in Amiens
|
Das
Jahr 1886 brachte einschneidende Veränderungen für Jules Verne. Der bis
dahin
vom Glück Begünstigte erhielt mehrere harte Schicksalsschläge. Sein
geistig
verwirrter Neffe Gaston schoss ihm in den Fuß und jahrelanges,
gesundheitliches
Leiden sollte daraufhin folgen. Im gleichen Jahr starb sein Freund und
Verleger
Hetzel und im Folgejahr starb seine Mutter am
15. Februar 1887 in Nantes. Sein Vater war bereits am 3. November 1871
gestorben. Jules Verne
trug schwer am Verlust der Mutter. In seinen
Romanen spürte man das Nachlassen der Fantasie. Als er dann auch noch
seine Yacht
verkaufen musste um die enormen Schulden seines Sohnes Michel zu
begleichen, zog
er sich ganz in das kleinbürgerliche Leben Amiens zurück.
Dort
brachte er sich in das öffentliche Leben ein. Er wurde am 13. Mai 1888
das erste Mal in den Stadtrat von Amiens gewählt. (Bild oben rechts:
AMIENS –
Le Cirque: Als 1888 Jules Verne Verne in den Stadtrat gewählt wird, hat
er seinen ersten öffentlichen Auftritt am 23. Juni 1889 mit einer Rede
zur Eröffnung des städtischen Zirkus. Bild links: Jules Verne
bei der Museumseinweihung 1888, nicht wie öfters angegeben im
Stadtrat). Er arbeitete im Bereich Kultur bis 1903.Im
Jahre 1897 verschied sein geliebter
Bruder Paul.
Aber
die gesundheitlichen Probleme nehmen zu. Nach dem
Attentat Gastons
konnte er nie wieder schmerzfrei gehen, zusätzlich hatte er Probleme
mit
dem
Magen, er litt schwer am Grauen Star und bekam einen Schreibkrampf in
der
rechten
Hand. Trotzdem versuchte er bis zum Schluss zu Schreiben, auch wenn
seine Texte
immer schwerer lesbar wurden. Kurz
nachdem er am 8. Februar 1905 seinen 77. Geburtstag
feierte, erkrankte er einige Wochen später an Diabetes. Nach einem
Anfall wurde
er bettlägerig. Am 17. März erfolgte der nächste Diabetesanfall. In den
Morgenstunden des 24. März 1905, um
acht Uhr verstarb er im
Kreise seiner Familie.
Er
wurde am 28. März 1905 auf dem Madeleine-Friedhof in Amiens bestattet.
Bild
links: Der Trauerzug durch Amiens auf einer zeitgenössischen Postkarte.
Weitere Details habe ich auf meiner Seite Abschied nehmen von
Jules Verne
dargestellt. Die
Welt nahm Abschied von einem großen Sohn der Franzosen, der mit seiner
schöpferischen Fantasie Freunde in aller Welt gefunden hatte. Mit
seinen
Klassikern der technischen Fiktion hat er sich als Vater der
Sciencefiction
ein Denkmal gesetzt. Sein Hauptwerk aber, der eigentliche Grundgedanke
der Voyages Extraordinaires
lässt sich damit nicht beschreiben. Er gilt als
Begründer einer neuen Kategorie von Literatur, dem wissenschaftlich -
romantischen Abenteuer. Trotz seiner großen Präsenz auf
dem Buchmarkt und der Beliebtheit bei den Lesern, wurde er lange Zeit
von
der Literaturkritik mit Ignoranz gestraft. Aber nach seinen
Erfolgsjahren Ende
des 19. Jahrhunderts und einer nachfolgenden Ruhephase, erfreut sich
sein
Werk in den letzten fünfzig Jahren zunehmender Popularität. Nicht nur
durch die
Neuauflagen seiner Bücher, sondern auch zunehmend durch Verfilmungen,
hatten
sich die Helden seiner Romane die Herzen der Menschen wiedererobert.
Ergänzende
Artikel und Beiträge zum Leben Jules Vernes:
Weitere Einzelartikel
und Essays
zum
Leben und Schaffen Jules Vernes sind in meinem Archiv
zu finden. Den größten dokumentarischen Schatz zum Thema Verne mache
ich meinen Lesern mit dem Zeitungsarchiv
zugänglich. Ich habe dort mehrere hundert alte Zeitungen und
Zeitschriften ab 1855 zum Thema Jules Verne zusammengetragen.
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